Forum

13. Januar 2001, schweinekalt, mit unschuldigen 14 Jahren und ein paar Freunden unterwegs ins riesengroße Bremen. Einkaufen. Cool sein.
Dass ich mich so an diese Eckdaten erinnere, hat mehrere Gründe, die ich aber lieber alle für mich behalte.
Jedenfalls kommen wir irgendwann in einen riesigen Musikladen (WOM?), dort sehe ich das Cover und greife zu. Allerdings weiß ich nicht mehr wirklich, warum. Zu der Zeit war ich noch ziemlich daran versucht, ein cooler Skater zu sein, das Monster Sakeboard Magazin und den Titus Magalog habe ich verschlungen, damals gab es da auch noch gescheite Musiktips. In genau der Zeit hat meine musikalische Sozialisation ihren entscheidenen Impuls erfahren, dank Blink 182 wechselte mein Geschmack von deutschem Hip Hop zu (Pop-)Punk. Und es muss VIVA 2 gewesen sein, wo ich das Video zu "I'm The One" gesehen hab. So muss es gewesen sein, anders kann ich es mir nicht mehr erklären.

Wieder zuhause, habe ich jedenfalls eine CD voller melodischer Ohrwürmer erwartet, bekommen habe ich aber eine (für meine damaligen Hörgewohnheiten) verstörende Mischung aus viel zu harten und rauhen Punkkloppern und einigen eingängigen Pophits.
Der Opener, "Everything Sucks", macht ja unmissverständlich klar, was Sache ist. Schnell, rauh und in 90 Sekunden ist alles gesagt. Puh, das hatte ich nicht erwartet. Das folgende "I'm The One" kannte und liebte ich ja schon. Die Achterbahn der Gefühle nahm jetzt aber mit "Coffee Mug" erst so richtig fahrt auf. Noch schneller, noch härter, für mich annähernd unhörbar, damals, und mit 34 Sekunden sogar noch um zwei Drittel kürzer. Da hab ich wohl den Punk entdeckt.
"Rotting Out" mit seinem angenehmen Midtempo-Melodien machte mir wieder deutlich mehr Spaß. Und so hält diese Platte ziemlich gut die Waage zwischen Punk und Pop. Was sie über die Jahre zu einer meiner absoluten Lieblingsplatten gemacht hat. Auch wenn ich zugeben muss, dass es eine ganze Weile gedauert hat, bis ich auch die Songs zwischen den offensichtlichen Pophits ("I'm The One", "Sick-O-Me", "When I Get Old", "We", "I Wont Let Me" & "Thank You") mochte. Noch länger dauerte es, bis ich mich auch um die restlichen Alben der Band gekümmert hab. Davon kommt aber nicht eine auch nur annähernd in die Sphären dieser Platte, weder songwriterisch noch produktionstechnisch. Da ist "Everything Sucks" wohl nahe an der Perfektion (was natürlich wiederum wenig Punk ist).

Somit ist dieses Album in der Tat meine erste ernsthafte Berührung mit Punk, erst danach kamen die Alben von Blink 182, Millencolin & Lagwagon (Danke, Tony Hawk!) ins Haus. Credebility saved, der Rest ist Geschichte.

Zuletzt geändert von Drunken Third 28.11.2015 14:00

Nicht, dass ich mir nicht sicher wäre, dass so ziemlich jeder hier die Band kennt, aber der Vollständigkeit halber hier nochmal das großartige Video zum ebenso großarten Song:



Descendents - "I'm The One"



Kontrast:



Descendents - "Coffee Mug"


Und nochmal eingängig:




Descendents - "I Won't Let Me"

Yepp, ist eine zeitlose, nahezu perfekte Poppunkplatte. Poppunk in gut, nicht das, was oft darunter verstanden wird.
Wenn man mal mit guter Laune aufwacht, realisiert, es ist ein Samstagvormittag mit Zeit, der Tag kann noch einiges bringen: Die Platte zum Kickoff.

Nicht, dass ich mir nicht sicher wäre, dass so ziemlich jeder hier die Band kenntDrunken Third, 28.11.2015 11:46 #

Nur vom Namen her bisher.

Ich glaube, wenn ich "I'm The One" 1996 gehört hätte, würde ich das Album heute besitzen. Das ist echt mal ein Hit, der sofort im Ohr bleibt. Und ich wäre sicherlich genauso irritiert gewesen, was diese kurzen Klopper-Songs angeht. Die Art gibt mir einfach nichts, in dreißig Sekunden kann ich keine Emotionen zu Musik aufbauen. Einmal im Jahr versuche ich, mir die zweite selbstbetitelte Rancid schön zu hören, die fast ausschließlich aus 1-Minuten-Nummern besteht. Es klappt einfach nicht.

Generell komme ich heute in Punk einfach nicht mehr rein, ich fühle es nicht mehr. Es klappt nur noch bei den Bands, die ich damals schon geil fand. Vielleicht würde sich das ändern, wenn man mal mehr Zeit investierte, aber so richtig spannend finde ich das Genre unterm Strich nicht.

Schöner persönlicher Text aber.

Dann für Olsen noch den zweiten Instant-Ohrwurm

"will i still hate the cops"

Stimmt, gut mitgedacht.

14. Januar 2001,Drunken Third, 28.11.2015 11:43 #

Hey, mein 16 Geburtstag war das. Darum so speziell.
Meine erste Berührung mit den Descendents war im Sommer 2001, als die All/Descendents - Live Plus One 2CD rauskam. Abgeschaut hab ich mir das aus der Visions, da stand irgendwas mit "Urvätern des Poppunks". Irgendwie dürfte mich das aber nicht so überzeugt haben, denn bis zur 2004er "Cool To Be You" war die Gruppe bei mir schon wieder in Vergessenheit geraten. Dadurch, dass dieses Album dann aber eben wieder bei der Visions und Ox so gut abgschnitt, versuchte ich es erneut und dabei hatte es aber dann Klick gemacht und diese CD war dann neben der Beatsteaks-Smack Smash und der ersten Bronx der Soundtrack des Sommers/Jahres.
Everything Sucks stand dann relativ bald auch auf dem Einkaufszettel und ist bis heute meine Lieblingsplatte von ihnen.

Zu der Band hab ich irgendwie Null Bezug und hab die auch erst hier im Forum wahrgenommen. Für mich dann bitte auch mehr von der Sorte "Coffee Mug". Der Rest erinnert dann doch zu sehr an Alls "She is my ex". 1996 hab ich sowas wohl eher schon nicht mehr gehört.

Im Gegensatz zu den Descendents hab ich aber einen Bezug zu All. Die mochte ich mal sehr. Die waren Anfang der 90er irgendwann mal auf ner WDR-Rocknacht. Wurde auch im Radio übertragen. Ich hab damals sowas alles fleißig auf Tape aufgenommen. So auch dieses Konzert. Angekündigt wurde das, daß die Band eigentlich länger spielen wollte, als der Veranstalter erlaubte. Sie wollten aber die Songs alle spielen. Also haben sie einfach schneller gespielt als gewöhnlich um alles unterzukriegen (es wurde gesagt doppelt so schnell, wars wohl aber nicht ganz). Ja, so haben die sich dann durchs Programm geprügelt, ohne Pause, ohne Atem, einfach volle Pulle durch. War sehr sehr geil und das Tape hab ich noch sehr lange immer wieder gehört, bis es mir irgendwann mal zusammen mit nem Mudhoney Gig aus dem Auto geklaut wurde. Und weil ich den Gig so geil fand, hab ich immer wieder Alben der Band angetestet, aber an das ultraschnelle Livegeschrammel kam nix ran. Ist also nie was mit mir und nem All-Tonträger geworden. She ist my ex fand ich im Gegensatz zu fast allen meinen Kumpels immer grottig und das war auch bei dem WDR-Gig der einzig verzichtbare Song.

Sehr schön zu lesen, aber ohne das Forum hätte ich -wenig überraschend- noch nicht mal den Namen gehört.
Muss jetzt auch mal die anderen Threads mit ebenso Cracker-fernen Platten durchlesen. Hab dieses Wochenende endlich mal Zeit.

The first time I saw the Descendents,
They were the fastest band I'd ever seen

I'm The One = okay
Coffee Mug = ich find's witzig
She's My Ex = großartig
13 Stitches = nicht doll

This Place, Rotting Out und Caught habe ich als Highlights der Scheibe im Ohr. Gutes Album, aber für mich kein Jahrhundertkracher.



@Olsen:


Mit Abstand der "strukturierteste" Song der Band, den ich kenne.

Übrigens hab ich mich vertan, es war der 13. Januar.

Kassenzettel aufgehoben?

Nein, aber Wikipedia sagt, der 14. war ein Sonntag.
Dass es das Wochenende war, weiß ich aber sicher.

Noch nicht alles gelesen, was hier geschrieben steht, will aber eben kurz zu dem sehr schönen Text gratulieren, Drunken! So sieht das optimalerweise aus in einer Rubrik wie dieser.

Schöner Text zu einem schönen Album, das ich leider erst zu spät entdeckt habe. Ich glaube, das hätte auch ein Soundtrack meines Sommers werden können. Allerdings habe ich das Ding erst einige Jahre später entdeckt. War vielleicht so kurz nach 2000.

Ansonsten ist "I'm the One" immer wieder mein größter Bezug zu dem Album und würde vermutlich auf so ziemlich jedes Mixtape passen, was ich gerne hören würde.

Nochmal zum Text: ich mag sehr gern persönliche Texte. Was einem das Album bedeutet, wie man es entdeckt hat, was es einem bedeutet. Sieht man ja auch an meinem Text zu No Code. Auf der Ebene kann ich viel besser diskutieren und nachvollziehen, als wenn es um technische Details geht (um mal den "Krümel"-Thread aufzugreifen).

Auch das hier ist gar nicht (mehr) meine Musik und ohne das forum wäre mir auch der name so nie über den weg gelaufen. Millencollin war die einzige Skate-/pop-whatever-punk-band, die ich je wirklich gehört habe. die hatte ich aber auch bald über. jetzt hab ich nun auch mal ein komplettes album von den desendents gehört. coffee mug ist tatsächlich noch das, was ich mir am ehesten anhören könnte. die eingängingen nummern sind mir zu eingänig, da bleibt bei mir nix hängen. und gefühlt hören sich für mich die bands des genres alle seeehr ähnlich an.

haha, mein Descendents- Schlüsselerlebnis war 1989!
Ein Kumpel und ich wollten mit meinem 1. Auto meine damalige Liebe besuchen, die Auf Klassenfahrt in einem Kloster war...
hingefahren... ums Kloster geschlichen... und unverichteter Dinge wieder nach Hause gefahren (Kloster war verriegelt), hahaha

... und wärend der ganzen Autofahrt lief die "I don`t want to grow up" in ner Endlosschleife, herrlich

haha, mein Descendents- Schlüsselerlebnis war 1989!
Ein Kumpel und ich wollten mit meinem 1. Auto meine damalige Liebe besuchen, die Auf Klassenfahrt in einem Kloster war...
hingefahren... ums Kloster geschlichen... und unverichteter Dinge wieder nach Hause gefahren (Kloster war verriegelt), hahaha

... und wärend der ganzen Autofahrt lief die "I don`t want to grow up" in ner Endlosschleife, herrlichzwiebelii, 30.11.2015 13:16 #

Super Geschichte. Schöner, pointenloser Teenagerblödsinn.

haha, mein Descendents- Schlüsselerlebnis war 1989!
Ein Kumpel und ich wollten mit meinem 1. Auto meine damalige Liebe besuchen, die Auf Klassenfahrt in einem Kloster war...
hingefahren... ums Kloster geschlichen... und unverichteter Dinge wieder nach Hause gefahren (Kloster war verriegelt), hahaha

... und wärend der ganzen Autofahrt lief die "I don`t want to grow up" in ner Endlosschleife, herrlichzwiebelii, 30.11.2015 13:16 #

Das ist genau die Jugend, die ich nie hatte, trotzdem herrlich blöd, von daher blueballed props