Überhaupt... diese ganzen Solidaritätsbekundungen gehen mir mittlerweile echt aufn Sack. Weil's einfach heuchlerisch ist. Menschen, die sich aller Voraussicht nach vor kurzem noch dermaßen über diverse Titanic-Covermotive aufgeregt haben und in dieser Satirezeitschrift ein verschissen-linkes, ein kommunistisches Drecksblatt sehen, genau diese Menschen, die sich über Sachen wie 'Ratzinger pisst sich ins Papstgewand' aufregen und in Wirklichkeit eigentlich finden, dass sowas verboten gehört, genau solche Menschen halten stolz "Je suis Charlie"-Schilder hoch. Es ist absurd. Es ist Realsatire.thurston moore, 15.01.2015 21:53 #
Hm, also das kommt mir arg konstruiert vor, um mal gegen alles und jeden loszubrettern . Würde ja voraussetzen, daß Titanic so allgemein bekannt wäre, daß jeder der Demonstranten eine (ablehnende) Meinung dazu hätte. Ich denke eher, die meisten kennen es gar nicht. Und mal ganz allgemein (vor allem auch bezogen auf diesen Horst, der den verlinkten Text verfasst hat): wie kann man sich anmassen, ein Urteil darüber zu fällen, wer wann und wie berechtigt ist, seine Trauer, seine Solidarität, sein Mitgefühl oder seine Ablehnung auszudrücken? Arroganter geht's kaum noch. Soll man sich erst entschuldigen, daß man bisher keine Mohammed Karikaturen gezeichnet hat, darf man nur dann an solchen Veranstaltungen teilnehmen, wenn man Angehörige oder Freunde verloren hat? Ich halte es für absurd, Regeln dafür aufstellen zu wollen.
Wenn man jemandem Heuchelei vorwerfen möchte, dann wäre als allererster Davutoglu derjenige. Wie sich dieser Mensch in die erste Reihe des Marsches stellen konnte....das ist für mich schlimmer als absurd.Crackerman, 16.01.2015 07:55 #
Ich hab am Mittwochabend nach den Anschlägen auf Fratzenbuch etwas gepostet, was für mich dieses "Je suis Charlie" bedeutet. An dem Abend hatten schon die ersten Pegidioten und AfDler den Anschlag für sich ausgeschlachtet und es war auch klar, daß die JeSuisCharlie vereinnahmen werden. Normalerweise mache ich solche Aktionen nicht mit, aber ich habe dann erklärt, was das für mich bedeutet und es dann doch einmal gepostet. JeSuisCharlie hat nix damit zu tun, daß man gegen die Anschläge ist, daß man gegen Islamismus ist, daß einem die armen Mensch leid tun, etc. All das sollte ne normale menschliche Reaktion sein und somit selbstverständlich und man muss da kein Fass für aufmachen.
Was es aber ist, ein Bekenntnis zur Meinungs- und Pressefreiheit, zur Religionsfreiheit, zur Demokratie an sich. Und wenn das dann von solchen demokratiefeindlichen Pissern wie diesen Pegidioten und AfDlern aufgegriffen wird, dann krieg ich ne Halskrause. Die haben das nämlich nicht geblickt, was das bedeutet, weil sie nämlich gegen alles sind, was es bedeutet. Und von daher hat Thurston absolut Recht. Man kann es diesen Arschgeigen natürlich auch nicht verbieten, das ist ja auch wieder durch die Meinungsfreiheit gedeckt, und Demokratie muss auch Dummheit ertragen können, aber sich über die Vereinnahmung aufregen und klar dagegen Stellung beziehen, das halte ich sogar für notwendig.
Ob man da unbedingt der Meinung von diesem Horst folgen muss und nur Charlie sein darf, wenn man für etwas einsteht und weiß, daß das schlimme Konsequenzen haben kann, das weiß ich auch nicht. Ich halte diesen Ansatz für zu eng gefasst (sh. Anfang). Aber er hat auch Recht, wenn er diese reflexhaften symbolischen Aktionen kritisiert, weil sie irgendwann nix mehr bedeuten und sowieso keine Wirkung haben. Man siehts ja jetzt, alle Welt schreit JeSuisCharlie, will angeblich die Demokratie verteidigen, die Regierigen sind sich aber mehr oder weniger darüber schon einig, daß unsere Freiheit weiter eingeschränkt werden soll.
Die Intention des Horst-Textes ist richtig. Arsch hoch und Demokratie verteidigen anstatt nur irgendwo drauf zu klicken und massenhaft Bildchen zu posten. Und in Anbetracht von Massen von Pegidioten, VDSbefürwortern, Sichinihrenreligiösengefühlenverletztfühlern und Daswirdmanjadochmalsagendürfenvollpfosten sind wir sicher nicht Charlie. Da hat er völlig Recht. Aber ich bins.