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Olsen
Ein wunderbar lebendiger Bericht wieder, vielen Dank.

Ihr wollte mich da ja immer hinlocken, aber ich glaube nicht, dass ich sowas noch könnte. Fühl ich mich einfach zu alt für und wäre nach dem ersten Tag wieder abgereist.
LUNACHICK
Würde ich auch sagen. Ehrlich! Weil so bin ich eigentlich. Ich bin total überrascht von mir selbst, wie wenig mir das alles ausgemacht hat. Ich glaube, im Radius von 10 Kilometern um den Herzberg ist einfach zu viel THC in der Luft...:hm:
Woas Sois...
Schöner Bericht :smile:
Ich würde allerdings bei Matsch und Regen die Biege machen. Das packe ich nicht mehr.
Drunken Third
Matsch, Regen, Hippies, Berge.
Mein Antifestival.
etienoir
Ein wunderbar lebendiger Bericht wieder, vielen Dank.Olsen, 31.07.2017 23:31 #

ehrlich mal, das kann die nine! man kann beim lesen die stimmung und atmosphäre beinahe selbst erleben (und den matsch schmecken).

Fühl ich mich einfach zu alt für und wäre nach dem ersten Tag wieder abgereist.Olsen, 31.07.2017 23:31 #

unter den 60jährigen jungspunden mit ihrem hippen geschmack würdest du sicher auch selbst fürs herzberg zu sehr auffallen.

ich dachte eher, wenn da nächstes jahr jubiläum ist, dass wir das forum vieleicht etwas breiter präsentieren. ich leg auf jeden fall schonmal ein sparkonto an.
Woas Sois...
...und dann uniformiert, kurzhaarig und blutbefleckt zu "Hippies hate Water" einmarschieren :cheers:
LUNACHICK
Sparkonto ist ja fast nicht nötig. 110 Euro für ein Early Bird Ticket sind für 6 Tage Camping und 4 Tage Musik natürlich ein Witz. Dazu bekommt man als Early Bird noch einen 10 Euro Merch Gutschein. Die Getränkepreise sind ok und normal für die "normalen" Getränke. Am Cocktailstand gabs Tequila Sunrise mit frisch gepresstem O-Saft für 4 Euro. Wieder ein Witz. Und außerdem sind eigene Speisen und Getränke ja so was von erlaubt. Glas nur nicht vor der Hauptbühne, ansonsten alles easy!
etienoir
vielleicht auch noch ne rücktrittsversicherung bei ungewolltem wetter. scheint sich da ja echt zu lohnen - letztes jahr hat's doch auch geregnet, oder?
LUNACHICK
Letztes Jahr blieb ich im Matsch stecken am Samstag, ja. Bis auf den Tag war das Wetter Bombe. Aber es ist nicht zu leugnen, dass das Herzberg nicht die besten Wetterbedingungen erlebt hat :messer:
Go Ahead Eagle
Burg Herzberg Festival, 27.-30.07.2017

Herzberg, du machst mich fertig.
Was für ein Erlebnis. Von diesem einen Mal werden Tausende Menschen noch Jahre lang sprechen.
Der Grund dafür ist unschön, das Resultat daraus allerdings Leidenschaft, Optimismus, Einsatz und Spaß.
Und über allem steht die Gemeinschaft.

Chronologisch: Montagnachmittag gings in den Kreis Lippe um den Wohnwagen abzuholen.

Dienstag wurde gepackt und die Wetterapp minütlich aufgerufen. Bereits da sammelten sich auf der offiziellen Herzberg-Homepage und der Facebookgruppe die Meldungen über chaotische Zustände auf dem Gelände. Es hat hier unglogen 3,5 Tage am Stück ununterbrochen geregnet. Das macht kein Feld der Welt mit. Und kein normales Auto machts mit, wenn das Feld dann auch noch abschüssig ist. Also waren wieder die Schlepper-Trecker im Einsatz und zogen Auto für Auto auf die Wiese. Kenn ich schon, habe ich 2012 mitgemacht. Allerdings mit nem Kleinwagen und ohne Anhänger.

Mittwochmittag war Treffpunkt von insgesamt 5 Personen bei mir. Wir haben tatsächlich ernsthaft beratschlagt, ob wir es sein lassen sollen oder trotzdem fahren. Laut Homepage sollte besser niemand mehr am Mittwoch anreisen, sondern die gemeldete Wetterbesserung am Donnerstagnachmittag abwarten. Wir entschieden uns fürs Losfahren.

Gegen 16.15 Uhr kamen wir an der Schlange zum Gelände an. Ca. noch 3 bis 4 Kilometer bis zum Eingang. 2012 stand ich weiter entfernt und brauchte dann noch ca. 7 Stunden bis ich drauf war. Und was ist? Der Regen hört auf! Sogar die Sonne kommt raus! Also Stühle raus, Bier auf, Dinosaurier-Quartett auf den Tisch. Zudem hatten wir Kuchen dabei.
Halbstündig gings ein paar hundert Meter voran, bis wir gegen 22 Uhr vorm Eingang standen. Bändchen, Festivalzeitung und der Wegweiser führt uns wohin? Nicht aufs Gelände, sondern kurz davor einen recht steilen, schmalen, aber wenigstens einigermaßen befestigten Waldweg herunter.
Heute versuchen sie die PKW von unten aufs Gelände zu ziehen. Allerdings bloß noch bis 22.15. Dann geben die Ordner, die Schlepper und die Besucher auf. Zu viele Stoßstangen und Auspuffe wurden angeblich bereits abgerissen, zu viele Kupplungen versagten, einige Reifen waren hinüber.Für heute schlagen wir unser Camp also auf dem Weg auf, Donnerstagmorgen um 8 sollte es weiter gehen. Fürs erste haben wir Zeit uns zu betrinken.

Wecker auf 7, kurz frisch machen, raus und warten dass es ab 8 los geht. Und warten. Es wird 9, 10, 11... keine Reaktion, keine Info. Nix. Einige Biere sind bereits wieder weg, fahen wird so langsam keine gute Idee mehr. Wir scherzen mit vorbeikommenden Hippies: "nicht zu weit weg laufen, ab 8 Uhr wird wieder drauf gezogen".
Gegen Mittag kommt Action rein. Wir schieben die Wohnwagen und fahren die Autos soweit wie möglich links an den Rand, so dass Rettungsquads oder notfalls sogar Autos durchkommen und machen uns auf weitere Tage auf dem Waldweg gefasst. Außerdem ists praktisch nah am Gelände, sehr witzig, tolle Nachbarn, Platz zum Grillen, und immer noch nicht schlammig hier. Ob es sich ändern wird? Die Wettervorhersage kündigt Unwetter und Gewitter an. Das widerspricht meinem Plan mir so grade Wolf People an der Mainstage anzuschauen. Die erste Band des Tages.

Scheiß drauf, Schuhe an, Regenjacke an und los. Wir betreten Freak City, schüttet es aus Eimern. Keiner ist unterwegs. Anscheinend warten alles das Mistwetter ab. Auf Freak City steht ist der Schlamm inzwischen deutlich über Knöchelhöhe. Meine Schühchen, selbstverständlich hab ich mir keine Gummistiefel gekauft, sind schlagartig voller Wasser und Schlamm. Jeder Schritt zieht mir beinahe die Schuhe aus. Die Regenjacke hilft keinen Tick besser. Nass bis auf die Unterhose, keine Übertreibung, kommen wir glücklicherweise Heile an der Mainstage an. Ein Blitz hat uns wohl nur um wenige hundert Meter verfehlt.

Vor der Bühne tanzen / ringen bereits mehr oder weniger Nackte im Schlamm. So genau kann man es vor lauter Matsch nicht sehen. Wir stehen unter einer Bierbude und warten den Guss ab. Wolf People liefern derweil ein hervorragendes Set mit tollem Sound ab. Leider bloß für wenige Idioten, die sich bei dem Wetter dorthin verirrt haben. Umso höher rechne ich Ihnen den Auftritt an.

Mit Pristine folgt die derzeitige Blues Pills Vorband. Und macht Blues Pills Musik mit einer stimmlich ähnlichen Sängerin. Der Bereich um die Mainstage ist wieder voller, das Wetter halbwegs trocken, der Schlamm wird uns allerdings bis Montag treu bleiben - in immer wieder unterschiedlichen Konsistenzen und Gerüchen.

Gong ist wohl eine legendäre Canterbury-Prog-Band mit vielen Bläsern und so. Mir recht egal. Der Tag war hart genug, da kann man auch mal beider dritten Band den beschwerlichen Heimweg antreten. Dieser besteht hälftig aus aktiven Schlammgleiten und passivem Wegrutschen und Ausbalancieren.

Wichtig: die Bands auf dem Herzberg spielen keine typischen Festival- oder Vorbandgigs von 30-45 Minuten Länge. Das sind alles vollwertige Konzerte von ca. 1,5 bis 2 Stunden! Wolf People wussten das nicht und mussten nach 45 Minuten erst mal überlegen, was sie denn noch so spielen können, da die Zeit noch längst nicht um war.
Go Ahead Eagle
Der Freitag startete um 12 mit dem legendären Jeff Silvertrust.
Eigentlich spielt er immer in der Nähe eines Eingangs, nachts, alle möglichen Instrumente und Songs auf Zuruf. Mit den Füßen bedient er Hihats und Tröten, in einer Hand hält er ne Trompete in der anderen ein Kinderkeyboard um den Hals eine Mundharmoniker und dazu eine samtweiche Altemännerstimme.
Heute hat er erstmals einen Platz auf ner Bühne! Leider mit dabei One Take Toni. Ein Improvisations-Rap-Sänger, der es leider nicht drauf hat und die Show trotzdem gerne für sich alleine hat.
Jeff spielt seinen Stiefel, gähnt, darf irgendwann mal "Mein Hut der hat 3 Ecken" auf Zuschauerwunsch spielen.
Da ich barfuß unterwegs war steht mir der Matsch doch recht hoch am Bein. Angenehm weich und warm, leider ab jetzt latent nach Gülle duftend. Erst mal zurück, Grillen, trinken.

Danach übers Festival laufen, überall mal halt machen, die Mainstage links liegen lassen. Highlight des Abends wird Cliffsight, meine Hanauer Lieblingsband mit vermutlich meinem 8. Konzertbesuch.
Sie dürfen ab 22.30 im Höllenschuppen ran.
Der tollsten, kleinsten, am besten dekoriertesten und mit der besten psychedelischen Lichtshow ausgestatteten Bühne. Cliffsight selbst waren einfach überragend. Einfach schade, dass die immer noch kein Schwein kennt. Nächste Jahr bitte mal mindestens auf der Freak Stage, bitte!
Danach haben mich die Nachbarn noch zu sich eingeladen. Ich weiß nicht mehr, wann und wie ich in den Wohnwagen gefallen bin.

Samstag wird der Herzberg-Tag. Tolle Momente zu Hauf!
Wir stehen selbstverständlich noch immer unverändert auf dem Weg. Es folgte keine weitere Info, keine Ansage, nichts.
Ordner hatten keine Ahnung, konnten oder wollten oder durften uns nichts sagen.
Wir vermuten, sie durften uns nicht einfach sagen, dass wir stehen bleiben sollen, da wir inoffozielle und enge, fast zu enge, Wege versperren.
Man kriegt uns allerdings auch nicht wirklich weg, die Wiesen geben es nicht her.
Vermutlich setzen sie auf die Eigeninitiative der Camper um selbst nachher sagen zu können, sie konnten nichts dagegen tun und das Wild-Campen nicht verhindern.
Egal wir sind weiterhin sehr zufrieden mit unserem Streifen Weg.

Der Gelände-Tag startet mit einem Vortrag im Lesezelt: Die Partei ist mal wieder zu Gast.
Da ich das Buch hab, wars zwar witzig aber jetzt nicht so spannend, dass wir im stickigen, muffigen Zelt bis zum Ende bleiben müssen.
Wir bekommen danach letzte Töne von Felix Meyer mit, das war okay, aber nix für einen nachmittäglichen Hautbühnenact.
Vincio Capossela verurrsachen danach totalen Abriss.
Eine italienische Mariachi-Kapelle, ausgebrochen aus einem wilden Tarantino-Streifen veranstaltet mexikanisch-italienischen Karneval.
Die Leute rasten aus und feiern ausgelassen.
Nach strapaziösen Tagen der erste besondere Herzberg-Moment.
Die Anfahrt, der Regen, der Schlamm: alles vorbei.
Was zählt ist jetzt und hier und da geht es allen gut. Hippie-Scheiß, ultimatives Woodstock-Feeling.

Jethro Tull legen einen hervorragenden Auftritt hin.
Ian Anderson ist der Erzählbär und selbstverständlich König der Prog-Querflöte.
Da brauche ich unbedingt ein paar Alben von.

Auf dem Weg zum Lesezelt machen wir Halt am Pizzatank.
Felix Meyer spielt ein lauschiges Akustikset in heimeliger Atmosphäre. Steht ihm wesentlich besser als die Hauptbühne!

Was steht schräg gegenüber? Ein Truck, auf dessen Ladefläche eine Zwei-Mann-Combo spielt.
Einer Frusciante-artig an der Gniedelgitarre, der andere Frusciante-artig an nem Synthie. Geil!
Leider keine Ahnung wer das war.

An der nächsten Bühne dann Love Machine, von denen Nine letztes Jahr vorgeschwärmt hat.

Und im Lesezelt folgen ab 23 Uhr Schreng Schreng & La La.
Love A-Jörkk mit seiner weiteren "Band". Während die eine Band zynisch und gesellschaftspolitisch unterwegs ist, wirds hier melancholisch und privat, aber stellenweise nicht minder böse.
Allerdings nicht in krachenden Post-Punk verpackt sondern in sanfte Songwriteratmosphäre.
Tolles Konzert! Tolles Ende eines tollen Tages.

Der Sonntag startet mit, tja, erneut Schreng Schreng & La La!
Diesmal auf der Mental Stage. Mindestens genau so toll, wie am Abend zuvor. Gute Menschen, gute Musik.

Nach einer Grillpause gehts an die Mainstage.
Bei Ryley Walkers postrock-artigem und soundcheckähnlichem Jazz-Gedudel kann man hervorragend auf der Wiese liegen und den Tag genießen.

Patti Smith schaue ich danach noch teilweise und trete meinen Heimweg an.

Coogan's Bluffs Töne dringen auch so zum Camp durch.

Eine Nacht noch, dann packen, Wohnwagen startklar machen, das Matschfeld bezwingen und dann Klamotten waschen, Camper waschen, mich selbst waschen.
Seit heute mittag steht der Wohnwagen wieder irgndwo bei Bielefeld und Herzberg 2017 ist vorüber.

Musikalisch wars leider echt durchwachen. Insgesamt allerdings, wird kaum ein Festival je wieder so viele Geschichten, Anekdoten und Momente abliefern. Herzberg ist so viel mehr als ein Musikfestival. Jeder der diesmal dabei war weiß das.

Zuletzt geändert von Go Ahead Eagle

Go Ahead Eagle
Kansas haben ihren Auftritt ja wegen Terrorgefahr in Europa etc. abgesagt.:rolleyes:
Für Terrorgefahr haben wir gesorgt, in dem wir einen Tag damit verbracht haben, eine Bananenschale vor unserem Camp in den Matsch zu schmeißen und die Leute vor eben dieser zu warnen: "Vorsicht Rutschgefahr!"
Unbezahlbar waren die unterschiedlichsten Reaktionen der Leute. Was ein Spaß. :lol1:
Harry Gant
Ach ja:rolleyes:, die vom Wetter her schlimmsten Festivals sind dann doch meistens die denkwürdigsten. (hust hüst Isle Of Wight 2012)
Aber wieder mal tolle Berichte Timo & Luna :cheers:
nächstes Jahr komme ich mit Eti im Schlepptau auch :wink:
Und besonders Ryley Walker hätte ich auch gerne gesehen.
Go Ahead Eagle
Wenn alles glatt läuft, hast du wenig bemerkenswertes erlebt.
Nur wenns schief läuft und chaotisch wird, hast du auch Geschichten über die man Jahre lang noch sprechen kann.
Harry Gant
Nun ja, es gibt auch Festivalerlebnisse von denen rede ich heute noch und dabei nie übers Wetter, das Visions Westend Open Air z.B.
Aber grundsätzlich nicht verkehrt dein Punkt.
Go Ahead Eagle
Sorry übrigens für die elendige Menge an Vertippern in dem Bericht.
Zudem habe ich zwischendurch auch einfach mal die Zeit gewechselt.
Spricht dafür, dass ich wohl doch noch nicht ganz gelandet bin. :bigsmile:
Go Ahead Eagle
Nun ja, es gibt auch Festivalerlebnisse von denen rede ich heute noch und dabei nie übers Wetter, das Visions Westend Open Air z.B.
Aber grundsätzlich nicht verkehrt dein Punkt.Harry Gant, 01.08.2017 19:37 #

Ja klar. Diesmal und eigentlich jedesmal auf dem Berch, sinds nicht unbedingt die Bands, die das Festival ausmachen.
Es ist immer das Drumherum, die Menschen. Und diesmal ganz besonders die Natur. Und wie!
Harry Gant
The Eagle hasn't landed :bigsmile:

Klar und der Ruf des Herzberg Festival ist auch schon legendär, selbst ein Kollege von mir hat mir schon vor ein paar Jahren davon vorgeschwärmt.
Go Ahead Eagle
Wenn das so weiterläuft, sehe ich mich schon in wenigen Jahren auf dem Forumstreffen in Zebrahose und Batik-T-Shirt.
Harry Gant
Da bin ich dann bei dir, mit GD Batik Shirt und einem 'Ey Mann' vor jedem Satz. :smile: