Urlaub Tag 2 (Tag 1 für meine Frau), bestes Wetter, Kurztrip nach NRW. Zunächst ins malerische Bottrop (nein), um nach insgesamt vier Jahren einen Gutschein von Jochen Schweizer einzulösen, der mal ein Fallschirmsprung hätte werden sollen, jetzt reicht es nur für „Indoor Bodyflying“. Ok, ja, spaßig aber geht so, reicht auch, danke.
Weiter ins malerische Münster (ja), eine meiner Lieblibgsstädte. Da wir ja beide wie erwähnt Urlaub haben, kamen wir auf die Idee, einmal Airbnb zu probieren, quasi als Testlauf für den Italientrip im September. Und was soll ich sagen? Es war hervorragend. Eine sehr saubere und schöne Wohnung wunderbar gelegen, inklusive zweier Fahrräder zur freien Nutzung. Was willste mehr? Nochmal Probs an Sigrun, die uns auch zwei leckere Pinkus Special in den Kühlschrank gelegt hat!
Worum ging es hier nochmal? Achja, Konzert. Entschuldigung.
Erstmal erklärend vorweg: Taking Back Sunday begleiten mich seit 2004, ihr zweites Album, „Where You Want To Be“, damals Schönheit in der Visions und mit die erste CD, die ich mir aufgrund einer Rezension gekauft habe, hat sich damals ganz tief in mein Herz gegraben. Die perfekte Musik zur perfekten Zeit, gerade 18, gerade Auto, gerade Sommer. Und voll drin in diesem sehr poppigen, sehr melodischen Emocore, der halt absolut im Trend lag. Wenn man noch frisch auf Melodycore war, war das einfach die logische Konsequenz: Melancholisch-hoffnungsvoll, mit großer Geste, aber eben irgendwie gerade noch mit einer Zehenspitze im Hardcore und damit just kredibel genug. Ziemlich zeitgleich hatte ein Kumpel sich das Debüt gezogen (es war 2004, war halt so), und „You’re So Last Summer“ hat mich dann noch tiefer reingezogen. Überhaupt ist „Tell All Your Friends“ für mich die Definition von poppigem Emocore, vielleicht noch zusammen mit der „Let It Enfold You“ von Senses Fail. Beide Alben halten sich bis heute unter meinen absoluten Lieblingen, Kategorie: Insel. Spätestens im Mai/Juni für ein paar Wochen auf Heavy Rotation, das ändert sich nicht mehr.
Aber ich schweife ab (liest das hier eigentlich noch jemand? Hallo? Test: Hitler, Pimmel). Taking Back Sunday hat es als einzige Band dieses Genres geschafft, mich bis heute als Fan zu behalten und mit jedem Output zumindest zu erfreuen. „Louder Now“ war 2006 schon anders, mit beschissener Plastikproduktion aber tonnenweise Hits. Dann kamen zwei schwächere Alben und mit „Happiness Is“ vor drei Jahren hatten sie mich wieder voll drin. Die aktuelle, „Tidal Wave“, ist einfach hervorragende Rockmusik, nicht mehr, aber sicher auch nicht weniger.
Nun also Münster Skater‘s Palace. Wem das kein Begriff ist: Wohl einer der wichtigsten Orte für Skateboarding in Deutschland (Titus, anyone?), und tolle Konzertlocation. Die Rampen sind bei Konzerten inzwischen leider abgehängt, bei Hot Watee Music vor zehn Jahren konnte man sich noch überall gemütlich machen.
War aber ganz gut so, denn sonst hätten die schätzungsweise 300 Leute etwas verloren gewirkt. Von Kid Dad bekommen wir nur den letzten Song mit, der aber angenehm an Title Fight vor ihrer Gazerphase erinnert.
Anschließend betreten The Maine die Bühne, von denen ich bislang keinen Ton gehört habe, aufgrund der Vergleiche mit Bon Jovi aber auch nichts erwarte (nichts gegen Bon Jovi, bestes Konzerterlebnis Overseas to date!). Die Jungens kommen aus Phoenix und sehen auch so aus. Der Sänger ist optisch eine Mischung aus Chris Carrabba von Dashboard Confessional und Flamencotänzer. Das Hemd bis kurz überm Bauchnabel offen, gegeelte Haare, Karieslächeln.
Aber, alles halb so wild wie befürchtet. Die Jungs wissen, welchen Job sie haben: Anheizen. Und das machen sie mit Bravour. Tatsächlich ist der Vergleich mit Bon Jovi nicht aus der Luft gegriffen: Zahnloser Radiorock, der nicht wehtut, aber auch nicht zum rausgehen verleitet. Erstaunlicherweise waren aber tatsächlich einige sehr textsichere Fans im Publikum, das hat mich etwas überrascht. Der Sänger entpuppt sich dabei als ausgesprochen sympathisch. Er weiß, wie man das Publikum anheizt und war auch erstaunlich selbstironisch („Hi, we‘re Blink 182 from Phoenix, Arizona!“). Ich habe während den Ansagen viel gelacht und mindestens ein Song, ich würde sagen „Power-Halbballade“, hat mir sehr gut gefallen. Also zumindest hätte ich das Radio ordentlich laut gedreht, wenn der Song laufen würde.
Es ist halb Zehn, ohne nennenswerten Soundcheck betreten Taking Back Sunday die Bühne. Man könnte ja nun erwarten, dass eine Band, die vor 17 Jahren ihren Durchbruch mit Teenagercore hatte, inzwischen den Fokus lieber auf ihr „erwachseneres“ Werk legt. Zumindest könnte man es ihr nicht übel nehmen. Stattdessen erföffnen sie mit „You Know How I Do“, dem Opener ihres Debüts. Und ich bin schon mittendrin, wie alle anderen auch. Es gehr direkt weiter mit „Liar“ vom dritten Album, gefolgt von „You Can‘t Look Back“ von der aktuellen Scheibe. Und somit ist klar: Hier wird ein Feuerwerk abgebrannt, es werden keine Gefangenen gemacht, es wird geweint und auch gelacht. Naja geweint nicht wirklich, gelacht aber schon. Adam Lazzara hat über die Jahre zwar leicht zugelegt, singt die alten Songs aber noch mit der gleichen Inbrunst, mit er zu den neueren die Hüften kreisen lässt. Die Band ist offensichtlich sehr gut drauf, es gibt viel Interaktion mit dem Publikum und viele Ansagen jenseits abgedroschener Floskeln. Es ist immer schön zu sehen, wenn eine Band in Würde altert und nicht den Spaß verliert. Hier ist echter Spaß am Musikmachen zu sehen.
Das Set umfasst dann so ziemlich alle Hits, die die Diskografie hergibt, was im Nachgang auch meine Frau feststellt („Also die haben echt verdammt viele Hits!“ Das weiß sie übrigens nur, weil ich sie seit zehn Jahren in schöner Regelmäßigkeit damit beschalle. Und es trägt Früchte!), die für sie selbst völlig überraschend bei „Flicker, Fade“ lauthals mitsingt und Gänsehaut bekommt. Dabei ist Musik für sie ansonsten eher Nebensache. Gern geschehen!
Konsequenterweise ist nach „Makedamnsure“ auch Schluss, auf Zugabenspielchen wird verzichtet, was ich sehr gut finde. Ich wüsste auch ehrlich gesagt nicht, was da noch hätte kommen sollen. Ein wirklich spitzenmäßiges Konzert einer meiner Lieblingsbands of all time.
Übrigens stand die ganze Zeit ein ehemaliges Mitglied der vor sechs Jahren aufgelösten Waterdown neben uns, die ja ebenfalls 2001 ihren Durchbruch hatten und ebenfalls (als erste deutsche Band) auf Victory Records veröffentlicht haben (was sie später sehr bereut haben, aber das ist eine andere Geschichte). Er sah irgendwie traurig aus. Vielleicht hat er sich das alles mal anders vorgestellt.
So, hamwa wieder mal gelernt, vielen Dank für die Aufmerksamkeit, auf Wiedersehen!
Zuletzt geändert von Drunken Third