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Wie schreibe ich über ein Album, welches ich damals unter anderen sehnsüchtig erwartet habe, welches mich dann anfangs enttäuscht hat, mit dem ich mich aber wahrscheinlich spätestens zur "KOOK" Zeit wieder versöhnt habe? Ein Blick in die Zeit davor: "Digital ist besser" und "Nach der verlorenen Zeit" haben mich umgehauen, eigentlich zu LoFi für meinen damaligen Geschmack (Punk war irgendwie durch), aber großartige auf den Punkt gebrachte Aussagen mit dem "kann ich mich mit identifizieren" Faktor. Kurzer Abstecher ins Danach: "Es ist mir egal, aber" war dann die Erklärung für meine kurze Abneigung zu "w.k.u.u.z.b.", ich verstand damals den, wen auch sehr kleinen, Zwischenschritt nicht. Aber zur Sache. "jetzt geht wieder alles von vorne los" haben sich alle gedacht, die Tocotronic nie mochten, da es auf die vorherigen Alben gepasst hätte. Ein toller erster Song, gefolgt von zwei weiteren typischen Toco Nummern. "wir kommen um uns zu beschweren" war auch mein Gedanke bezüglich der Platte damals, aber auch hier wurde einfach wunderbar auf nervige Kleinigkeiten, die jeder kennt, ohne Besserwisserei aufmerksam gemacht. Sehr wehmütig höre ich während des Schreibens "so jung kommen wir nicht mehr zusammen". Stimmt! "es ist besser vor dem Stumpfsinn zu kapitulieren, ich wünschte ich würde mich für Tennis interessieren" ist einfach immer noch T-Shirt fähig, da in einigen Kreisen sehr viele Fragezeichen über den Köpfen auftauchen werden. Bevor es dann für Toco Verhältnisse "balladesk" wird nochmal "ich werde mich nicht verändern" mit dem ehrlichen Augenzwinkern "doch jetzt noch nicht", sagt dieses Album "Ich möchte irgendetwas für dich sein" zu mir und während ich noch überlege, was es meint, antwortet es "am Ende bin ich nur ich selbst".

Jawollja, endlich mal was Gescheites. Ist glaub ich sogar meine liebste Tocotronic. Da sind solche Perlen drauf. Ein Klopper nach dem nächsten. Mark E Smith, Team Dresch, Kleinkunst usw. Da hab ich auch heute noch Spaß dran. Kleinkunst passte damals sehr gut, weil ich zu der Zeit so ein paar weltfremde, selbstgestrickte Jongliervögel im Freundeskreis hatte. Ich musste bei jedem Hördurchgang an die Leute denken und hab mich kaputt gelacht.
Überhaupt, Texte sind mir normalerweise ja total egal, aber bei Tocotronic, vor allem bei den frühen Sachen, achte ich darauf, ich lieb die sogar und die meisten kann ich mitsingen. Sehr selten bei mir.
Man darf die Band nur nicht live sehen. Hab ich damals und ich war erst 26, aber damit war ich auf dem Konzert schon fast die Oma. Und ganz viele von diesen in Kleinkunst beschriebenen Vögeln liefen da rum. Muss man nicht verstehen...

Meine liebste ist es nicht, aber es sind immer noch genügend Songzeilen im Hirn abrufbar. Allerdings war ich damals auch ein wenig enttäuscht von der Platte, hinten raus wurde es doch etwas verwechselbar. Die ganzen "Ich..." Songs.

Die Band ist völlig an mir vorbeigegangen, obwohl selbst bei und in der tiefsten Provinz genug Leute mit abgeschrabbelten Traingsjacken rumgerannt sind. Mittlerweile habe ich meine grundsätzliche Abneigung gegen deutsche Texte zwar längst abgelegt, aber Tocotronic und ich, wir werden keine Freunde mehr.

"Ich möchte irgendetwas für dich sein"schmuddelkatze, 21.12.2015 22:35 #

der einzige song aus der toco-frühzeit UND von diesem album, der mir heute noch etwas bedeutet.
ansonsten stehe ich mehr auf die toco zwischen K.O.O.K & "wie wir leben wollen"... das rote Album von 2015 war eher ein reinfall.

Ich kann mit Tocotronic erst ab Pure Vernunft was anfangen. Hab die älteren Sachen mehrmals versucht, das ist einfach nicht meine Baustelle.

Und ich tu mich schon mit "Es ist egal, aber" schwer und ab K.O.O.K. ist dann bei mir vorbei. Mit Ausnahme einzelner Songs wie "Bitte oszilieren sie".

Ach, guck an: Sehe gerade, dass das einzige Toco-Lied, das ich wirklich gut finde, auf dem besprochenen Album ist. Letztens erst prima von Kmpfsprt gecovert, mochte ich aber vorher schon:

Ach, guck an: Sehe gerade, dass das einzige Toco-Lied, das ich wirklich gut finde, auf dem besprochenen Album ist. Letztens erst prima von Kmpfsprt gecovert, mochte ich aber vorher schon:OneFingerSalute, 22.12.2015 13:01 #

Dann verstehe ich deine Abneigung nicht. Das ist doch schon sehr typisch für die ganzen kurzen Klopper auf der Platte.

Die Abneigung ist uralt, damals fand ich das alles richtig doof. Ändert sich jetzt nix mehr dran, ich forciere das auch nicht. Habe bisher gut ohne Tocotronic gelebt und werde das auch in Zukunft schaffen.

Ich habe Tocotronic ja altersbedingt erst viel später entdeckt (auch wenn es nicht sooo spät hätte sein müssen), ich mag von den frühen Alben aber nur Nach der verlorenen Zeit nicht. Die anderen drei sind alle super und werden regelmäßig von mir gehört. K.O.O.K. dagegen verstehe ich bis heute nicht.

Frei nach Loriot ist ein Leben ohne Tocotronic möglich, aber sinnlos. "Unsere Leidenschaft ist ihnen rätselhaft"... was wäre die Welt ohne diese Textzeile.

Und genau sowas hab ich der Band niemals abgekauft. Das sind drei total verkopfte Typen, die haben von Leidenschaft überhaupt keine Ahnung.

Komische Theorie, würde bedeuten, dass Tocotronic ohne jede Leidenschaft ihrer Musik nachgehen, kann ja eigentlich garnicht sein, so lange wie sie jetzt schon dabei sind.

Das sind drei total verkopfte Typen, die haben von Leidenschaft überhaupt keine Ahnung.Olsen, 22.12.2015 13:51 #

Dachte ich auch so ähnlich, bis ich die Geschichte zum roten Album in der Visions gelesen habe vor ein paar Monaten. Kann dir leider nicht erzählen, was da drin stand, aber es hat meinen Blick auf die Band schon ziemlich verändert, finde sie jetzt deutlich sympathischer.

Interessant, bislang dachte ich auch das wäre ein Haufen unsympathischer Berufsmusiker mit Artsy-Fartsy-Kunstanspruch an ihre Musik.
Leidenschaft hatte ich da bis jetzt nicht vermutet.

Kennst du die ersten Alben? Da ist noch nicht viel mit Arthouse.
"Ihr sitzt in euren Zimmern und ihr wartet auf das Glück
Und ihr habt schon zwanzigtausend Zigaretten ausgedrückt
Redet nur von den Projekten und von eurem neuen Stück
Manchmal frag' ich mich: Bin ich oder ihr verrückt?

Ich will nicht schlecht über euch reden, es ist ja doch nur primitiv
Ich verabscheue euch wegen eurer Kleinkunst zutiefst"

Interessant, bislang dachte ich auch das wäre ein Haufen unsympathischer Berufsmusiker mit Artsy-Fartsy-Kunstanspruch an ihre Musik.
Leidenschaft hatte ich da bis jetzt nicht vermutet.Drunken Third, 22.12.2015 14:02 #

Ja stimmt, Leidenschaft gibt es ja grundsätzlich nur bei Musikern, die im Club noch schwitzen, alle anderen wollen sich nur die Eier pinseln lassen, aufgrund ihres artsy irgendwas Kunstanspruchs, weitehin eine seltsame Theorie.

Weniger Theorie als Gefühl, hab die auch in der Tat immer nur im Augenwinkel wahrgenommen.
Gerade deshalb sollte sich da nun niemand auf den Schlips getreten fühlen.

Ich fühle mich nicht angegriffen, Tocotronic sind mir eigentlich egal, bloß es ist doch einfach nur logisch, dass bei Menschen, die mit ihrer eigenen Musik Geld verdienen wollen, immer ein hohes Maß an Leidenschaft vorhanden sein muss, daher meine Verwirrung.