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Und sonst...

Crowdfunding - Erfahrungen

Amano
Hab soeben ein Päckchen mit 2 CDs von PUBLIC ENEMY ausgepackt.

Die Bestellung resultiert aus einer Crowdfunding-Teilnahme über Sell-A-Band vor über einem Jahr.

Das war, abgesehen von der Wartezeit, eine erfolgreiche Funding-Geschichte. Mein Beitrag war für ein Album, aber die Band hat aufgrund der genannten Wartezeit und unerwarteter Kreativität ein zweites Album draufgelegt.

So erfolgreich sind nicht alle Crowdfunding-Projekte. Von 65daysofstatic hab ich bis heute nichts gehört :confused:

Die 3 Support-Phasen der EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN waren allerdings hochgradig super, auch wenn ich nicht alle Features genutzt habe.

Letztens wollte ich nochmal über Sell-A-Band einen Künstler unterstützen, aber die finanziellen Vorstellungen waren ja utopisch:
Für 20 EUR gäb´s eine handsignierte CD, für 50 EUR noch ´n selbstgeschossenes Foto dazu und mit so ´nem Pubszeug ging´s dann bei 100 EUR weiter :messer:

20 Öcken für ´ne CD von einem Nobody?
Kein Wunder, dass der sein Budget-Ziel ständig nach unten senkt...

Jetzt würde ich mal gerne von euren Crowdfunding-Erfahrungen lesen. Was habt Ihr schon unterstützt und was ist ´bei rausgekommen?
Woas Sois...
Noch nie probiert. Was ist denn der Vorteil für den Künstler? Das kann doch ewig dauern oder nie klappen bis man mal die Kohle beisammen hat.
Amano
der Künstler ist unabhängig von einem Label und sonstigen Begleiterscheinungen.

Somit absolute künstlerische Freiheit. Das ist vor allem für Künstler ohne Plattenvertrag sehr interessant.

Etablierte Künstler bekommen das Geld in der Regel recht schnell rein, völlig unbekannte schwerlich. Genau da müssen die Anreize für den Geldgeber interessant sein. Da beginnt die von mir beschriebene finanzielle Utopie.

bei den NEUBAUTEN bekam man als Supporter Einsicht in den Aufnahmeprozess und eine limitierte Auflage des entstandenen Albums. Teilweise noch zusätzliche Songs und Videos und und und
Woas Sois...
Hmm, aber der Künstler hat doch dann noch mehr Druck endlich die Platte fertig zustellen. Da warten ja vielleicht schon 1000 Leute voller Ungeduld darauf. Interessanter Ansatz, aber ob das die Zukunft ist? Wie du schon geschrieben hast, Unbekannte haben da ja noch weniger Chancen. Und die Labels können ohne die Etablierten die Newcomer auch nicht vorfinanzieren.
Vielleicht sollte man wieder das Mäzenatentum einführen, Vodafone hält sich doch schon Mando Diao als Hausband. :floet:
AERPELSCHLOT
Wofür braucht man den Kram eigentlich? Okay, Platte/CD pressen kostet vorab Geld, aber sonst?
Amano
laut diversen Artikeln ist das die Zukunft :confused:

meistens wird von der Plattform ´ne Deadline gesetzt. Wenn das Produkt bis dahin nicht fertig ist, bekommt jeder sein Geld zurück.

sind ja inzwischen einige Kinofilme per Crowdfunding rausgekommen (Iron Sky; bald auch Stromberg).

unbekannte Künstler hätten da ´ne gute Chance, wenn sie sich entsprechend präsentieren und Anreize schaffen.

nachdem aber inzwischen auch einige etablierte Bands (siehe ersten Post) und Filmemacher darauf zurückgreifen, wollte ich eben mal die Erfahrungen der VISIONS-Community abfragen.
Amano
Wofür braucht man den Kram eigentlich? Okay, Platte/CD pressen kostet vorab Geld, aber sonst?AERPELSCHLOT, 27.12.2012 16:43


meiner Erfahrung nach kostet das professionelle Studio am meisten
AERPELSCHLOT
Wofür braucht man den Kram eigentlich? Okay, Platte/CD pressen kostet vorab Geld, aber sonst?AERPELSCHLOT, 27.12.2012 16:43


meiner Erfahrung nach kostet das professionelle Studio am meistenAmano, 27.12.2012 16:45


Ah okay, daran hatte ich nicht gedacht. Kenn ich so nicht. Bin das gewohnt, daß die Leute ihren Kram alle zuhause aufnehmen.
pixiesa
2001 hatten Marillion schon so ne Aktion am Start mit ihrem Album Anoraknophobia. Wurde auch von ihren Fans vorfinanziert.
Olsen
Spock's Beard haben das bei ihrem letzten Album auch so gemacht. Zum Dank an die edlen Spender ist auf der Limited Edition ein Bonus-Track, indem die Namen dieser Leute genannt werden, in gesungener Form. Sehr schöne Sache - und auch noch ein sehr geiler Song.
Woas Sois...
Mal ne Verständnisfrage: Der/Die Künstler(innen)/Band(innen) müssen da ja versuchen möglichst viele Leute anzusprechen/potentiell zu gefallen. Macht das Musik nicht auf Dauer noch Massenkompatibler?
Momentan wird es sicherlich mehr von "Alternativen" benutzt, aber wenn das der Hauptweg wird?
Amano
Ich denke ehrlich geschrieben, dass das Gegenteil der Fall sein wird.

Gerade experimentelle Bands haben heutzutage ja kaum noch Chancen auf einen Plattenvertrag. Und gerade hier sind Liebhaber noch bereit Geld zu investieren.

Natürlich muss das Angebot auch überzeugend sein.

Und der Film IRON SKY, der über Crowdfunding finanziert wurde zählt ja jetzt auch nicht als massenkompatibel.

Oder Amanda Palmer, die auch gerade so ein Projekt beendet hat.
Go Ahead Eagle
Ich bin voll bei Woas.
Sowas drückt die Schere nur weiter auseinander.
Sehen wir ja an allen hier genannten Beispielen.
Du brauchst dringend ne bestehende Basis um überhaupt Leute zu finden, die in dich investieren.
Wer soll dich den funden, wenn du bei 0 anfängst - außer Papa und Mama?
Amano
dafür gibt es ja entsprechende Portale wie Sell-A-Band und vor allem startnext. Man muss sich eben präsentieren können. Da bietet das Internet ja genügend Möglichkeiten um außer Mami und Papi Leute anzusprechen.

Ich habe auch schon in Musiker investiert, die eben keinen Deal haben und deren Musik ich sonst nie kennengelernt hätte.

Kurzfilmer und Filmstudenten machen sehr viel über Crowdfunding.

Gerade habe ich im aktuellen Musikexpress einen interessanten Kurz-Bericht dazu gelesen:
in 2012 wurde soviel gecrowdfundet wie noch nie zuvor
auf über 530 Plattformen wurden 2,8 Mrd. Dollar investiert

ich finde die Form höchst interessant, da man eben limitierte Einzelteile und Vorteile erhält

ich bin gerade etwas überrascht, dass das hier scheinbar keinen Widerhall findet :hm:
Woas Sois...
Ich habe da nichts dagegen, wirklich nicht. Glaube aber nicht daran, dass es die Zukunft ist. Eine neue Nische der Vermarktung halt.
OneFingerSalute
Ich finde Crowdfunding gut, ob das jetzt die Zukunft ist oder nur ein weiteres Geschäftsmodell oder nur ein relativ kurzlebiger Trend oder was auch immer. Meine einzige richtige Erfahrung damit habe ich per Kickstarter gemacht, da hat ein Freund der Band THE RIOT BEFORE Geld gesammelt, um eine Zusammenstallung früherer Songs als Doppel-LP rauszubringen. Klappcover, farbiges Vinyl - das wäre sonst finanziell nicht zu stemmen gewesen. Hat dann zwar einige Monate gedauert, bis ich die Platte endlich hatte, war aber ein cooles Gefühl zu wissen, dass ich eine ganz kleine Rolle bei der Entstehung gespielt habe.
Olsen
Mal ne Verständnisfrage: Der/Die Künstler(innen)/Band(innen) müssen da ja versuchen möglichst viele Leute anzusprechen/potentiell zu gefallen. Macht das Musik nicht auf Dauer noch Massenkompatibler?
Momentan wird es sicherlich mehr von "Alternativen" benutzt, aber wenn das der Hauptweg wird?Woas Sois..., 28.12.2012 06:20


Keine Ahnung, was passiert, wenn das der Hauptweg wird. Ich vermute auch, dass es so gut wie unmöglich ist, Crowdfunding zu betreiben, wenn du nicht schon einen gewissen Bekanntheitsgrad hast. (Ein Freund von mir hat vor einer Weile versucht, ein Printmagazin zum Thema Fernsehserien auf diesem Wege zu finanzieren. Hat nicht funktioniert. Letztlich musste er doch einen Kredit aufnehmen. Falls es jemanden interessiert, die Zeitschrift heißt Torrent.)

Aber für bekannte Bands sehe ich das durchaus als Modell. Ich glaube nicht, dass das die Musik dauerhaft massenkompatibler macht. Die Leute geben das Geld ja, bevor sie auch nur einen Ton gehört haben. Und seien wir mal ehrlich, die Spender sind durchweg devote Fans. Wir wissen doch alle, wie unkritisch die sind, Hauptsache, neue Musik von Lieblingsband X. Okay, theoretisch wär es möglichk, dass das zu Massenkompatibilität führt. Es gab bisher noch keinen mir bekannten Fall, wo jemand mehrere Alben hintereinander auf diese Weise finanziert hat.
Mulaggi
Als letztes Jahr bei den Unruhen in London ein paar Lager verschiedener Independent-Labels niederbrannten, hatten Xtra Mile Recordings auch eine Crowdfunding-Aktion gestartet. Neben Nachpressungen wurden Alben auch erstmals auf Vinyl veröffentlicht, weswegen ich auch meinen kleinen Beitrag dazu geleistet habe.
Amano
Es gab bisher noch keinen mir bekannten Fall, wo jemand mehrere Alben hintereinander auf diese Weise finanziert hat.Olsen, 28.12.2012 13:08


die Einstürzenden Neubauten haben 4 Alben mit diesem Prinzip produziert. Und jedesmal kamen mehr Unterstützer dazu.

3 davon wurden im Nachhinein (und in veränderter/kürzerer Version) aber nochmal über Rough Trade im alten Stil veröffentlicht.
Dazu noch 8 "Musterhäuser"-CDs mit Klangexperimenten. Diese wurden nicht regulär veröffentlicht.

Die damals sogenannten Supporter bekamen aber eine Menge Songs zusätzlich (und DVDs).

die haben das aber ganz groß aufgezogen, mit Live-Streams aus dem Proberaum, Diskussionsforen, Meet&Greet-Möglichkeiten und Sonderkonzerten.
Die Band sagte im Nachhinein aber auch klar, dass sie dabei mit ´ner knapp roten Null rauskam.


also ich mache bei so etwas immer ganz gern mit, eben wegen den exklusiven Content, den man erhält.

Schade, dass das mit der Zeitschrift so nicht funktioniert hat. Vielleicht war Dein Kumpel der Zeit etwas voraus.
Woas Sois...
Mal eine Frage, was ist eigentlich wenn der Künstler trotz erfolgreichen Crowdfunding nicht liefert? Oder halt ewig lange nicht liefert? Gibt es die Kohle retour oder ist die im Orkus verschwunden? :hm:
Mal angenommen es werden 20000€ eingesammelt aber er gibt nur 1000€ aus. Der Rest ist Trinkgeld oder wie?