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Manchmal bin ich schwer enttäuscht von unserer Presselandschaft. Anlässlich des bevorstehenden Streiks der GDL-Mitglieder habe ich kaum einen Artikel gesehen, der nicht vor billigen Wortspielereien rund ums Thema Eisenbahn wimmelt. Finden die das lustig?

Die wollen halt das Thema derailen. Streik böse.

Es muss produziert und konsumiert werden! (Machtkampf hin oder her.)

Diese ganze tendenziöse Berichterstattung über die Streikerei geht mir auf den Sack. Klar ist das scheiße, wenn man an nem Bahnhof steht und nicht wegkommt (kommt ja aber auch ohne Streik oft genug vor), aber sollen die jetzt auf ihr verfassungsmäßiges Recht verzichten, nur damit Lieschen Müller ihre Oma in Bad Pyrmont besuchen kann? Die Formulierung "ein ganze Land in Geiselhaft nehmen" finde ich tendenziös und völlig unangemessen. Hab ich aber schon häufiger gehört.

Und gestern im CDU-Parteiblatt in unserem örtlichen Käseblatt der Kommentar, der war so widerlich, daß ich kurz davor war, zum ersten Mal nen Leserbrief zu verfassen. Was fiele der Gewerkschaft denn ein, für ihre Mitglieder das Maximale rauszuholen? Das ginge ja nun wirklich nicht. Die sollen mal schön froh sein, wenn sie überhaupt was kriegen und schön wieder die Leute pünktlich zur Arbeit bringen. Da kriesch Plack...
Ich bin froh, daß überhaupt mal wieder ne Gewerkschaft auf den Putz haut und sich nicht alles gefallen lässt. Ich würde mir mal wünschen, daß die gleichen Kommentatoren sich über die Lobbyarbeit von irgendwelchen Wirtschaftsverbänden ereifern, wenn mal wieder ein Gesetz einseitig zu Gunsten der Unternehmen verändert wird. Stattdessen hört man dann Kommentare "Panikmache", "wird schon alles nicht so schlimm werden", "für den Wirtschaftsstandort unbedingt erforderlich".

Moment, das haben wir schon bei Michael Ende gelernt!
"Das Allerwichtigste aber ist die Lokomotivführer-Ehre, Jim", sagte Lukas und nahm einen Zug aus seiner Pfeife.
"Hab ich noch nie gehört. Was ist das denn?"
"Damit ist nicht zu spaßen, Jim! Die Lokomotivführer-Ehre verlangt von uns Lokomotivführern die Menschen pünktlich und zuverlässig von einer Ecke Lummerlands zur anderen zu bringen. Und wieder zurück."
"Aber das ist doch selbstverständlich, Lukas", sagte Jim und streichelte Emma über den Tender.
"Deswegen hast du auch noch nichts davon gehört, Jim. Man tut es einfach und redet nicht darüber."

Für die Mitglieder das beste rausholen ist gut und wichtig und steht jedem zu. Geht es nicht aber auch um Ausweitung des eigenen Einflusses der GDL? Wollen die nicht auch eine andere Gewerkschaft verdrängen? Bin da als unbetroffener nicht im Bilde ausser den paar Stichworten die mal im DLF kamen.

GDL? DLF .Fahrenheit, 05.11.2014 12:20 #

ich kenn nur mfg

Gewerkschaft der Lokführer.
Deutschlandfunk.

Für die Mitglieder das beste rausholen ist gut und wichtig und steht jedem zu. Geht es nicht aber auch um Ausweitung des eigenen Einflusses der GDL? Wollen die nicht auch eine andere Gewerkschaft verdrängen? Bin da als unbetroffener nicht im Bilde ausser den paar Stichworten die mal im DLF kamen.Fahrenheit, 05.11.2014 12:20 #

Da gehts um Tarifeinheit. Wenn die Schwachköppe in der GroKo das Gesetz durchbringen, dann kann die GDL für ihre Zugbegleiter nämlich gar nix mehr erreichen, weil dann die andere Gewerkschaft den Kurs aushandelt. Wenn die das jetzt durchbringen, dürfen die auch nach dem Gesetz die Interessen der in ihr organisierten Zugbegleiter noch vertreten, weil dann geht Tarifautonomie vor Tarifeinheit.

Gewerkschaft der Lokführer.
Deutschlandfunk.Olsen, 05.11.2014 12:25 #

DfdA

Weselsky ist leider ein Vollidiot. Die Art und Weise, wie da Arbeitskampf geführt, geht mir gehörig auf den Zünder, auch wenn ich zum Glück nicht betroffen bin.

Die Art, wie über diese GDL-Kacke diskutiert wird (auf allen Seiten), geht mir dermaßen aufs Schwein, ich kanns gar nicht in Worte fassen...
a) Nur weil man diesen Streik und das Gehabe vom GDL-Futzi scheiße findet, ist man doch nicht automatisch gegen Streik an sich. Verhältnismäßigkeiten sollte man schon auch bedenken.
b) Hinter den Leuten, die es betrifft, wenn keine Züge mehr fahren, steckt auch mehr als Lieschen Müller, die ihre Oma in Bad Pyrmont nicht besuchen kann.

Weselsky ist leider ein Vollidiot. Die Art und Weise, wie da Arbeitskampf geführt, geht mir gehörig auf den Zünder, auch wenn ich zum Glück nicht betroffen bin.SHITHEAD, 05.11.2014 12:54 #

Wie soll man denn einen Arbeitskampf sonst effektiv führen? Paar Trillerpfeifchen vor dem Konzernhauptquartier? Interessiert niemanden. Die Gewerkschaften waren die letzten 20 Jahre bei uns eh viel zu lasch. Sesselpupser allerorten.
Das Land bricht schon nicht zusammen, wenn mal 5 Tage kein zug fährt. Und wenn doch, hätte man die nicht privatisieren dürfen.

Und wenn doch, hätte man die nicht privatisieren dürfen.Woas Sois..., 05.11.2014 13:03 #

Könnte stimmen.

Vom Zusammenbruch des Landes redet ja auch niemand. Aber wenn die paar Hanseln von der GDL mehr Laune am Streik als einer konstruktiven Lösung - die ja anscheinend kurz bevorstand und dann doch wieder seitens Weselsky abgeblasen wurde - finden, dann zück ich innerlich die Knarre. Kiddo hat schon recht: Verhältnismäßigkeit und so.

Ich fände es aber im Prinzip schon in Ordnung, wenn es konkurrierende Gewerkschaften in einem Betrieb gibt. Sonst wird ja auch (vor allem von Unternehmern) das Hohelied des Fortschritts durch Konkurrenz gesungen. Welche Gewerkschaft bietet am meisten für seine Mitglieder? Machen andersrum die Arbeitgeber ja auch. Du arbeiten billig, sonst kommen Leiharbeiterkolonne aus Ungarn.

(Das es so ein Streik nervt, wenn man auf die Bahn angewiesen ist, klaro. Die Bahn nervt aber so auch)

Und wenn doch, hätte man die nicht privatisieren dürfen.Woas Sois..., 05.11.2014 13:03 #

Könnte stimmen.

Vom Zusammenbruch des Landes redet ja auch niemand. Aber wenn die paar Hanseln von der GDL mehr Laune am Streik als einer konstruktiven Lösung - die ja anscheinend kurz bevorstand und dann doch wieder seitens Weselsky abgeblasen wurde - finden, dann zück ich innerlich die Knarre. Kiddo hat schon recht: Verhältnismäßigkeit und so.SHITHEAD, 05.11.2014 13:08 #

Die konstruktive Lösung sah aber so aus, daß die GDL bei künftigen Tarifverhandlungen Nebenzimmer verhandeln durfte, während die EVG zeitgleich verhandelte, aber am Ende doch die Tarifeinheit gewahrt werden musste. Nur gucken, nicht anfassen. So konstruktiv find ich das jetzt nicht. Ich empfehle einfach mal die Pressemitteilungen der GDL diesbezüglich zu lesen, weil aus den Medien erfährt man zu den Hintergrgünden allenfalls mal was im Nebensatz.

Als Pendler sind zwei volle bestreikte Arbeitstage echt scheiße.

Ich glaube, viele Leute sind insofern vom Streik genervt, als das sie es in ihrem eigenen Beruf gar nicht können. In einem Krankenhaus kann nicht einfach gestreikt werden, da gehen dann fix Menschen Hops oder liegen tagelang in der eigenen Kacke. In Kleinbetrieben bedeutet jede Aufmüpfigkeit problemlos sofortige Kündigung oder anstehendes Mobbing/Bossing (was dann langfristig zur Kündigung führt). Und in Produktionsstätten ist man mit einem Fingerschnipp beim kleinsten Laut durch eine billigere Arbeitskraft ersetzt. Solche Leute haben keinen Hebel und müssen vielleicht auch noch über die Bahn zu ihrem Job. Das soll jetzt nicht heissen, dass "die von der Bahn sich mal nicht so anstellen sollen" (ich finde jede Form von gewerkschaftlichem Gegenhalt begrüssenswert), sondern nur ein bisschen die Empörung vieler erklären. Zumal man als Bahnarbeiter (Angestellter der deutschen Bahn, NICHT Hilfskraft) noch verhältnismässig gutes Geld verdient.

Auf die gute alte Zeit ist mal wieder Verlass. Sehr schöner Kommentar zum Thema.

Ich fahr eher nur Limousine!