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Hat ein wenig gedauert bis ich endlich mal zu ner Rezi komme, aber zu meinem Wort steh ich natürlich. Ist ja schließlich eines, in vielen Momenten DAS, Lieblingsalbum, für die einsame Insel, für lange Autofahrten, für Biertrinken, draußen, an lauen Sommerabenden (oder Rotwein, drinnen, an grauen Novemberabenden): Texas Is The Reason – Do You Know Who You Are?

Zum Zeitpunkt des Erscheinens hatte ich mit derartiger bzw. gitarrenlastiger Musik allgemein noch nichts am Hut, erst zu Beginn der 00er und dem Erscheinen von Jimmy Eat World's Bleed American stieß ich erstmals auf das Label "Emo". Zu den Get Up Kids war es dann nicht weit, und je weiter ich meine Fühler ausstreckte, desto öfter stolperte ich über den komischen Namen dieser Band, Texas is the Reason. Entscheidend für den Kauf war dann der Kurztext im Green Hell Katalog (logo, die gedruckte Variante, damals noch):
Wenn irgendwann mal in der Zukunft Außerirdische auf diesem Planeten landen und dich fragen: "Was ist Emo?", dann spiel ihnen genau diese Platte vor. Das ist Emo!!!!
Klar, die loben natürlich erstmal alles über den grünen Klee, soll sich ja verkaufen, das Zeug. Und trotzdem, ich als weitgehend Nichtsahnender in dieser Hinsicht fühlte mich überzeugt genug, den Kauf zu tätigen. Wird schon mindestens OK sein. Junge, was eine Untertreibung. Aber das würde ich erst später erkennen.
Die große Qualität dieser Platte ist nämlich ihre (vermeintliche) Unscheinbarkeit. Zunächst keine offensichtlichen Hits oder Ohrwürmer, dafür aber ein wunderbar warmer und groovender Sound, der die Platte auch von Weggefährten wie Sunny Day Real Estate, Jawbreaker, und den bereits genannten Get Up Kids abhebt. Man kann sich da so wunderbar reinfallen lassen, auch weil die Platte (nach wie vor) eine (selten bewusst von mir so wahrgenommene) Reife und Erwachsenheit ausstrahlt. Eben anders als der ganze Rest der Emo-Bande. Es ist, als käme ein Kumpel vorbei, ein paar Jahre älter als man selbst, und erzählte einem was vom Leben. Aber nicht bei einer Cabrio-Fahrt in den Sonnenuntergang, sondern eher im Schaukelstuhl auf der Veranda, alles ein bisschen relaxter und ja, weiser. Dieses Gefühl hat sich in den ganzen Jahren, die ich diese Platte nun schon höre, einfach nicht geändert. So, als hätten Samiam einen großen Bruder, der mit nicht mehr ganz so viel jugendlichem Überschwang unterwegs ist (war) und all seine Erfahrung in dieses eine Album gepackt hat.
Jetzt, mit vielen Jahren musikalischer Horizonterweiterung (seit damals, siehe oben), kenne ich die musikalischen Wurzeln und Hintergründe der Band und höre die Einflüsse teilweise deutlich raus. Und doch gab und gibt es für mich davor und danach keine Platte mehr, die eine derart unvergleichliche Mischung hinbekommen hätte.
Und natürlich, je öfter man das Ding auflegt, desto klarer kristallisieren sich dann doch die Hits, große wie kleine, raus. Absoluter und überragender Gänsehaut-Moment für mich ist der Übergang von dem instrumentalen Titeltrack zu "Back and to the left". Pure Glückseligkeit, für immer. Oder, wie man in Dortmund wohl sagt, #EchteLiebe.

Achso, hier:

Ich kann dir nicht sagen wieso, aber zwischen mir und dem Album ist nie so richtig große Liebe entstanden. Aber du hast ja wirklich gut erklärt, warum es bei dir ganz anders aussieht.

Hab ich das? Grad bei der Platte find ich das eher schwierig, eben weil die offensichtlichen Vorzüge ja eher fehlen.

Die hatten mich schon mit ihrer ersten 7", dem Album sowieso und das Konzert im Bochumer Zwischenfall hat mir dann den Rest gegeben. Großartige Platte! Vielleicht ganz gut, dass es nie ein zweites Album gab?

Hab ich das?SHITHEAD, 22.04.2016 14:14 #

Ja, das gute Gefühl beim Hören hast du doch prima rübergebracht.

Ich höre mir das gerade mal an und finde es nicht schlecht.

Die hatten mich schon mit ihrer ersten 7", dem Album sowieso und das Konzert im Bochumer Zwischenfall hat mir dann den Rest gegeben. Großartige Platte! Vielleicht ganz gut, dass es nie ein zweites Album gab?visions-micha, 22.04.2016 14:17 #

Ist wohl etwas dran.

Sehr schön Shiity, warten hat sich gelohnt. Kann mich da nur anscließen, was ja niemanden überaaschen dürfte. Ok, habe die erst 2007 oder 2008 entdeckt, aber das hat ja Methode bei mir.

Die hatten mich schon mit ihrer ersten 7", dem Album sowieso und das Konzert im Bochumer Zwischenfall hat mir dann den Rest gegeben. Großartige Platte! Vielleicht ganz gut, dass es nie ein zweites Album gab?visions-micha, 22.04.2016 14:17 #

Ist wohl etwas dran.Drunken Third, 22.04.2016 14:36 #

Seh ich auch so. Kann keine mehr an der Ikone rütteln.

Solea sind ja auch nicht so weit entfernt. Die habe ich übrigens auch mal im Zwischenfall gesehen.

Ich kann dir nicht sagen wieso, aber zwischen mir und dem Album ist nie so richtig große Liebe entstanden. Aber du hast ja wirklich gut erklärt, warum es bei dir ganz anders aussieht.OneFingerSalute, 22.04.2016 14:10 #

Du beschreibst exakt meine Gefühle zu dieser Platte. Ich höre, dass das auf jeden Fall gut ist und für das Genre des Emo fraglos relevant, aber auch ich habe nach unzähligen Versuchen keine tiefe Verbindung zur Platte herstellen können. Vielleicht bin ich zu hitverwöhnt von der "schönen" Variante namens Jimmy Eat World oder mir fehlt der Druck, den vergleichbare Bands wie Mineral entwickelten - ich weiss es nicht.
Aber eine kleine Träne rann meine Wange herab, als ich die Liebe aus Shittys Beschreibung heraus las. Schön.

Es ist, als käme ein Kumpel vorbei, ein paar Jahre älter als man selbst, und erzählte einem was vom Leben.SHITHEAD, 22.04.2016 14:04 #

Der Satz ist dir hervorragend gelungen und fasst deine Ausführung perfekt zusammen.

Ein fürs Album, ein für dich.
Hab sie, wann war das? 2014?, live gesehen.
Auf dieser einen Rundreise.
Schon gut, ja. Doch der erhoffte Funke extra sprang nicht über.

Ach so: wunderbar, dass diese Aktion nicht in Vergessenheit geriet.

2013 war das. Abschiedstour. Habe sie zusammen mit Drunken am 26. Juli im Bremer Tower gesehen. Weiß ich noch so genau, weil einen Tag später meine Geburtstagsfeier zum 30. war. Sehr schönes Konzert.

13 schon. Zeit vergeht. Hier läuft grad auf Wunsch der Frau Dave Hause.
Der hat jetzt ausgedreht. Zeit für TITR.

Hey, das weiß zu gefallen! Und zwar mir, harhar.
Ist ja insgesamt nicht so meine Baustelle, aber hierfür Danke und Prösterchen an den Herrn Shitter !
Auch diese Older-But-Wiser-Einschätzung dürfte klargehen, den Eindruck hab ich auch. Da müsste ich mich aber erst noch durch die Erscheinungen der Kollegen & Konsorten hören, um's wirklich bestätigen zu können.
Tu ich vielleicht ja auch irgendwann wieder.

Als ich heute den den Namen TITR im Forum las, habe ich sofort an die zitierte Green Hell Katalog Beschreibung gedacht...Damit würde ich wahrscheinlich die Rezi für diese Platte beginnen...bin wohl nicht der einzige, der sie darüber "kennengelernt" hat.
Absolute Lieblingsplatte in vielen Momenten, "do you know who you are" zu "back and to the left" ist einfach unbeschreiblich, ich finde auch keine weiteren Worte zu diesem Album. Du hast alles gesagt, was zu sagen oder zu fühlen ist. Anlehnen, aufdrehen und wohlfühlen.
Vielen Dank für diesen schönen Sonntagvormittag

"Something to forget", letzter Song auf der ersten Seite..." this is only fun for me"...pure Gänsehaut, oder wie man auf Schalke sagt "Hühnerfell"

in meiner musiksozialisation war die platte eher der letzte richtige höhepunkt des emo. die jahre zuvor hatte ich viele freunde, die hardcore und v.a. emo hörten, und bin da teilweise gern mitgegangen. 1996 war die phase für mich aber schon in den letzten zügen, mit jimmy eat world, get up kids etc. konnte ich schon nicht mehr viel anfangen. titr haben besonders mit back and to the left den letzten großen hit der für mich wichtigsten emocore-periode geschrieben.

ach und ...

Hat ein wenig gedauert bis ich endlich mal zu ner Rezi komme, aber zu meinem Wort steh ich natürlich.SHITHEAD, 22.04.2016 14:04 #

... ich hab da auch noch was offen.

Großartige Platte, ich kann so viel unterschreiben in diesem Thread. Die beste Klo-Lektüre der Welt: Greenhell und Flight 13 Kataloge, "this is only fun for me", das Zitat. Für mich ist das auch eine Platte, die über die Jahre gewonnen hat und immer besser wurde. Nur eines fehlt bisher: Mercedes!