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Konzerte & Festivals

Handy-Fotografen auf Konzerten

b.a.nause
Es fällt mir etwas schwer, die richtige Kategorie für dieses von Jan Schwarzkamp so treffend thematisierte Problem
zu finden- Aber hier ist es hoffentlich gut aufgehoben.

Der kleine Kommentar in der aktuellen Ausgabe hat jd.falls das Thema gut umrissen, das mich seit letztem Montag - Cancer Bats im Nachtleben Frankfurt - vermehrt beschäftigt.
Das Nachtleben ist relativ klein und überschaubar, aber der optische Genuss einer sich abrackernden Band wird dann schon extrem geschmälert, wenn man sich permanent vorkommt wie beim Deutschlandbesuch von Obama- Jeder auf der Suche nach dem perfekten Bild und vor allem- Ich rede hier nicht mehr von Handys oder kleinen Digi-Cams... Da sind Leute dabei, die Spiegelreflexkameras mit Objektiv mit sich herumschleppen und permanent den Protagonisten auf der Bühne ins verschwitzte Antlitz drücken- Nochmal, es waren die verdammten Cancer Bats... und Ghost of a thousand als support durften ähnliche Erfahrungen sammeln. Verschüchterte Kiddies die hektisch Fotos schiessen, anstatt der Musik zu lauschen und/oder sich dazu im Pit gegenseitig zu zerlegen.

Zwei Tage vorher war ich bei Smoke Blow in München- Keine Hobbyfotografen auszumachen.

War ich dort zu betrunken und meine Wahrnehmung getrübt?
Oder liegt es an den Bands bzw der angesprochenen Klientel?

Und was versprechen sich die Helmut Newtons für Arme von den geknipsten Fotos? Geht es hier wirklich noch um Erinnerung und Festhalten eines wichtigen Moments?

Auf der Suche nach Antworten-

b.a.nause :hm:
stereozwerg
Ich finde, das Thema ist wieder mal zu einseitig umrissen. Klar, ich finde es auch nervig wenn jeder zweite sein Handy oder die Kamera ne Stunde lang ohne Pause in die Höhe hält, vor allem wenn ich als nicht so große Person irgendwo in der Menge verschluckt bin und mir so die letzte Chance, ein bisschen was von der Bühne zu sehen, genommen wird.
Aber ich mache auch gerne das ein oder andere Foto - vor allem von den großartigen, aufregenden Konzerten. Ich will etwas haben, was ich mir hinterher als Desktophintergrund einrichten kann, um noch mal dieses geniale Gefühl zu haben, das mir ein Konzert gegeben hat - selbst wenn das Foto ne grausame Qualität hat.
Und ich gehöre nun mal nicht zu der elitären Gruppe Menschen die einen Presseausweis besitzt, und schon gar nicht will ich nur auf die Fotos von diesen Menschen angewiesen sein. Ein Erinnerungsfoto ist immer noch was privates, und sollte die eigene Sicht eines Moments widerspiegeln. Man sollte es halt nur nicht übertreiben.

Der goldene Mittelweg ist mal wieder gefragt. Schließlich könnte ich sonst auch davon anfangen, dass es furchtbar nervt wenn Leute in der U-Bahn auf ihren Iphones herumklopfen und irgendwelche bescheuerten Apps vorführen, anstatt das Handy an Orten mit vielen Menschen einfach mal wegzustecken. Das ist auch eine Art der Belästigung. Da sagt aber nie jemand was, weils halt einfach so ist.
TOCO21
Ich find das auch kaum zu ertragen. Bei einigen gehts sicher um Erinnerungsfotos, was okay ist, wenn man vielleicht 5mal das handy zum Knippsen hochhält, aber fast das ganze Konzert fällt unter NERV. Andere wollen wohl einfach nur zeigen, was für geile Geräte sie haben, genau wie die trendigsten, scheiß-teuren Klammotten. Dat is eben "Indie" heute.
Sebbe
Dat is eben "Indie" heute.


Ohja. Die Anzahl von Handys steigt wohl annähernd proportional zum "Coolnessgrad" der Band. So meine Erfahrung.

Das könnte man wohl darauf zurückführen das es einfach normal geworden ist alles immerwieder 100000 Millionen Mal zu fotografieren um alles zu archivieren und auf Facebook oder was weiß ich zu posten um sagen zu können man war DA.
Einer Menge Menschen reicht es nicht mehr einfach nur was geiles zu erleben, jeder muss daran teilhaben können und profilieren will man sich ja auch.

Mich nerven Handys vor der Nase wirklich extrem. Das zerstört die Atmosphäre und wenn man dann noch fies angeguckt wird wenn man den Handyträger auch nur anrempelt, dann kann ich nicht anders als lachen :D
kleinerhobbit33
Ich hab da auch immer versucht locker drüber zu stehen. Für mich ist es auch völlig in Ordnung wenn jemand ein paar Erinnerungsfotos schießt.

Glotz ich aber zwei Stunden lang in irgendwelche Handy Displays bekomm ich auch nen riesen Hals. Mir nimmt das auch jede Menge vom Erlebnis und das ist natürlich ärgerlich.

Und guckt man da Spaßeshalber bei youtube die eingestellten Videos (in den seltensten Fällen wird ja fotografiert) rollen sich einem direkt die Zehennägel hoch und man bzw. ich ist noch saurer dass man Stundenlang das ätzende Mobiltelefon vor der Schnauze hatte.

Deswegen nochmal und als Fazit. Ein persönliches Foto auf nem Konzert zu schießen ist das eine und auch in Ordnung. Aber zwei Stunden mikrige Pixelfilmchen ohne Sound aufnehmen ist ein No Go, basta :wink:
stevenstelfox
Handyfotos bzw. Videos sind einfach mal absolut überflüssig... Die Qualität ist wirklich ausnahmslos mies.
Das ist auch der Grund warum ich selbst bei meinem Handy auf eine Kamera verzichtet habe.

Ich habe zwar auch eine Digitalkamera, klein und kompakt für die Hosentasche. Die macht da deutlich bessere Fotos,
aber auf Konzerten bleibt sie dann doch einfach in der Hosentasche. Für ordentliche Fotos ist man in der Regel eh
zu weit weg vom Bühnengeschehen und ausserdem will man ja die Show sehen.

Trotzdem ist der Beitrag von Herrn Schwarzkamp natürlich auch etwas kritisch zu sehen. Schliesslich ist es für Ihn mit
Sicherheit KEIN Problem auf Konzerte zu gehen und seine Spiegelreflexkamera mit zu nehmen bzw. von sehr guter Position (z.B. Fotograben) zu fotografieren. Presse-Akkreditierung sei Dank. Und diese Fotos werden mit Sicherheit auch nicht alle nur zum rein beruflichen Zwecke genutzt...
Von daher finde ich die Kritik von seiner Seite aus ein wenig unpassend.

Aber auch ich würde mir wünschen das die Leute sich wieder mehr auf das Konzert als auf das tolle Foto davon konzentrieren würden.

Und ganz ehrlich: wenn es einen richtig nervt, dann darf man die entsprechende Person auch einfach mal ansprechen und Ihr das mitteilen. So mache ich das auch mit Leuten die bei Konzerten direkt vor mir stehen und die ganze Zeit nur quatschen, anstatt sich die Show anzuschauen.
reservoir dog
Also seit ich Vater geworden bin gehe ich zwar nur noch selten auf Konzerte aber früher habe ich vieles mitgenommen was in meiner Nähe in den Clubs gespielt hat. Ja ich hab auch das ein oder andere Foto gemacht wovon viele verdammt schlecht geworden sind und heute hab ich keines mehr. Gefilmt hab ich nie.
Will ja schlieslich die Show sehen und da nervt mich sowas. Je erfolgreicher der Künstler desto häufiger wird geknipst oder gefilmt.

Mal von ner anderen Seite aus betrachtet. Wie das eigentlich rechtlich mit dem Filmen bei Konzerten, egal welcher Qualität und Mittel. hab gehört man darf sowas eigentlich nur mit Erlaubnis des Veranstalters. Und das auch wegen der Aufzeichnung Gema geschützter Musik, egal in welcher Qualität die Musik aufgenommen wird. Und wie ist das mit dem persönlichen recht, das nur jemand, in dem falle der Künstler auf der Bühne, gefilmt werden darf wenn er es auch möchte? Greift das hier nicht?

Und das mit dem veröffentlichen bei, z.B. Youtube, geht dann nochmals erst recht nicht. Bei Fotos bin ich mir net sicher aber müsste da nicht auch erst gefragt werden ob derjenige den man knipsen will das auch selbst will. Oder sind Künstler öffentliche Gut und müssen sowas dulden?

Ich denke nicht oder?
-pmh-
Für mich ist es auch völlig in Ordnung wenn jemand ein paar Erinnerungsfotos schießt.

Glotz ich aber zwei Stunden lang in irgendwelche Handy Displays bekomm ich auch nen riesen Hals. Mir nimmt das auch jede Menge vom Erlebnis und das ist natürlich ärgerlich.

Ein persönliches Foto auf nem Konzert zu schießen ist das eine und auch in Ordnung. Aber zwei Stunden mikrige Pixelfilmchen ohne Sound aufnehmen ist ein No Go, basta :wink:kleinerhobbit33, 02.05.2010 11:16



dem ist nix hinzuzufügen ....


aaaaaaaaaaaaaaaber:
was mich viel mehr nervt als dieses "ich-muss-mein-handy-alle-20sec-in-die-höhe-halten"-spiel ist dass manche sich nicht und nicht an ein rauchverbot halten (ist in den meisten locations eh schon üblich. sehr gut wie ich finde). es wird zwar ab und an kontrolliert, aber bei 1000+ in einer halle wird das nie ganz klappen ...

deshalb mein aufruf an alle raucher > ihr könnt - wenns schon sein muss - vor & nach jeder band nach DRAUSSEN gehen und gerne dort eure lungen schädigen, danke ! aber bitte verschont mich in der halle mit dieser nikotinwand. punkt.
Flabes2000
Was ist denn schon dabei wenn die Kids mal schnell ein Erinnerungsfoto schießen auf dem sie dann nachher eh nix erkennen werden. Oder irgendso ein Proll meint, er müßte seine neueste Schwanzverlängerung in Form eines multimedialen Mobiltelefons mal kurz in die Luft halten, damit alle die es eh nicht interessiert, diese auch mal sehen (Dabei denke ich immer an Mr. Bean und seine Kreditkarte). Von so etwas lass ich mir nicht den Konzert-Abend vermiesen. Ebensowenig, wie von den Leuten die meinen sie müßten die ganze Zeit doof rumquatschen. Oder jenen die sich in ihrer "persönlichen Freiheit" eingeengt fühlen und trotz Verbot rauchen. Auch die Konzertbesucher die zwei Stunden wie die Ölgötzen rumstehen und einen schief anschauen wenn man sie beim Pogen kurz mal berührt (Die schreiben dann in anderen Foren daß ich sie nerve). Es gibt auch so Spezialisten die nach dem ersten Akkord direkt lauthals in die Runde rufen können: "Das ist das X-te Stück von der Y-sten Platte!" Auch für die habe ich ein mildes Lächeln übrig. Auch immer wieder fein ist der Crowdsurfer, der dir von hinten in den Nacken fällt, sodaß du zwei Wochen den Kopf nicht mehr bewegen kannst. Die sind mir auch lieb und teuer. Von all denen laß ich mir den Abend nicht versauen. Und wer weiß ob ich nicht auch schon mal durch mein Verhalten bei Konzerten jemandem auf den Wecker gegangen bin?

Aber. Unterm Strich sind wir doch alle nur wegen der Musik da. Und die verbindet doch, oder?
b.a.nause
Wollte auch noch kurz anmerken, dass ich es OK finde, wenn jmd. ein "Erinnerungsfoto" schiesst- Wenn die innere Festplatte als Speicherplatz nicht ausreicht -> Nur zu. Ich habe auch keine Abneigung gegen die neue Welt und ihre technischen Kinkerlitzchen...aber ich finde, man sollte einfach mal wissen wann Schluss is.

So is das aber wohl bei allen möglichen Abarten und Charakteren die einem bei Konzerten so begegnen, Flabes2000 hat das ja ganz gut zusammengefasst.

Nur stört mich traditionell der Raucher oder Mitsinger weniger- Den kenn ich schon so lang und Ja, er is irgendwie Rock'n'Roll.

Spiegelreflekameras und Handyfotografie- Für mich nochmal ne andere Liga.
realdandy
manchmal stehen aber auch die ordnungwächter von der security zu sehr im mittelpunkt um auf all die regeln filmen, knipsen und rauchen zu achten. gestern bei brmc war es so, dass die securitys ständig ins publikum reinmarschiert sind. knipse auch gerne ein paar bilder, wenn ich denn gut stehe, aber das wars auch. nur komplettfilmaufnahmen (habe ich bei oasis beim melt! vom nebenmann erlebt) finde ich störend. der gute jan hat allerdings wie schon andere gesagt haben, einfach eine ganz andere Perspektive, ist mehr was für einen Leserbrief als von einem Schreiberling der besten deutschen Musikzeitschrift
kleinerhobbit33
Zu der Rauchergeschichte hab ich auch ne Meinung. Ich rauche ja auch ganz gerne mal die ein oder andere wenn ich was getrunken habe, das hindert mich allerdings auf einem Konzert nicht vor die Tür zu gehen, auf dem Weg kann man sich ja auch noch nen Drink holen :cheers:

Und eigentlich klappt die Sache ja auch relativ gut, wenn man sich überlegt wie läppsch in Deutschland dieses Verbot im Allgemeinen gehandhabt wird.

Interessante Anekdote dazu. Kurz nach Einführung des Rauchverbotes in Baden-Würtemberg (die waren ja die ersten) schrieb mal ein Nichtraucher in einem Bandforum.

"Ich wünsche mir sofort die Raucher zurück in die Halle, da muss ich wenigstens diesen ekelhaften Schweißgeruch nicht ertragen!!" . Auch ne Sichtweise, oder lol!!

Ich find dieses stundenlange Gefilme trotzdem nervig ohne Ende, so :wink: