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Lostprophets - Oder kann man Musik von Schandtaten der Musiker trennen?

CYBERBORIS
Angeregt von der kurzen Diskussion zwischen mir und Mulaggi im Forums-Top-20-Thread, die ich hier auch gar nicht aufwärmen will, habe ich dann doch mal eines der beiden Alben entstaubt, die ich von der Band habe. Damals habe ich es mir auch angeregt durch die VISIONS (das ist jetzt natürlich kein Vorwurf) gekauft und mochte es. Ich war nie ein Riesenfan der Band, aber anno 2004 haben sie zumindest mit dem Album "Start Something" für einen Sommer meinen Geschmack getroffen.

Nach den wirklich widerlichen Taten des Sängers habe ich mich immer gefragt, ob ich mir diese Musik noch anhören kann, ohne ein merkwürdiges Gefühl zu haben. Lange hab ich mich nicht rangetraut, aber heute war es so weit und ich hab das Album im Auto gehört. Und rein musikalisch wäre das wohl eines der Alben gewesen, bei dem ich einen wohligen Schauer bekommen hätte, denn auf dem Ding sind einige Hits drauf, die mir auch heute noch gut ins Ohr gingen. Insgesamt war das dann auch ein merkwürdiges Erlebnis. Im Auto funktionierten die Songs eigentlich auch sehr gut. Aber tatsächlich habe ich mich immer gefragt, ob der Sänger zur Zeit der Albenaufnahme schon seine Neigungen ausgelebt hat. Oder ob sie sich noch in den Tiefen seines Verstandes befanden.

Mir ist natürlich klar, dass das die Musik (die die Taten ja nicht thematisieren) rein objektiv weder besser noch schlechter macht, doch mich würde mal die Meinung hier im Forum interessieren.

Und um das nicht nur auf die Lostprophets zu beschränken: ich bin da jetzt nicht so firm, aber waren eine Zeit lang nicht auch Charles Mansons Songs ziemlich beliebt? Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Coverversion eines Manson-Songs auf einem Guns n Rosés - Album. Manson hat ja mit seiner Hippie-Kommune mehrfachen Mord begangen und gehört zu Amerikas bekanntesten Kriminellen. Trotzdem gab es zumindest eine Zeit lang einen ziemlichen Kult um ihn (Cover-Versionen und T-Shirt-Motive). Ich will die Verbrechen auch überhaupt nicht vergleichen (eine Diskussion, was schlimmer ist, ist ganz sicher auch nicht zielführend), aber im Falle Manson führten die Taten eher zu einer Faszination, während im Falle der Lostprophets viele (ich ja auch) ein flaues Gefühl haben, wenn sie die Musik hören.

Auf eine interessante Diskussion, in der es ausdrücklich NICHT darum gehen soll, Mulaggi oder anderen ans Bein zu pinkeln.
Alphex
waren eine Zeit lang nicht auch Charles Mansons Songs ziemlich beliebt? Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Coverversion eines Manson-Songs auf einem Guns n Rosés - Album.CYBERBORIS, 27.04.2014 20:18 #


Als Hidden-Track auf einem Cover-Album (klar erfolglosestes Album der Band zum damaligen Zeitpunkt), ohne Wissen des Managements und zum Widerwillen einiger Bandmitglieder... die Nebendetails sollte man nicht unbedingt ausklammern. "Ziemlich beliebt" geht anders.

Die Frage ist halt immer, was jeweils das "Hauptwerk" war, so bösartig das jetzt klingt. Jacko war der größte Popstar der Welt, dann kamen die Kindesmissbrauchsvorwürfe dazu. Wenn wir davon ausgehen, dass seine Musik den Test der Zeit besteht, wird er wohl als Popstar in Erinnerung bleiben. Als kaputter, aber die Songs werden weiterlaufen.

Sollte sich rausstellen, dass Beethoven ein perverser Hund war - würde das sein musikalisches Erbe in irgendeiner Weise ändern? Sein Einfluss wäre ungebrochen (gut, der ist schon zur Geltung gekommen, größtenteils), und die menschlichen Makel würden hinter dem musikalischen Genius zurückstehen.

Die Frage ist nun natürlich, wofür man den Sänger der Lostprophets vor allem kennt. Wie da die "geschichtliche Beurteilung" ausfallen wird, kann ich dir sagen. Sollte dessen Name in 50 Jahren noch mal fallen, dann wohl nicht im Zusammenhang mit seiner Musik.
Woas Sois...
Ist aber nicht ganz vergleichbar. Dann müssten wir über eine Band reden, die Lostprophets Songs covert.

Blöde Antwort: Kommt immer auf den Einzelfall drauf an bei mir. Darf man Polanski Filme gucken? Kinski?
So das Niveau von Slayer geht bei mir in Ordnung.
FaithAndHope
ich werfe dann mal eben Sid Vicious in die runde.
auch ein Mörder und trotzdem wird er verehrt..
CYBERBORIS
Als Hidden-Track auf einem Cover-Album (klar erfolglosestes Album der Band zum damaligen Zeitpunkt), ohne Wissen des Managements und zum Widerwillen einiger Bandmitglieder... die Nebendetails sollte man nicht unbedingt ausklammern. "Ziemlich beliebt" geht anders.


War auch nicht meine Absicht, das auszuklammern. Aber immerhin war die Band damals ja ne große Nummer. Und die Shirts gab es aber schon, wenn ich mich recht erinnere.

Die Frage ist nun natürlich, wofür man den Sänger der Lostprophets vor allem kennt. Wie da die "geschichtliche Beurteilung" ausfallen wird, kann ich dir sagen.


Ja, natürlich. Ich bin ehrlich gesagt auch froh, dass ich kein glühender Fan der Band war (das gibt es aber bestimmt auch). Ich denke auch, dass es klar ist, dass der Vorfall die "historische Bedeutung" der Band überstrahlt, aber die Frage ist ja nicht, inwieweit die Band in die Geschichte eingeht, sondern wie man damit umgehen kann.

Was Manson angeht, war er ja als Musiker sehr erfolglos (wenn Wikipedia da recht hat) und sein "Schaffen" wurde erst nach seinen Taten "entdeckt". In diesem Fall haben die Verbrechen das Interesse an der Musik erst ausgelöst (egal wie erfolglos das Guns n Roses - Album war). Dass das im Falle der Lostprophets nicht passieren wird, finde ich natürlich gut, damit jetzt keine Mißverständnisse aufkommen.
Woas Sois...
ich werfe dann mal eben Sid Vicious in die runde.
auch ein Mörder und trotzdem wird er verehrt..FaithAndHope, 27.04.2014 20:38 #


Moment, das wurde nie geklärt!

Und zu Manson: Was habt ihr immer mit Guns n Roses? Der Typ war mit den Beach Boy Dennis Wilson befreundet und schrieb auch einen Song für sie. Sagt keiner was.
FaithAndHope
ich wusste dass das kommt! :bigsmile:
würde aber eben auch nicht bewiesen das er es nicht war...
LUNACHICK
dann kannst du ihn doch aber nicht als mörder bezeichnen, nur weil nicht erwiesen ist dass er es nicht war?
Woas Sois...
dann kannst du ihn doch aber nicht als mörder bezeichnen, nur weil nicht erwiesen ist dass er es nicht war?LUNACHICK, 27.04.2014 20:44 #

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Sonst kann ich hier jeden als Stricher, Mörder und Olivenölpanscher titulieren.
CYBERBORIS
ich wusste dass das kommt! :bigsmile:
würde aber eben auch nicht bewiesen das er es nicht war...FaithAndHope, 27.04.2014 20:43 #


Bei Watkins ist es das aber. Das ist sicherlich schon ein Unterschied. Im Falle von Vicious habe ich die damals aktuelle Berichterstattung auch nicht mitbekommen, wie jetzt bei Watkins. Das macht es für mich persönlich anders.

Selbst Michael Jackson wurde ja nie überführt. Da war wohl was, aber was genau ist ein Mysterium. Die unappetitlichen Details, die im Watkins-Prozess herauskamen waren ja im Gegensatz dazu sehr schockierend.
Powder To The People
Lass das Olivenöl da raus! Das pansche ich mit Genuss!
CYBERBORIS
Und zu Manson: Was habt ihr immer mit Guns n Roses? Der Typ war mit den Beach Boy Dennis Wilson befreundet und schrieb auch einen Song für sie. Sagt keiner was.Woas Sois..., 27.04.2014 20:41 #


Um ehrlich zu sein wusste ich das nicht. Ich bin kein Manson-Kenner. Und eigentlich ging es mir um das komische Gefühl gerade beim Lostprophets-Hören. Dabei fiel mir halt Manson ein.
Woas Sois...
Sorry, Olivenöl ging zu weit. Oil>People, das haben wir alle im im zweiten Irakkrieg gelernt.
Und Mister "All you need is love" hat seine Frau verprügelt.
Powder To The People
Wenn man Musik auch mal als rein funktionelles Erleben begreift, geht es eigentlich. Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich in letzter Zeit Lost Prophets gehört habe. Das hat aber primär damit zu tun, dass ich die Musik halt heute nicht mehr so oft höre. Ich kann das von Watkins trennen.
FaithAndHope
dann kannst du ihn doch aber nicht als mörder bezeichnen, nur weil nicht erwiesen ist dass er es nicht war?LUNACHICK, 27.04.2014 20:44 #

ich wollte ja nur etwas ärgern.. :floet:
Alphex
ich werfe dann mal eben Sid Vicious in die runde.
auch ein Mörder und trotzdem wird er verehrt..FaithAndHope, 27.04.2014 20:38 #


Von wem denn bitte? Die Menge an Kids, die Sid Vicious verehren, ist doch sehr überschaubar geworden. Davon abgesehen wird bei dem zu 99,9% das Image verehrt, und nicht die Musik. Und das war halt "don't give a fuck"-Junkie.

Und meines Wissens nach war das mit den genauen Umständen von Nancys Tod ja nie so ganz geklärt?

EDIT: Da ist man mal 20 Min essen, und schon hat sich der ganze Quark geklärt...
CYBERBORIS
Wenn man Musik auch mal als rein funktionelles Erleben begreift, geht es eigentlich. Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich in letzter Zeit Lost Prophets gehört habe. Das hat aber primär damit zu tun, dass ich die Musik halt heute nicht mehr so oft höre. Ich kann das von Watkins trennen.Powder To The People, 27.04.2014 20:52 #


Interessant. Ich wusste echt nicht, wie ich auf das Album reagiere. Und ich glaube auch, dass wenn die Autofahrt länger gewesen wäre, die Gedanken versiegt wären. Ich weiß nicht, ob das im Ausgangsposting gut herausgekommen ist: das war ein durchaus zwiespältiges Erlebnis, denn ich hatte durchaus Spaß und zumindest Momente, in denen ich die Gedanken ausgeblendet habe.
Mulaggi
Auf eine interessante Diskussion, in der es ausdrücklich NICHT darum gehen soll, Mulaggi oder anderen ans Bein zu pinkeln.CYBERBORIS, 27.04.2014 20:18 #

Weiß ich doch, dass das nicht deine Intention ist. :friends:
CYBERBORIS
Auf eine interessante Diskussion, in der es ausdrücklich NICHT darum gehen soll, Mulaggi oder anderen ans Bein zu pinkeln.CYBERBORIS, 27.04.2014 20:18 #

Weiß ich doch, dass das nicht deine Intention ist. :friends:Mulaggi, 27.04.2014 21:20 #


Na ja, ich wollte es noch mal dazuschreiben. Schadet ja nix. :smile:
eigenwert
Auf eine interessante Diskussion, in der es ausdrücklich NICHT darum gehen soll, Mulaggi oder anderen ans Bein zu pinkeln.CYBERBORIS, 27.04.2014 20:18 #

Weiß ich doch, dass das nicht deine Intention ist. :friends:Mulaggi, 27.04.2014 21:20 #

...weil er dir vorher die Beine amputiert hat?