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Best Of '96: Jimmy Eat Wolrd - Static Prevails

Drunken Third


Wenn man an Jimmy Eat World denkt, denken die meisten wohl zuerst an das Wort "Emo". Und dann an den Meilenstein "Clarity" (1999) oder die zuckersüße Powerpop-Offenbarung "Bleed American" (2001). Oder an das erwachsenere und etwas dunklere "Futures" (2004). Oder aber an alles, was sich daran anschließt und der Band zwar nicht ihre Größe oder Ausnahmestellung nimmt, aber doch zeigt, dass es zur Belanglosigkeit doch kein allzu weiter Weg ist.

Vielleicht denkt der ein oder andere aber auch an dieses Album. Ich zum Beispiel. Mein Erstkontakt war das selbstredend nicht, das müsste entweder "Lucky Denver Mint" (Clarity) oder "The Middle" (Bleed American) gewesen sein. Auf jeden Fall war es mal wieder ein Video auf VIVA Zwei.
Nein, der Erstkontakt mit diesem Album war irgendwann um 2007 rum, wie und warum, weiß ich nicht mehr. Nun spielt das aber auch gar keine Rolle, man muss dieses Album nämlich auch richtig einzuordnen wissen, ist es doch ein typisches Übergangsalbum, das oft kurz vor vermeintlichen Meilenstein im Zeitstrahl steht.

Also, was ist hier nun so anders als auf den Folgealben? Zum einen, dass Gitarrist Tom Linton neben Jim Adkins noch einen nennenswerten Teil des Gesangs abbekommt (was später nur noch ein einziges mal in "Blister" auf Clariry der Fall ist). Zum anderen, dass sich die Band hier noch traut, zwischen all dem Schönklang noch ordentlich zu Lärmen und somit einen schönen Kontrast schafft. Damit wären wir auch beim Hauptpunkt: "Static Prevails" ist für mich so ziemlich die musikalische Definition von "90s Midwestern Emo" (paradox, kommt die Band doch aus Arizona): etwas sperrig („Thinking, That’s All“), hmynisch („Rockstar“), oder leise und melancholisch im Wechsel mit Ausbrüchen(„Claire“). Alle Trademarks, die das Genre für mich ausmachen. Und alle schon in den ersten drei Songs abgefrühstückt. Eine weitere Uptempohymne folgt mit „Call It In The Air“: zweistimmiger Gesang, Riesenmelodie. Hit der Platte.
Also notable: „Digits“ (größtenteils verträumtes Picking mit rockigen Ausbrüchen), „Caveman“ (schönster Einstieg in einen Song) und „Anderson Mesa“, der Rausschmeißer mit ebenfalls ruhigem Einsteig, schönem Spannungsbogen und dem Finale Grande.

Objektiv betrachtet ist da natürlich etwas Redundanz auszumachen, auch das stellenweise unausgegorene Songrwriting könnte man zum Vorwurf erheben. Und selbstredend wird es viele Leute geben, die mich für bekloppt halten, ausgerechnet dieses Album als die große Emo-Blaupause anzupreisen. Für mich persönlich (und in Anbetracht der Tatsache, dass dieses Album verglichen mit dem Nachfolger eigentlich noch als Fingerübung gewertet werden muss) läuft es aber völlig außer Wertung.

Große Liebe, für immer.
Drunken Third
Reinhören:



Jimmy Eat Wolrd – „Rockstar“




Jimmy Eat World – „Claire“





Jimmy Eat World
– „Call It In The Air“




Jimmy Eat World – “Caveman”
Woas Sois...
Schöne Besprechung. Wirklich warm werde ich mit den Brüdern aber nur mit der Clarity. Die Static Prevails ist für mich, wie du schon anmerktest, mehr ein Probelauf. Aber ein paar schöne Songs drauf.
murray
"Claire" ist so ein Übersong. Emo im besten Sinne. Und mit "Episode IV" haben sie auch noch einen wunderbar unkitschigen Lovesong auf der Platte.
-pmh-
auch so ne band, wo ich den status hier nicht nachvollziehen kann... die paar geposteten songs hinterlassen höchstens ein achselfurzzucken bei mir. muss man damit aufgewachsen sein um diese liebe zu verstehen vermute ich mal...
irgendwer hat doch mal so nen best-of-mix gemacht, oder? tja, den ganz durchzuhören war eine qual. ist einfach so.
AERPELSCHLOT
auch so ne band, wo ich den status hier nicht nachvollziehen kann... die paar geposteten songs hinterlassen höchstens ein achselfurzzucken bei mir. muss man damit aufgewachsen sein um diese liebe zu verstehen vermute ich mal...-pmh-, 09.12.2015 19:54 #

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Warum das dann auch noch Emo heißt, ist mir rätselhaft. Emotion ist da herzlich wenig. Aber wenigstens isses nicht so gruselig wie Tori Amos.
Drunken Third
Dein zweiter Satz ist natürlich großer Quatsch.
Ansonsten kann ich jeden verstehen, der dieser Musik nichts abgewinnen kann. Es hilft mit Sicherheit, wenn man sie in seiner Adoloseszenz für sich entdeckt. Hinterher wird der Erstkontakt mit ziemlicher Sicherheit Schulterzucken hervorrufen.
Powder To The People
Danke an Drunken für das Review.:cheers: "Static Prevails" hat für mich auch diese rotzige Note (wenn man das bei JEW überhaupt sagen kann), irgendwie einen angenehmen Demo-Charakter. Die Platte beginnt stark und fällt nur im dritten Viertel etwas ab. "Episode IV" hat der Murray schon genannt, den Song finde ich ebenfalls sehr nennenswert. Der läuft so ruhig und geradlinig ab, transportiert aber eine getragene Atmosphäre und Authentizität die ihresgleichen sucht. Überhaupt strahlen die Lieder eine angenehme Naivität aus. Man möchte die Jungs bei den euphorischen Parts auf den Schultern tragen und bei den traurigen Stellen in den Arm nehmen. "Anderson Mesa" steigt mit seinem Geigenfinale und dem damals noch manchmal schreienden Jim problemlos in die Top Ten meiner liebsten JEW-Songs. Diese Platte reisst mich immer mal wieder zurück in den Sog, den Midwestern-Emo erzeugen kann. Gerade dann, wenn dieser Musikstil bei mir ins Vergessen gerät.
HIRNTOT
muss man damit aufgewachsen sein um diese liebe zu verstehen vermute ich mal...-pmh-, 09.12.2015 19:54 #

Nein, muss man nicht. Es reicht auch, wenn man einen anderen Musikgeschmack hat als du. :smile:

Es hilft mit Sicherheit, wenn man sie in seiner Adoloseszenz für sich entdeckt. Hinterher wird der Erstkontakt mit ziemlicher Sicherheit Schulterzucken hervorrufen.Drunken Third, 09.12.2015 21:14 #

Komisch, dass du so was schreibst. Du hörst doch jetzt, als Nicht-mehr-Teenager, viele aktuelle Bands, die mit Sicherheit weniger "erwachsen" klingen als JEW (selbst auf Static Prevails). Man könnte ja auch durchaus behaupten, dass Pop-Punk zum größten Teil irgendwie Musik für Jugendliche ist. Aber sie wird doch auch von alten Säcken gehört, die sie gar nicht unbedingt als Teenager entdeckt haben.

Zuletzt geändert von HIRNTOT

JustusMeinFreund
auch so ne band, wo ich den status hier nicht nachvollziehen kann... die paar geposteten songs hinterlassen höchstens ein achselfurzzucken bei mir. muss man damit aufgewachsen sein um diese liebe zu verstehen vermute ich mal...-pmh-, 09.12.2015 19:54 #

Tausche JEW mit Thrice aus und ich unterschreibe.
Kleine Anekdote: Kann mich noch gut erinnern, als JEW im Dez. 2000 bei Tobias Schlegl/Viva 2 zu Gast waren und der Moderator die Band fragte, warum sie den Weg zu Clarity gegangen sind und nicht den "Trash"punk beibehalten haben. Was haben die doof geguckt,haha.
Alphex
Am Legenstatus von Viva2 kann man meinetwegen gerne sägen; ich bekam das nie rein :bigsmile:

JEW kenne ich aktiv nur das unvermeidliche The Middle und Bleed American - die mag ich beide. Von den geposteten kann Claire was, Rockstar hingegen läuft komplett an mir vorbei.
-pmh-
muss man damit aufgewachsen sein um diese liebe zu verstehen vermute ich mal...-pmh-, 09.12.2015 19:54 #

Nein, muss man nicht. Es reicht auch, wenn man einen anderen Musikgeschmack hat als du. :smile:HIRNTOT, 09.12.2015 21:49 #


so ein quatsch, ich hör ja nicht nur stur eine schiene - ganz im gegenteil!
aber wenn ich was scheiße finde, sag ich das auch. :bigsmile:
-pmh-
gefunden:

jimmy eat world (mix von mulaggi)

auch so eine band, die ich besser vom hörensagen als vom hören kannte - und nach 2 durchgängen bleibt die erkenntnis: da hab ich nix verpasst! jew-fangirls & boys, sitzenbleiben - spart euch die aufregung fürs nächste album! :wink:
diese meist im radiofreundlichen format gehaltene musik ist einfach nichts was mir ans herz oder in den kopf geht... und wenn schon mal eine demoversion ("your new aesthetic"; eigentlich eine sogenannte halbballade) eine spur länger im gedächtnis haften bleibt als die meisten langweiler die jew sonst so auf diesem mix auffahren, dann will das was heißen!

und sonst? eigentlich bin ich ja klein gehalteten wie schwermütigen dingern ("polaris"!) nicht abgeneigt, aber dieses ständige biedermeier-image der songs schmerzt zu jeder sekunde & erinnert ungut an diverse melodypunkpopper, die mal eben eine hitsingle im collegeradio parken wollen - und soviel berechenbarkeit ist einfach nur lame!
mag sein daß die alten songs (welche auf diesem mix die mehrheit stellen, vermute ich mal) mehr biss hatten, weniger gezwungen aus dem bauch heraus kamen und nicht so eine popschlagseite wie in der jüngsten vergangenheit aufwiesen - mir gibt dieses akustische süßholzgeraspel jedoch wenig bis gar nichts... und auch mit der k(r)ampfhaften stimme von jim adkins komm ich in den wenigsten fällen klar! ich & jew, das wird in diesem leben nix mehr...-pmh-, 17.11.2012 09:53 #
SHITHEAD
Angenehm sperrige Scheibe, nach wie vor. Die Bleed American kann ich mir beispielsweise nur noch einmal im Jahr anhören, die ist einfach ZU eingängig. Geschmackssichere Wahl des betrunkenen Dreiers :cheers:
Drunken Third
Danke für deine Mühe, Peter, deiner Abneigung mit einer alten (und erschreckend überheblichen) Kritik von dir Ausdruck zu verleihen. Ist ja auch legitim.
Aber irgendwo auch auch furchtbar überflüssig.
Go Ahead Eagle
Aber irgendwo auch furchtbar überflüssig.Drunken Third, 10.12.2015 10:02 #

Tja, wenn wir alle furchtbar überflüssigen Posts löschen würden, wäre hier nix mehr los.
Ich freu mir auch jedes mal ein Loch in den Bauch wenn ich direkt mal einen Aerpel-Kommentar zu solch einem Album sehen muss. Muss schlimm sein, wenn verkneifen einfach nicht funktioniert.
-pmh-
Danke für deine Mühe, Peter, deiner Abneigung mit einer alten (und erschreckend überheblichen) Kritik von dir Ausdruck zu verleihen. Ist ja auch legitim.Drunken Third, 10.12.2015 10:02 #


mit der klammerbemerkung hast du recht & vermutlich kann ich einfach nicht anders... verkneifen klappt ab und an, versuche mich ja in zurückhaltung zu üben. etwas streitkultur muss aber sein.

aaaaber- meine abneigung nimmt dir ja deine liebe zu jew nicht. und keinem anderen.
HIRNTOT
muss man damit aufgewachsen sein um diese liebe zu verstehen vermute ich mal...-pmh-, 09.12.2015 19:54 #

Nein, muss man nicht. Es reicht auch, wenn man einen anderen Musikgeschmack hat als du. :smile:HIRNTOT, 09.12.2015 21:49 #


so ein quatsch, ich hör ja nicht nur stur eine schiene - ganz im gegenteil!
aber wenn ich was scheiße finde, sag ich das auch. :bigsmile:-pmh-, 10.12.2015 09:33 #

Natürlich hörst du nicht nur eine Schiene, aber bevor wir uns hier auf Elektro einigen konnten, warst du für mich derjenige, der wirklich nur Musik postet, die ich absolut zum Brechen finde. Und nur weil JEW nun mal absolut nicht deine Musik ist, musst du das jetzt nicht damit "erklären", dass man damit aufgewachsen sein muss.
Olsen
Ich hab die Static Prevails bis heute nicht gehört. Überhaupt glaube ich, dass mir die drei Jimmy-Eat-World-Alben reichen, die ich habe. Die Hörbeispiele gehen mir nur so bedingt gut rein. Vor allem das mehrfach gelobte Claire tut nichts für mich, das erinnert mich an diesen 10-Minuten-Langweiler von der Clarity, von dem ich immer den Titel vergesse.

Des weiteren muss ich mich (leider) Hirn bei der Einschätzung anschließen, dass man zu jeder Zeit zu jeder Band stoßen kann, das hat weniger mit dem Alter zu tun. Ich hab mich auch erst vor ein paar Jahren zum ersten Mal mit Jimmy Eat World auseinandergesetzt.
OneFingerSalute
Ich hab die Static Prevails bis heute nicht gehört.Olsen, 10.12.2015 11:02 #


Ich auch nicht, abgesehen von den Liedern auf Mulaggis Best Of. Wenn ich dazu komme, werde ich das allerdings demnächst gerne ändern. Was D3, Shitty und Powdi alle gut finden, ist für mich ja nur in äußerst seltenen Fällen ungeeignet.