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The Flaming Lips - Embryonic (+Vier-Ohren-Test-)

visionsnils
Wir werden 20 – und die Flaming Lips waren von Anfang an mit an Board. Denn die sind ja bekanntlich für alles gut, zwischen Genie und Wahnsinn – da fallen nicht nur drei Euro für das Phrasenschwein ab, sondern auch Meisterwerke und Schwerverdauliches. Was ist mit "Embryonic" los? Unsere aktuelle Ausgabe schickt die VISIONS-Autoren Dirk Siepe und André Bosse in den Widerstreit der Meinungen. Und dann kommst du!
Auf ein hitziges Wortgefecht, geht los!



PRO: Süß ist das nicht. Die Flaming Lips schicken ihre Fans auf eine musikalische Geisterbahnfahrt
Aber als Lips-Liebhaber ist man ja so einiges gewöhnt. Hier können die Reisen in Himmel oder Hölle führen – die bösen Drogen wirken noch lange nach. Doch ein schlechter Trip mag vieles sein, aber langweilig ganz sicher nicht. Und Embryonic hat viel von einem Horrortrip, der vertraute Gesichter urplötzlich wie furchterregende Fratzen erscheinen lässt. Hat man aber die Warnhinweise verinnerlicht und lässt sich dennoch auf diesen herrlich kaputten Sound-Albtraum ein, wartet ein Vergnügen der ganz speziellen Art. Grenzenloses Kopfkino, wie es außer den Flaming Lips sonst höchstens die Residents oder die Butthole Surfers bieten. Wayne Coyne lässt seinen Bewusstseinsströmen freien Lauf und fasst seinen Wahnsinn in Worte, während das Schlagzeug stoisch-hypnotisch einen Rhythmus wie bei Can in den Raum hämmert oder mit sanft fließenden Grooves den passenden Kontrast zu schmerzhaften Noise-Eruptionen liefert. Manchmal, wie bei Evil, passiert so gut wie gar nichts, dann wieder ufern die Songs in die psychotischen Bluesgefilde von See The Leaves oder das perkussive Inferno in Your Bats aus. Egal was sie tun, sie machen es rücksichtslos radikal, denn nur so entfaltet das Chaos seine ganze Faszination. Diese Platte ist ohne Frage hässlich und das Gegenteil von homogen, aber eben auch ungemein spannend.
8/12 dirk siepe

CONTRA: Bitte die Flaming Lips wiederherstellen! Reset, Reboot, Rewind – irgendwas muss passieren
The Soft Bulletin ist noch immer nicht auf die Erde zurückgekehrt. Seit 1999 schwebt es über allem; dieses Album nimmt uns niemand mehr. Dass The Flaming Lips danach nicht Ruhe gaben, war natürlich prima. Wie traurig wäre die Welt ohne ihre Lieder über Yoshimi? Die Sorgen fingen an, als 2006 At War With The Mystics die alte Glorie nur noch antäuschte. Nun setzen die Flaming Lips auf die Kraft des Doppelalbums – und scheitern. Ein sehr unnötiger Crash, denn die beiden ersten Stücke Convinced Of The Hex und The Sparrow Looks Up At The Machine sind exzellent und zeigen eine Richtung auf, in die es hätte gehen können: hibbelig-hypnotischer Psychedelic-Wave, zwingend arrangiert. Es folgt noch der hübsche Ruhepol Evil – und dann ein langer Marsch durch eine unaufgeräumte Welt, in der sich der Hörer dauernd an irgendwas stößt. Okay, da ist dann noch die Miniatur I Can Be A Frog mit Karen O als tierischer Lautmalerin. Da wird die Indiewelt ausflippen! Aber was nützen einem Fan 136 feine Sekunden in diesem ewig langen Strom aus zerschossenen SciFi- und Drogenrockparodien? Besonders ätzend: Im größten Kauderwelsch schalten die Flaming Lips immer mal wieder kurz auf den anderen, den besseren Kanal und zeigen, dass sie es doch können könnten. Verdammte Wichtigtuer!
5/12 andré boße

Zuletzt geändert von visionsnils

Dennis Plauk
I'm with Siep-O! :cool:
visions-hauke
I'm with Boß-O! :floet:
welsing
Boß-O! Boß-O!

:)
kickiteule
darf man auch mehr als 10 zeichen? :wink:

ich halte es mit der contra-kritik. unbedingt neu starten den mist.
was soll das? warum?
und überhaupt, wenn das nach psychedelic oder prog klingt, dann ist meine kaffemaschine die reinkarnation von syd barrett.
visionsnils
Falls deine Kaffee
darf man auch mehr als 10 zeichen? :wink:

ich halte es mit der contra-kritik. unbedingt neu starten den mist.
was soll das? warum?
und überhaupt, wenn das nach psychedelic oder prog klingt, dann ist meine kaffemaschine die reinkarnation von syd barrett.kickiteule, 28.10.2009 16:15


Hmm... also falls deine Kaffeemaschine in den nächsten Wochen ein Album rausbringen sollte, würden wir das wohl mit in den nächsten Soundcheck nehmen. :wink: Dort müsste es allerdings gegen die Alben bestehen, die vom Toaster von Biohazard und von Björks Wasserkocher eingespielt wurden.

Ach so, Thema Flaming Lips: Ich in da bei Dirk - Beautiful Noise!
Flabes2000
I'm with Siep-O! :cool:Dennis Plauk, 28.10.2009 15:13

Ich auch. Höre mir die Platte gerade auf Napster an und habe gerade "Visions".
Sehe mich um 35 Jahre zurück versetzt. Gestern gab's Wochenlohn vom Ferienjob. Heute morgen dirket nach Köln in den Saturn und fast den gesamten Lohn in Platten umgesetzt. Da gabs ne Neue von Zappa, was Älteres von den Doors und jede Menge Krautrock. Jetzt hock ich hier vor meiner Dual-Kompakt-Anlage und höre mir den Kram bei zugezogenen Vorhängen in Ruhe in meinem Jugendzimmer an. Jetzt bin ich in meiner Welt. Und jede viertel Stunde geht die Tür auf und mein Vater steht im Rahmen und fragt ob es mir auch gut geht. Bei der Beschallung muß doch mit mir was nicht in Ordnung sein. Nein, Papa, es geht mir blendend. Mit tiefem Blick in meine Augen und einem tiefen Atmer durch die Nase vergewissert er sich "unauffällig", ob ich denn auch keine Drogen nehme.

Eine feine Platte ist es geworden. Aber "früher war Alles besser" stimmt nicht wenn ich an diese Zeiten denke. Es war nicht besser und nicht schlechter. Es war nur anders. Und es ist schön daß mir die Flaming Lips wieder einmal bewiesen haben, daß man dies auch ohne Patina ins Heute übertragen kann.

PS
Schade daß mein Dad nicht mehr lebt. Der hätte in der letzten Stunde bestimmt wieder alle fünf Minuten im Rahmen gestanden.
ElmoDelmo
Na, bei deinem Avatar ist die Frage nach verbotenen Substanzen ja nicht ganz aus der Luft gegriffen :wink:
DeinVad(d)er
wohl wahr, wohl wahr.
ich ertrag die neue platte trotzdem nicht gut. naja, vielleicht brauch ich noch ein paar anläufe. :messer:
-pmh-
schräge sache. aber was ich genau davon halten soll weiss ich (noch) nicht ...
sicherlich ein silberling der seine zeit braucht. und somit schon im ansatz spannender als diverse platten, bei denen man schon nach dem zweiten song weiß wie´s aus-bzw. weitergeht.