"Nothing This Beautiful". Das
Orange Blossom Special in meiner Heimatstadt Beverungen hatte mal wieder ein sehr gut passendes Motto und mit dem geschundenen Einhorn als Maskottchen der 21. Ausgabe gab's dazu noch einen passenden Kommentar zur aktuellen Weltlage. Es haben natürlich viel mehr Bands gespielt, als ich hier gleich erwähnen werde, aber die habe ich entweder nicht oder nicht aufmerksam genug verfolgt, um ihre Konzerte zu besprechen oder sie waren einfach nicht mein Fall. Dann wollen wir mal zu den Höhepunkten kommen:
Gleich am Freitag standen
AnnenMayKantereit auf der Bühne. Es war ihr drittes Mal beim OBS, das mittlerweile eigentlich viel zu klein für sie ist mit seinen 2.8000 Besuchern. Aber sie spielen so gerne an der Weser, dass sie sich selbst angeboten und auf einen nicht unbeträchtlichen Teil ihrer üblichen Gage verzichtet haben, was schon mal massiv sympathisch ist. Live kann ich mir die gut angucken und -hören und wenn meine Freundin neben mir steht und ihren Spaß dabei hat, alle Songs lauthals mitzusingen, dann ist alles richtig so.
Samstag war der Spaß an der kleinen Umbaupausen-Bühne am größten. Love-A-Sänger Jörkk hatte letztes Jahr so viel Spaß und Schnaps beim OBS, dass er ebenfalls unbedingt wieder auftreteten wollte - diesmal dann halt mit seiner Zweit-Combo
Schreng Schreng & La La. Da singt er sich die Seele aus dem Leib und wird dabei nur von seinem "Anwalt Lasse Paulus" begleitet - mal mit Gitarre, mal mit Ukulele behängt. Die Texte sind nicht weniger ätzend als bei Love A, der Vortrag nicht weniger unterhaltsam. Herr Mechenbier schlürft verschüttetes Krombacher vom Bühnenteppich, bevor es einziehen kann und sieht mit Badelatschen und abgeschnittenen Hemd einfach nur herrlich scheiße aus. Was für ein Bühnenfreak, grandios.
Zwischen den beiden Schrengschrengauftritten sind
Messer auf der Hauptbühne dran und gefallen mir deutlich besser als auf Platte. Da kommt ein ganz schöner Sog zustande, wenn man eine Weile aufmerksam zuhört. Wird keine meiner Lieblingsbands mehr, aber das war schon ganz cool. Gerne wieder, beim nächsten Mal vorzugsweise in einem kleinen Club.
Am Abend dürfen
Wintersleep für eine wunderbare Tagesabschlussatmosphäre sorgen. Als zweiter Song kommt schon mein Lieblingsstück "Archaeologists" und ich bin glücklich. Den Rest genieße ich eher aus der Entfernung. Es ist nicht immer spannend, aber immer schön mit diesem kanadischen Indie-Rock.
Der Sonntag plätschert eher so vor sich hin, bis
Heim auftreten und irgendwann die Harmonie zerreißen und rumschreien, wie es selten eine Band beim OBS gemacht hat. Die Bayern legen gefällig los mit ihrem Hamburger-Schule-Indie-Geschrammel, verwandeln sich dann aber immer mehr in eine Band, die wunderbar mit auf die nächste Tour von Die Nerven passen würde. Das könnte echt gefährlich wirken, würde der Erst-Gitarrist-und-später-Bassist nicht mit solchen Ansagen glänzen: "Wir sind etwas nervös, normalerweise spielen wir nicht vor so vielen Leuten. Außerdem habe ich diese Woche noch so einen fiesen Ausschlag gekriegt, aber das macht nix, mit dem Gutaussehen hätte es eh nicht geklappt." Geile Typen und der famose Abschluss eines tollen Festivalwochenendes.
). Danach kommen sie aber tatsächlich nochmal! In der zweiten Zugabe spielen sie auch No Fat Burger vom neuen Album, und da zeigt sich einfach ihr großer Unterhaltungsfaktor, der ohne große Ansprachen zwischendurch auskommt. No Fat Burger ist nämlich so ein Song, bei dem ich IMMER schmunzeln muss, jedes Mal, wenn er läuft. Und das kurze Schulterzucken mit der Anmerkung "Man, that sucks!" nach dem Song setzt dem ganzen noch das Sahnehäubchen auf. Genau wie der kurze Kommentar "I really don't know!" nach dem Song What will it be like (when I get old). Wenige Verschnaufpausen, viel Spaß und ein Milo, der mit seinem Wasserreservoir auf dem Rücken ein bisschen nach Glöckner aussieht. Ein gelungener Abend!