Sehr, sehr tolle Liste vom Affenkind!
Ein paar der Alben (Portishead / Radiohead) hatte ich ebenfalls in der Vorauswahl.
Letztendlich habe ich damit aber hauptsächlich ein Jahrzehnt später und dann aus dem Rückspiegel zu tun gehabt.Go Ahead Eagle, 28.04.2020 15:28 #
Das kommt mir irgendwie bekannt vor
Nunja. Ich bin heute in Schreiblaune und versuche das direkt für die andere Liste zu nutzen. Ich glaube es macht Sinn die Alben weiter chronologisch anzugehen, am Ende mache ich daraus dann eine gewertete Liste. Es ist für mich persönlich wirklich unglaublich, wie viele Alben ich streichen musste um auf die 10 zu kommen. Ich werde meine 80er-Liste dann wohl nutzen um noch ein paar Querverweise zu setzen. Eigentlich wäre ich mir nämlich gar nicht sicher, ob es sich für mich lohnt die 80er zu besprechen, musikalisch gibts da für mich wahnsinnig wenig zu holen und ich bekomme wahrscheinlich nicht mal eine Top10 zusammen.
Aber bleiben wir erst mal hier. Los gehts mit der wahren Schmirglie-90er-Top10.
Deftones - Around the Fur
Mein Verhältnis zu den Deftones ist eine sehr merkwürdige Geschichte. 1999 habe ich im Kino "Matrix" gesehen, im Abspann läuft "Shove It" der Deftones, was ich spätestens zu dem Zeitpunkt, als ein Kumpel von den Film auf VHS hatte, absolut geil fand. Auch den Soundtrack habe ich mir irgendwann also gekauft. Außerdem fand ich "Back to School", eigentlich natürlich eine Sünde, sehr gut. Darüber hinaus habe ich mich aber lange nicht mit der Band beschäftigt, und auch die Live-Erlebnisse damals waren nicht überzeugend. Ich weiß noch, dass ich Chino mal bei RaR auf der Bühne gesehen habe, aber ich glaube wir haben fast das komplette Konzert verpasst. Jedenfalls war er da wohl grade auf Entzug und furchtbar aufgedunsen.
Ein paar Jahre später kam dann allerdings Diamond Eyes raus und hat mich vollkommen abgeholt. Beim SouthSide hat mich die Band dann auch live zu 100% überzeugt und Chino sah wieder aus wie das blühende Leben. Seitdem bin ich riesiger Fan und finde mittlerweile alle Alben von Around the Fur bis Diamond Eyes super. Adrenaline habe ich kaum gehört (wie auch der Eagle beim Visions-Treffen Ende Februar bemerkt haben muss, Schande über mein Haupt) und was nach Diamond Eyes kam hat mich auch nicht mehr komplett überzeugt.
Auch wenn ich White Pony noch etwas besser finde, mag ich an Around the Fur den noch recht rohen Sound, und natürlich ist "Be quiet and drive (far away)" einer der wirklich allerbesten Songs der Band.
Turbonegro - Apocalypse Dudes
Turbonegro liefen auch zu Schulzeiten schon im Aufenthaltsraum für die Oberstufe, aber da ich ja eher der Spätstarter war, habe ich mich erst ab 2005 mit der Band beschäftigt und sie dann zum Glück in dem Zeitraum mehrfach live gesehen, was immer ein riesiges Fest war. Die Band mag später eine Menge Unsinn gemacht haben, aber Apocalypse Dudes wird auf ewig ein unkopierbarer Klassiker bleiben.
Tocotronic - Digital ist besser
Auch Tocotronic habe ich schon recht früh zum ersten Mal gehört, denn "Let there be Rock" lief häufiger mal auf Viva 2 und hat Eindruck hinterlassen. Die Melodie aus "Final Countdown" zu klauen und dazu die aus heutiger Sicht fast schon prophetischen Zeilen "Und alles, was wir hassen, seit dem ersten Tag, wird uns niemals verlassen, weil man es eigentlich ja mag" zu singen, das hat mich fasziniert, weil ich es nicht verstanden, aber irgendwie gefühlt habe, dass ich das mag. Dass der Titel des Stücks von AC/DC geklaut ist, ist mir erst viel später aufgefallen.
Zum weißen Album lief dann "This Boy is Tocotronic", was ich irgendwie doof fand, und dann kam "Aber hier leben, nein danke", was ich wieder mochte. Der Durchbruch kam dann endlich mit Kapitulation, für mich bis heute eins der allerbesten Alben der Band, und ausgehend davon habe ich mich schließlich mit den Alben der 90er beschäftigt.
Digital ist besser ist für mich da klar der Gewinner, auch wenn einige Stücke (ich glaube die sind aus den Federn von Jan Müller und Arne Zank) etwas unbeholfen klingen. So viele unschlagbare Hits hat trotzdem kein anderes Album der Band und es ist leicht nachvollziehbar, dass durch das Album einiges in Bewegung gesetzt wurde. Blumfeld hin, Element of Crime her
Refused - The Shape of Punk to Come
2005 bin ich fürs Studium nach Karlsruhe gezogen, wo ich zwei Clubs (wenn man sie so nennen mag) für mich entdeckt habe. Zum einen das Carambolage, eine ganze Zeit lang quasi mein Wohnzimmer, zum anderen die Katakombe. Beide Läden gibt es mittlerweile leider nicht mehr, was mich noch immer traurig stimmt.
Jedenfalls lief in der Katakombe samstags Musik der härteren Gangart, und auch wenn der für die Musik verantwortliche Kollege mit dem originellen Namen "DJ Mütze" über die Jahre viel Missmut ertragen musste, so muss man doch sagen, dass er musikalisch im neuen Jahrtausend angekommen war. Für das zu großen Teilen ziemlich junge und dafür schon ganz schön zutätowierte Publikum wurde Emo- und Metalcore der Marken Heaven Shall Burn, Caliban und Silverstein gespielt, auf dass die 22mm-Tunnel wild über die Tanzfläche flogen.
Einige Klassiker gab es aber natürlich auch immer wieder, und so kommt es, dass für mich "New Noise", mittlerweile natürlich unfassbar totgedudelt, untrennbar mit der Katakombe verbunden ist. Der Rest des Albums ist ebenfalls voller Hits und für mich auch gut gealtert, was man von vielen Alben der 90er nicht unbedingt behaupten kann.
Radiohead - OK Computer
Es war leider klar, dass in dieser Liste einige Alben - und das betrifft ganz besonders die besten - geben würde, zu denen es nicht viel zu sagen gibt. Zumal ich bei den 00ern schon In Rainbows aufgeführt habe, über das ich überhaupt erst zu Radiohead gefunden habe. Es weiß wohl jeder hier, dass ich Radiohead einigermaßen stark vergöttere, und über die Qualität von OK Computer gibt es auch wenig zu diskutieren.
Portishead - Dummy
Es war leider klar, dass in dieser Liste einige Alben - und das betrifft ganz besonders die besten - geben würde, zu denen es nicht viel zu sagen gibt. Zumal ich bei den 00ern schon Third aufgeführt habe, über das ich überhaupt erst zu Portishead gefunden habe. Es weiß wohl jeder hier, dass ich Portishead einigermaßen stark vergöttere, und über die Qualität von Dummy gibt es auch wenig zu diskutieren.
Neutral Milk Hotel - In an Aeroplane over the Sea
2012 bin ich nach Köln gezogen und hatte plötzlich als Vollzeit-Arbeitender mehr Geld auf dem Konto und außerdem massenweise Konzerte direkt vor der Haustür, die nur darauf gewartet haben, dass ich sie besuche. Die Kombination daraus hat dazu geführt, dass ich fast alles mitgenommen habe, was sich irgendwie angeboten hat, darunter auch ein Konzert von Neutral Milk Hotel im Gloria, meiner Lieblings-Location in Köln, im Jahr 2014.
Das Konzert war toll und hat dazu geführt, dass ich mich sehr doll in dieses Album verliebt habe. Es ist einfach wahnsinnig schräg, eine Indie-Perle im wahrsten Sinn, und damit die Blaupause für viele Bands, die da in den nächsten 20 Jahren kommen sollten.
Drive like Jehu - Yank Crime
Ich habs extra noch mal hier recherchiert. Am 8.4.2014, zur Visions #250, habe ich dieses Album zum ersten Mal gehört, und wie der gute Shitty damals schon kommentiert hat: Das Album altert quasi nicht. Es ist einfach ein unfassbares Noiserock-Brett, das genauso gut aus den 2010ern sein könnte. Vor ein paar Jahren hatte ich dann das Glück die Band tatsächlich sogar live sehen zu dürfen, was großartig war. Auch Hot Snakes stehen bei mir mittlerweile sehr hoch im Kurs, John Reis ist nunmal ein Gitarrist wie kein Zweiter.
Elliott Smith - XO
Ebenfalls in 2014 hatte ich meine große Elliott-Smith-Phase, den Auslöser weiß ich nicht mehr. Es könnte tatsächlich auch die Visions #250 gewesen sein. Während Die-Hard-Fans wohl auf Either/Or schwören, haben es mir vor allem die beiden Nachfolger XO und Figure 8 angetan, die breiter arrangiert und auch sonst etwas zugänglicher sind, obwohl sie ebenfalls beide nur so vor Traurigkeit und Melancholie triefen. Ich bin mir sicher, dass Conor Oberst sich hier einiges abgeschaut hat.
Leider ist er viel zu früh von uns gegangen, eine Schande ist das.
Fiona Apple - When the Pawn...
2014/15 hatte ich eine Beziehung, die nicht lange hielt und zudem recht katastrophal geendet ist. Geblieben ist einiges, was ich über mich selber gelernt habe, und Fiona Apple. Eine überragende Künstlerin, die ich vorher überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. When the Pawn ist mein liebstes Album von ihr, mit tollen Popsongs, die direkt ins Ohr gehen, aber niemals zu einfach gestrickt sind. Kann man jederzeit hören und immer noch was Neues entdecken.