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Woas Sois...
Dann dürfte der Staat aber auch nicht bei einer Geiselnahme eingreifen :hm:

Schwierige Thematik, ich sehe da auch noch ein Gebot des Handelns, wenn man es kann.
AERPELSCHLOT
Dann dürfte der Staat aber auch nicht bei einer Geiselnahme eingreifen :hm:Woas Sois..., 14.10.2016 13:22 #

Tut er auch nicht, wenn die Geiseln oder Unbeteiligte gefährdet sind.
Woas Sois...
So? Mogadischu?
AERPELSCHLOT
Erstmal ist dabei keiner umgekommen (außer den Geiselnehmern). Außerdem wäre Schmidt auch zurückgetreten, wenn da was passiert wäre. Er war sich also durchaus bewusst, daß das eigentlich keine gute Idee war.
Auch das, was sich die Stümper im Falle Gladbeck geleistet haben, ist so nicht vorgesehen und da sind auch anschließend Köpfe gerollt. Fehler in der Beurteilung der Lage gibts, aber der Grundsatz ist klar.
Woas Sois...
Punkt bleibt aber, es wurde gehandelt. Ein Risiko eingegangen und nicht kategorisch ausgeschlossen.
Ich weiß nicht, wie ich mich entscheiden würde, aber ich könnte vermutlich nicht damit leben, nichts zu tun.
Zynisch gesagt, die im Flugzeug sind so oder so schon tot. Ja, die Meinung bricht mit hehren Idealen, die es nicht umsonst gibt. Die einen hohen Wert haben. Ein bisschen Folter gibt es nicht. Aber bei mir bleiben Kratzer im Gewissen.
AERPELSCHLOT
Schlafen könnte ich nach meiner Entscheidung vermutlich auch erstmal nicht mehr. Aber es bleibt die einzige Möglichkeit für mich.
Woas Sois...
Ich wollte das auch nicht moralisch bewerten.
eigenwert
Jetzt hab ich grad online was gesucht, aber nicht gefunden.
Ich hab grad einen sehr guten Artikel zu diesem Thema in der Zeit (print ) gelesen, Titel : Das Volk™ richtet, von Marie Schmidt.
Hilft euch jetzt nicht grad weiter, ich weiß. Aber vielleicht wird's ja demnächst online gestellt.
Auf jeden Fall befasst sich der Artikel sehr kritisch mit der idee der Zuschauerabstimmung, der Vorstellung eines Gesunden Menschenverstandes (insbesondere versus abstrakte Verfassung) etc.
Hat mich grad sehr gefreut, es zu lesen.

Ach ja, noch kurz ein paar Cents von meiner Seite: das Szenario geht ja immer von einem entführten Flugzeug aus, was die Sache (scheinbar!) eindeutig macht. Nur ist es im realen Leben immer nochmal anders. Denn wie sähe es aus, wenn es nur um eine (unbeweisbare) Bombendrohung ginge etc?
Und wenn es ein allgemeines Gesetz gäbe (für etwas, das sich eh nicht regeln lässt, da es immer um Einzelfallentscheidungen geht), was wäre denn der nächste Schritt?
Und nochmal ein etc...
Schalten Sie auch morgen wieder ein, bleiben Sie wach, bis dann (und kommen Sie gut durch diese Nacht).

Zuletzt geändert von eigenwert

Go Ahead Eagle
hm, ganz so leicht ist das eben nicht, finde ich. wenn man die möglichkeit hat, mord zu verhindern - erstmal unabhängig von den mitteln - und diese möglichkeit nicht nutzt, macht man sich der beihilfe zu mord schuldig.etienoir, 14.10.2016 12:12 #

Ich finde, es ist so einfach. Natürlich bleibt es schwer, diese Entscheidung dann wirklich so zu fällen und später damit leben zu müssen. Aber da gibts für mich keine andere Möglichkeit. Ich bestimme nicht, wer leben darf und wer sterben muss. Und ich stelle nicht das Leben von diesen über das Leben von jenen. Und ich mache mich lieber der Beihilfe als des tatsächlichen Mordes schuldig.AERPELSCHLOT, 14.10.2016 12:28 #

So kontrovers deine Meinungen auch manchmal sein mögen, ich kann es nicht anders sehen, als du hier.
"Beihilfe zum Mord" ist allerdings anscheinend der falsche Begriff für einen solchen Akt unterlassener "Sterbehilfeleistung", sagt meine Rechtsberatung. Egal, moralisch gesehen möchte ich dir beipflichten.
LarryRansomInferno
Sollte man jemals in so eine Situation kommen, kann man sich eigentlich direkt in den Kopf schießen, oder aus dem Jet springen. Glücklich wird man in dem Leben eh nicht mehr, egal was man macht.
OneFingerSalute
Habe den Film heute Abend schon gesehen inklusive anschließender Diskussion mit Experten aus verschiedenen Fachgebieten, war sehr interessant. Erstaunlich, dass keiner zu einem wirklich eindeutigen Ergebnis kam, was die Schuldigkeit des Kampfpiloten betrifft - weder der Ethik-Professor noch der Luftfahrtsicherheitsexperte und auch nicht die Strafrechtlerin. Lohnt sich auf jeden Fall, den Film zu gucken. Spannende Argumente auf beiden Seiten und auch filmisch und schauspielerisch ansprechend umgesetzt, das Kammerspiel im Gerichtssaal.

Glücklich wird man in dem Leben eh nicht mehr, egal was man macht.LarryRansomInferno, 15.10.2016 01:26 #


Was das angeht, war der Ethik-Typ ganz eindeutig unterwegs. Sieht er genauso wie du.
JakeofallTrades
Wundert mich,dass die Rechtsexperten zu keinem eindeutigen Urteil gekommen sind. Der Abschuss solch einer Maschine wurde doch vom Verfassungsgericht als rechtswidrig wieder gekippt und auch bei einem Terrorangriff darf die Verfassung nicht außer Kraft gesetzt werden?


Finde den moralischen bzw. psychologischen Aspekt an der Sache interessanter. Eine Maschine würde natürlich nach der Opferzahl 70 zu 40.000 bewerten,aber nach welchen Kriterien bewertet da das Gehirn? Auch der Ansatz von Aerpel mit der Aussage "ich entscheide nicht über wer lebt und stirbt" ist zu einfach. Allein schon wenn ein Bezugspunkt für den Kampfpilot besteht, wie zb. in dem Stadion oder Maschine halten sich Bekannte/Freunde/ Familie auf, macht die Sachlage noch komplizierter. Würde man die Maschine abschießen,wenn sich auch nur eine Person darin aufhält,wie zb die Freundin/Freund,um 40.000 zu retten?
Go Ahead Eagle
Leider ist das Thema momentan sehr aktuell.
Bevor wir selbstfahrende Autos auf den Straßen haben, werden derzeit solche moralisch-ethischen Grundlagen geklärt.
Es soll geregelt werden, wie eine Maschine in einem solchen Dilemma reagieren soll.
Woas Sois...
Hat Mercedes ja gerade für sich grundsätzlich entschieden. Insassen gehen immer vor Passanten.
Go Ahead Eagle
Hat Mercedes ja gerade für sich grundsätzlich entschieden. Insassen gehen immer vor Passanten.Woas Sois..., 15.10.2016 11:49 #

Ähm...What?!? Eine Firma darf solche Entscheidungen fällen? Echt jetzt?
Das habe ich leider nicht mitbekommen.
Woas Sois...
Hier auf die Schnelle
Irgendwie auch logisch, wer würde denn ein Auto kaufen, das eher einen selbst opfert?
Go Ahead Eagle
Zänk yu!
etienoir
merke gerade an mir selbst, dass über die beschäftigung mit der frage die sensibilisierung und das interesse steigt. ohne einer antwort näher zu kommen. im nachhinein, wenn das flugzeug tatsächlich ins stadion kracht, könnte man sich immer vorwerfen, die größere katastrophe nicht verhindert zu haben. in der situation jedoch wäre es wie gott spielen - die entscheidung über den tod der insassen läge dann bei einem selbst. dabei könnte doch auch etwas unvorhergesehenes - sowas nennt man dann vielleicht wunder - passieren, sodass die entscheidung nicht nötig gewesen bzw falsch wäre.

mir gefällt auf jeden fall, dass aufgrund dieser medialen darbietung ein problembewusstsein in der bevölkerung vertieft oder geschaffen wird. so etwas könnte bei derart heiklen fragen oder auch bei solchen, die das leben aller beeinflussen, wesentlich häufiger im örf angeboten werden. und auch ergebnisse oder auch nur aspekte der angeregten diskussionen könnten wiederum einfließen bei der legislativen entscheidungsfindung.
Go Ahead Eagle
"Solche ethischen Fragestellungen würden in Zukunft aber gar nicht so relevant sein, meinte der Abteilungsleiter weiter. 99 Prozent der Ingenieursarbeit ziele darauf ab, solche Situationen zu verhindern: „Es wird nicht allzu oft vorkommen.“"

Oh Mann. Das liest sich alles andere als beruhigend. :yikes:
etienoir
was mir immernoch übel aufstößt in dem verkehrszusammenhang, ist die rechtlosigkeit von tieren. bremst du wegen einem auf der straße befindlichen tier, was zur unfallfolge mit einem oder mehreren dritten führt, hast du schuld. analog soll man dann auch auf jede oma oder jedes schulkind draufhalten?