Hm. Also ein wenig kommt mir das hier schon vor wie die Nerdrunde im Matheclub, die sich fragt, wie sie das eine Mädchen am anderen Tisch dazu bringen, mit ihnen zu reden.
Aus persönlicher Erfahrung: Frauen hören gern Musik, auch in nahezu sämtliche Richtungen. Sie sind nur eher selten nerdy im Sinne von Sammeln, Investigation und Kommunikation (ergo Forum). Mangel an Künstlerinnen gibt es in quasi jeder Musikrichtung und zwar nicht exklusiv wegen Pimmelverdrängung, sondern weil sie sich seltener schaffend in Musikszenen bewegen. Am ehesten vielleicht noch in elektronischer Musik. Reine Tanzveranstaltungen sind in der Regel von Damen gut besucht (mitunter auch durch Veranstalter/Türsteher-Steuerung) und da sieht man auch mal häufiger eine DJane auf dem Flyer. Im Metal sehe ich danach sogar noch die meiste Identifikation. Wacken war jedenfalls nie drastisch frauenarm. Aber es bleibt eine Männernische 500 Vinyl im Wohnzimmer stehen zu haben, Biografien von Bands auswändig zu kennen und stundenlang mit anderen über die qualitative Differenz zwischen dem Original und dem Repress zu lamentieren. Die Damen, denen ich eine Entwicklung in diese Richtung zugetraut hätte, hatten schon mit Mitte 20 besseres zu tun. Sei es Karriere, Familienplanung oder schlicht abweichendes Interesse. Da hilft auch eine Quote nix.
Zudem ist der Indiepop doch massiv stark besetzt mit Frauenstimmen, zieht man mal den Vergleich zu vor 20 Jahren ran, gleich doppelt.Powder
Weiß nicht, das ist alles ziemlich schlimm verallgemeinert wie du das siehst und schreibst. Für mich klingt das so, als würdest du Frauen nicht das nötige Wissen zutrauen um sich mit an den Nerdtisch setzen zu dürfen. Ich hatte schon viele diverse Gespräche mit Frauen über Musik die in die Tiefe gingen, vielleicht nicht hier im Forum, ja, aber ich sehe es als komplett falsch so von wegen Frauen mögen weniger Gitarrenmusik, wenn dann noch Tanzmusik und Indiepop. WTF? Noch besser Frauen gleich abzustreiten sich "nicht schaffend" in Musikszenen zu bewegen. Ich will dir hier nicht zu nahe treten, Paudi, aber kann es sein, dass du nur von deiner Bubble sprichst?Donnerjakob, 14.03.2021 20:06 #
Ja, das kann sein. Da steht gleich zu Beginn: Aus persönlicher Erfahrung. Aber ich spreche hier nicht mehr oder weniger von meiner Bubble als alle anderen hier von ihrer. Zunächst mal schreibe ich nicht in absoluten Termini, die man Schwarz-Weiss lesen könnte. Auch ich habe schon tiefgründige, musikalische Gespräche mit Frauen geführt. Da steht nicht, dass es sowas nicht gäbe. Sondern dass es meiner Erfahrung nach prozentual gesehen eher selten vorkommt. Also das, was die Statistik auch sagt. Der Unterschied zum ein oder anderen: Ich habe berufsbedingt weit mehr mit Frauen als mit Männern zu tun, da eine eher von Frauen besetzte Branche. Mit diesen Kolleginnen kommt man natürlich auch über Musik mal ins Gespräch. Da waren 2, maximal 3 Damen dabei, die zumindest ein wenig Interesse an dem Thema hatten (unabhängig vom Genre). In meinem privaten Umfeld sah das schon anders aus, gerade im HC-Sektor war doch ein nennenswerter Anteil an Frauen dabei. Zudem war ein reges Bandgründen seinerzeit im Gange, das sich jedoch, trotz vielfacher Anfragen an die Mädels der Szene, immer nur auf Männer reduzierte. Man könnte jetzt natürlich darüber streiten, warum das so war. Lässt sich halt schwer verifizieren. Ich weiss nur: Im Straight-Edge-Umfeld hätten sich die Kerle eher die eigenen Eier abgerissen als übergriffig einer Frau gegenüber zu werden. Da war ein enormer Respekt vorhanden. Ein Grund warum ich mich dort gern bewegte. Viel mehr war einfach von den Frauen kein Interesse da, aktiv zu musizieren. Die noch regere Elektroszene hingegen hatte kaum Probleme mit aktiven oder nur rezpierenden Frauen. Obwohl dort deutlich mehr Vollprolls unterwegs waren.
Der Punkt ist: Man neigt heute dazu aus allen Dingen ein Problem zu machen, in allem eine Diskriminierung oder Minderbehandlung von vermeintlich Benachteiligten zu sehen. Und so sehr das in einigen Bereichen des Lebens zweifelsohne so ist - es pauschal auch auf so etwas Geschmacksdifferentes und vor allem Ungezwungenes wie Kunst zu beziehen, widerstrebt mir. Das sollen die Frauen bitteschön selbst entscheiden. Museen haben abseits von Schulausflügen auch nur einen geringen Prozentsatz an freiwilligen Besuchen durch Teenager. Nicht weil Teenager generell dumm sind oder intellektuelle Minusmenschen, sondern weil sie schlicht andere Sachen priorisieren. Manchmal sind die Dinge simpler als es einem vielleicht lieb wäre.
Zuletzt geändert von Powder To The People