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Und sonst...

Presseschau

Woas Sois...
Wir hatten schon während des Krieges jemanden auf dem Bauernhof vom Staat zugewiesen bekommen. :klugscheiss:
Ein Franzose, der vor dem Krieg dort geflohen war.
pixiesa
Jeder hat doch ne Oma aus Oberschlesien

carolin kebekus Oma aus oberschlesien .....meine Oma hat auch so gesprochen :bigsmile:
Alphex
Dies wurde nach dem 2. WK tatsächlich so gehandhabt. Meine Oma mit Schwester und fünf Kids wurden ein paar Monate bei armen Bauern in Holstein zwangseinquartiert, nachdem sie aus Oberschlesien vertrieben waren. Trotzdem erging es ihnen dort gut, den netten Bauern geschuldet. Das man die Flüchtenden schlecht behandelte war wohl eher selten und dies obwohl alle nach dem Krieg wenig hatten.pixiesa, 18.10.2015 19:13 #


Exakt, war bei meiner Mutter auch so, bzw. bei deren Eltern, als sie selbst noch ein Kind war. Dass man da "nett behandelt wurde", habe ich von dort allerdings anders gehört. Man war bestenfalls zähneknirschend geduldet.

Allerdings ist das bestenfalls ein theologisches "Mensch ist Mensch, wir sind alle Gottes Schäfchen"-Argument, niemals ein kulturelles. Denn der kulturelle Referenzrahmen, die Sprache und die unmittelbare Geschichte des Herkunftslandes waren in dem Fall der Flüchtlinge nach 1945 identisch zu der des Zielortes. Heute sind sie das nicht.
Powder To The People
Das Problem ist einfach der Kulturclash. Übrigens von beiden Seiten. Man müsste den Leuten erstmal grundsätzliche Erklärungen geben, warum manche Dinge hier so sind und wie bestimmte Dinge zu nutzen wären. Viele kennen bspw. kein Ceranfeld oder einen Toaster. Das sind ganz grundlegende Problematiken. Hinzu kommen falsche Versprechungen zum Beispiel durch Schlepper, die anschliessend dann entsprechenden Unmut entstehen lassen. Man müsste den Leuten schlicht und ergreifend zeigen wie die Dinge hier laufen damit sie zurecht kommen. In eine Turnhalle sperren und Wertmarken in die Hand drücken ist sicher keine Lösung.

Das mit dem Aufnehmen geht sicherlich auch nur bei Leuten, die genügend Wohnraum haben. Ansonsten ist das natürlich sehr lobenswert. Jedoch sollte man auch nicht vergessen, dass das die Privatsphäre der Leute ist...ich würde nicht mal meine Eltern bei mir wohnen lassen.:bigsmile:
Woas Sois...
Und wenn man den Flüchtlingen einfach Brandenburg überlässt? Oder wohnt da noch jemand?
Alphex
Hinzu kommen falsche Versprechungen zum Beispiel durch Schlepper, die anschliessend dann entsprechenden Unmut entstehen lassen.Powder To The People, 18.10.2015 19:39 #


Egal von wem sie kommen: Wenn auch nur ein Bruchteil der Leute angepisst ist, weil nicht das, was erwartet wurde, auf sie wartet, und anfängt, das dann einzufordern, dann ist das bei den aktuellen Mengen bereits ein Problem. Und da aktuell weiter Zeltstädte errichtet werden, es aber Ende Oktober ist, und ein Großteil des Personals nach wie vor nicht staatlich oder professionel, sondern freiwillig da aushilft, wird die Differenz zwischen Erwartung und Realität nur zunehmen.
pixiesa
Allerdings ist das bestenfalls ein theologisches "Mensch ist Mensch, wir sind alle Gottes Schäfchen"-Argument, niemals ein kulturelles. Denn der kulturelle Referenzrahmen, die Sprache und die unmittelbare Geschichte des Herkunftslandes waren in dem Fall der Flüchtlinge nach 1945 identisch zu der des Zielortes. Heute sind sie das nicht.Alphex, 18.10.2015 19:35 #

Da hast du recht. Aber vor dem Hintergrund, dass die Menschen nach dem Krieg fast alle sehr arm waren, ist dass doch eine bemerkenswerte Leistung gewesen, trotzdem ca 12 Millionen aufzunehmen.
Powder To The People
Hinzu kommen falsche Versprechungen zum Beispiel durch Schlepper, die anschliessend dann entsprechenden Unmut entstehen lassen.Powder To The People, 18.10.2015 19:39 #


Egal von wem sie kommen: Wenn auch nur ein Bruchteil der Leute angepisst ist, weil nicht das, was erwartet wurde, auf sie wartet, und anfängt, das dann einzufordern, dann ist das bei den aktuellen Mengen bereits ein Problem.Alphex, 18.10.2015 19:43 #

Das sind übrigens hauptsächlich die Leute, die nicht aus Kriegsgebieten fliehen sondern die derzeitige Situation zur Auswanderung nutzen. Die armen Schweine, denen alles weggebombt wurde, sind für jeden kleinen Krümel dankbar. Faktisch ist es nicht möglich das auseinander zu halten - kein Pass ist kein Pass, da kannste nur glauben was dir erzählt wird. Da der Mensch aber nun mal zum Verallgemeinern neigt, waren es mal wieder ALLE Flüchtlinge wenn irgendwo was passiert. Andersrum funktioniert das ebenso, wenn einer am derzeitigen Einwanderungsprozedere Kritik übt. Die Ultralinke unterstellt in dem Fall gern umgehend Nazitamtam. Das ermüdet sehr.
Alphex
Das ist zweifellos richtig und soll die damalige "Leistung" auch gar nicht relativieren. (Ich tu mich schwer mit dem Wort "Leistung", da in dem Kontext schnell ein Hauch von deutschem Gründungsmythos - "die Deutschen sind durch harte Arbeit und Leistung wieder auf die Beine gekommen und sind heute wieder die #1 in Europa!" weht) Allerdings ist das halt absolut nicht mit der heutigen Situation vergleichbar, weder was die Relation der Flüchtenden zu den Ortansäßigen angeht, noch was die "Motivation" angeht, die Leute aufzunehmen, noch mit dem politischen Hintergrund (die Kriegsschuld hatten damals ja alle Seiten gleichermaßen; das einte kulturell wohl auch noch mal extrem). Deutschland hatte Scheiße gebaut, und dafür bekam es dann die Rechnung - extrem gemildert durch die Amerikaner bzw. die generell sehr milden Besatzungsmächte.

Heute kommen Leute aus tausenden von Kilometern Entfernung, sind dann im Land, und dann geht die Weiche "wenn wir nicht A, dann geht es diesen Leuten B". Wenn da nicht schnell einende Faktoren gefunden werden, wir die Antwort irgendwann lauten "Okay, dann nehme ich Option B". Weil so weit wie 1945 reicht der soziale, kulturelle und historische Kitt nie im Leben.
Alphex
Das sind übrigens hauptsächlich die Leute, die nicht aus Kriegsgebieten fliehen sondern die derzeitige Situation zur Auswanderung nutzen. Die armen Schweine, denen alles weggebombt wurde, sind für jeden kleinen Krümel dankbar. Faktisch ist es nicht möglich das auseinander zu halten - kein Pass ist kein Pass, da kannste nur glauben was dir erzählt wird. Da der Mensch aber nun mal zum Verallgemeinern neigt, waren es mal wieder ALLE Flüchtlinge wenn irgendwo was passiert. Andersrum funktioniert das ebenso, wenn einer am derzeitigen Einwanderungsprozedere Kritik übt. Die Ultralinke unterstellt in dem Fall gern umgehend Nazitamtam. Das ermüdet sehr.Powder To The People, 18.10.2015 19:55 #


"Die" Ultralinke gibt es nicht. Die Antideutsche ist bei dem Thema recht gespalten, z.B.

Selbst wenn es Mittel und Wege gäbe, das zu kontrollieren (Sprachexperten für regionale Dialekte, Ethnologen) - nach 3 Tagen würde in den sozialen Medien ein Walkthrough für entsprechende Fragen stehen. Ist halt auch eine Form von (mangelnder) Solidarität.

Tatsächlich ist das große Problem ja auch: Deutschland sagt, wir nehmen nur die ärmsten Schweine aus den ärmsten Gebieten. Bei denen zählt dann die Menschlichkeit als Eintrittskarte, nicht die Qualifikation. Ergo kann man Qualifikation aber weder voraussetzen noch einfordern. Das ist als Dauermodell völliger Wahnsinn, weil damit holt man sich - wenn "nur die ärmsten Schweine bitte" befolgt wird - die Leute aus den allerkaputtesten Staaten, die kulturell z.T. völlig fernab von dem, was nach westlichem Verständnis als Modern gilt, ins Land. Je Wilder, desto edler, je zivilisierter, desto dreckiger Wirtschaftsflüchtling. So ja oft der Narrativ.

Aber ich oute mich mal als Arschloch: Egal wo jemand herkommt, egal was für eine Scheiße er durchlebt hat: Wenn er infolge seiner Prägung (sagen wir, geboren und aufgewachsen in einem Gottessstaat, traumatisiert durch Krieg, westenhassend durch Erlebnisse auf der Flucht) ein frauenfeindlicher, antisemitischer, theokratischer und gewaltbereiter Zeitgenosse ist, dann spüre ich keine Verbundenheit zu dieser Person. Da sage ich nicht "das ist my brother from another mother, der soll mein Nachbar werden, ich helfe auch beim Umzug". Da sage ich nicht "damit solche Menschen hier gut leben können, dafür sollen meine Eltern ruhig 5 Jahre länger arbeiten". Daher sollten solche Fälle systematisch eigentlich vermieden (eine Minderheit kann und wird es eh immer geben), nicht begünstigt, werden.

Bei der Debatte wird "Migration" und "Asyl" eh immer durcheinandergeworfen. Ein vernünftiges System für beides, für Leute aus EU-externen Staaten, die weitestgehend problemlos hier Fuß fassen könnten, existiert aber nicht. Stattdessen lässt man haufenweise Leute ins Land, die jetzt im Winter richtig Scheiße fressen werden, und poltert als moralische Supermacht #1 Europas umher. Die, die die Reise überleben und nah genug sind, dass es unangenehm wäre, sie zu ignorieren, das sind Menschen, da greift das Gebot der Menschlichkeit. Solange sie in Griechenland rumkrebsten, da waren das gesichtslose Menschenmassen. Vor Ort sind es auf einmal Menschen. Und dann wird egal, was die eventuell an Ballast haben. Und abgeschoben wird ja auch nicht so wirklich, denn Deutschland will sich ja nicht die Hände blutig machen. Dafür wollte man Erdogan bezahlen.

(Ich hoffe, das ist einigermaßen lückenfrei, damit keine Misverständnisse aufkommen. Vor irgendwelchen Vorwürfen einfach nachfragen.)

Zuletzt geändert von Alphex

Woas Sois...
Mit Moral brauchen wir Deutschen nicht antanzen. Jahrelang schön den Italienern und Griechen gesagt "Das sind eure Flüchtlinge. Nix Quote, geht uns nichts an". Und jetzt auf beleidigt machen, dass die anderen nicht sofort Spalier stehen, wenn wir ne Quote befehlen.

Bin mal gespannt, die Zahlen sinken ja noch nicht, hier in der Gegend kommen an jedem Grenzübergang immer noch so 300-800 Menschen am Tag an.
Alphex
Deutschland hat den Griechen auch im Frühjahr noch die Pistole an die Brust gesetzt, denn die Folgen waren ja nicht hierzulande sichtbar. Da hieß es "Gesetz ist Gesetz". Sobald die Armut aber zu Besuch kommt, ist nicht mehr der knallharte Nazischäuble in der internationalen Presse zu sehen, sondern die barmherzige Angela, die ihrerseits Verträge einseitig aufkündigt, weil muss ja.

Entweder will da jemand sein Lebenswerk errichten, oder es hat widerlichste Wirtschaftsdeals gegeben. Soviel politische Blindheit traue ich andernfalls niemand zu.
Powder To The People
Und ich oute mich mal als Arschloch: Egal wo jemand herkommt, egal was für eine Scheiße er durchlebt hat: Wenn er infolge seiner Prägung (sagen wir, geboren und aufgewachsen in einem Gottessstaat, traumatisiert durch Krieg, westenhassend durch Erlebnisse auf der Flucht) ein frauenfeindlicher, antisemitischer, theokratischer und gewaltbereiter Zeitgenosse ist, dann spüre ich keine Verbundenheit zu dieser Person.Alphex, 18.10.2015 20:03 #

Das sehe ich genauso. Ich bin ein Gegner von Konservatismus/Religiösität und Antisemitismus im Allgemeinen, somit akzeptiere ich das auch nicht von jemandem, dem Scheisse widerfahren ist. Einige haben wirklich ein enormes Problem mit Frauen in Autoritätspositionen (Polizistinnen, Ärztinnen, etc.) inklusive entsprechender Reaktionen und das kann kein Ausgangspunkt für ein gemeinsames Zusammenleben sein. Nicht hier. Und genau das meine ich mit "den Leuten erklären, wie es hier läuft". Meinungs- und Religionsfreiheit sowie Gleichstellung von Mann und Frau (ja ich weiss, nur auf dem Papier bisher) hat hier zu bleiben. Und das wird auch nicht eingeschränkt, nur um jemanden nicht zu kränken respektive wütend zu machen. Egal ob das ein dödeliger "Ureinwohner" oder ein anders geprägter Zugezogener ist.
Woas Sois...
Lustig ist ja, das die Gleichberechtigung und Homosexuellenrechte plötzlich die Konservativen ganz hoch halten :tongue:
Alphex
Ich sehe arge Grenzen für "sagen, wie das hier läuft". Kulturell ist nicht linear, wir sind nicht primär "weiter" als andere Regionen, wir sind primär anders. Die Annahme, wir seien ja so toll logisch und viel besser, das fiele denen schon auf wenn sie mal hier sind und lange genug ins Licht geschaut haben, das ist widerwärtigstes Kulturimperialismus. Wenn das hiesige Forum aus politischen Gründen nach Saudi Arabien fliehen müsste, wie schnell würden wir wohl (an)erkennen, dass Frauen nieder sind? Wenn nein, warum erwarten wir dann von anderen Leuten, dass sie mal eben ihr gesamtes Wertesystem über Bord werfen? Aus Dankbarkeit?

Die logische Konsequenz ist für mich aber, so Leid es mir tut: Irgendjemand wird am Ende dieser Nummer verschissen haben. Entweder die, die einfach völlig inkompatibel sind (das Wort "irreparabel" meide ich aus oben genannten Gründen), oder das hiesige untere Drittel. Entweder schickt man einen Haufen Leute zurück in den Tod, oder man erhöht die Konkurenz im Lande drastisch. Und in der Folge die Sozialkosten ODER die Kriminalität. Oder beides.

Ich finde es nur politisch behämmert, das nicht anzusagen, dass irgendjemand hier verlieren wird. "Wir schaffen das" sagt sich leicht, wenn man in der gated community wohnt. Da glaubt man das auch. Der hiesige wirtschaftliche Bodensatz hat da eine andere Aussicht.
Alphex
Lustig ist ja, das die Gleichberechtigung und Homosexuellenrechte plötzlich die Konservativen ganz hoch halten :tongue:Woas Sois..., 18.10.2015 20:23 #


Passiert aber eher im Internet als sonst wo. Habe ich in der politischen Debatte (also z.B. von Seehofer) eigentlich so noch nicht gehört.
Powder To The People
Ich sehe arge Grenzen für "sagen, wie das hier läuft". Kulturell ist nicht linear, wir sind nicht primär "weiter" als andere Regionen, wir sind primär anders. Die Annahme, wir seien ja so toll logisch und viel besser, das fiele denen schon auf wenn sie mal hier sind und lange genug ins Licht geschaut haben, das ist widerwärtigstes Kulturimperialismus. Wenn das hiesige Forum aus politischen Gründen nach Saudi Arabien fliehen müsste, wie schnell würden wir wohl (an)erkennen, dass Frauen nieder sind? Wenn nein, warum erwarten wir dann von anderen Leuten, dass sie mal eben ihr gesamtes Wertesystem über Bord werfen? Aus Dankbarkeit?Alphex, 18.10.2015 20:23 #

Da war explizit keine Wertung meinerseits angegeben, das sind hier die allgemeinen Regeln. Das bedeutet nicht, dass es in irgendeiner Form gesellschaftlich "besser" oder sinnvoller wäre, aber es sind die hiesigen Regeln und Gesetze. Müsste ich nach Saudi Arabien auswandern, kann ich vom dortigen System auch halten was ich will, ich müsste mich wohl oder übel in irgendeiner Form anpassen.
Powder To The People
Ich finde es nur politisch behämmert, das nicht anzusagen, dass irgendjemand hier verlieren wird. "Wir schaffen das" sagt sich leicht, wenn man in der gated community wohnt. Da glaubt man das auch. Der hiesige wirtschaftliche Bodensatz hat da eine andere Aussicht.Alphex, 18.10.2015 20:23 #

Politik ist doch nicht im geringsten darauf ausgerichtet, Wahrheit zu kommunizieren. Es geht um vage Formulierungen und taktische Schuldzuweisungen, um die eigene Position zu verbessern oder sich im Nachhinein nichts vorwerfen lassen zu müssen. Dafür musst du, zumindest auf Bundesebene, in Leitungsposition aalglatt und emotionsbefreit sein. Weswegen es Merkel auch ganz vortrefflich schafft, dort zu bleiben. Als menschlicher Tofu, der sich mit dem Wind dreht, bringst du es am weitesten.
Alphex
Ich sehe arge Grenzen für "sagen, wie das hier läuft". Kulturell ist nicht linear, wir sind nicht primär "weiter" als andere Regionen, wir sind primär anders. Die Annahme, wir seien ja so toll logisch und viel besser, das fiele denen schon auf wenn sie mal hier sind und lange genug ins Licht geschaut haben, das ist widerwärtigstes Kulturimperialismus. Wenn das hiesige Forum aus politischen Gründen nach Saudi Arabien fliehen müsste, wie schnell würden wir wohl (an)erkennen, dass Frauen nieder sind? Wenn nein, warum erwarten wir dann von anderen Leuten, dass sie mal eben ihr gesamtes Wertesystem über Bord werfen? Aus Dankbarkeit?Alphex, 18.10.2015 20:23 #

Da war explizit keine Wertung meinerseits angegeben, das sind hier die allgemeinen Regeln. Das bedeutet nicht, dass es in irgendeiner Form gesellschaftlich "besser" oder sinnvoller wäre, aber es sind die hiesigen Regeln und Gesetze. Müsste ich nach Saudi Arabien auswandern, kann ich vom dortigen System auch halten was ich will, ich müsste mich wohl oder übel in irgendeiner Form anpassen.Powder To The People, 18.10.2015 20:30 #


So war es auch nicht gedacht. Ich meinte nur: Unser Bezugssystem wird mitnichten von der universellen Leuchkraft der unübersehbaren Wahrheit unterstützt, wenn es darum geht, ihm seine Logik dritten näherzubringen. Es ist einfach verdammt unwahrscheinlich, dass die hiesigen Regeln so ohne weiteres akzeptiert und "eingesehen" werden. Wenn du in einer Notunterkunft landest, um dich rum die Fetzen fliegen, Scheißhausschutzgeld hier, Homsexuellenverkloppen dort, religiöse Zwiste in der Mitte - dann suchst du dir deine Leute. Und was hält die Leute da wohl am ehesten zusammen? Sicher nicht der Diskurs über Queerfeminismus Berlin Süd vs. Hamburg Altona, sondern Traditionskram. Der kleinste gemeinsame Nenner, gewissermaßen. Und damit hast du von Anfang an deine Parallelbezugsgruppe. Mindestleistungen kriegst du eh, und es macht wenig Unterschied, ob du Frauen respektierst oder nicht, ob dein Antrag durchkommt. In Saudi Arabien kriegst du ordentlich auf den Sack, wenn du die Regeln misachtest, hier kriegst du einen bösen Brief vom ASTA. Überspitzt gesagt. Welche Motivation besteht, psychologisch, die Bezugsgruppe zu verraten, alles, was man je gelernt hat, abzuwerfen, zugunsten von etwas, was einem keine unmittelbaren Vorteile bringt? Womit man eben in der vorigen Bezugsgruppe abstinkt?

Warum sollten die Regeln angenommen werden? Welche Motivation soll dazu bestehen?

Politik ist doch nicht im geringsten darauf ausgerichtet, Wahrheit zu kommunizieren. Es geht um vage Formulierungen und taktische Schuldzuweisungen, um die eigene Position zu verbessern oder sich im Nachhinein nichts vorwerfen lassen zu müssen. Dafür musst du, zumindest auf Bundesebene, in Leitungsposition aalglatt und emotionsbefreit sein. Weswegen es Merkel auch ganz vortrefflich schafft, dort zu bleiben. Als menschlicher Tofu, der sich mit dem Wind dreht, bringst du es am weitesten.Powder To The People, 18.10.2015 20:36 #


Es lief in den letzten Monaten sehr viel Kram ab, der weit über "ich halte mich da mal raus" ging. Vom Feuilleton, der jetzt auf einmal in die Haarnadelkurve einbiegt, ganz zu schweigen. Monatelang geile Stimmung, Til Schweiger, Bild-Zeitung, auf einmal hat es keiner kommen sehen. Das muss doch eine Agenda gehabt haben, so blind kann doch niemand sein.
Woas Sois...
Andererseits: Syrien war früher ja auch nicht wie Saudi-Arabien. Offiziell war der Staat ja säkular, die Frauen mussten nicht verschleiert rumlaufen.