Forum

Die Syrer machen circa 1/4 aller Flüchtlinge aus, und über 90% von denen will wieder zurück, wenn der Krieg vorbei ist. Die werden nicht die Integrationsprobleme machen.

Ich sehe arge Grenzen für "sagen, wie das hier läuft". Kulturell ist nicht linear, wir sind nicht primär "weiter" als andere Regionen, wir sind primär anders. Die Annahme, wir seien ja so toll logisch und viel besser, das fiele denen schon auf wenn sie mal hier sind und lange genug ins Licht geschaut haben, das ist widerwärtigstes Kulturimperialismus. Wenn das hiesige Forum aus politischen Gründen nach Saudi Arabien fliehen müsste, wie schnell würden wir wohl (an)erkennen, dass Frauen nieder sind? Wenn nein, warum erwarten wir dann von anderen Leuten, dass sie mal eben ihr gesamtes Wertesystem über Bord werfen? Aus Dankbarkeit?Alphex, 18.10.2015 20:23 #

Da war explizit keine Wertung meinerseits angegeben, das sind hier die allgemeinen Regeln. Das bedeutet nicht, dass es in irgendeiner Form gesellschaftlich "besser" oder sinnvoller wäre, aber es sind die hiesigen Regeln und Gesetze. Müsste ich nach Saudi Arabien auswandern, kann ich vom dortigen System auch halten was ich will, ich müsste mich wohl oder übel in irgendeiner Form anpassen.Powder To The People, 18.10.2015 20:30 #

So war es auch nicht gedacht. Ich meinte nur: Unser Bezugssystem wird mitnichten von der universellen Leuchkraft der unübersehbaren Wahrheit unterstützt, wenn es darum geht, ihm seine Logik dritten näherzubringen. Es ist einfach verdammt unwahrscheinlich, dass die hiesigen Regeln so ohne weiteres akzeptiert und "eingesehen" werden. Wenn du in einer Notunterkunft landest, um dich rum die Fetzen fliegen, Scheißhausschutzgeld hier, Homsexuellenverkloppen dort, religiöse Zwiste in der Mitte - dann suchst du dir deine Leute. Und was hält die Leute da wohl am ehesten zusammen? Sicher nicht der Diskurs über Queerfeminismus Berlin Süd vs. Hamburg Altona, sondern Traditionskram. Der kleinste gemeinsame Nenner, gewissermaßen. Und damit hast du von Anfang an deine Parallelbezugsgruppe. Mindestleistungen kriegst du eh, und es macht wenig Unterschied, ob du Frauen respektierst oder nicht, ob dein Antrag durchkommt. In Saudi Arabien kriegst du ordentlich auf den Sack, wenn du die Regeln misachtest, hier kriegst du einen bösen Brief vom ASTA. Überspitzt gesagt. Welche Motivation besteht, psychologisch, die Bezugsgruppe zu verraten, alles, was man je gelernt hat, abzuwerfen, zugunsten von etwas, was einem keine unmittelbaren Vorteile bringt? Womit man eben in der vorigen Bezugsgruppe abstinkt?

Warum sollten die Regeln angenommen werden? Welche Motivation soll dazu bestehen?Alphex, 18.10.2015 21:11 #

Das ist alles klar. Ich wollte nur einwenden, dass meine Aussage keineswegs kulturimperalistisch gemeint war.

Was die politische Situation angeht: Naja, der IS ist nicht erst seit gestern aktiv. Die Buben hantieren mit westlichen Waffen, westlichen Kommunikationsmitteln und finanzieren sich über Geld. Da kann man sich nicht hinstellen und so tun, als wäre all das überraschend. Verschwörungstheorien mal beiseite; ich bin mir sicher, die Weltpolitik weiss ziemlich genau über Pläne und Vorgehen Bescheid und könnten dem Ganzen vor Ort Einhalt gebieten. Es interessiert nur keinen. Weil es geht um Menschen. Das man vom rechtskonservativen Ungarn und den durchkatholisierten Polen/Tschechien keine offenen Arme erwarten kann, ist den Verantwortlichen vorher sicherlich auch bewusst gewesen. Das riecht übel mittlerweile.

Tschechien katholisch? Die Meinung dürfte exklusiv sein. Der Anteil liegt bei etwa 10%.

Gut, falsch gemerkt. Besonders willkömmlich sind sie diesbezüglich aber bekanntlich auch nicht.

Ich hätte ja iwie nicht erwartet, dass diese Position hier so gut runterläuft. Ich hatte das Thema immer gemieden, da ich dachte, wenn ich da auch nur einen Milimeter an ungutem Interpretationsspielraum lassen, habe ich meinen Ruf weg, und dann wissen die Leute hier tatsächlich sowieso, was ich meine. Hm.

Was hast du erwartet? "Nazis raus!"-Rufe?

Klar gegen Pegida und Konsorten zu sein, heißt ja nicht gleich "Alle hier rein, Deutschland ausdünnen"

Von manchen eventuell, ja. Eventuell auch nur "asoziales Arschloch" oder so; je nach Gusto halt. Von anderen nur vielsagend einsilbige Kritik, oder generell keine Reaktion ("oh Gott, das geht ja gar nicht").

Na ich denke, hier kann man vielleicht auch etwas freier darüber reden, da allen Beteiligten im Forum eine klare soziale und offene Meinung anheim liegt bzw. alle wissen, dass sich hier kein Nazi tummelt. Schwarz-Weiss-Denken ist prozentual auch eher niedrig vertreten.

Man weiß ja nie. Ich bin mir bewusst, dass ich zu derberen Formulierungen neigen kann, und wenn dann auch noch Sarkasmus überlesen wird, kann man Dinge schon mal ganz böse falsch auslegen.

Tschechien katholisch? Die Meinung dürfte exklusiv sein. Der Anteil liegt bei etwa 10%.Woas Sois..., 18.10.2015 21:34 #

Ich kann diese Art der Diskussionsführung nicht ab. Längerer Beitrag mit einem kleinen Detailfehler und dann kommt nur die Klugscheißerei und der Kollege steht dumm da, ohne daß auf ein einziges Argument eingegangen wurde. Ich finde das immer wieder nervig.

Eben. Ich durchlaufe da selbst ich variierenden Phasen, von "alles-wird-gut-die-Gesellschaft-kommt-ein-großes-Stück-weiter" bis "das-Ende-ist-nah" ist eigentlich alles dabei.

Wahrscheinlich ist es so, dass die Kritiker recht behalten werden. Dem "Deutschen" wird es auf absehbare Zeit schlechter gehen. Die unmittelbare Zukunft mag dunkel aussehen. Trotzdem will ich ganz naiv fest daran glauben, dass die Menschheit in all ihren sich zuspitzenden Konflikten kurz vor der nächsten Bewusstseinsstufe steht. Doof nur, dass wir persönlich vor dem großen Knall leben, der wohl dafür nötig ist (aber hoffentlich auch weit genug davor).

Ich kann diese Art der Diskussionsführung nicht ab. Längerer Beitrag mit einem kleinen Detailfehler und dann kommt nur die Klugscheißerei und der Kollege steht dumm da, ohne daß auf ein einziges Argument eingegangen wurde. Ich finde das immer wieder nervig.AERPELSCHLOT, 18.10.2015 22:13 #

Weil ich sonst nichts auszusetzen hatte an seinem Beitrag?

Doof nur, dass wir persönlich vor dem großen Knall leben, der wohl dafür nötig ist (aber hoffentlich auch weit genug davor).Drunken Third, 18.10.2015 22:15 #

Unsere Eltern lebten kurz nach dem großen Knall, unsere Großeltern mittendrin. Davor gab es Dauergeknalle. Die Chancen standen nie sonderlich gut.

Eben. Ich durchlaufe da selbst ich variierenden Phasen, von "alles-wird-gut-die-Gesellschaft-kommt-ein-großes-Stück-weiter" bis "das-Ende-ist-nah" ist eigentlich alles dabei.

Wahrscheinlich ist es so, dass die Kritiker recht behalten werden. Dem "Deutschen" wird es auf absehbare Zeit schlechter gehen. Die unmittelbare Zukunft mag dunkel aussehen. Trotzdem will ich ganz naiv fest daran glauben, dass die Menschheit in all ihren sich zuspitzenden Konflikten kurz vor der nächsten Bewusstseinsstufe steht. Doof nur, dass wir persönlich vor dem großen Knall leben, der wohl dafür nötig ist (aber hoffentlich auch weit genug davor).Drunken Third, 18.10.2015 22:15 #

Wenns "dem Deutschen" schlechter gehen wird, dann darf man nicht vergessen, daß es ihm schon lange viel schlechter gehen würde, würde er nicht permanent und in allergrößtem Ausmaße auf Kosten anderer leben.
Sich dann hinzustellen und den frauenunterdrückenden Wickelkopp zu verurteilen, weil er das Pech hatte, in Armut aufzuwachsen und deswegen eher empfänglich für solche Scheißreligionsverbrecher ist, ist mir zu plump. Was passiert denn hier gerade? Wir waren bis zur Regierung Kohl allerbestens gegen alles abgesichert. Dem Ärmsten gings noch saugut. Jetzt verlieren wir ein wenig von dem Status quo (was so tatsächlich auch nicht hinnehmbar ist) und schon werden Politiker abgestochen, Häuser angezündet und sich sonst wie radikalisiert. Im Verhältnis sind wir schlimmer als die Verwickelten.

Drückt tatsächlich genau meine Gedanken aus.

Dann sind deine Gedanken sehr gut

Den pfandflaschensammelnden Rentner da bei den bösartigen Nutznießern deutscher Außenpolitik miteinzuschließen, als den generalisierten "Deutschen", ist aber halt auch für'n Arsch. Daher hat man da halt IMO die Wahl zwischen grenzzynischem Pragmatismus ("wenn entweder die oder ich die Arschkarte kriegen, dann bitte nicht ich") oder notgedrungener Revolutionsromantik ("rückwirkender Marxismus jetzt"). Für letzteres sehe ich aber aktuell auch nicht viele Gesinnungsgenossen anrücken, weshalb die Lage noch mal verzwickter ist: Sieht man eher geistige Wahlverwandschaft zum edlen Herrn aus gutem Hause, oder zum gottesfürchtenden PTSD-Opfer?

Zuletzt geändert von Alphex 18.10.2015 22:45

Vielleicht stehe ich auf dem Schlauch, aber was ist PTSD?

Ich fürchte ja noch schlimmere Szenen in Zukunft, wenn die Merkelsche Wirtschaftsdoktrin (Alle Euroländer müssen sparen, wir dagegen setzen voll auf Export. Widerspruch in sich) hier voll durchschlägt.

Vielleicht stehe ich auf dem Schlauch, aber was ist PTSD?Woas Sois..., 19.10.2015 06:02 #

post traumatic stress disorder.

ist ja alles schön und gut (oder wahlweise eher hässlich und schlecht). aber was sollen wir tun?