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(Best of 1998) OFFSPRING - "Americana"

Go Ahead Eagle
Ich kann nicht sagen, wie lang ich das Album schon nicht mehr gehört habe.
Es ist egal. Ich kenne eh immer noch jeden Ton und kann auswendig mitsingen.
Es steht noch nicht mals im Regal, so dass ich es gerade über Youtube laufen lasse um Stimmungen und Situationen wieder auszugraben.

Mit einem Schul- und Basketballkollegen habe ich mich damals sehr gut verstanden. Wir hatten zu vielen Dingen und Menschen eine ähnliche Einstellung und haben ähnliche Situationen erlebt. Er hat damals immer mal wieder versucht mich mit Punk anzufixen, als ich auf der Suche nach was Neuem war und genug von Aerosmith und Bon Jovi hatte. Viel mehr Gemeinsamkeiten als Offspring, die mir über die „Smash“ und das wesentlich bessere „Ixnay on the hombre“ eh schon bekannt waren, sind es allerdings nicht geworden. Dieses One-Hit-Wonder Green Day konnte er schön für sich behalten.
Ein wesentlich größerer Einfluss zu der Zeit war der alternative Musik-Fernseh-Sender namens Viva 2. Geile Typen, gute Shows, beste Musik. Vieles derzeit habe ich aufgesaugt wie ein Schwamm. Hier wurden Grundsteine gelegt.

November 1998: Offspring haben die erste Single vom neuen Album veröffentlicht! „Pretty fly for a white guy“. Was soll das? Die Jungs haben Humor. Sehr catchy, aber sehr weit weg von dem was ich so erwartet habe. Rückwirkend betrachtet ist genau das der marketingtechnische Schachzug, der dieses Album zum Bestseller machen wird. Fans zwar vor den Kopf stoßen aber neue (Radio-)Hörerschichten erschließen.
Die Fans und ich werden zum Glück nicht lang auf diesem merkwürdigen aber irgendwie auch wieder geilen Eindruck sitzen gelassen. Acht Tage nach der Single erscheint das Album und es erscheint mein Kumpel bei mir vor der Haustür. Ich glaube es war das einzige Mal, dass wir uns privat getroffen haben, ansonsten immer nur in der Schule oder auf Basketballplätzen oder in Hallen in der Gegend. In der Hand: „Americana“.

Auf dem quietschbunten Comic-Cover ein schaukelnder Junge. Auf dem Schoß ein riesiger Käfer. Parallel lesen wir in Deutsch Kafkas „Verwandlung“. Das erste Schulbuch, dass mich nicht zu Tode quält, sondern dass ich regelrecht verschlinge. Also: Begeisterung! Wir legen das Album nicht nur auf, ich nehme es mir gleichzeitig direkt auf Kassette auf. Es ertönt der bekannte Sprecher, der auch schon auf „Ixnay“ das Album einleitete, danach kracht räudiger Punk aus dem Boxen. Räudig natürlich in meinen jugendlichen und nahezu jungfräulichen Ohren, was härtere und schnellere Musik anbetrifft.

Von da an lief ich in den nächsten Wochen und Monaten (oder gar Jahren?) nur noch mit Walkmen (ein portables Kassetten-Abspielgerät) durch die Gegend. Ich habe sofort Bilder im Kopf, wie ich im Auto meines Vaters rechts hinten sitze und auf einer längeren Fahrt – keine Ahnung wohin – das Album mehrfach rauf und runter gehört und ansonsten keinen Pieps von mir gegeben habe.

Beim Song „End of the line“ habe ich immer noch ein kurzes Stoppen im Ohr nach der Stelle „you can’t take back the one mistake“. Irgendein Fehler auf der Kassette. Schließlich war das Ding vermutlich nicht neu, sondern bereits ein paar Mal überspielt.

Die Singles des Albums wurden mehr, die Videos begeisterten mich alle – und tun es immer noch. Parallel (März 99) haben Silverchair ihr großartiges Album „Neon Ballroom“ veröffentlicht. Die Viva 2 Top 10 sind vollgepackt mit Offspring und Silverchair Videos. Gute Zeiten für geiles Musikfernsehen.
OneFingerSalute
Boah, das habe ich auch ewig nicht mehr gehört. War damals eine meiner ersten "ernsthaften" CDs, die ich mir selbst gekauft habe. Kann mich noch gut erinnern, wie ich sie ganz neu hatte und bestimmt fünf oder sechs Mal am Stück durchgehört habe, während ich ein Referat für die Schule basteln musste. Für Erdkunde, glaube ich. "Pretty Fly ..." war dann bald der erste Kandidat für die Skip-Taste, einige andere Songs hatte ich auch bald über. Klares Lieblingslied auf dem Album und eins, das ich auch heute noch gut hören kann, wie ich gerade merke:


The Kids Aren't Alright

Der schnelle und aggressiv klingende Gesang in den Strophen hat mich damals sehr beeindruckt.
Harry Gant
Americana war tatsächlich die letzte Offspring die ich mir gekauft habe, nur weis ich bis heute nicht genau wieso. Überzeugt bin ich bis heute nicht. Vielleicht bekommt sie aber die nächsten Tage wieder mal einen Durchgang.
Drunken Third
Mit Offspring bin ich nie wirklich warm geworden. Klar, die Hits kennt man (und hasst man, hallo „Self Esteem“), das von Ofsi gepostete „The Kids...“ ist wirklich große Klasse. Ebenfalls „I Want You Bad“ oder „Million Miles Away“.
Dieses Album bleibt aber untrennbar mit „Pretty Fly“ verbunden, was ich mit 12 zwar total cool fand, aber in meinen Augen nichts mit Punk zu tun hatte, deswegen habe ich die Band auch immer unter „ferner liefen“ abgelegt, obwohl sie ja neben Green Day zu den Megasellern der 90er gehörten.
Trotzdem natürlich bockstark, dass Eagle wieder mitmischt und schöne Anekdoten bringt :cheers:
Woas Sois...
Ich war high on Offspring eigentlich nur bei der Smash. Green Day mag ich bis heute lieber und war dem entsprechend bei der Americana schon raus. Pretty Fly machte auch nicht Appetit auf mehr. Aber bei Eagles Text kann ich mich gut einfühlen. Ging mir ein paar Jahre vorher mit der Suffer so.
eigenwert
Ist ja mal wieder nicht so richtig meine Baustelle, aber ich möchte anmerken, dass ich mir seinerzeit mal die Self Esteem 12" zugelegt habe.
Olsen
Mein Hass auf "Self Esteem" hat es mir (bis heute übrigens, merke ich gerade) nie möglich gemacht, diese Band zu mögen.

Schön geschriebene Rezension, Eagle.

Ein wesentlich größerer Einfluss zu der Zeit war der alternative Musik-Fernseh-Sender namens Viva 2. Geile Typen, gute Shows, beste Musik. Vieles derzeit habe ich aufgesaugt wie ein Schwamm. Hier wurden Grundsteine gelegt.Go Ahead Eagle, 21.02.2018 08:40 #


Absolut richtig. Noch heute wünsche ich mir den Sender zurück.

Beim Song „End of the line“ habe ich immer noch ein kurzes Stoppen im Ohr nach der Stelle „you can’t take back the one mistake“. Irgendein Fehler auf der Kassette. Schließlich war das Ding vermutlich nicht neu, sondern bereits ein paar Mal überspielt.


Auch das kommt mir sehr bekannt vor. Habe einige Alben, die ich auf Kassette so kaputtgehört habe, dass ich dir heute noch bei den digitalen Dateien sagen kann, wo die kleinen Aussetzer gewesen wären. :bigsmile:
Alphex
Es ertönt der bekannte Sprecher, der auch schon auf „Ixnay“ das Album einleitete, danach kracht räudiger Punk aus dem Boxen.Go Ahead Eagle, 21.02.2018 08:40 #


Auf Ixnay ist das Jello Biafra, auf Americana meines Wissens nach nicht.

Gutes bis sehr gutes Album; nicht so gut wie Ixnay aber besser als alles was danach kam. She's Got Issues ist mit Kopfhörern für mich übrigens furchtbar anstrengend zu hören, da der Drumbeat andauernd die Stereoseite wechselt.

Mit Green Day sind Offspring heute im übrigen weniger denn je vergleichbar, da erstere heute eigentlich aufgeblasene Folksongs fürs Radio machen und ihr letztes Riff irgendwann 2003 geschrieben haben. Dafür hat Billy Joes Stimme sich besser gehalten als Dexters. Naja.
Taisumi
Bis auf die Hits haben mich The Offspring nie überzeugen können. Habe nie einen Draht zur Band gefunden. Da haben mir Bad Religion schon immer besser gefallen. Und die besseren Melodien gab's zu der Zeit bei Green Day. Dookie und American Idiot sind für mich 11/12-Pkt.-Alben.
HIRNTOT
Hass auf "Self Esteem", les ich hier mehrfach? Was ist bei euch bloß schief gelaufen? :hm:
Okay, ich würd es heute wahrscheinlich nicht mehr gezielt auflegen, weil es ähnlich abgenudelt ist wie "Smells Like Teen Spirit" und "Basket Case". Aber für mich war das damals der größte dieser drei Songs, und die Platte hab ich rauf und runter gehört. Ohne Offspring je wirklich schlecht zu finden, hab ich mir danach aber keine Platte mehr von ihnen gekauft. Auch wenn ich das hier exzessiv gehört hab und bis heute super finde:

Olsen
Bei mir ist so einiges schiefgelaufen, aber meinen Geschmack konnte ich immer gegen die Mächte der Finsternis verteidigen. Und Songs, die mit "la la lalala" anfangen, gehören definitiv zum Satan.
Alphex
Einer meiner absoluten Szene-Fühlmomente war ja mal in einem kleinen Club (da hier ja iwie lauter Augsburger sind: Provino Live Club), als eine lokale Band (da haben generell nur lokale Bands gespielt) einen ihrer ersten Auftritte hatte und dann zum Zugabenblock meinte, ob wir lieber All I Want oder... Schrei nach Liebe oder Kein Gerede oder möglicherweise sogar Self Esteem, hab's vergessen, hören wollten. Es wurde All I Want, und ich war überrascht, weil der andere Song auf jeden Fall bekannter war. Dass, und dass bei dem Allerweltssongtitel trotzdem klar war, was gemeint war, war schon irgendwie ein heimeliges Geüfhl.

Supersong auf jeden Fall.

Self Esteem fand ich nie umwerfend aber auch nie scheiße.

Zuletzt geändert von Alphex

HIRNTOT
Bei mir ist so einiges schiefgelaufen, aber meinen Geschmack konnte ich immer gegen die Mächte der Finsternis verteidigen. Und Songs, die mit "la la lalala" anfangen, gehören definitiv zum Satan.Olsen, 21.02.2018 23:22 #

Na ja, es gibt einen Unterschied zwischen "La la la" bei den Schlümpfen und so einem "La la la". Außerdem hätt ich jetzt nicht gedacht, dass jemand, der gern die Hosen hört, bei so was empfindlich ist. Und man könnte ja auch die ersten paar Sekunden ausblenden und einen großartigen Song haben mit einem der besten Refrains der 90er. Man muss Offspring nicht mögen, aber man kann Dexter nicht absprechen, dass er ein echt guter Songwriter ist. Auch bei "Jackass" von den Vandals ist seine Handschrift (und Stimme) unverkennbar, und das ist ja ein Megahit:
Olsen
Es nimmt dir doch keiner was weg, Mensch. Schön, wenn dir der Song gefällt. Ich find ihn halt scheiße.

Außerdem ermüdet es mich, meine Ironie zu erklären. Das ist natürlich nicht der einzige Grund. Ich mag auch die Melodieführung nicht. SPEZIELL auch den Refrain. Kann man nicht erklären, sowas.
Alphex
Ich mag auch die Melodieführung nicht. SPEZIELL auch den Refrain. Kann man nicht erklären, sowas.Olsen, 21.02.2018 23:57 #


Ach, an sich schon, aber das Theoriewissen hat von uns halt keiner vermute ich mal.

@Hirntot:
HIRNTOT
Es nimmt dir doch keiner was weg, Mensch. Schön, wenn dir der Song gefällt. Ich find ihn halt scheiße.

Außerdem ermüdet es mich, meine Ironie zu erklären.Olsen, 21.02.2018 23:57 #

Ist das Ironie? Und ist ja auch okay, ich will dir den Song nicht "aufzwängen". Aber lass mich ein bisschen darüber staunen, dass so ein zentraler Hit meiner Jugend, den damals bei uns wirklich jeder geliebt hat, hier - zu meiner Überraschung - schwer gedisst wird.

@Hirntot:
Alphex, 22.02.2018 00:08 #

Sollte mir das was sagen?

Übrigens, da ich gestern im Auto noch die zweite Sounds laufen hatte, möcht ich meine Hit-Liste noch um "24 Hours" und "Much Too Long" ergänzen. Killing Hannah gefällt mir auch immer besser, muss mir noch die anderen Alben anhören.
Alphex
Keine Ahnung ob es sollte, aber den Song hat Dexter geschrieben.
OneFingerSalute
Ich mag Self Esteem bis heute. Nicht mehr so wie früher, aber da ist trotzdem noch viel Wohlwollen übrig. Partys kannst du damit im richtigen Moment und in der richtigen Stimmung auch nach wie vor prima aufmischen, um es hamburgerisch zu sagen.
Drunken Third
Mein Fall war der Song nie, aber größtenteils wurde er durch die allwöchentliche Beschallung in der Dorfdisko (wir hatten ja sonst nichts!) kaputt gemacht. Immer um kurz vor 1 Uhr und immer im Block mit „Last Resort“, „Killing In The Name Of“, „Song 2“ und „Basket Case“. Wenn der DJ ganz krass drauf war, gab es auch mal „Chop Suey“.
Woas Sois...
Das war bei uns Too many Puppies :hm: