Forum

Mehr noch als die grosse Koalition selbst stoert mich die Vergabe der Ministerposten.
Seehofer als Innenminister steht fuer klare Einschnitte bei den Buergerrechten im Namen der inneren Sicherheit.
"Heimat" und "Bauen"... da will ich lieber gar nicht drueber nachdenken.
Scholz als Vizekanzler und Finanzminister, weil der G20 mit ihm als Buergermeister schon so toll origanisiert war.
Hendricks vorraussichtlich weiterhin Umweltministerin? Ja toll, ist ja bereits letztes Mal klaeglich mit den Zielen gescheitert.
Mich macht das alles so muede.

Ach, so unterdrückt fühle ich mich in Bayern jetzt auch nicht. Brauchst dir jetzt keine Schreckensszenarien ausdenken, die ein SPD-Innenminister nicht auch verbrechen würde.
Das Heimatministerium hat uns immerhin gratis WLAN in den meisten Orten beschert. Passwort ist zwar die dritte Strophe der Bayernhymne...

Der Typ ist ein riesiger Fan davon unschuldige Menschen zu ueberwachen, ob du es nicht mitbekommst oder doch.
Mal einige der Forderungen aus 2016:
"Überwachung in den Flüchtlingsheimen" - unfassbarer Verstoss gegen die Menschenwuerde
"Einsatz der Bundeswehr im Inneren" - damit man endlich noch rabiater gegen Demonstranten vorgehen kann
"Ausbau der Vorratsdatenspeicherung" - Ja, da isser wieder, der boese Terror mit dem man alles verkauft bekommt
Das geht viel weiter als bei einem Grossteil anderer Politiker (oder, ist zumindest hemmungsloser).

Allein wenn ich Zitate wie "Bei Kapitalverbrechen muss gelten: Opferschutz vor Datenschutz" lese..

Von Videoueberwachung des oeffentlichen Raums, Gesichtserkennung, Verbrechensvorhersage im Feldversuch fang ich gar nicht an. Am besten noch so einen Unsinn wie den Mannheimer Weg 2.0, damit die Polizei ausrueckt, weil man zum Zug rennt.

Ben, das folgende ist nicht meine Meinung:
Die Leute fühlen sich hier sicher, auch das gehört zu einer guten Lebensqualität.

Ich weiss, dass viele Menschen moeglichst gern viel der eigenen Freiheit aufgeben, fuer ein blindes Sicherheitsgefuehl oder das Aufgeben von Verantwortung.
Dabei ist es allerdings nicht die Ueberwachung die die Verbrechensrate senkt. Es ist das Abbauen von Reibungspunkten, arm/reich-Gefaellen. Es kommt ja von ungefaehr, dass die hoechsten Kriminalitaetsraten in den am dichtesten besiedelten Gebieten sind. Entspannte Menschen sind gute Menschen. Nehmt ihnen die Sorgen und man nimmt die Kriminalitaet.
Niemand kommt hier hin mit dem grossen Traum Drogen zu dealen oder in Haeuser einzusteigen. Lebensqualitaet senkt Kriminalitaet. Sinkende Kriminalitaet steigert Lebensqualitaet. Ein Engelskreis.
Ich bin traurig.

Zuletzt geändert von Fahrenheit 05.03.2018 15:54

Deine Analyse stimmt wohl, nur: ist der Weg auch machbar? Klingt sehr nach alle Menschen werden Brüder, Paradies auf Erden.
Man sollte in die Richtung wirken, aber wissend, das Ziel selber ist nicht erreichbar. Nur Näherungen.
Und ich denke, es gibt wirklich überzeugte Kriminelle.
Wie sagte der Philosoph Söder:
"Wir sind guten Willens, aber nicht blöd"

Nein Ben. Entspannte Menschen sind nicht automatisch gute Menschen. Wie würden sich sonst Oligarchen oder jemand wie Trump erklären? Die müssten nie im Leben auch nur noch einen Finger rühren und könnten in Oasen der Ruhe dem Rest der Welt nur mit ihrem Geld Gutes tun. Tun sie aber nicht. Weil der Mensch, wie jedes andere Lebewesen auch, zutiefst opportun ist. Gib ihm Macht und er wird sie ausnutzen. Die Dinge nach seinem Gutdünken regeln. Kritik nicht dulden.

Und natürlich gibt es Leute, die Drogen dealen geil finden. Die mit Entzücken in fremde Häuser einsteigen. Wenn man relativ leicht in ein Land kommt - welche kriminelle Organisation lässt sich solch eine Chance entgehen? Und nein, das heisst selbstverständlich nicht, dass alle Flüchtlinge kriminell sind. Das wäre eine ebenso haltlose, pauschalisierende Aussage wie das keiner kriminell ist. Genauso: der überwiegende Teil / nur ein kleiner Teil. Funktioniert als Pauschalaussage nicht. Darüber gibt es schlicht keine validen Statistiken. Wie sollten die nämlich auch valide sein, wenn es nicht mal eine valide Statistik darüber gibt, wer überhaupt Flüchtling ist oder nur vorgibt zu sein?

Ich würde so gern an das Gute im Menschen glauben, ich treffe schliesslich täglich welche (auch hier). Aber der in Deutschland einigermassen funktionierende Moralaspekt wird nichtig, wenn man in den Rest der Welt schaut. Genau wie Schmirglie sagt. Klar, einer muss der Vorreiter sein. Aber ob die Nachzügler das überhaupt begrüssen - davon bin ich nicht überzeugt.

Starke Meinung, Respekt.

Starke Meinung, Respekt. roquai, 05.03.2018 18:48 #

Fakten sind keine Meinungen.

Nein Ben. Entspannte Menschen sind nicht automatisch gute Menschen.Powder To The People, 05.03.2018 17:47 #

Das ist mir absolut bewusst, auch wenn ich es oben übertrieben geschrieben habe. Dachte das wäre klar :D. Bevölkerungsdichte und Kriminalität korreliert allerdings durchaus, und da hilft keine großflächige Überwachung.

Bevölkerungsdichte und Kriminalität korreliert allerdings durchausFahrenheit, 05.03.2018 21:49 #

Deutschland ist eines der am dichtesten besiedelten westlichen Länder. Der Punkt ist eher der, dass in Ballungszentren natürlich auch die Kohle zu holen ist und sich daher Kriminalität und Armut dort stauen - WENN es Arbeit gibt, dann ja dort (am Land hat man ein Haus, keine vom Sozialamt bezahlte Mietwohnung), und Kriminalität ist dort wo der Markt und die Ware ist. Grenzregionen sind alles andere als dicht besiedelt, Russland ist at large dünn besiedelt, trotzdem gibt es in beiden Fällen gut Kriminalität.

dass mit bens vorschlag nicht gleich alle probleme hinsichtlich kriminalität gelöst sein werden, ist doch klar - und ihm selbst, wie er schreibt, natürlich auch. aber er ist wesentlich erfolgversprechender weil näher an den ursachen als das weitere verdecken und an symptomen rumdoktorn durch mehr überwachung.

müssen denn tatsächlich immer die vernünftigeren alternativen sofort verworfen werden, wenn sie nicht auf anhieb das gesamte problem lösen?! achnee, stimmt: die müssen verworfen werden, weil sie zunächst mal mehr kosten und schwieriger umsetzbar sind. außerdem könnten sie den status quo untergraben, also den sicherheitsfanatikern die sicherheit nehmen, mehr als andere zu haben und damit besser zu sein.

Polemik:
Komisch, wie die Linken die Grundrechte wie ne Monstranz hochhalten wenn es die eigene Ideologie tangiert.
Bei #metoo ist eine Unschuldsvermutung eher lästig und es werden neue Straftatsbestände am laufenden Band gefordert.

Neenee, so nu auch nicht. Ich hab mich schon mit genug Menschen angelegt, inkl meiner Mutter, weil irgendwelche mittelalterlichen Strafen gefordert wurden.
Das ist auch keine rechts/links - Sache, da tun sich beide Richtungen nicht viel. Und die einzige liberale Strömung in diesem Land ist nur liberal wenn es darum geht Unternehmen freie Hand zu geben. Die Piraten hatten das damals zumindest auf der Agenda, aber haben sich ja erfolgreich selbst demontiert. Mal schauen was aus dieser sozialliberalen Partei wird die sich da gerade sammelt.

Zur Kriminalität in Russland finde ich übrigens nur Einzel-Berichte. Gibt es da ne Statistik wie Moskau gegen Novosibirsk, St Petersburg und Irkutsk da steht?

Interessehalber:
Entnehme ich der allgemeinen Meinung, dass ihr mit der Regierung die sich da gerade bildet konform geht?

Um Gottes Willen, nee nee.
Ich hätte gerne mal ne echte linke Regierung. Um meinen aukeimenden politischen Fatalismus nieder zu ringen.
Was freute ich mich 1998, als Kohl weg war. Leider war die neue Regierung nicht lange links.

Ja, alles ja. Sonst muss ich bald auswandern, ins Land wo Milch und Freiheit fliesst (Schottland, wenn ich Mel Gibson glauben darf)

Wenn man Aerpel fragen würde, Island. Notfalls Wuppertal.

Interessehalber:
Entnehme ich der allgemeinen Meinung, dass ihr mit der Regierung die sich da gerade bildet konform geht?Fahrenheit, 06.03.2018 08:18 #

Mir ist das ehrlich gesagt ziemlich egal. Ich bin jetzt lange genug dabei, es ändert sich wenig, egal, wer gerade in der Regierungsverantwortung sitzt.

Mit der rot-grünen Regierung seinerzeit hatte ich gewisse Hoffnungen verbunden. Und was ist passiert? Kriegsbeteiligungen und ein neues Sozialsystem, dessen verheerende Folgen auch gerade in diesen Tagen wieder zu spüren sind, wo wir darüber sprechen, wie viele Menschen in diesem Land von den Tafeln abhängig sind. (Zu den Kriegsbeteiligungen vertrete ich heute eine andere Meinung als damals, aber so fürs Protokoll.) Ich erwarte von einer linken Regierung nicht mehr als von einer konservativen. Oder sagen wir einer links-lastigen. Die Linke als Partei wird in diesem Land niemals Regierungsmacht erlangen, das würde mich schon mal interessieren.

ich dachte, mir würde das nicht mehr passieren: längerer text, nicht gesichert vor abschicken - weg.

in diesem fall aber vielleicht sogar ganz gut, denn das war ein ziemlich emotionales schimpfen (allerdings rational begründet) auf die zunehmende passivität der politisch als "links" bezeichneten bevölkerungsgruppe, der einzigen, die tatsächlich progressive ideen mit gesamtgesellschaftlichem nutzen vorbringen und durchsetzen kann.

warum diese fatalistische passivität? weil sie ihre eigene politisch-lobbyistische macht (!!!) geringschätzen, und lieber aus "vernunftgründen" oder "erfahrungswerten" eine ihren vorstellungen oftmals entgegengesetzte entwicklung für realistisch halten, was dann zu einer selbsterfüllenden abwärtsspirale führt, nach der sie dann zum ausgleich "ich hab's ja gewusst" sagen können etc.

woher sollen die ideen und entwicklungen denn kommen, wenn nicht von ihnen? politiker sind doch überspitzt gesagt marionetten, entscheidend ist: von wem? ist denn bei aller politischen bildung immernoch nicht klar, welche macht man in einer demokratie haben kann?

jetzt fang ich schon wieder an, mich aufzuregen. brech ich lieber ab und schick weg.

Mir ist das ehrlich gesagt ziemlich egal. Ich bin jetzt lange genug dabei, es ändert sich wenig, egal, wer gerade in der Regierungsverantwortung sitzt.Olsen, 06.03.2018 15:33 #

Eben. Aber man hat den Eindruck: Vielen ist "wenig" immer noch zu viel.