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Platten

die alben des jahres 2014

schmirglie
Also Pi*Daumen drüber geschaut sollte es etwa so aussehen, grob sortiert:

Top5:
Death from Above 1979
Cloud Nothings
Tidal Sleep
La Dispute
Grand Griffon

Dahinter:
Interpol
Antemasque
United Nations
und zwei aus: Mastodon, KMPFSPRT, Foo Fighters, Royal Blood, Mongol Horde, Bass Drum of Death. Kann mich nicht wirklich entscheiden, gefallen tun sie mir alle, aber komplett überzeugend finde ich keins davon.

Honorable Mentions noch an die Kraftklub, die 2-3-4 richtig(!) gute Lieder hat, aber mich auf die Langstrecke dann doch nicht so umgehauen hat.

An sonstigen Einzeltracks des Jahres fallen mir ein:
TV on the Radio - Happy Idiot
Banks - Beggin' for Threads
Alphex
Ist der "Haftbefehl ist ab sofort nicht mehr lächerlich, sondern Kunst von der Straße"-Trend eigentlich auch schon hier im Forum angekommen? Scheint ja den kompletten Feuilleton erreicht zu haben, und auch die meisten Musik-Mags gingen d'accord.
Powder To The People
Nada. Tatsache ist: Haftbefehl hat derzeit die fähigsten Beats und ausreichend Selbstironie um tatsächlich zu unterhalten. Die Texte sind aber nach wie vor trotz Multikultidialektik Schwachsinn. Dünnschiss ist nun mal Dünnschiss. Egal ob auf türkisch, griechisch oder klingonisch. Riecht halt höchstens mal mehr nach Knoblauch respektive Katze.
Alphex
Ausreichend Selbstironie? Von den ganz harten Kaspern wie Bushido und Massiv mal abgesehen ist das entsprechende Genre doch derzeit übervoll mit lustigen Internet-Rappern (die ganze Belegschaft von Selfmade und Banger Musik etwa).
Powder To The People
Naja? Haftbefehl hat bewiesen, dass man ihn keineswegs Ernst nehmen sollte, weswegen man sich den Kram auch mal ohne "schlechtes Gewissen" anhören kann. Sobald man das Gefühl kriegt einen waschechten Narzissten zu unterstützen, sollte man ja in der Müller Drogerie in deren Jewelcase scheissen.
-pmh-
Ist der "Haftbefehl auch schon hier im Forum angekommen? auch die meisten Musik-Mags gingen d'accord.Alphex, 12.12.2014 17:24 #



der ging fjort.
nebenbei bemerkt - themenverfehlung mr. alphex.
thurston moore
Wieso Themenverfehlung? Hab vorhin erst wieder irgendwo gelesen, sein Album sei sowas wie ein "zukünftiger Meilenstein", das beste Deutschrapalbum des Jahres. *hust*

Boah. Dieses Gangstading, diese "Fickt euch ihr Hurensöhne"-Lyrik war ja noch nie meine Welt, aber: Als jemand, der Hip Hop allgemein und mitunter auch deutschen Flowkünsten insgesamt alles andere als abgeneigt ist, frag ich mich da eben, wie es dazu kommen konnte, dass so ein Dreck derzeit derart abgefeiert wird. Der Typ findet momentan wirklich überall statt und wird erstaunlicher/beängstigenderweise auch fast überall abgefeiert, selbst in den Feuilletons. Man könne und dürfe ihn nicht allzu ernst nehmen, er sei ne Kunstfigur, man müsse da die Ironie dahinter raushören. Soso. Ja verfickt nochmal welche Ironie denn? Ich höre nichts als gewaltverherrlichenden Drogencheckermüll. Auch im Spiegel-Interview: Ironie ist nicht seine Sache, es wird sich auf die Street-Credibility berufen, auf die Kokaindealer-Vergangenheit, auf die Realness.

Und wer ist die Zielgruppe, wer feiert den ab? Scheint mir da zwei Hörerschichten zu geben. Zum einen minderjährige Möchtegerngangsta, die sich mit dem gerappten tatsächlich identifizieren, die tatsächlich über ein gewisses Gewalt- und Prügelpotenzial verfügen, für die das eine Art Soundtrack zum Leben darstellt. Und zum anderen neuerdings auch -tataaa!- die gebildete Mittelschicht in Form von Hipsterstudenten. Ich kann's wirklich nicht nachvollziehen, echt nicht. Mal ehrlich: Da können die Beats meinetwegen noch so geil sein, bei Deutschrap achte ich unweigerlich auch auf die Texte. Und die sind komplettes Asi-Niveau.

Was für ein unsympathisches Arschloch, dieser Haftbefehl.
Powder To The People
Reines Entertainment. Das ist selbstverständlich in erster Linie Musik für die 16-jährigen Pseudogangster, grösste Käuferschicht. So weh es tut - die wollen genau das hören. Textlich gibt's da nicht viel Ironie zu finden, bei Kollegah aber im Prinzip auch nicht. Und der steht ja bei vielen fast ausserhalb der Wertung.
thurston moore
Reines Entertainment.Powder To The People, 12.12.2014 20:29 #

Ist das so? Finde ja zumindest, dass die Grenzen da mehr als verschwimmen und dass das, was du als gestandener Powder vielleicht als "reines Entertainment" auffasst, gerade von der 16-jährige-Pseudogangsta-Zielgruppe eben komplett anders wahrgenommen wird. Naja. Egal. Ich erwarte den Integrationsbambi. Mindestens.
Powder To The People
Ich sehe die Zielgruppe eher von völlig ironiebefreiten Narzissten der Marke Bushido bedroht, der sich auf seinen Ergüssen als Ehrenmann mit Prinzipien verkauft.
Woas Sois...
Ach, seht das mal nicht so verbissen. Klar wäre mir Hafti heute zu dämlich, aber wenn ich überlege was mit 16 bei mir gehört wurde, das nimmt sich nichts.

:tongue:
thurston moore
Ach, seht das mal nicht so verbissen.Woas Sois..., 12.12.2014 21:08 #

Drauf gschissen auf verbissen. :raucher:
Alphex
Textlich gibt's da nicht viel Ironie zu finden, bei Kollegah aber im Prinzip auch nicht.Powder To The People, 12.12.2014 20:29 #


Kollegah studiert Jura und hat seine Rapkarriere nicht im Ghetto, sondern im Internet gestartet. Wenn du bei dem nicht raushörst, dass der in etwa so sehr gemeingefährlicher Drogenschieber ist wie Bruce Willis Streifenpolizist, dann kann ich dir auch nicht helfen. Denkst du, Lines wie "ich koche Crack in meiner Einbauküche" sind wirklich ernst gemeint bzw. zu nehmen? Die Glaubwürdigkeit von Haftbefehl unterscheidet ihn dann doch gerade von den anderen Gangster-Rappern in Deutschland.
Powder To The People
Textlich gibt's da nicht viel Ironie zu finden, bei Kollegah aber im Prinzip auch nicht.Powder To The People, 12.12.2014 20:29 #


Kollegah studiert Jura und hat seine Rapkarriere nicht im Ghetto, sondern im Internet gestartet. Wenn du bei dem nicht raushörst, dass der in etwa so sehr gemeingefährlicher Drogenschieber ist wie Bruce Willis Streifenpolizist, dann kann ich dir auch nicht helfen. Denkst du, Lines wie "ich koche Crack in meiner Einbauküche" sind wirklich ernst gemeint bzw. zu nehmen? Die Glaubwürdigkeit von Haftbefehl unterscheidet ihn dann doch gerade von den anderen Gangster-Rappern in Deutschland.Alphex, 12.12.2014 22:32 #

Zunächst mal hat Kollegah durchaus Koks vertickt, inwieweit jetzt wie und was von wem wahr ist kriegt man eh nicht raus. Das Kollegah die Sachen ironisch meint steht nicht zur Debatte. Mir geht aber langsam gegen den Strich, dass der permanent verteidigt wird. Denn der 16-jährige Spacko sieht keinen grossen Unterschied zwischen "ich verticke das Koks" (Kolle) und "wie ich grade Nasen sniff" (Hafti). Der glaubt beiden. Das Kollegah zwischenzeitlich den Schwenk Richtung Comedy gemacht hat, kann man für ihn verbuchen. Diese Jura-Ausrede wird mir auch langsam etwas zu willkürlich. Ich kenne Ärzte, die's irgendwie durch's Studium geschafft haben und trotzdem dumm wie 3 Meter Feldweg sind. Intelligenz ist nicht gleich Intellekt. Und die permanente Homophobie, das Alphamännchengehabe sowie das Abhängen mit Oberdödel Farid Bang von Herrn Blume halte ich dann nicht mehr für sonderlich ironisch. Gerade dir sollte das doch sauer aufstossen.
AERPELSCHLOT
Ach, da ist sie wieder. Meine geliebte Ironie. Du kannst so scheiße sein, wie du willst, behauptest du auch nur, das wäre alles total ironisch, schon stehen die Prenzlberghipster, Soziologiestudenten und pinkfarbene Tigerleggins-Träger bei dir Schlange.
Alphex
Zunächst mal hat Kollegah durchaus Koks vertickt, inwieweit jetzt wie und was von wem wahr ist kriegt man eh nicht raus.Powder To The People, 12.12.2014 23:40 #


Wäre mir tatsächlich neu, meines Wissens nach ist er halt wegen Besitz mal vor Gericht gesessen, und das war zur Zeit vom ersten Album-Release. Wurde doch sogar spekuliert, ob das nicht sogar gerne genommene Promo ist.

Das Kollegah die Sachen ironisch meint steht nicht zur Debatte. Mir geht aber langsam gegen den Strich, dass der permanent verteidigt wird. Denn der 16-jährige Spacko sieht keinen grossen Unterschied zwischen "ich verticke das Koks" (Kolle) und "wie ich grade Nasen sniff" (Hafti). Der glaubt beiden.


Das ist wohl richtig, die Frage ist aber, ob Kunst nicht auch immer ein Stück weit für sich selbst stehen muss. Ich kenne zudem einige Leute, die Kollegah gut (und witzig) finden, bei Haftbefehl aber niemand. Ergo ist für mich die Zielgruppe da nicht automatisch so abschreckend.

Das Kollegah zwischenzeitlich den Schwenk Richtung Comedy gemacht hat, kann man für ihn verbuchen. Diese Jura-Ausrede wird mir auch langsam etwas zu willkürlich. Ich kenne Ärzte, die's irgendwie durch's Studium geschafft haben und trotzdem dumm wie 3 Meter Feldweg sind. Intelligenz ist nicht gleich Intellekt.


Von Intellekt redet ja niemand, es geht nur darum, der Bürgerschreck in Parallelstrukturen (wie sich ein Bushido gerne mal inszeniert) ist er definitiv nicht, auch nicht qua Image.

Und die permanente Homophobie, das Alphamännchengehabe sowie das Abhängen mit Oberdödel Farid Bang von Herrn Blume halte ich dann nicht mehr für sonderlich ironisch. Gerade dir sollte das doch sauer aufstossen.


Nö, das Getue, Gepumpe und Gemackere ist nicht ironisch. Er nimmt das Zeug wohl mit Augenzwinkern, geil findet er's aber wohl trotzdem. Allerdings glaube ich auch von Herrn Bang, dass er sehr genau weiß, dass er völlige absurde Fantasiestories zusammenreimt. Die Übertreibungen weit jenseits von Gut und Böse wären ansonsten ja nicht in der Form im Einsatz.

Ob die beiden dann trotz allem latent bis manifest homophob, sexistisch und mackertumsbegeistert sind, steht auf einem anderen Blatt. Trotzdem sind bei den beiden die entsprechenden Zeilen nicht für bare Münze zu nehmen, sondern offensichtliche Fantasiekonstrukte mit massiver Übertreibung. Und DAS würde ich Haftbefehl nicht unterstellen. Himmel, das Lob, das Hafti abkriegt baut ja darauf auf, dass das Ganze glaubwürdig ist und nicht reine Märchenstunde.

Und sauer aufstoßen - für mich ist das Ganze bei Kollegah halt so absurd und übertrieben, dass es für mich als Parodie auf bierernstes Mackertum rüberkommt, denn so überzeichnet und ins absurde getrieben kann man es natürlich nicht mehr ernst nehmen. Entsprechende running gags wie das nicht-trainieren der Beine haben aber halt eine Halbwertszeit, von daher fand ich das ganze auch schon mal lustiger. Das alles schwächt trotzdem die "politische" Problematik. Ansonsten - ich finde einiges Zeug auch einfach witzig, rein punchlinetechnisch ("du suchst das weite wie ein Fettsack im Klamottenladen" usw usf). Ob das jetzt aber abseits davon jemand ist, mit dem ich abhängen wollen würde, hat damit ja nicht unmittelbar was zu tun.

Zuletzt geändert von Alphex

Powder To The People
Das Ding ist (und deswegen habe ich den Vergleich zwischen beiden aufgestellt), dass Hafti gerade auf dem Vorgängeralbum bewiesen hat, dass er das Ganze ebenso ironisch verkauft. Er kann sicherlich nicht mit dem IQ von Kolle mithalten, aber er hat das in Interviews und Musikvideos mehr als bewiesen. Er hatte ja sogar deepe Tracks wie "Mann Im Spiegel" veröffentlicht (so "deep" ein Haftbefehl halt sein kann). Und jetzt hat er einfach gesagt: Komm ich mach wieder einen auf Gangster, auf das andere hab ich keinen Bock mehr. Der reitet die Promowelle gekonnt und featured auf der Remixversion mal eben Marteria, Sido, Miss Platnum oder Samy Deluxe. Ergo "erwachsene" Rapper, die, da bin ich mir sehr sicher, keineswegs mit ihm zusammen arbeiten würden, wenn er der rabiate Todesgangster wäre.
riotsk
Zum Glück hat Deutschland mehr anzubieten als diesen unsäglich dämlichen Rap. Da höre ich lieber 5 Jahre am Stück Marsimoto.

Danke an einen unter euch für das hier:
SHITHEAD
Bevor die 10 kleinen Negerlein, die nicht hopps gegangen sind, hier einmarschieren, noch ein kleiner Abriss zu den EPs und sonstigen Kleinformaten, denn da gab's dieses Jahr ein paar Brecher, die locker in die Top 10 gehören würden, wären sie denn nicht etwas zu kurz für das Spiel der Großen. Also, folgendes sollte man 2014 nicht verpasst haben:

Beach Slang – Who Would Ever Want Anything So Broken / Cheap Thrills On A Dead End Street
Ofsi hat die Band ja schon Anfang des Jahres ordentlich angepriesen, reingehört hab ich natürlich erstmal nicht, zumal die (physische) Single nur noch schwer zu bekommen war. FEHLER! :rolleyes: Aber hey, pünktlich zur Pre-Order der zweiten EP gab’s die Neuauflage der ersten ebenfalls zu bestellen, also ab dafür, wird schon nicht so schlecht sein. Die Downloads gab’s vorab, also mal antesten ob das wirklich so gut ist. Und dann: Holy Moses, Jawbreaker-Reunion, echt jetzt? Wie geil ist das denn bitte? Die Melodien, die Stimme, ich will sofort Bier trinken und wäre auch bereit, mit dem Rauchen anzufangen, nur um dieses Gefühl von Sommer und Freiheit und ewiger Jugend maximal auszukosten. Jeweils um die 10 Minuten vertontes, pures Glück. Musik, zu der mein Herz debil grinsend aus der Schädeldecke rausschauen will.

Death Of Lovers – Buried Under A Bed Of Roses
Mal wieder bei Deathwish was bestellt, sind ja schließlich gute Jungs, legen auch noch ihren „Summer of Blood“ Sampler bei. Ideales Futter fürs Auto, denk ich mir, also ab dafür. Erstaunlich abwechslungsreich und nur manchmal blutig, so weit so gut. Track 12 beamt mich dann allerdings vom Steuer direkt in den Kofferraum, Arme und Beine werden immer länger, ich hab das Auto zwar im Griff, aber der restliche Körper und Geist führen einen entrückten Tanz vor der milchigen Heckscheibe auf, statt nach draußen schau ich nach innen. :bluesbros: Out-of-body experience, oder sowas in der Art. Whirr und Nothing machen einen auf Nebenprojekt und gebären ein düster Richtung Mittelpunkt der Erde strahlendes Kellerkind, für das Joy Division und die frühen Cure liebend gern die Patenschaft übernehmen, Stimme und Stimmung wurden direkt 1:1 an den Sprössling weitergereicht. Meine Gänsehaut kann man noch durch die Winterjacke deutlich erkennen, die Scheibe ist abartig gut.

Whirr / Nothing – Split
Schon wieder Whirr und Nothing. Whärrend (kein Wortwitz ist mir zu schlecht, muhaha) mich "Sway" nicht hundertprozentig überzeugen konnte und ich die "Guilty Of Everything" nicht oft genug gehört hab (weil sie auch nicht gleich zünden wollte), hat mich die Split direkt aus den Socken gehauen. Die Meinung, welche Band nun die besseren Songs abgeliefert hat, gehen ja zu gleichen Teilen in beide Richtungen, und auch ich wöllte mich nicht festlegen. Ease ist perfekter Shoegaze, wie man ihn von Whirr erhoffen darf, Nothing’s July The Fourth ein walzendes Monster von einem Schlusstrack, mit einem Refrain zum :bow:. Auch wenn es die beiden regulären Alben wahrscheinlich nicht in meine Jahresbestenliste schaffen, die Kurzformate haben die beiden Bands dominiert wie der BVB momentan den Tabellenkeller.
JustusMeinFreund
Du bist geil.Alle drei auch in meiner Top EP-Liste!