Jetzt schreib ich doch mal was zu Politik...denn was Du grad ablässt ist tendenziös, wie es schlimmer kaum geht. Gewerkschaft = immer im Recht, weil auf der Seite der ausgenutzten Arbeiterschaft. Arbeitgeber = geldgierige Sklavenhalter.Crackerman, 06.11.2014 01:36 #
Das steht genau wo? Ich habe bewusst von Wirtschaftsverbänden gesprochen. Natürlich sind da Arbeitgeber organisiert, aber eben nicht alle. Und natürlich haben diese Verbände nur ein Ziel, das Optimum für ihre Unternehmen rauszuholen. Ich streite ja gar nicht ab, daß es auch vernünftige und verantwortungsbewusste Arbeitgeber gibt, aber die wird man eher selten aktiv in den Wirtschaftsverbänden finden.
Genausowenig ist die Gewerkschaft immer im Recht. Sie ist es in dem speziellen Falle und zwar sogar von Grundgesetz gedeckt. Grundsätzlich gilt aber, was Bert Brecht mal aufgeschrieben hat:
„Reicher Mann und armer Mann standen da und sah n sich an. Da sagt der Arme bleich: Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.“
Es ist diesmal sogar ganz entscheidend, warum es immer noch Streiks gibt. Ich bin mir sicher, auch Du weißt, daß es auf dem Kerngebiet der Gewerkschaft -das Maximale rausholen- schon lange eine Einigung gäbe. 5% mehr und zwei Stunden weniger, da wäre man bei 3,8 % und einer Stunde. Wenn sich nicht ein machtbesoffener Selbstdarsteller rausnehmen würde, eine sechs mal größere Gewerkschaft im Handstreich übernehmen zu wollen. Das nenne ich einen Mißbrauch des Streikrechts. Der Mann macht nichts anderes als der Geld- und Industrieadel vor 150 Jahren. Ihr müsst alle machen, was ich will sonst mache ich euch kaputt. Widerlich. Die unglaublich mutigen Vorkämpfer, die für Gewerkschaften, Streikrecht und Lohnfortzahlung gekämpft, gehungert und geblutet haben, würden sich in Grund und Boden schämen, wenn sie mitansehen müssten, was Weselsky aus ihren Idealen und Visionen macht. Der steht nämlich in der Tradition von Gierschlunden, Intriganten und Grössenwahnsinnigen wie Steinkühler, Peters und Volkert.
Mir ist ziemlich wurscht, was für ne verkorkste Persönlichkeit der Weselsky ist. Darüber weiß ich nix und ich will es auch gar nicht wissen. Fakt ist, er macht im Sinne seiner Mitglieder einen guten Job. Diese persönlichen Diffamierungen, die jetzt durch die Medien gehen, die sind doch auch nur Propaganda. Selbst wenn der Gute Allmachtsphantasien hat und zuhause im Napoleon-Kostüm mit Hitlerbärtchen vor dem Spiegel steht und Stalin zitiert, der Streik wurde von 80% seiner Mitglieder beschlossen und nicht von ihm. Irgendwie scheint an seiner Verhandlungsposition was im Sinne der Mitglieder zu sein.
Und wie du ja auch gesagt hast, es geht nicht um 5% mehr und 2 Stunden weniger, es geht um Tarifautonomie. Offensichtlich kann die GDL mehr Druck ausüben und ist nicht so weichgespült wie die Kollegen von der EVG. Kommt das Gesetz zur Tarifeinheit und die GDL setzt nicht vorher ihre Forderungen zur Vertretung der Zugbegleiter durch, haben sie keine Möglichkeit mehr, mit ihrer Machtposition das Beste für die Zugbegleiter rauszuholen. Da gehts mitnichten um einen Alleinvertretungsanspruch sondern um genau das Gegenteil. Es geht darum, den Alleinvertretungsanspruch der EVG nach dem Inkrafttreten der Tarifeinheit zu verhindern. Wer nicht ständig streiken will und sich mit weniger zufrieden gibt, der kann dann ja gerne der EVG beitreten. Es steht jedem frei, welcher Gewerkschaft er seinen Mitgliedsbeitrag abdrückt. Da gehts um Angebot und Nachfrage und wenn das bessere Angebot das der GDL ist, dann isses doch okay. Was hat das mit Übernahme und Machtbesoffenheit zu tun? Wenn der Weselsky wirklich die ihm nachgesagten Eigenschaften hat und ihm einer abgeht, wenn er die Bahn in die Knie zwingt, geschenkt. Soll ihm doch einer abgehen. Es ist ja nicht zum Schaden der von im vertretenen Mitglieder. Sollte er ein Idiot sein, isser immerhin ein nützlicher.