Also noch richtig in Erinnerung. Bei Woas sowieso, da hatte ich keine Zweifel. Machen wir mit etwas anderem weiter, bei dem ich mir da nicht ganz so sicher bin ob der Bekanntheit:
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Spitfire - Cult Fiction
Ein Album, das trotz hervorragender Kritiken weitgehend unbekannt scheint. Spitfire gründeten sich Mitte der 90er und veröffentlichten ihre Debüt-LP
The Dead Next Door '99. Da klang das noch nach zu der Zeit typisch gespielten Metalcore der Marke
Zao. Nach etwas Auszeit stiess Ex-Scarlet-Frontmann Jon Spencer dazu und im Jahre 2006 erschien das zweite Album
Self-Help, welches ziemlich genau nach der Schnittmenge aus
Scarlet und
Norma Jean tönte (kein Wunder: Schliesslich bestand die Besetzung aus Ex-Mitgliedern beider Bands). Was bereits 2 Jahre danach aber mit
Cult Fiction folgen sollte, war so nicht zu erwarten. Die Band äusserte vorher es sei das Dunkelste, Abgründigste und Diverseste, das sie je schufen. Und oh wie sie Recht behielten. Selten ein Album mit einer solch düsteren Atmosphäre erlebt. Das Grundgerüst von komplexem Metalcore blieb, aber die Soundkulisse wurde mit Samples und Soundeffekten erweitert. Spencer nahm vereinzelt schiefen Cleangesang mit ins Programm, spielte Orgel und Piano ein. 1/3 der 15 Songs sind mitunter verstörende Instrumentals. Was bei den regulären Songs passiert, ist nicht weniger gruselig. Der Opener "Arrhythmia Drift" beginnt bekannt, wird dann schräg und ruhig zugleich bevor ein Noisecore-Outro mit einer über ein Schifferklavier laufenden Katze urplötzlich stoppt und Platz macht für ein Gruselsoundscape, mit dem "Chemo Therapist" startet. Selbiger Song gönnt sich zu Beginn ein tonnenschweres Sludgeriff und einen austickenden Frontmann. Der klingt hier zusammen mit fiesen Noisesamples nach absolutem Wahnsinn. Und wir sind erst bei Song 2. Im weiteren Verlauf verschlimmert sich das Unwohlsein zusehends. Das bitterböse Ende von "Crossed", das mit fiesen Filmpassagen durchzogene "Track Marxist", das sechs Minuten lang Schmerzen auslösende "Meat Maker", die Machinengewehr-Snare in "Pro-Life" - alles dient dem Zweck. Dieses Album soll weh tun. Nicht im Sinne von unhörbar, sondern noch nachvollziehbar. Wie ein Gang durch eine Hochsicherheitspsychatrie, an deren Ende die Zelle im Todestrakt auf einen selbst wartet.
Wer
Norma Jean mag und sich auf einen Film einlassen kann, kommt hier nicht drumrum.