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15.11.2019 | 18:36 Powder To The People

Ich habe oben ja schon geschrieben, dass die Jugend hören soll, was sie will. Wenn aber 80% der Musik in den Charts aus Bitches ficken, Marken-Namedropping, Ticken und Geld über alles besteht (und das nur äusserst selten ironisch gebrochen wird), darf man schon mal die ein oder andere Frage stellen. Zum Beispiel was das eventuell mit einer zukünftigen Gesellschaft macht. Ein kleines Beispiel dafür war der Fall Loredana:
Madame hat mit ihrem Mann einen satten Trickbetrug abgezogen und einem älteren Ehepaar aus der Schweiz knapp 700.000 Franken entlockt. Nicht zu knapp unter Druck gesetzt wurden die wohl auch. Das Ergebnis ist nicht etwa eine Ächtung der Tusse unter ihren Videos, sondern Belustigung darüber, wie doof die Alten sind, die das mit sich haben machen lassen. Alles Trottel bis es die eigene Oma trifft. Egal wie du zu Geld gekommen bist, hauptsache ist, dass du's hast.
Auf der einen Seite also die klimarettende Jugend, auf der anderen die, deren Lebensziel AMG und Gucci ist. Welche von beiden in Zukunft überwiegen wird, wage ich mal nicht zu deuten. Nur kurz eine originale Line vom Bra:
"Wir tragen Gucci, Leute hungern in Nigeria" (tatsächlich ohne ironische Brechung)

Zuletzt geändert von Powder To The People 15.11.2019 18:41

15.11.2019 | 18:49 Crackerman

Wie viele von den Songs kennt überhaupt jemand hier?fennegk, 15.11.2019 13:26 #

Thermometer steht auf Null .eigenwert, 15.11.2019 13:33 #

Daran würde ich auch nichts ändern (wollen). Was mir da beim Zappen auf Deluxe Music manchmal als gerade en voguer Sprechgesangskram durchs Trommelfell schwallt, richtet nur Schaden an.
Ich meine auch, dass der Erfinder von Autotune wohl arg suizidgefährdet sein muss - wenn er das mal hörte.fennegk, 15.11.2019 13:36 #

Bevor ich diesen exzellenten Ratschlag jemals wieder missachte, amputiere ich mir die Ohren mit einem rostigen Dosenöffner :klugscheiss:

.

15.11.2019 | 18:55 Crackerman

Edit: Ich habe drei der Top-Singles 1969 als Original-Vinyl-Single Was sagt das über mich? Proto-Philipp-Amthor? Pech bei Erbschaften obskurer Seitenlinien-Onkels?Woas Sois..., 15.11.2019 15:50 #

Sollte es sich um Venus, Atlantis und In the year 2525 handeln, hervorragend. Sonst sind die Onkels schuld.

15.11.2019 | 18:59 fennegk

Was da so rundherum läuft knallt mich nicht, vielleicht ist unter den Schichten unverständlicher Sprachverzerrung oder weißdergeiersonstwo auch gutes Irgendwas begraben, aber wie bei klassischer Musik, in die ich mich erst mühsam reinarbeiten müssten, fehlen mir hierzu Zeitlustundlaune. Ausnahme: Der gelauschte Track kickt, aber das kommt doch mehr als selten vor.
Dass "die Jugend", die es so sicherlich nicht gibt, Zeug hört, das insbesondere uns hippen Bartträgern zuwider läuft, ist sicherlich nicht überraschend, aber eben - und schön, dass wir's ja im Großen und Ganzen auch so sehen-: Sollen sie doch, wenn's ihnen gefällt.

Wss da nun aber transportiert wird, audiovisuell, lässt natürlich futurgesellschaftliche Fragen aufploppen; seien wir aber ehrlich: Ist ja auch schon ein paar Jahre so, nur, dass eben die Sprache unterdessen sehr mütterlich geworden ist.
Warum allerdings mir nicht gleich die - wie klinaseitig gerne aufgetragene - Apokalypse aus der Butze platzt: Hörgewohnheiten werden gerne auseinandergenommen und in diesem Zusammenhang glaube ich ganz ernsthaft, dass die Gehörgangskrebskinder den Driss ohnehin nur nebenbei sich reinballern. Der Soundtrack für's soziale Netzwerk, vielleicht das Vorspiel before PornHub.
Es ist halt wie es ist; und eben der andere Teil, der vielleicht gerne freitags die genannte Apolalypse tatsächlich posaunt, hört eben Wincent Forster feat. den neuen Sido...

Bekäme ich Musik wie früher nur im mehr oder mindernen Fachgeschäft, würde mich das alles wirklich abficken, weil ja eben insbesondere der Hitparadenkram vorgehalten wird, aber... Internet.
Meine Bubble.

15.11.2019 | 19:00 fennegk

[...] amputiere ich mir die Ohren mit einem rostigen Dosenöffner .Crackerman, 15.11.2019 18:49

Van Gogh for life!
:cheers:

15.11.2019 | 19:03 Crackerman

Ich tendiere dazu den Vorrednern zuzustimmen. Müll gabs immer schon.
Und dass Musik früher anders konsumiert wurde liegt natürlich auch den technischen Möglichkeiten. Wenn ich im Jahr 1971 fünf mal hintereinander "Paranoid" hören wollte, musste ich halt entweder dauernd die Nadel wieder hinter "War Pigs" aufsetzen oder die Kassette zurück spulen. Da lag es in der Natur der Sache, dass man das Album eben am Stück gehört hat, wenn es erst auf dem Teller lag.
Man hat heute mehr Möglichkeiten und oft tendiert man dazu sie falsch zu nutzen. Deswegen ist die Welt aber nicht automatisch schlechter als früher.schmirglie, 15.11.2019 15:30 #

Alles richtig und über die Güte der Welt sagt das eh gar nichts aus. Es war aber eben auch so, daß man etwas investieren musste, damit die Meinung zählte. Sprich, man kaufte die Platte...für nicht grad wenig Kohle zu der Zeit. Das war ein Statement. Heute machen das Flatrateuser. Ich persönlich akzeptiere das nicht als dieselbe Vorraussetzung. Wie schon gesagt, wenn man nur McDonalds kennt, sollte man nicht über Essen abstimmen.

15.11.2019 | 19:14 Crackerman

Ich habe oben ja schon geschrieben, dass die Jugend hören soll, was sie will. Wenn aber 80% der Musik in den Charts aus Bitches ficken, Marken-Namedropping, Ticken und Geld über alles besteht (und das nur äusserst selten ironisch gebrochen wird), darf man schon mal die ein oder andere Frage stellen. Zum Beispiel was das eventuell mit einer zukünftigen Gesellschaft macht. Ein kleines Beispiel dafür war der Fall Loredana:
Madame hat mit ihrem Mann einen satten Trickbetrug abgezogen und einem älteren Ehepaar aus der Schweiz knapp 700.000 Franken entlockt. Nicht zu knapp unter Druck gesetzt wurden die wohl auch. Das Ergebnis ist nicht etwa eine Ächtung der Tusse unter ihren Videos, sondern Belustigung darüber, wie doof die Alten sind, die das mit sich haben machen lassen. Alles Trottel bis es die eigene Oma trifft. Egal wie du zu Geld gekommen bist, hauptsache ist, dass du's hast.
Auf der einen Seite also die klimarettende Jugend, auf der anderen die, deren Lebensziel AMG und Gucci ist. Welche von beiden in Zukunft überwiegen wird, wage ich mal nicht zu deuten. Nur kurz eine originale Line vom Bra:
"Wir tragen Gucci, Leute hungern in Nigeria" (tatsächlich ohne ironische Brechung)Powder To The People, 15.11.2019 18:36 #

Na klar soll jeder hören, was er will. Kann man doch eh nicht ändern und darum sollte man sich auch nicht drüber ärgern. Das Geschäft ist aber so beschissen geworden, dass anscheinend Nischenmusik von vornherein chancenlos ist. War sonst nie so. Ich ärgere mich tatsächlich bei jeder kleinen Band, die ich live feiere, darüber, wie unfair es ist, daß die Leidenschaft der Leute nicht honoriert wird.
An die Texte habe ich noch nie gedacht, kenne ich auch gar nicht. Wenn ich das lese, was du an Beispielen bringst, radikalisiert sich meine Meinung zu dieser Musik umgehend und das ist definitiv Dreck :kotz: