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Der Vinyl Thread

welsing
Ey, noch mal so allgemein ein paar Fakten aus meiner Erfahrung zum Thema Vinyl und Vinylhören:

- Damit's nicht knistert wie bescheuert, muss man seine Platten pflegen. Staub, Dreck = das berühmte Knistern und Knacken. Wie Micha schon sagte: jede Platte vorher reinigen. Der Vorgang befreit die Platte zudem von statischer Aufladung, die sich sonst in den nervigen, lauten Peng!s entlädt. Richtig super fürs Reinigen und Entladen: Der Roller von Nagaoka. Es gibt auch antistatische Hüllen, aber die kommen ja schon vom Nerdpol...

- Ein Plattenspieler ist analog. Und deswegen zahlt sich so ziemlich jeder draufgeschlagene Hunderter in einem klanglichen Zugewinn aus. Zumindest, wenn man auch mal in Ruhe auf dem Sofa einer Platte lauschen möchte und nicht nur in voller Lautstärke beim WG-Besäufnis. Mehr noch als bei einer CD geht es dabei um Ruhe: Gleichlauf des Antriebs, Entkopplung vom Untergrund/Vibrationsfreiheit, Qualität der Nadel, Qualität des Tonarms. Und dann winken wir schon wieder vom Nerdpol und behaupten: Man hört den Unterschied zwischen einem 1.000-Euro-System und einem 5.000-Euro-System wie NIX GUTES! Blöd aber wahr. Nur muss dafür natürlich der Rest der Audio-Kette den klanglichen Zugewinn ermöglichen und hörbar machen. Thema Transparenz / fehlender Eigenklang.

- Das haptische Erlebnis, eine schöne Platte aufzulegen, erreicht eine CD niemals. Dafür braucht man bei der nicht die Seite zu wechseln. Alles Geschmackssache - manche zünden sich ihr Kippchen immer noch lieber mit dem Streichholz an als mit dem Feuerzeug. Ich auch.

- Beim Thema natürlicher, räumlich exakter, involvierender Klang gräbt die LP auch bei kleinerem Spieler-Aufwand der CD in mindestens 60 Prozent der Fälle das Wasser ab. Steigt der (leider auch finanzielle) Aufwand, steigt auch diese Prozentzahl schnell weiter. Ausnehmen darf man in vielen Fällen die SACD, weil sie höher auflöst und oft ähnlich natürlich klingt wie eine gute LP. Von verschiedenen Pressungen, Vinylgüten und -gewichten sprechen wir auch lieber beim nächsten Treffen am: Nerdpol!

- MP3-Qualität muss sterben! :)

Viele Grüße
mrjones
Hallo Philip, hallo Community,

Vollkommen richtig was du da schreibst, mp3-Qualität muss ganz ganz schnell sterben! Hier noch ein paar Fakten aus meiner eigenen Erfahrung. Du schreibst da was von
- Beim Thema natürlicher, räumlich exakter, involvierender Klang gräbt die LP auch bei kleinerem Spieler-Aufwand der CD in mindestens 60 Prozent der Fälle das Wasser ab. Steigt der (leider auch finanzielle) Aufwand, steigt auch diese Prozentzahl schnell weiter. Ausnehmen darf man in vielen Fällen die SACD, weil sie höher auflöst und oft ähnlich natürlich klingt wie eine gute LP.welsing, 03.07.2009 12:38


Tatsächlich liegt der Signal-Rausch-Abstand einer CD (44.1 kHz / 16 Bit) mit ca. 96 dB deutlich höher als der einer Vinyl-Platte (ca.60 dB). Das heißt nicht nur, dass CD's weniger rauschen als Platten, sondern auch dass auf CD's mehr Dynamik möglich ist. Bei den 60 dB noch nicht dabei ist der von dir schon erwähnte Staub und Schmutz, der den Signal-Rausch-Abstand nochmals um ca. 10 dB verschlechtern kann.
Für die, die sich jetzt fragen warum das so ist: stellt euch eine "unbeschriebene" Vinylplatte vor. Diese Platte hat eine gewisse Dicke. Je dicker die Platte, desto mehr Dynamik ist möglich. Schneidet man ein Signal in die Platte, das zu laut ist, bricht man sozusagen durch und hat einen Riss in der Platte. Was übrigens auch passieren kann, wenn man Nadeln mit Fine-Line Schliff benutzt und das Auflagegewicht zu hoch ist. Aber das ist ein anderes Thema.
Der Bereich in dem "geschrieben" werden kann, ist also durch die Dicke der Platte begrenzt.

Ein weiterer großer Irrtum bezüglich einer CD ist die Sache mit der Auflösung. Der Hörbereich des Menschen geht ja von 20 Hz bis 20 kHz. Nach dem Theorem von Shannon & Nyquist ist eine Abtastfreuquenz von 40 kHz (doppelt so hoch, wie die höchste darzustellende Frequenz) vollkommen ausreichend, um ein digital gewandeltes Signal exakt zu rekonstruieren. In anderen Worten: die Abtastfrequenz (sprich: Auflösung) einer CD-DA (44.1 kHz) ist vollkommen ausreichend. Nach der Wandlung des CD-Signals zurück in ein analoges Signal ist das Signal wieder exakt das gleiche, wie vor der AD-Wandlung.
Ich will jetzt gar nicht auf Rekonstruktionsfilter und Anti-Aliasing-Filter eingehen, weil das dann in extremen Tech-Talk ausarten würde.
Eine höhere Auflösung, wie bei der SACD hat im ersten Augenblick keine klangliche Auswirkung auf das Ausgangssignal. Der Grund warum eine SACD "besser" klingen soll ist woanders zu suchen: Stichwort Einschwingvorgang bei digitalen Filtern. Wen das genauer interessiert, kann mir eine PM schreiben. Das würde hier jetzt den Rahmen sprengen.

Aus technischer Sicht gibt es wie man sieht nicht viel, dass für die Vinylschallplatte spricht. Die CD ist zwar überholt, technisch aber dennoch überlegen. Wieso also beschreiben so viele den Klang einer Schallplatte als natürlicher, neutraler, wärmer und dergleichen?
Die Antwort findet man in der Technologie der Vinylplatte an sich: es wird das Audiosignal des Premasters über eine Kombination aus Tiefen- und Seitenschrift in den Kunststoff "geschnitten". Sind in der Musik zu laute, tiefe Signale enthalten, wird die Rille, in der die Nadel links und rechts aufliegt, zu klein. Das Resultat: die Platte springt. (RIAA lass ich jetzt auch mal aus)
Generell muss man also Musik je nach Medium (CD oder Vinyl) anders Mastern. Ein für Vinyl gemasterter Song hat einen natürlicheren Frequenzgang (z.B. weniger Bässe im Seitensignal). Außerdem sorgt die Abnutzung von Platte und Nadel für einen leichten Verlust in den Höhen. Der Song klingt dadurch weniger "digital", ums mal so zu beschreiben.
Außerdem darf der Song nicht ganz so stark komprimiert werden, wie das bei der CD möglich ist (und leider auch gemacht wird).

Es ist schon paradox irgendwie: Eine CD könnte theoretisch extrem viel Dynamik haben. Diese wird aber ganz im Sinne des Loudness War, durch zu starke Kompression nicht genutzt. Im Gegensatz wird bei der Vinylplatte aus technischen Gründen nicht so stark komprimiert. Sie hat zwar weniger Dynamik als eine CD, diese Dynamik wird aber viel mehr ausgenutzt. Und damit klingen Platten natürlicher.

Fazit: der Klang einer Vinyl ist einfach einzigartig. Vielleicht technisch schlechter als bei der CD, aber klanglich meist viel aufregender.


Hoffe das alles war jetzt nicht zu viel Tech-Talk, könnte noch viel mehr schreiben.

Ebenfalls viele Grüße!
Und immer dran denken: mp3 must die!
visions-micha
- Damit's nicht knistert wie bescheuert, muss man seine Platten pflegen. Staub, Dreck = das berühmte Knistern und Knacken. Wie Micha schon sagte: jede Platte vorher reinigen. Der Vorgang befreit die Platte zudem von statischer Aufladung, die sich sonst in den nervigen, lauten Peng!s entlädt. Richtig super fürs Reinigen und Entladen: Der Roller von Nagaoka.welsing, 03.07.2009 12:38


Ich habe mir dann heute tatsächlich mal den Roller von Nagaoka zugelegt, und zwar hier (sehr empfehlenswerter Laden für Vinylfreunde). Der Roller ist nicht gerade günstig, aber meiner Meinung nach jeden Cent wert. Endlich werden die Platten mal so richtig staubfrei. Da freut sich die Nadel und die Plattenrille sagt :cheers:.
suicideasteroid
Ich habe mir dann heute tatsächlich mal den Roller von Nagaoka zugelegt, und zwar hier (sehr empfehlenswerter Laden für Vinylfreunde). Der Roller ist nicht gerade günstig, aber meiner Meinung nach jeden Cent wert. Endlich werden die Platten mal so richtig staubfrei. Da freut sich die Nadel und die Plattenrille sagt :cheers:.visions-micha, 16.07.2009 20:31


Oh, cool. Danke für den Tipp! Mir gehen diese Staubstriche auch immer gehörig auf den Sack! Hoffentlich bin ich demnächst mal wieder flüssig genug für den Roller!
andilona
Hallo,

vielleicht kann mir jemand von Euch helfen. Ich nutze einen Dual 601 und bin eigentlich auch sehr zufrieden, würde allerdings gerne einen in neuen Tonabnehmer investieren. Welches System könntet ihr empfehlen (Höre hauptsächlich Visions-relevante Musik + Metal und 60s).

Viel interessanter wäre für mich jedoch noch, ob es kompliziert ist den Tonabnehmer zu wechseln?

Danke schonmal
riotsk
Ich bin Besitzer eines.....TUSCH : Dual 601. Also Frage: Was für ein System haste denn jetzt? Darüberhinaus sollte dein Tonarm der serienmäßig verbaute sein, denn dann hast du ein unkompliziertes Klick-System auf das aber aufgrund des Tonarmgewichts nur gewisse Systeme installiert werden können. Ich habe völlig problemlos ein Shure M97 installiert und würde sagen, dass das ein tolles System für Rock im Allgemeinen ist. Schön satt und aufgrund des Staub-Besens sehr spursicher. Für mich klingt es sogar besser als mein altes Grado Gold Prestige und das ist um einiges teurer.
andilona
Danke für den Tipp. Nutze zurzeit ein Dual M 20 System (Ortofon F 20 EO Nadel). Dürfte alles noch original und unverändert sein. Das Shure System ist preislich ja auch durchaus noch im Rahmen. Mal schauen. Werde mir entweder das genannte System oder eine neue Nadel für mein jetziges System besorgen.
riotsk
Das Ortofon ist Standard und klingt deutlich höher und hat weniger Output wenn ich mich recht erinnere. Das Shure hat einen amerikanischen, satten Sound und funktioniert sehr gut bei allen modernen Sounds. Auch alte Rockschoten kommen schön kräftig rüber,...klare Empfehlung gegenüber dem Ortofon
andilona
So, habe das Shure System geordert. Werde, wenn das System angekommen und angebaut ist, meine Erfahrung schildern.
riotsk
Bin gespannt was Du sagst.
Nathanael_x
Hallo, ich habe ein kleine Frage. Ich habe viele Gatefold Vinyl 7' Singles und die sind für die standart Schutzfolien (185 x 185 mm) zu groß. Die bei Ebay erhältlichen sind zu klein (schon mal bestellt) und die beim Hädler in der nähe auch. Weiß jemand vielleicht woman größere bekommen kann?
visions-micha
Hallo bartlomiej,

versuch's mal bei protected.de. Da würde ich aber vorher mal nachfragen. Leider haben die meines Wissens auch eine Mindestbestellsumme, also lieber mit Freunden eine Sammelbestellung organisieren. Dafür sind die Preise super.
andilona
So, habe das Shure System geordert. Werde, wenn das System angekommen und angebaut ist, meine Erfahrung schildern.andilona, 23.07.2009 13:29


Das Shure System ist angekommen und inzwischen auch angebaut. Genau wie riotsk geschrieben hat, war es tatsächlih problemlos das ganze zu installieren. Lediglich für die Schrauben brauchte ich dann doch die Hilfe zarter Frauenhände. Das Ganze hat vielleicht 10 Minuten gedauert. Der Einbau in den Plattenspieler war aufgrund des angesprochenen Click-Systems ebenfalls absolut simpel. Ein wenig skeptisch war ich natürlich schon, ob ich alles richtig angebaut habe. Umso erfreuter war ich dann auch, als die ersten Töne aus den Boxen kamen. Mit dem Klang bin ich soweit, insbesodere zu dem Preis, absolut zufrieden. Im Vergleich zum Original Tonabnehmer klingt schon alles ein wenig satter und kräftiger. Gleichzeitig hatte ich übrigens den Roller von Nagaoka mitbestellt. Sehr interessantes Teil mit hervorragenden Ergebnissen.
fanthomas
Das Shure System ist angekommen und inzwischen auch angebaut.andilona, 09.08.2009 14:10

Da ich gerade ebenfalls das System gewechselt habe, gebe ich mal meinen Senf dazu.
Thorens TD 280.
Wechsel von Audio Technika 95 (AT95) auf Ortofon Vinylmaster Red (VMR).
DAS VMR macht richtig Spaß. Viel mehr Details, eine bessere Auflösung und Tiefe - einfach klarer und schöner.
Das AT95 war dagegen "flach"

Gruß
ft
riotsk
@andilona. hey, Super, freut mich. Und gib dem System noch etwas Zeit. Das System muss sich noch einspielen und Dein Ohr daran gewöhnen, dann bringt das Saystem noch mehr Spass. Achte auch auf die richtige Auflagekraft, die du auch dem Umstand anpassen musst, ob du mit Besen oder eben ohne spielst. Frag mich jetzt nicht nach den genauen Werten. Ich habe gerade meinen 601 abgebaut und aus Platzgründen erst einmal eingemottet.
visions-micha
@fanthomas: Das VRM habe ich auch seit einigen Monaten und bin sehr zufrieden. Vorher hatte ich so ein olles DJ-System von Ortofon. DAS VRM macht schon einen Unterschied und ist jeden Euro wert.
fanthomas
@fanthomas: Das VRM habe ich auch seit einigen Monaten und bin sehr zufrieden. Vorher hatte ich so ein olles DJ-System von Ortofon. DAS VRM macht schon einen Unterschied und ist jeden Euro wert.visions-micha, 09.08.2009 20:30

Ja. Außerdem kann man bei Bedarf in dieses System auch problemlos die Nadel des nächst höheren "Silver" einsetzen und auf diese Weise einfach Upgraden.

Gruß
ft
bombaa
sooo jungs...hoffe ihr könnt mir ein wenig weiterhelfe...habe jetzt eine weile im hifi-forum.de verbracht und ich glaube die haben einfach andere ansprüche als ich...also zu meinem problem...ich bin student und hätte gerne nen neuen plattendreher...habe mir mal mit 16 son universum komplett system gekauft...der plattenspieler läuft jetzt seit ca. 6 jahren..aber nicht so der bringer...schaue mich also derzeit nach was neuem um, den ich natürlich wieder an das komplettsystem anschließen werde...für verstärker mit ordentlichen boxen wirds erst in 3 jahren nach abschluss des studiums was...ich suche also erstmal nur nen plattendreher...phono eingang hat meine "anlage"...im hifi forum wird einem immer zu nem alten thorens oder dual geraten...leider bin ich nicht der handwerklich-begabteste, also fällt erneuern von sonem alten schonmal aus, zu dem sind die mir einfach zu klobig...was spricht denn eigentlich gegen sonen dj-dreher http://www.elevator.de/product_info.php?info=p116-DJ-Plattenspieler-Numark-TT-200.html oder http://www.elevator.de/product_info.php/info/p4193-DJ-Plattenspieler-Reloop-RP-1000-MK3-Ltd-.html ...ich mein besser als mein billig plastik universum wird er sein und meinen platten auch besser tun...und für mein 20qm zimmer wird das auch ausreichen oder nicht??? davon mal abgesehen das ich ihn um einiges stylischer als sonen alten holzkasten finde der das doppelte wiegt....selbst wenn ich mir iwann mal nen soliden verstärker holen sollte, müsste der reloop doch brauchbaren sound produzieren können oder nicht??? danke schonmal :)
visions-micha
Hallo boomba,

der von dir verlinkte Numark hat seine Vorzüge wohl eher im DJ-Bereich - willst du auflegen? Da gibt's für den Kurs auf jeden Fall bessere Dreher zum Hören. Zudem finde ich den Numark potthässlich. So einen Reloop hat ein Freund von mir, der ist für das Geld durchaus in Ordnung. Wenn, dann würde ich den nehmen und das gesparte Geld in ein vernünftiges System investieren. Nochmal nachgefragt: Wie hoch ist denn dein Budget?