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(best of 1998) the gathering - how to measure a planet?

-pmh-
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tracklist / infos


wie soll ich da jetzt anfangen? bei jedem hören dieser über 100minütigen tour de force fühle ich mich... verletzlich. geborgen. nackt. stark. nachdenklich. optimistisch. ja, ihr dürft jetzt schmunzeln - auf jeden fall ist dieses werk für mich etwas sehr privates, wo sehr viele erinnerungen dranhängen.
zum letzten mal habe ich vor etwa 5 jahren ein paar dieser songs im rahmen einer soloshow von anneke live genießen dürfen, aufgefrischt und leicht gekürzt, dennoch genauso reizvoll wie all die jahre zuvor. ebenso reizvoll (...) war die unterhaltung mit - der am selben tag wie meine wenigkeit geborenen - anneke van giersbergen, die vor der show noch ein paar minuten am merchstand zeit zum plaudern hatte. hach.


and now for something completely different - teil 1:
zögerlich beginnt disc 1 mit frail, ehe die opernhafte stimme von anneke die stilistische neuausrichtung mit ihrem prägenden organ veredelt, gleichsam ummantelt und dieser wundertüte ihren stempel aufdrückt.
diese stimme ist vermutlich auch das große problem, welche den zugang zu meinem alltime-favoriten sehr schwer machen wird: entweder man ist davon begeistert oder man drückt den aus-knopf, weitere alternativen sehe ich da nicht.
für alle die noch drangeblieben sind - ihr werdet reichhaltig belohnt! kaum zu glauben welche entwicklung diese einst so belanglose doomband nach 1995 nahm. mitschuld daran: eine neue sängerIN und rene rutten an der gitarre, der ab sofort alleine der gitarre seine stimme gab. mandylion und nighttime birds waren schon eher am puls der zeit, versuchten sich an sphärischem gothrock mit schwerem unterbau und tollen melodien: die stimme von anneke war auch damals schon dreh- und angelpunkt, den "weiter-höher-schöner-belangloser"-trend in diesem genre gab sie aber - zum glück - nicht nach. verplaudert.
great ocean road ist der erste trademark-song im neuen soundgewand: schwebend, postrockig, wehmütig - mit zahlreichen interessanten soundspielereien und zugleich zugänglich. apropos sound - der klingt auch heute noch modern und differenziert! bitte versucht NICHT auf youtube dem ganzen zu folgen, da der sound auf compact disc und dieser auf yt für mich zwei völlig verschiedene baustellen sind.
am besten wirkt der doppeldecker im dunkeln, über kopfhörer und (am tag) mit dem textblatt in der hand - weil auch hier auf billige klischees verzichtet wurde: das thema raumfahrt begeistert mich ja seit der kindheit, in verbindung mit der musik wirkt dies wie ein doppelter becher schokoladeneis mit schokosirup. macht aber nicht dick!
der videotrack liberty bell zeigt eher die geradlinige seite von the gathering, ist dabei aber dennoch keine schonkost oder gar simpel - eher laut und fordernd. und weniger schwermütig als der "rest" der platte.

gänsehaut? kein problem. neben den bist dato unerwähnten songs (zuwenig platz, zu wenig zeit) biegt marooned mit störgeräuschen und reduzierter lautstärke auf die zielgerade ein: warum mich gerade dieser song so fesselt kann ich nicht rational erklären -
möglicherweise (?) ein fall für professor "doc brown" powder, dessen theoretischen abhandlungen im musiksektor meist lesenswert sowie schwer unterhaltsam sind. zurück in der spur, imho ist dieses stück für viele eher einschlaf(beischlaf?)hilfe denn musikalische großtat, wie auch immer.
im 16:9 format rauscht dann travel durch die gehörgänge - wobei rauschen ein prima stichwort ist. aber nicht jetzt. nicht hier. ohren auf und wegschweben. besonders hier wähnt man sich schon in anderen galaxien, in fremden welten. und die sind atemberaubend schön.
in der zweiten hälfte folgt dann ein satz, welcher die stimmung auf diesem album so gut wie kein anderer zusammenfasst - vorgetragen von einer intensität, bei der ich auch noch nach ca. 2000 umdrehungen noch alle zustände bekomme: i wish you knew - your music was to stay forever - and i hope....
ich weiß dass viele klassisch ausgebildete stimmen hier nur gelangweilt abwinken würden. warum ich das jetzt schreibe? keine ahnung. ist ja eine ganz andere baustelle. findet ihr seltsam? mag sein. aber vielleicht, nein, ganz bestimmt sogar, hat dieses album auch meinen musikalischen horizont erweitert und meine damals eher kleine sammlung zwischen radiohead und dismember immens vergrößert. und darin findet sich jetzt viel schönes. auch gerne mal klassische musik. aber - kein geschrei mehr.

and now for something completely different - teil 2:
disc 2 ist insofern schwierig, da vor allem der erste (spröde) und letzte (überlang und experimentelle) track ihre zeit brauchen um zu wirken - und großteils instrumental ausfallen. dazwischen liegen das mit einem zauberhaften refrain ausgestattete illuminating sowie das metallisch schimmernde probably built in the fifties - DAS kernstück der zweiten halbzeit: mit verzerrtem sprechgesang eingeleitet klingt dieser longtrack teilweise wie eine futuristische reise nach den titelgebenden 50er-jahren. zurück in die zukunft. oder so. oder in die vergangenheit. und auf der suche. wonach?
fragen werden keine beantwortet. auch nicht im knapp halbstündigen titeltrack, der alles ist und auch wiederum nichts. im orbit schwebend, immer wieder zupackend, dann nahe am stillstand biegt dieser brocken noch vor der halbzeitpause ab ins unbekannte. das kann man spannend oder gelangweilt beobachten, mit oder ohne teleskop. nach dieser reise völlig belanglos.

how to measure a planet? ist vor allem:
triprock. eine herausforderung. laut. leise. und extrem nachwirkend.


weiterhören:
massive attack - 100th window
slowdive - slowdive

Zuletzt geändert von -pmh-

Drunken Third
am besten im dunkeln, über kopfhörer mit dem textblatt in der hand-pmh-, 05.03.2018 10:19


Und mit Nachtsichgerät? :hm:

Ansonsten: Teils etwas verworren, aber die Leidenschaft kommt sehr gut rüber :thumbsup:
-pmh-
hab ein paar sachen im nachhinein korrigiert, da sind mir in der begeisterung ein paar fehler unterlaufen... sollte jetzt halbwegs verständlich sein. wenn man dem ganzen immer noch nicht folgen kann - sorry. meine gedanken (beiträge) machen manchmal sprünge, die schwer nachvollziehbar erscheinen können.

Zuletzt geändert von -pmh-

Olsen
Polarisiert die Stimme von Anneke denn so? Das höre ich zum ersten Mal, da kenne ich eigentlich nur breite Begeisterung überall.

Ich habe das Album lange nicht mehr am Stück gehört, weil es halt einfach zu lang ist. Die erste CD fand ich immer fantastisch, bei der zweiten kam etwas weniger Begeisterung auf. Der abschließende Titelsong hätte für meinen Geschmack gerne im Proberaum bleiben können, aber vielleicht habe ich den als schwächer in Erinnerung, als er eigentlich ist.

Generell sind The Gathering eine sehr tolle Band, aber ich muss (für alles, was nach diesem Album kam, erst recht) in der richtigen Stimmung dafür sein.
-pmh-
Polarisiert die Stimme von Anneke denn so? Das höre ich zum ersten Mal, da kenne ich eigentlich nur breite Begeisterung überall.

Der abschließende Titelsong hätte für meinen Geschmack gerne im Proberaum bleiben können, aber vielleicht habe ich den als schwächer in Erinnerung, als er eigentlich ist.Olsen, 05.03.2018 13:06 #


a) keine ahnung, ich dachte da wohl an den durchschnitts(visions)hörer ... aber ich irre mich gerne.
b) im albumkontext ein extrem wichtiger und wohl auch polarisierender abschluss - ich sehe (nicht nur) bei diesem track immer jodie foster in "contact" vor meinem geistigen auge, wie sie den radiowellen unter freiem himmel lauscht.
kein einziger song ist hier zuviel oder zuwenig.
-pmh-
für eigi - und alle anderen - was zum draufklicken:
(für einen ersten eindruck sollte die qualität halbwegs ausreichen)


great ocean road


probably built in the fifties
-pmh-
no feedback? :sad:
etienoir
tut mir leid, peter - ich weiß, das wird der sache nicht gerecht. aber ich bekomme bei denen immer zu starke assoziationen an evanescence, das vermasselt's mir einfach.
-pmh-
evanescenceetienoir, 09.03.2018 09:42 #


versteh ich überhaupt nicht. :confused: :bigsmile:
das wäre so als würde ich my bloody valentine mit andreas bourani vergleichen...
ich will eure meinung, egal ob gut oder schlecht. wenn das zeux keiner liest oder kommentiert kann ich mir die "arbeit" auch sparen. und das wäre ja nicht der sinn der sache, egal was man von meiner person hält.
cornello
kurzfeedback: ich hab mich durch die doppelplatte gearbeitet. songweise geht das schon. aber albumweise ist das nichts für mich. der evanescence.vergleich kam mir auch in den sinn. sorry.
eigenwert
Nur immer langsam mit den jungen Pferden.
Ich hab die Songs einmal durchgehört, die Stimme macht mir Probleme.
Irgendwann versuch ich's dann nochmal.

Und was ist jetzt Evanescence?
DerBolzen
Und was ist jetzt Evanescence?


Sei einfach froh, das hier keiner was zum draufklicken reingestellt hat :floet:

Mag sein das die Erinnerung mich nach so langer Zeit täuscht, aber Evanescence möchte ich nicht mehr hören müssen.

Edit: Dein nächster Post wird eine Schnapszahl
eigenwert
Schon gesehen. Hicks.
Olsen
aber ich bekomme bei denen immer zu starke assoziationen an evanescenceetienoir, 09.03.2018 09:42 #


Das ist hart. Einer der härtesten Vergleiche, die ich in diesem Forum jemals las. Nix für zarte Seelen, der Musiksport hier.
etienoir
nee, das ist kein vergleich, daher auch der vorangestellte satz. da liegen sicherlich kompisitorisch und auch sonst qualitative welten zwischen. ich komme nur leider nicht richtig dazu, das zu beurteilen, weil mir bei annekes gesang eben immer diese eva-tussi in den sinn kommt. und selbst das ist kein vergleich. ich kann nix dafür.
HIRNTOT
Polarisiert die Stimme von Anneke denn so? Das höre ich zum ersten Mal, da kenne ich eigentlich nur breite Begeisterung überall.Olsen, 05.03.2018 13:06 #

Ich find sie unerträglich, aber Frauenstimmen haben es bei mir generell schwer, vor allem so hohe. Ich hab es auch mal ne Zeit lang mit Gathering versucht, aber aufgrund der Stimme ging es einfach nicht.

aber ich bekomme bei denen immer zu starke assoziationen an evanescenceetienoir, 09.03.2018 09:42 #


Das ist hart. Einer der härtesten Vergleiche, die ich in diesem Forum jemals las.Olsen, 09.03.2018 15:45 #

Also, ich finde die ja deutlich erträglicher als Anneke...

Mir ist auch grade eingefallen, dass ich Kate Bush teilweise mag, obwohl auch sehr hohe und teils theatralische Stimme. Muss also auch irgendwie an der Art zu singen und an der Musik selbst liegen. Ich versteh nach einem kurzen Reinhören grad auch gar nicht, warum ich es damals mit Gathering versucht hab. Da wollt ich mich zu etwas zwingen, dass null zu meinem Geschmack passt.

Zuletzt geändert von HIRNTOT

pixiesa
Ich versteh nach einem kurzen Reinhören grad auch gar nicht, warum ich es damals mit Gathering versucht hab. Da wollt ich mich zu etwas zwingen, dass null zu meinem Geschmack passt.HIRNTOT, 09.03.2018 16:08 #

Ich hab How To Measure mal günstig erstanden (Flohmarkt oder OXFAM oder so) ohne vorher reingehört zu haben. Hatte mich an Peters Schwärmerei für dieses Album erinnert. Die Musik ist gar nicht mal schlecht aber mit dem Gesang kam ich auch nicht klar.
HIRNTOT
Ich versteh nach einem kurzen Reinhören grad auch gar nicht, warum ich es damals mit Gathering versucht hab. Da wollt ich mich zu etwas zwingen, dass null zu meinem Geschmack passt.HIRNTOT, 09.03.2018 16:08 #

Ich hab How To Measure mal günstig erstanden (Flohmarkt oder OXFAM oder so) ohne vorher reingehört zu haben. Hatte mich an Peters Schwärmerei für dieses Album erinnert. Die Musik ist gar nicht mal schlecht aber mit dem Gesang kam ich auch nicht klar.pixiesa, 09.03.2018 16:56 #

Ich glaube, bei mir war es auch dieses Album, ich hatte es aber nur in gebrannter Form. Da gab es ja durchaus Visions Platten des Monats, die ich mir gekauft hatte, nur um sie kurz darauf loszuwerden, wie Everlast, Handsome Boy Modelling School oder De Loused In The Comatorium. Manchmal meint man ja, irgendwie sein Spektrum erweitern zu müssen und tut sich damit am Ende keinen Gefallen. Hin und wieder landet man aber auch nen Volltreffer, wie mit der ersten Bran Van 3000.
pixiesa
Ja ich muss auch mal wieder ausmisten. Aber manchmal fällt mir das Trennen schwer. Könnte ja sein dass man ein einst nicht so beachtetes Album plötzlich gut findet.
eigenwert
Das muss ich so unterschreiben.
Ich hab zwar auch mal ausgemistet, aber letztlich betracht ich die Sammlung als Spiegel meines Lebens [\pathos] , abgesehen von ein paar absoluten Peinsamkeiten halt.