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Presseschau

Harry Gant
@olsen
Und die Resignation verstehe ich sehr gut. Du weißt was ich arbeite und kannst sicher verstehen dass ich mich mit jedem Tag mehr wie ein Dinosaurier fühle.
Aber dann gibt es Tage wie heute und die geben mir dann doch mal wieder ein wenig Hoffnung.
schmirglie
Also die Konzert-Preise von Metallica nun auch noch dem bösen, bösen Streaming anzuhängen, geht aber doch ein-zwei Schritte zu weit. Als ob die irgendwas gegenfinanzieren müssten. Die meisten Metallica-Konzertgänger nutzen Spotify vermutlich kaum und haben schön ihre Sammlung von Kill 'Em All bis Hardwired zu Hause im Regal stehen.
Metallica nehmen diese Preise, weil die Leute sie bezahlen. Genau deswegen und wegen nix anderem.
schmirglie
Hier ist außerdem ein Artikel mit Zahlen von Taylor Swift aus dem letzten Jahr. Da wird von etwa einem halben Cent pro Stream eines Premium-Nutzers und ein Zehntel-Cent pro Stream eines Basis-Nutzers gesprochen (Basisnutzer zahlen nichts und müssen stattdessen dann und wann Werbung hören). Das sind jedenfalls signifikant höhere Zahlen als das was der Herr Crosby da präsentiert, allerdings eben auch das, was an die Plattenfirma gezahlt wird. Bei Swift wird am Ende weniger ankommen, aber sicher nicht SO wenig.
Powder To The People
Metal und Schlager sind die letzte Bastion, die noch vorrangig physische Tonträger verkauft (in erster Linie CD's). Von Big Names wie Metallica sehe ich da eher noch ab, aber Nuclear Blast, Century Media und Co. sind noch einigermassen dick im Geschäft bezüglich der physischen Auflagen. Streaming ist für viele Leute enorm praktisch geworden und heutzutage geht es eben vielen um Effizienz im Alltag. Ich glaube, dass sich diese Art des Konsums zum Hauptumsatz entwickeln wird, aber dass es sich auch irgendwann wieder für die Künstler umkehrt. Spotify ist genauso abhängig von neuer Musik wie Künstler von Spotify. Und wenn man mit der Musik dort nichts mehr verdienen kann, wird die Plattform mehrheitlich boykottiert und eine andere stampft sich aus dem Boden. Wenn Spotify dann Hörer verliert, weil die eben nicht mehr alles kriegen, müssen sie einlenken. Ich sehe also nicht, dass Künstler dem hoffnungslos ausgeliefert sind und reihenweise obdachlos werden.
Was das Radio angeht, muss ich Olsen Recht geben. Wir hier hören hauptsächlich Musik abseits des Mainstreams. Für uns ist Radio völlig irrelevant. Und es mag sogar sein, dass Zuhause auch weniger Radio von den Leuten konsumiert wird. Es ist aber mehr denn je in den öffentlichen Alltag eingebunden. In (nahezu) jeder Arztpraxis, Therapieeinrichtung, Mall usw. wirst du dauerbeschallt. Das Radio hat sich an die bestehenden Verhältnisse angepasst und spielt gleichermassen die "grossen" Spotify-Sachen. Auf Big FM hörst du den ganzen Tag überwiegend deutschen Hip Hop und bisschen angesagten Ami-Rap. Das hat die zum erfolgreichsten Jugendsender in Baden-Würtemberg gemacht. Wenn die Kids Bausa und so'n Dreck nebenher hören können, machen sie das. Das geht schon Hand-in-Hand.
Woas Sois...
Und mal Autoradio nicht vergessen! Klar, wer in der Großstadt nur mit Tram & Co unterwegs ist, vergisst das vielleicht völlig. Aber ne Menge Leute fahren täglich 15-30 Minuten zur Arbeit. Da ist der Sender voreingestellt, CDs oder so siehst du in Erwachsenenkarren fast gar nicht mehr.
Powder To The People
Korrekt. Und eben den Fall im Auto meiner Freundin bei Big FM gehabt:

Die interviewen eine Feministin zum Thema Kavanaugh und metoo und spielen direkt im Anschluss Bausa mit "Vagabund". Herrlich.:bigsmile:
Crackerman
Interessante Punkte von allen :thumbsup:

Womit er allerdings recht hat: Niemand ist gezwungen, seine Musik streamen zu lassen.Olsen, 29.09.2018 23:37 #

Das stimmt zuallererst mal. Keiner kann einen dazu zwingen. Aber ist das, oder wird das nicht in ganz naher Zukunft realitätsfremd sein? Ist das nicht bald wie der Kampf gegen die Windmühlen der neuen Zeit? Um es mal ganz grob und pauschal runterzubrechen, keiner kann einen dazu zwingen, ins Internet zu gehen. Allerdings wird man dann heute schon von ziemlich vielen Dingen und Möglichkeiten ausgeschlossen. In ein paar Jahren dürfte es soweit sein, dass du ohne kaum noch am alltäglichen Leben teilnehmen kannst. Und vielleicht auch deine Musik nicht mehr bezahlt bekommen.
Ich weiss nicht, ob es viele gibt, die wie ich denken (ziemlich sicher nicht), aber mich nervt alles, was mir von dem Mist aufgedrückt wird. Ich würde dem am liebsten ganz aus dem Weg gehen, mir die paar Rosinen rauspicken und dann wär gut :klugscheiss:
Crackerman
Womit er allerdings recht hat: Niemand ist gezwungen, seine Musik streamen zu lassen.Olsen, 29.09.2018 23:37 #

Nur um zu riskieren nicht mehr gehört zu werden. Denn seinen wir mal ehrlich, wer hört den heute noch Radio?Harry Gant, 30.09.2018 00:12 #


Sehr viele Menschen. Hatten wir das Thema neulich hier oder woanders? Jedenfalls hat die Radionutzung in Deutschland in den letzten Jahren sogar noch zugenommen. Hierzulande wirst du kein Star, wenn deine Songs nicht im Radio laufen. Spotify schön und gut, aber die Leute müssen auch erst mal wissen, was sie sich da anhören sollen. Leute wie wir hier sind nun mal die Ausnahme, die große Menge interessiert sich für vier Platten im Jahr und fertig.

Ich habe inzwischen resigniert. Ich werde noch dabei sein in ein paar Jahrzehnten und dann werden wir sehen, was von der Musiklandschaft, wie ich sie kannte, noch übrig geblieben ist. Irgendwann gehe ich eh dazu über, nur noch Musik zu hören, die vor meiner Geburt oder maximal bis zu meinem 25. Lebensjahr aufgenommen wurde. Musik, die mir einfach mehr bedeutet als die Sachen, die heute so rauskommen. Aber das ist ein anderes Thema.Olsen, 30.09.2018 00:20 #

Dein erster Punkt spricht aber genau gegen das Radio als Unterstützer der Musiker. Wenn die Leute da eh nur entscheiden, was sie in ihre Spotify-Liste aufnehmen und darüberhinaus vier Platten kaufen. Oder habe ich das falsch verstanden?

Das zu sehen, interessiert mich auch sehr. Auch wenn ich nicht mehr sammle, habe ich noch lange genug Platten, um alles richtig nachzuholen. Werde also nie auf neue Musik angewiesen sein. So ganz resigniert habe ich noch nicht, aber deinen Punkt mir der alten Musik sehe ich genau so.
Crackerman
Hier ist außerdem ein Artikel mit Zahlen von Taylor Swift aus dem letzten Jahr. Da wird von etwa einem halben Cent pro Stream eines Premium-Nutzers und ein Zehntel-Cent pro Stream eines Basis-Nutzers gesprochen (Basisnutzer zahlen nichts und müssen stattdessen dann und wann Werbung hören). Das sind jedenfalls signifikant höhere Zahlen als das was der Herr Crosby da präsentiert, allerdings eben auch das, was an die Plattenfirma gezahlt wird. Bei Swift wird am Ende weniger ankommen, aber sicher nicht SO wenig.schmirglie, 30.09.2018 10:59 #

Auch interessant. Ich hab mal nachgeschaut, ein Premiumuser zahlt 10€. Wechselkurs ausser acht, wären das 2000 Streams im Monat, 66 pro Tag. Leider fehlen mir alle weiteren Variablen. Keine Ahnung, wieviel der durchschnittliche User wirklich streamt, wieviel die ganze Infrastruktur kostet, wieviel Basisuser mitfinanziert werden müssen, wieviel durch Werbung rein kommt und was die ihrerseits Spotify kostet. Erst dann könnte ich überschlagen, ob ein halber Cent realistisch ist. Ob dann alle gleich bezahlt werden, ist ebenfalls nicht selbstverständlich.
Andererseits kann ich nicht ausschliessen, dass Crosby und Frampton übertrieben haben, um mehr Aufmerksamkeit zu generieren.
So oder so ist aber eines klar: es lohnt sich nur für die ganz grossen Musiker und die Geschäftsleute hinter dem Ganzen. Den kleinen Bands schadet es....hm, weiss ich ehrlich gesagt auch nicht. Wenn die Leute nach dem Hören zum Konzert gehen, nutzt es vielleicht. Wenn nicht, dann nicht. Ich meine mal gelesen zu haben, dass etwa 70% der Songs bei Streamingdiensten keinen Klick haben. Dann wäre es für die kleinen Bands vermutlich egal :hm:.
Achja, wie Musik bei Spotify zur Ware degradiert wird, sprang mir beim Nachsehen direkt ins Gesicht. Ist vermutlich auch inzwischen "einfach so" aber muss mir nicht gefallen.

Zuletzt geändert von Crackerman

Olsen
Dein erster Punkt spricht aber genau gegen das Radio als Unterstützer der Musiker. Wenn die Leute da eh nur entscheiden, was sie in ihre Spotify-Liste aufnehmen und darüberhinaus vier Platten kaufen. Oder habe ich das falsch verstanden?Crackerman, 30.09.2018 17:13 #


Ja, denn das habe ich anders gemeint. Das Argument war ja "was brauchen wir noch Radio, wir haben doch Spotify". Und ich meine halt, dass der durchschnittliche Musikgelegenheitshörer erstmal eine Idee haben muss, was er denn bei Spotify überhaupt anklickt. Und dabei hilft das Radio. Über die Ertragsmöglichkeiten für Musiker habe ich gar nichts gesagt. Kann ich auch nicht, denn ich habe keine Ahnung, was bei einem Künstler ankommt, wenn sein Lied im Radio läuft. Ich hoffe aber, mehr als bei Spotify.
schmirglie
Ich hab mal nachgeschaut, ein Premiumuser zahlt 10€. Wechselkurs ausser acht, wären das 2000 Streams im Monat, 66 pro Tag.Crackerman, 30.09.2018 17:40 #

Wir hatten die Diskussion ja schon das ein oder andere Mal, also wiederhole ich mich ein wenig, aber soweit ich weiß hat Spotify das Modell, dass 30% der Einnahmen an die Künstler gehen und 70% im Unternehmen bleiben (was derzeit übrigens bei Weitem nicht reicht um die Kosten zu decken, aber eigentlich keine Rolle spielt, weil es genug Konkurrenten gibt, die die Spotify-Nutzer gerne übernehmen, wenn sie pleite gehen sollten). Demnach wärst du jedenfalls bei 20 Streams pro Nutzer und Tag und bei meinem Hörverhalten kommt das ganz gut hin. Die meisten Leute nutzen es wahrscheinlich auf dem Weg zur Arbeit und zurück oder abends mal beim Kochen, aber mehr als 10 Stunden pro Woche kommt mir für den Durchschnittsnutzer schon viel vor. Selbst für Studenten wäre das viel und viele von denen nutzen wahrscheinlich eh eher das Basismodell.
Zu den anderen Punkten: Erstens denke ich, dass sich für große Acts am Umsatz insgesamt wenig ändert. Die Umsätze vom Streaming sind nett und gleichen vielleicht etwas den nachlassenden Tonträger-Verkauf aus (man darf ja nicht vergessen: Tauschbörsen und sonstige illegale Downloads haben die CD-Verkäufe schon lange abstürzen lassen, bevor Streaming überhaupt eine Rolle gespielt hat, das wird mir bei der Diskussion auch viel zu oft vergessen), und zweitens spielt die allgegenwärtige Verfügbarkeit der Musik sicher auch bei der zunehmenden Event-Charakterisierung der Konzerte eine Rolle, die letztlich die enormen Ticketpreise bewirkt, von denen die Künstler profitieren. Musik kaufen ist halt nicht geil, aber auf ein riesiges Konzert gehen schon, da muss man halt auch blechen, das ist ok. So ist der Zeitgeist grade.
Es ist anders als früher, aber großen Künstlern gehts immernoch ganz gut behaupte ich, und ich glaube auch nicht, dass es weniger sind als früher, die davon reich werden. Taylor Swift hat letztes Jahr übrigens ein Musikvideo für 12 Millionen Dollar gedreht, und die ist nicht die einzige Künstlerin auf dem Markt.
Kleine Künstler profitieren von Spotify meiner Ansicht nach auch, denn Alben würden die eh nicht viele verkaufen, aber als Werbefläche ist es top. Die Leoniden als aktuelles Beispiel wären ohne Streaming garantiert nicht so schnell so groß geworden, und da gibt es sicher noch eine ganze Latte andere Bands, die sich geschickt in den sozialen Netzwerken verkaufen und die Leute zuerst zu Spotify und von da auf die Konzerte bringen.
Ich glaube für mittelgroße und/oder Nischen-Bands, die vielleicht auch schon ein paar Jahre dabei sind, ist es am schwersten. Kann sich jetzt jeder selber zusammen reimen. Möglicherweise war das auch ein Grund, warum Radiohead ihr letztes Album lange nicht bei Spotify hatten: Die Aufmerksamkeit war (in ihrem Rahmen) eh schon da, neue Fans finden die da kaum, zum Konzert kommen auch nicht mehr Leute, aber manch einer wird die Platte nicht kaufen, weil er sie ja da hören kann. Nach ein paar Wochen gabs die dann aber doch, keine Ahnung was ausgehandelt wurde. Gleichbehandlung ist ein guter Punkt, keine Ahnung.
Zum Punkt Musik als Ware: Ich weiß du bist da Romantiker, ich bins nicht, aber die Diskussion ist so oder so schwer und hat auch nicht nur mit Streaming zu tun, denke ich.
Woas Sois...
Wenn ich die Zahlen mit deinen 30% für die Künstler mal kurz überschlage , komme ich auf ca. 0,4ct/Stream
Bei 1 Million Streams für nen Song sind das immerhin 4000€ :hm:
Ich hab kein Spotify, kann man da ähnlich wie bei Youtube sehen, wie oft ein Song gestreamt wurde? Ist 1 Million ne realistische Größe oder dümpelt das Gros im Tausender-Bereich?
schmirglie
Man kann die Zahlen sehen.
Die erfolgreichsten Lieder kommen auf über eine Milliarde Streams. Ist auch ne super Liste um sich vor Augen zu halten, wie weit man eigentlich vom Mainstream entfernt ist. Ich kenne da reichlich wenig.
Woas Sois...
Um die Top 100 mache ich mir weniger Gedanken, aber merci :hi:
Wo rangiert denn da z.B. ne Band wie Deafheaven?
Aber vermutlich hat schon bei der Erfindung des Grammophons die Bundesvereinigung musizierender Künstler*innen des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen 1436 e.V. den Tod des Musikus-Berufes vorhergesagt.
schmirglie
Wo rangiert denn da z.B. ne Band wie Deafheaven?Woas Sois..., 30.09.2018 20:32 #

Dreamhouse 3,3 Mio, Honeycomb 800k.
Aber wie gesagt, Basisnutzer bringen nur 0,1 Cent pro Stream. Und ich weiß nicht wie das Verhältnis Basis zu Premium ist.
Woas Sois...
Nochmal Merci.
Dann setzen wir mal optimistische 0,3ct an, dann haben wir ca. 10.000€ für die ganze Platte bis jetzt.
Kriegen sie vermutlich für einen Live-Auftritt auch. Also mehr ein Leckerli.
Allerdings, kriegen sie die 10.000€ live auch ohne die 3,3 Millionen Streams :hm:
Vermutlich ist das Bild eines populären Künstlers durch die Exzesse der 70/80/90 wahrscheinlich stark verzerrt.
Ein Frank Sinatra wird zeitlebens auch nicht das verdient haben, was Led Zeppelin für Privatjets rausgeblasen haben.
Crackerman
Wo rangiert denn da z.B. ne Band wie Deafheaven?Woas Sois..., 30.09.2018 20:32 #

Dreamhouse 3,3 Mio, Honeycomb 800k.
Aber wie gesagt, Basisnutzer bringen nur 0,1 Cent pro Stream. Und ich weiß nicht wie das Verhältnis Basis zu Premium ist.schmirglie, 30.09.2018 21:40 #

Die Zahlen kann ich liefern: etwa 70 Mio. Premium zu 90 Mio. Basis Ende 2017. Ende diesen Jahres wollen sie ein Verhältnis von etwa 95 zu 105 Mio. erreichen.
schmirglie
Wie gesagt, Deafheaven werden von dem Geld nur einen Bruchteil sehen. Ich denke für die heißt Spotify etwas Werbung für Konzerte und die Platte und dann hoffen, dass sich auch so mancher zusätzlich am Merch bedient. So wie ich :smile:
Crackerman
Nochmal Merci.
Dann setzen wir mal optimistische 0,3ct an, dann haben wir ca. 10.000€ für die ganze Platte bis jetzt.
Kriegen sie vermutlich für einen Live-Auftritt auch. Also mehr ein Leckerli.
Allerdings, kriegen sie die 10.000€ live auch ohne die 3,3 Millionen Streams :hm:
Vermutlich ist das Bild eines populären Künstlers durch die Exzesse der 70/80/90 wahrscheinlich stark verzerrt.
Ein Frank Sinatra wird zeitlebens auch nicht das verdient haben, was Led Zeppelin für Privatjets rausgeblasen haben.Woas Sois..., 30.09.2018 22:01 #

0,39 ct pro Stream soll Spotify zahlen. Das habe ich in mehreren Quellen gelesen und das soll die kleinste Vergütung aller Dienste sein. Keine Ahnung, wie sich dann die Zahlen von Frampton errechnen.