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Ich würde sagen: Nach der Diskussion ist es mal wieder Zeit für einen Konzertbericht. Denn ich war ja gestern in der lautesten Sauna der Welt, dem Unterground zu Köln.
Als erstes spielten da vier junge Kerle auf, die sich in der Band Chon zusammengerottet haben. Die konnten ihre Instrumente definitiv bedienen, das kann man absolut nicht bestreiten. Leider klang das Ergebnis gelegentlich nach Fahrstuhl-Gedudels, und ich kann Rockmusik ohne Gesang ja eh selten was abgewinnen. Das soll jetzt aber nicht zu negativ klingen, ich hab definitiv schon reichlich schlechtere Vorbands gesehen und über weite Strecken war das Gegniedel auch ganz unterhaltsam. Aber eine halbe Stunde hat dann auch gereicht.

Während des Vortrags forderte der für die Ansagen verantwortliche Bassist übrigens zwei Mal das Publikum auf, ihre Shirts in die Hosen zu stecken, "because this is classy event." In der Pause hab ich dann auch die Zettel an den Wänden bemerkt, auf denen (auf deutsch!) stand, dass man bitte seine Shirts in die Hosen stecken sollte, sonst müsste man mit Platzverbot rechnen. Achso.

Als nächstes spielten Rolo Tomassi, oder so ähnlich. Den Namen hab ich genau so schlecht behalten wie die Musik, die sie dargeboten haben. Ich weiß nur noch, dass die Sängerin die meiste Zeit Laute von sich gegeben hat, die (man kann es nicht anders sagen) wie das Gebelle eines Hunds klangen. Texte waren da absolut nicht rauszuhören. Manchmal hat sie auch gesungen. Das war besser, aber immer noch nicht toll. Ein Lied war aber glaub ich ganz gut. Außerdem wurden wir zwei Mal aufgefordert, doch bitte unsere Shirts in die Hosen zu stecken.

Kommen wir zum Hauptact des Abends: The Fall of Troy. Um es vorweg zu nehmen: Der Sound war leider wieder ein wenig das Manko. Vor allem am Anfang war das etwas dumpf und der Bass hat alles umgewummert, leider waren dadurch die witzigen Gitarrenfrickeleien nur zu erahnen. Es wurde aber von Lied zu Lied besser, nach einer halben Stunde hatte der Sound sich von 4+ auf eine glatte 2 verbessert. Die tobende Masse war aber anscheinend ganz zufrieden, denn, nun ja, sie tobte eben. Ich glaube, dass die ihre Shirts gar nicht in der Hose hatten, obwohl mindestens nach jedem dritten Lied darauf hingewiesen wurde, dass sich das so gehören würde.

Als kurzen Einschub muss ich an der Stelle erzählen, dass ich vorher bei setlist.fm mal geschaut hatte, was mich denn so erwarten würde, und da gesehen habe, dass die Reihenfolge der Lieder bei jedem Konzert der Tour irgendwie total anders ist. Wie ausgewürfelt.

Das Phänomen erklärte sich mir so langsam: Zwischen den Liedern wurde entweder fleißig irgendwas gejamt (oder wie man das schreiben soll), oder die Band traf sich am Schlagzeug und beratschlagte kurz. Am Ende kam dann irgendwie das nächste Lied dabei raus. Wer braucht bitte sehr schon eine Setlist? Besonders beeindruckend finde ich das wegen der Tatsache, dass die Band nur etwa 7-8 feste Lieder an jedem Abend spielt und dann aus einem Fundus aus mindestens noch mal einem Dutzend Songs (die teilweise die 4-Minuten-Marke deutlich (!) knacken) auffüllt. Und ich würde mal schätzen, dass das jetzt auch nicht grade leicht zu spielende Sachen sind.

Weiter im Text: So ca. nach 40 Minuten wurde "Macaulay McCulkin" angestimmt. Nach gut vier Minuten driftete das Lied in einen längeren Jam aus, der, ich sag mal so, ganz nett anzuhören war. Irgendwann fanden die Herren dann mal wieder die Spur in den Song, nur um zwei Minuten später noch mal alles auf links zu drehen.

Kurz darauf wurde ein Lied angestimmt, das meiner Meinung nach nicht aus der Feder der Band sein kann. Ich habe keine Ahnung wie es heißt, aber es war einfach ein straighter Rocksong. Leicht punkig auch. Ich glaube sie fanden das einfach witzig. Ich auch.

Direkt im Anschluss, also so nach einer guten Stunde, wurde F.C.P.R.E.M.I.X., aka der Riesenhit, bekannt aus Guitar Hero 3 (man, was hab ich das Lied bis zum Erbrechen gezockt), gezündet. Der Moschpit war plötzlich doppelt so groß, sprich, er reichte fast bis zum Mischpult. Vor dem Moschpart des Liedes ging einer der Roadies mal beherzt durchs Publikum und zog eine Schneise, die sich wenig überraschend wie von selbst in eine Wall of Death verwandelte. Das ist ja irgendwie auch viel einfacher, als dem Publikum drei Minuten lang zu erklären, dass sie doch jetzt bitte, bitte, bitte mal sowas aufbauen sollen. Die Wirkung wurde nicht verfehlt und ich war sehr froh, dass sie das Publikum nicht schon eine Stunde vorher so aufgepeitscht hatten - ich weiß nicht, ob alle lebend das Gebäude verlassen hätten. Oder ob es überhaupt noch gestanden hätte. Die Testosteronwolke wäre jedenfalls mindestens bis nach Düsseldorf zu riechen gewesen.

Nachdem alle wieder ihre Shirts in der Hose hatten, gab es unter anderem noch "What Sound does a Mastodon make?" zu hören, das ähnlich ausufernd war wie "Macaulay McCulkin", bis die Band nach 85 Minuten von der Bühne ging. Zu meiner Überraschung kam sie aber tatsächlich noch für eine Zugabe wieder. Zu "Ex-Creations" gab es sogar die offizielle Erlaubnis der Band, das Shirt nun doch mal aus der Hose zu nehmen. Ein fantastischer Abschluss war es zudem. Wenn der Sound von Anfang so perfekt gewesen wäre wie bei der Zugabe, ich glaube das Konzert hätte an der Höchstwertung gekratzt. So war es nur das vollkommen verrückte Konzert von drei Genies, die gewaltig einen an der Waffel haben und allem Anschein nach sehr auf Running Gags stehen.

Nächstes Jahr wollen sie mit einem neuen Album wieder kommen. Nichts wird mich davon abhalten wieder hin zu gehen.

Davon ab habt ihr jetzt erst mal Ruhe von meinen Romanen, die nächsten Konzerte stehen erst in einem knappen Monat an (und ich glaube, bei denen wird es weniger zu erzählen geben).

Schade, dass du nicht allzu viel Spaß hattest mit Rolo Tomassi. Ist eigentlich Musik, die deine Kragenweite sein dürfte. Das aktuelle Album kann ich nur empfehlen.

Merci für den Bericht, liest sich doch gut

War das mit den Shirts irgendwie ironisch von denen?

Also ich hatte mein Shirt jedenfalls nicht in der Hose (ich habs zwischendurch kurz mal probiert, aber bei den Temperaturen wäre ich nach drei Minuten gestorben) und wurde nicht des Platzes verwiesen.

Also wenn ich mal zusammenwürfeln darf: Running Gags, Hemd in die Hose stopfen, Visionsforenmitglieder anwesend... .

Visionsforenmitglieder anwesend... .eigenwert, 25.08.2015 20:29 #

Aber nicht sehr viele. Sonst wäre ja niemand da gewesen, der sein Hemd in die Hose hätte stopfen können.

klingt jedenfalls nach einem schwer begeisterten schmirlie und ich bin (wieder mal) ein bisschen neidisch auf alle Kölner.

Freunde, wer von euch hat denn schon mal Torche live gesehen? Kann mich an keinen Konzertbericht hier erinnern. Überlege, Anfang November in Bremen hinzugehen, weil ich aber nicht so ein Riesenfan der Band bin, brauche ich wohl noch etwas Motivation zum Kauf eines Tickets. Also: Lohnt sich das?

Stimmt, kann mich hier auch an keinen Bericht erinnern Seltsam.

Gibt doch reichlich Hörer der Alben hier. Da sollte man meinen, es hätte ein, zwei Leute auch schon mal zu einem Konzert verschlagen.

Ich hab sie mit dem quietschbunten Album in Wiesbaden leider verpasst.
Davor kannte ich sie nicht, danach warn sie bislang nicht mehr da (glaub ich).
Für ne relativ breite Konsensband hier schon überraschend.

Bei der letzten Tour hatten die ja diesen schweren Busunfall, oder?

An einen schweren Busunfall kann ich mich spontan nur bei Baroness erinnern.

Kann sein, dass ich mich da verzettele.

Waren das nicht Baroness?

Ich hatte mir mal ein Ticket gekauft und konnte dann nicht hin
Hab mich dann aber auch nicht wirklich viel mehr mit der Band beschäftigt.

Ich hatte mir mal ein Ticket gekauft und konnte dann nicht hin schmirglie, 26.08.2015 10:04 #

Immerhin schon mal jemanden gefunden, der fast da war. Wir kommen der Sache näher!

Freunde, wer von euch hat denn schon mal Torche live gesehen?OneFingerSalute, 26.08.2015 08:34 #

2,3x gesehen, immer ein Fest.

Aha. Da haben wir's. "Immer ein Fest", das geht als gute Motivation durch