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Konzerte & Festivals

Zuletzt besuchtes Konzert

schmirglie
Wohl auch ein Grund dafür, dass sie den Namen mittlerweile gekürzt haben.
Sind aber sympathische Typen, allerdings hat man musikalisch nur dann was verpasst, wenn man mit mittelmäßigem Pop-Punk was anfangen kann.
Drunken Third
Ich habe die hinter der Bühne auch schon mal sehr unsympathisch erlebt, aber jeder hat mal einen schlechten Tag.
schmirglie
Ja gut, ich kenne sie halt nur auf der Bühne, das kann natürlich verstellt sein. Es kam mir aber authenthisch vor. Andererseits sind es Schwaben, da muss man natürlich immer ganz besonders skeptisch sein.
Olsen
:lol1:

(Aber full ack, is klar.)
Harry Gant
:lol1:

(Aber full ack, is klar.)Olsen, 13.07.2017 17:15 #

Und das über Schwaben Witze lachen habe ich mir verkniffen. Aber jetzt :a035::lol1:
Woas Sois...
:drohen: Liabr a Schwob ois a Rheinlända, gell?
Harry Gant
:drohen: Liabr a Schwob ois a Rheinlända, gell?Woas Sois..., 13.07.2017 19:20 #

Noa
KurdtKillsBoddah
Ein verregneter Konzertabend liegt hinter mir. Ein Freund feierte gestern seinen Geburtstag an einem Kanal etwas außerhalb der Innenstadt. Eingeladen waren die Bands Nevertheless, JaaRi, Anus Butterfly und Bone Man.
Los ging's mit Nevertheless aus Magdeburg. Funky Gitarrenlicks und ein groovender, treibender Bass gaben den Songs echt eine Menge Druck. Live klang es wie eine Mischung aus At The Drive-In mit Zack De La Rocha am Mikroständer. Super Live-Band. Kann ich jedem empfehlen. So langsam hatte es sich dann auch schon eingeregnet und Anus Butterfly spielten ohne große Umbaupause ihr Set. Garagen-Stonerrock könnte man deren Musik beschreiben. Immer etwas schrammelig und dann doch wieder Stoner-eske Riffs. Beeindruckt hat mich hier der Gesang. Der erinnerte mich immer etwas an die Rival Sons.
Nachdem es sich dann so richtig eingeregnet hatte, waren JaaRi an der Reihe. Die Mischung aus Alternative, Emo und Noise ging gut in die Hüfte und als die Band die nassen Zuschauer unter die Plane der "Bühne" holte, kam sogar kuschelige Wohnzimmeratmosphäre auf. Es gab mehr und mehr Regen und mehr und mehr Bier bis dann schließlich Bone Man ihr Equipment aufbauten und beginnen konnten. Der kleine Artikel in der letzten Visions hatte mich ja stutzig gemacht. Seit wann haben Bone Man etwas mit Nirvana zu tun? Ich hatte Bone Man doch schon live erlebt und das war einfach poppiger, hymnischer Stoner-Rock. Jedenfalls hat ihr Set jede Menge Spaß gemacht und auch ein erster Ausrutscher eines betrunkenen Zuschauers, der mal eben den Mikroständers des Bassisten umrannte, konnte die Band nicht beeindrucken. Als dieser gegen Ende des Konzertes dann jedoch noch den rechten Boxenturmumkippte, musste ich schon kurz mal schlucken. Nichts großartiges passiert, der Turm wurder wieder aufgestellt und Bone Man vollendeten das Set mit einem Burn Pilot-Cover und ein bis zwei weiteren Stonerhymnen. Ein toller Abend im Freien.
czerkus
Jimmy Eat World
02.07.17, Köln, E-Werk

Es ist immer etwas Besonderes für mich, eine Band live zu sehen, die schon lange im Geschäft, für mich aber relativ neu ist. Ich kenne lediglich vier Alben von Jimmy Eat World und bin erst vor ein paar Jahren zu den sympathischen Jungs aus Arizona gestoßen. Erste Feststellung: Geile Live-Band! Zweite Feststellung: Jim Adkins ist ein fantastischer Sänger, der live mit seiner Stimmpräsenz alles wegbläst und bei Bedarf für lustige Ansagen zu haben ist. Zwischendurch imitierte er sehr amüsant einen klassischen Rock-Frontmann mit "are you ready" und dem ganzen albernen Gedöns. Der Setlist zufolge war das Konzert wohl ein ziemliches Hit-Potpourri, ich kannte vielleicht die Hälfte der Songs, immerhin. Jimmy Eat World hatten einen sehr guten Sound am Start, der Mensch am Lichtpult gehörte auch zu den Fähigeren seiner Zunft. Schöne runde Sache, da gehe ich gerne mal wieder hin. Überrascht war ich ein wenig von der Mischung des Publikums. Viele jüngere Leute dabei, studentisch geprägt. Dachte eigentlich, das wird eine Ü35-Party oder so. Voll war die Bude übrigens auch.

Die Vorband Razz habe ich mir erspart, die Worte "Emsland" und "Indie-Rock" wollen in meinem Kopf so gar nicht zusammenpassen. Was nach draußen an die frische Luft dran, klang aber gar nicht so übel.Olsen, 05.07.2017 10:57 #

Höre Jimmy Eat World schon länger, kenne trotzdem nicht alles und hatte sie bis dahin nur auf Festivals gesehen, was auch jedes mal super war. Bin dann ebenfalls nach Köln gefahren und kann (fast) alles bestätigen: Jimmy Eat World solo ist einfach wunderbar :heart:
Aber ich hätte eher erwartet, dass das Publikum ein bisschen jünger ist, der Schnitt lag ja schon sehr nah an 30. Wobei das so ganz angenehm war...
Zu Razz: Gib denen das nächste mal eine Chance, die können was. Wenn ich bedenke, wie jung die noch sind, würde es mich nicht wundern, wenn die in ein paar Jahren in deutlich größeren Hallen spielen.
OneFingerSalute
Altes Sportamt in Bremen? Scheiße, wenn ihr zu den Leuten gehört, die Läden wie die Rote Flora dichtmachen wollen. Geil, wenn ihr Läden super findet, in denen ihr open air und Abgeranzterkellerfeeling gleichzeitig haben könnt.

Heute Abend waren die Leute der zweiten Kategorie in der Überzahl, woll'n ma soo sagen. Dazu gehörten auch die Spanier von Hyena, die ganz formdidablen Crust mitgebracht hatten und genau wussten, wann sie ihr Geballer mit eher groovigen und rockigen Parts auflockern mussten, um nicht zu langweilen. Ich hatte vorher ein bisschen was bei Bandcamp gehört und war ordentlich von den Socken, eine Frau am Mikro vorzufinden. Was für ein Organ. Am besten präsentiert, als sie das Mikro einfach mal ganz missachtetet hat und zusammen mit dem Basser ganz ohne Verstärkung Putz von der Decke rieseln ließ. Geile Band, geht sie angucken, wenn sie bei euch vor der Haustür spielt.

Sheer Mag traten oder besser torkelten dann anschließend auf den Plan. Seit Chris Wollard mit seinen Schiffsdieben anno dazumal im Magazinkeller habe ich keine Person mehr dermaßen betrunken auf einer Bühne gesehen wie die Sängerin. Da ging nicht viel, aber Stimme kam noch raus. Dazu ein paar Nerds an den Instrumenten, die in der Gesamtschau kein besseres und unterhaltsameres Bild hätten abgegen können. Disco-Hardrock vom Allerfeinsten. Selten habe ich diese Art von Spaß bei Konzerten - in dem Sinne, dass ich tatsächlich so eine Art Tanz an den Tag lege. Die Verstärker waren nach einer triumphalen ersten Zugabe schon ausgeschaltet, aber die Band konnte sich der bemerkenswert großen Zuneigung des Bremer Publikums nicht anders erwehren, als noch einen Song draufzulegen. Abfeierei deluxe und das an einem fuckin' Montagabend.

Ich muss jetzt schleunigst ins Bett, aber das wollte ich zu eurem Amüsemang eben noch loswerden. Gute Nacht :heart:

Zuletzt geändert von OneFingerSalute

Go Ahead Eagle
Der Tanzbär im linksversifften Kellerclub. So muss das! :bow:
LUNACHICK
Das klingt richtig, richtig geil!!! Vor allem die Combo von Crust und Disco-Rock :cool:
SHITHEAD
Geil. Wäre ich zu gern anwesend gewesen.
schmuddelkatze
war super...und ofsi hat wirklich sowas wie getanzt!
schmirglie
Ich hab am Wochenende dem altehrwürdigen Bla in Bonn zwei Besuche abgestattet und zwar am Freitag zu Love A und gestern zu Clowns.
Am Freitag war es ordentlich voll, mein Ticket sagt 106/120, also werden sich wohl wirklich 120 Leute in den Laden gequetscht haben, dessen Umfang ich bestenfalls auf 80 geschätzt hätte... Dementsprechend war der gute Jörkk nach drei Liedern schon klatschnass geschwitzt und dem Publikum ging es nicht viel besser, aber so muss das manchmal halt auch einfach sein. Ansonsten wars ähnlich wie in Düsseldorf, also sehr gut. Weiß hier jetzt ja auch jeder, braucht man nicht mehr zu zu sagen.

Gestern bin ich dann nur hingegangen, weil ein Kumpel zugesagt hat - alleine hätte ich die weite Fahrt von Köln Süd zum Bonner Hbf (20 Minuten, aber der Zug ist immer verspätet) wohl nicht angetreten und hätte mir die Band nur in Köln gegeben. Das wäre sehr schade gewesen, denn es war wahnsinnig (und) gut! Als quasi Vorband (die eigentlich aber nebenan spielen sollten, wurde bloß zusammen gelegt) gab es eine Stunde russischen Ska-Punk. Zum Glück hatte ich in weiser Voraussicht meine Plöppies mitgenommen.
Clowns hätten anschließend dann nur noch mehr Rock'n'Roll sein können, wenn Lemmy höchstpersönlich aus dem Grab auf die Bühne gestiegen wäre. Totaler Abriss. Wie der Typ es durchhält sich jeden Tag dermaßen die Lunge aus dem Hals zu schreien ist mir vollkommen unverständlich, nach drei Tagen wären meine Stimmbänder auf ewig zerstört. Die Band ansonsten so eingespielt wie es nur geht, mit richtig Bock und glänzend guter Laune. Voll gut, dass ich in zwei Wochen ein weiteres Konzert dieser tollen Kapelle genießen darf.
HIRNTOT
Auch wenn ich das Festival überteuert finde, dieses Jahr war die Qualität auf dem Mainfloor 24 Stunden am Stück einfach nur brutal gut, schon allein dafür lohnen sich die knapp 100€ (auch wenn ich mein Ticket für die Hälfte ergattern konnte).

:bow::bow::bow:

:bow::bow::bow:

:bow::bow::bow:
Drunken Third
Samiam 30.07. Gleis 22 (Münster)

Zwei Stunden Anreise (Danke, Ferienrückreiseverkher) für ein Konzert, dass Sonntagabend stattfindet und dann auch noch erst um 20 Uhr beginnt? Machste nur, wenn Sommer ist und es nach Münster geht. Also Mittags losgefahren, die wirklich schöne Stadt besichtigt (ich war schon tausendmal für Konzerte in der Stadt, hab mir aber nie die Zeit genommen, die Stadt kennenzulernen) und drei Stunden Sonne am Aasee genossen.
Dann kurz vor Acht ab zur Location. War mein erster Besuch im Gleis 22, entsprechend überrascht war ich über den winzigen Konzertraum in klassischer JUZ-Größe. Val Sinestra aus Berlin wüteten schon mit ihrem deutschen HC-Punk zwischen Disco//Oslo und Adam Angst auf und meistens auch vor der Bühne. Sehr charismatischer Sänger mit Hang zum extrovertierten Entertainer und kleiner Prise Wahnsinn. Kurzweiliger Auftritt, wenn auch musikalisch nicht ganz meins.
Kurz nach 21 Uhr betreten dann fünf kalifornische Rentner (Samiam, der ein oder andere hat vielleicht schonmal von denen gehört) die Bühne und legen ohne jegliche Ansage mit "80 West" und "Sunshine" los. Die Menge flippt aus, ich innerlich auch ein klein wenig. Das Hitfeuerwerk reißt nicht eine Sekunde ab, wobei man sich über eine halbe Stunde nur auf die letzten drei Alben konzentriert. Gut, die decken ja auch locker 17 Jahre ab. Dann irgendwann ein kurzer "You Are Freaking Me Out"-Block mit "Factory" und "She Found You". Menge flippt wieder aus. Jason Beebout wirkt auch nach ca. 65 Jahren im Bizz noch immer so, als wäre er eigentlich gar nicht so gerne auf der Bühne. Bis der Song dann losgeht, dann sieht man auch ihm den Spaß an (wenn man genau hinschaut). Nach jedem Song ein kurzes, genuscheltes "thanks" und etwas verwirrt ins Publikum gucken, dann geht es sofort weiter. Interaktion mit dem Publikum wird nur einmal kurz versucht, ansonsten wird sich durch das Hitfeuerwerk geprügelt, dass die Fraktion um Eagle und Nine ihre wahre Freude hätte.
Kurz nach Zehn ist dann Schluss. Natürlich nicht, aber sonst hätte man keinen Grund, mit "Capsized" und "Stepson" die Zugabe zu bestreiten. Außerdem noch "Wanna hear the first song we ever wrote? Ok, it's the second. The third, it's the third". War also vom Debüt, was ich nicht so gut kenne.

Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich mit der etwas düsteren Phase vor der "YAFMO" nicht so viel anfangen kann, das hat sich auch gestern gezeigt. Trotzdem ein hervorragender Auftritt, die sind einfach zu gut eingespielt und viel zu lange dabei, um nicht abzuliefern. Kommt zwar nur alle Jubeljahre mal vor und so ganz sicher ist man sich ja nicht, was die "Bandchemie" angeht, aber so lange ich einen wunderbaren Abend mit ganz viel Endorphin habe, soll's mir recht sein.

Zuletzt geändert von Drunken Third

SHITHEAD
Also genauso, wie es immer bei denen ist. Ich bin neidisch. :cheers:
LUNACHICK
Ich hoffe mal, Timo ist gut nach Hause gekommen...beziehungsweise, überhaupt nach Hause gekommen!!
Hier mein deutlich kürzerer Bericht zum Burg Herzberg Festival, verglichen mit letztem Jahr.

Warum deutlich kürzer? Vor allem, weil der Aufenthalt deutlich kürzer war. Schuld war der Wettergott. Es hatte so unglaublich viel geregnet, dass das Campinggelände die meiste Zeit unbefahrbar war. Irgendwann kamen selbst die Traktoren, die die Leute auf den Berg schleppten, nicht mehr durch den Matsch. Ich war von Eagle vorgewarnt, trotzdem setzten wir uns Donnerstag Nachmittag in den gemieteten und voll eingerichteten Transporter und fuhren auf gut Glück los. Als wir ankamen war es glücklicherweise nicht so chaotisch wie befürchtet. Aber halt voll. Denn überall Richtung Festivalgelände standen schon Autos, Wohnwagen und Zelte. Kein gutes Zeichen. Die Organisation hat alles gegeben und Besucher auf die umliegenden Straßen umgeleitet, wo man parken durfte und eventuell sein Zelt zum Berg hochtragen konnte.

Man muss sich das halt so vorstellen. Das ist gar nicht mal so weit von Jestädt, also wisst ihr schon mal ungefähr, wie es dort ist. Ein Kaff folgt dem nächsten, die Straßen sind eng und beschissen und zwischen den Käffern geht es durch den Wald, hoch und runter und durch die Kurven. Wir parkten also am Arsch des Arsches und die netten Ordnungskräfte sagten, ab hier wäre es eine gute Stunde Fußweg. Also geparkt, Tisch und Stühle ausgepackt, Flasche Rotwein aufgemacht und eine Dosensuppe aufgewärmt. Könnte schlimmer sein. Und als es anfing zu regnen haben wir halt alles wieder eingepackt und uns auf die Matratze im Laderaum gelegt, und den Nachbarn zugeschaut, wie sie im Regen ein Stück Waldboden für ihr Zelt gesucht haben. Am nächsten Tag um 12 sollte es mehr Anweisungen geben.

Es kamen aber erstmal keine, also habe ich gegen 11 den Veranstalter angerufen. Auch hier wieder: ein großes Herz für die Organisation, die jede Frage nett beantwortet hat und sich wirklich so gut es geht um all es gekümmert hat!!!! Man durfte wieder nicht nach oben, also haben wir etwas weiter vorne geparkt, soweit möglich, und sind mal losgestiefelt. Es hat (in meinem zugegebenermaßen Schneckentempo....) trotzdem noch gut 45 Minuten gedauert, mit leichtem Anstieg und an einer Autoschlange bis zum Einlass vorbei. Man muss es sagen: Die Hippies nehmen es, wie es kommt. Null schlechte Stimmung, überall waren Grills und Zelte und Bierbänke aufgebaut, es lief Musik, niemand hat gejammert und das beste draus gemacht.

Leider war auf dem Weg auch der einzig unschöne Moment des gesamten Festivals. An einem Tisch voller Männer um die 60 lief ich vorbei, als einer von denen sagte "Oh schaut mal, Beth Ditto ist auch da". Gelächter. Ich drehte mich um und ging zurück und sagte mit einem deutlich sarkastischen Unterton "Das war doch jetzt sicher ein Kompliment, oder?". Weder bekam ich eine Antwort, noch sah mich jemand an. Ich fragte, ob man mir nur antworten könnte, wenn ich mit dem Rücken zu Ihnen stünde. Niemand sagte etwas niemand schaute, einer winkte mich ab. Ich sagte Ihnen noch, dass sie selbst auch nicht gerade eine Augenweide wären, und lief weiter. So etwas ist mir sehr lange nicht passiert und ich war wirklich sehr verletzt.

Oben angekommen sahen wir den Umfang des Schlamassels. Schlamm-Massels. Hö hö. Nicht. Zum Glück habe ich am Tag vorher noch schnell billige Gummistiefel beim Deichmann gekauft (die ich gefühlt 300 mal gesehen habe an dem Wochenende, vermutlich waren es sogar noch mehr), denn es ging wirklich nur: Barfuss oder Gummischuh'. Jeder Schritt eine Herausforderung. Und der unsägliche Gestank!!!! Meine Begleitung hatte keine Gummistiefel und hatte sich zuerst einfach Mülltüten umgebunden. Allerdings sagte man uns, dass auf dem Campingplatz welche verkauft würde. Da hat also die Lady von der Frittenbude in den Dörfern die Gummistiefel aufgekauft und sie dann oben verschachert. Ich würde sagen win/win/win! Und dann gab es auch ENDLICH Musik!!! So richtig bewusst angeschaut haben wir uns nur eine Künstlerin: Joanne Shaw Taylor, die sich den Applaus nach ihren minutenlangen Gitarrensoli redlich verdient, und sich mit ihrer tollen Stimme in mein Herz gebluest hat.

Der Abstieg am späteren Abend war die Hölle. Ich dachte, nach unten wäre es einfacher, aber nach einem Tag im Matsch in Gummistiefeln war jeder Schritt einer zu viel. Kurz vorm Auto sagte ich noch: das mache ich morgen NICHT noch einmal.

Am nächsten Morgen sind wir also auf einen Campingplatz gefahren, wo die Organisatoren ein Stück gemietet hatten. Es war wundervoll! Der Tag war sehr sonnig, der Boden stabil und es gab sanitäre Anlagen. OK, die waren schlecht. Und hoffnungslos überfüllt. Aber okay.
Den Samstag habe ich also RICHTIG genießen können, denn regelmäßig fuhren Shuttlebusse hin und her. Der Fußweg bestand nur aus Asphalt und war nur wenige Minuten lang. Außerdem hatte sich der Matsch an vielen Stellen so gefestigt und war getrocknet, man konnte richtig gehen! Wir haben die meiste Zeit an der Hauptbühne verbracht. So sahen wir zuerst Felix Meyer beim Stände abklappern. Nie gehört? Ich auch nicht. Und hoffentlich nie wieder. Pseudointelligente Texte in der immergleichen Stimmlage und schwache, glattgebügelte Sprüche zwischendurch. Nein Danke.

OK es wird doch nicht deutlich weniger, zur Sicherheit fang ich einen zweiten Post an :tongue:
LUNACHICK
Nach diesem lahmen, lauen Lüftchen von der Bühne kam aber ein ordentlicher Sturm auf, in Form von: Vinicio Capossela.

Nie gehört? Ich auch nicht. Aber was für ein Spaß! Ich kann das nicht erklären, was das da war, aber ich versuche mich dennoch an Aufklärung: Stellt euch einen Tarantino-Film vor mit Bud Spencer in der Hauptrolle. Die verworrene Story führt ihn nach Mexiko, wo er in einem italienischen Zirkus anheuert. Am Ende vermöbeln sich alle im Lucha Libre Style und im Hintergrund spielt eine Mariachi-Band. Also geil! Nach 90 Minuten ist man froh, dass der Film vorbei ist, und man muss ihn wohl auch kein zweites Mal sehen, aber man freut sich, dass man trotzdem durchgehalten hat!

Als nächstes kam Ian Anderson. Nie gehört? Ich auch nicht. Halt stop, habt ihr doch, und ich auch: Jethro Tull sollte doch den meisten was sagen. Und Ian Anderson ist der Typ mit der Querflöte im Rock'n'Roll. Wie alt ist der eigentlich? Total egal, der Platz füllt sich, denn genau dafür sind die grauen Matten gekommen!
Mein Papa hat das früher gehört, ich kenne genau zwei Lieder, Aqualung und natürlich Locomotive Breath, die beiden Songs formen den Abschluss des kurzweiligen Auftritts. Nicht nur, dass er tolle Musiker dabei hat, er selbst ist so unfassbar charmant! Wenn der mal Hörbücher aufnimmt, ich kauf sie! Dieser klassische, britische Akzent mit einer Intonation, in welcher sogar der neue Aldi-Prospekt an Spannung kaum zu überbieten wäre. "This was an old song from nineteensixtyeight, now we will play one of our newer songs from one of our latest albums from nineteenseventysix!" Also ich hab gelacht.

Und weil es nun mal das Herzberg ist darf der nächste krasse Stilbruch nicht fehlen. Irie Revoltes! Nun kommt schon, das haben doch sicher einige schon mal gehört?
Ich kannte sie größtenteils vom Namen, wusste, was sie machen, und dass sie politisch sehr aktiv sind. Nach Ian Anderson wurde quasi der Jungbrunnen aufgebaut, und die ersten Reihen waren mit gefühlt allen Besuchern unter vierzig gefüllt. Eine ganz tolle Show mit einem tollen Mix aus Dancehall, Reggae, Hip Hop und Ska. Ich lehne mich da mal aus dem Fenster, weil ich mich in keiner dieser Musikrichtungen auskenne, ich hoffe also, die Umschreibung passt. Die älteren Semester waren anfangs etwas skeptisch, aber am Ende konnte ich vergnügt die vermutlich ersten (und letzten) Skank-Versuche einiger Besucher beobachten. Das ist halt einfach Herzberg! Alle kommen, alle bleiben. Weil sie die Musik lieben, weil sie alle ein Lebensgefühl teilen wollen und dieses ausleben wollen! An einem Moment blieb ich beim tanzen im Matsch stecken und fiel auf des Mädchen neben mich. Anstatt mich anzuraunzen fragte sie als erstes, ob alles okay ist, ob ich Hilfe brauche, ob es mir gut geht. Und dann wurde weiter getanzt.

Ein toller Abschluss eines tollen Tages für mich. Es ging zwar musikalisch noch viel weiter, aber die Strapazen der Tage zuvor gehen nicht spurlos an einem vorbei, also ab in den Shuttle und zurück, wo uns ein umwerfender Sternenhimmel erwartet hat. Everything is better in Breitenbach am Herzberg!

Den Sonntag mussten wir uns leider schenken. Sorry lieber Eagle, Du hast ja gemerkt, dass ich nicht zur verabredeten Zeit an der Mental Stage war. Das mitgebrachte Wasser tropfte, die gefrorenen Grillvorräte tauten auf, das erste Kratzen im Hals machte sich bemerkbar. Schweren Herzens haben wir die Biege gemacht. Wie gerne hätte ich Patti Smith noch gesehen und nochmal so einen tollen Tag auf dem Berg verbracht. Es hat halt alles nicht sollen sein dieses Jahr. Nächstes Jahr zum 50. möchte ich auf jeden Fall wieder hin. Und diesmal, bitte bitte, kein Matsch und kein Regen!!!!!

Ich nehme trotzdem viele gute Erfahrungen mit. Zum Beispiel, dass mir Camping wohl doch liegen könnte. Vor einer Woche wäre mir dieser Satz nicht über die Lippen gekommen. Ich bin halt leider nicht so easygoing, dass ich sag, okay, dann piss ich halt in den Wald! Aber was willste machen, am Ende war ich - O-Ton meiner Begleitung - "der Natur näher als jemals zuvor". Jaja, soll er ruhig lachen, es stimmt ja, leider. Und auch, wenn ich nicht so viele tolle Momente hatte wie letztes Jahr und das Gefühl nicht richtig aufkommen wollte: ich habe wieder Musik gehört, die ich NIEMALS gehört hätte, und das mit lauter Leuten, die Musik auch einfach lieben und sich drauf einlassen und Bock auf alles haben. Ein Festival, wo Style nicht mal drittrangig ist und wo selbst abgefahrenes ganz herrlich normal sein darf.

Zuletzt geändert von LUNACHICK