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VISIONS

Visions 284

theguilt
Es wundert mich dass noch keiner auf das Thema "Numenorean" (siehe Leserbriefe der aktuellen Ausgabe) eingegangen ist.

Ich bin ehrlich, die Review ist mir in Heft 281 entgangen ebenso wie das Cover (wahrscheinlich weil ich schon beim Lesen des Bandnamens wusste, dass es nicht meine Musik ist).

Vorausgeschickt sei, dass in meinen Augen Kunst alles darf, und wenn die Band entschieden hat ein reales Bild eines Kindes welches von seinem Vater ermordert wurde als Covermotiv zu verwenden, soll dies mir recht sein, jedoch ist die Antwort von Florian Schneider auf den Leserbrief (ich entschuldige den Ausdruck) unter aller Sau, und dies aus zwei Gründen:

1.) Der Vergleich mit dem Rage Cover hinkt gewaltig, weil, erstens der Mönch sich freiwillig und aus Protest angezündet hat, somit also ein Statement setzen wollte und dieses in die Welt raustragen wollte; dies als Cover zu verwenden entspricht also, im weiteren Sinne, der Intention des Mönches ( ...das Gleiche kann mit Sicherheit nicht von dem ermordeten Kind gesagt werden)

2.) Zweitens stelle ich mir die Frage ob Herr Schneider beim Schreiben folgenden Satzes besoffen, bekifft und bekokst zugleich war: "Übrigens: Der einzige Überlebende, der den Tod des Mädchens betrauern könnte, ist sein Vater, der das Kind und seine Mutter ermordet hat. Er sitzt seit 1970 im Gefängnis" Die Mutter hat er gleich mit ermordet, na dann ist ja alles ok, alles nicht so schlimm also...das Mädchen hatte ja auch sonst keine Familie...keiner hat den Tod betrauert, weil ja alle tot oder im Gefängnis sind...damit wird das Bild natürlich auch sofort zum Allgemeingut und kann, ungeachtet jeglicher Pietät und Respektes dem Mädchen gegenüber, auf irgendwelche Metal-Album geklatscht werden...stört ja sowieso keinen mehr, weil ja alle tot oder im Gefängnis...

Ich bin echt kein Moralapostel, im Gegenteil, und ihr tendiert mir eher sogar zur politischen Überkorrektheit, aber diese Antwort ist einfach bloss mit das Dämmlichste was ich seit Langem gelesen habe...
Olsen
Dazu habe ich eben einen schönen Kommentar auf einer amerikanischen Metalseite gelesen. "Remember the good old days when black metal was Satanic? Now we need pictures of mutilated children to be edgy."

Ich bin übrigens weiterhin nicht der Meinung, dass Kunst alles darf.
Alphex
Mayhem und Absurd haben solche Nummern doch schon in den 90ern gebracht.
AERPELSCHLOT
Ich bin übrigens weiterhin nicht der Meinung, dass Kunst alles darf.Olsen, 26.10.2016 19:32 #

Ich schon und damit ist alles zu dem Thema gesagt.
roquai
Ich springe über meinen Schatten und sage: Danke, Aerpel. :smile:
Baron von Quakenbrück
Selbst wenn Kunst alles dürfte, ich wüsste nicht, inwieweit die Verwendung eines solchen Fotos durch den Kunstbegriff geschützt sein sollte. Die Band hatte sich versucht zu erklären, sehr dürftig wie ich finde:

What we are really searching for, is the innocence of a child, which knows nothing about this world and since we are incapable of ever getting that back, the only place we can find this comfort is inevitably only through death. The little girl on the cover represents this final resting place for us – beyond our existence in this world. And our album title sums it up once you realize that she doesn't have to go through all the pain and sorrow of becoming an adult.


Das Mädchen muss also nicht den Schmerz des Erwachsenwerdens erdulden. Na da kann man dem Vater ja nur danken, dass er es ihr erspart hat. :rolleyes:
Olsen
Ekelhafte Leute.
steverlast
wo wir uns dem jahresende nähern würde ich dann gern mal wissen was die nr. 12 der reihe back to 96 ist, die offenbar ausführlicher besprochen wird??
theguilt
Leider ist das passiert was ich befürchtete: eine Diskussion ob der Zulässigkeit des Covers. Darum ging es nur sehr sekundär....

Ich bin nicht in der Position "Kunst" zu be- oder/und zu verurteilen...

Mir ging es um die Nonchalance die Herr Schneider in seiner Antwort zu Tage trug...egal wie man es dreht und wendet scheint hier ein Mädchen ermordet worden zu sein, und dies dient dann irgendeiner Musikgruppe (die mir bis dahin unbekannt war) als Covermotiv...die Reaktion seitens der Visions Redaktion ist dann: naja, was solls, jetzt ist sie ja sowieso tot, und ihre Mutter auch...

...na dann alles Gute...
Woas Sois...
Ich lese mir erstmal morgen den Kommentar im Heft durch, bevor ich meinen Senf dazu gebe.

Generell: "Kunst darf alles" ist ein banaler Satz. Kunst darf viel, aber alles sicherlich nicht. Ich darf auch auf der Bühne keine Sau schächten oder Frauen begrapschen. Mit dem Albumcover komme ich aber klar, edgy, aber würde ich durchwinken.
AERPELSCHLOT
Selbst wenn Kunst alles dürfte, ich wüsste nicht, inwieweit die Verwendung eines solchen Fotos durch den Kunstbegriff geschützt sein sollte. Die Band hatte sich versucht zu erklären, sehr dürftig wie ich finde:Baron von Quakenbrück, 26.10.2016 20:23 #

Wenn Kunst nicht alles dürfte, bräuchten wir keine Kunst. Wenn ein Baron von Quakenbrück bestimmen dürfte, was Kunst ist, bräuchten wir keine Kunst. Wenn man ein Kunstwerk vernünftig erklären könnte, bräuchten wir keine Kunst.
Baron von Quakenbrück
Selbst wenn Kunst alles dürfte, ich wüsste nicht, inwieweit die Verwendung eines solchen Fotos durch den Kunstbegriff geschützt sein sollte. Die Band hatte sich versucht zu erklären, sehr dürftig wie ich finde:Baron von Quakenbrück, 26.10.2016 20:23 #

Wenn Kunst nicht alles dürfte, bräuchten wir keine Kunst. Wenn ein Baron von Quakenbrück bestimmen dürfte, was Kunst ist, bräuchten wir keine Kunst. Wenn man ein Kunstwerk vernünftig erklären könnte, bräuchten wir keine Kunst.AERPELSCHLOT, 26.10.2016 21:08 #

Was ist das denn für eine Argumentation? Kunst darf alles und irgendwie kann auch alles als Kunst verstanden werden? Vor ein paar Tagen noch mit der Menschenwürde argumentiert und jetzt einen Scheiß drauf geben. Echt kuhl.
HIRNTOT
Beim Gesang verstehe ich den Westerberg-Vergleich aber schon - man höre "Finally".Alphex, 26.10.2016 18:50 #

Man höre - und verstehe es nicht. Ich hör da ständig den brüchigen Gesang von Conor Oberst, wenn auch tatsächlich nicht unbedingt in diesem Song. Egal.
AERPELSCHLOT
Selbst wenn Kunst alles dürfte, ich wüsste nicht, inwieweit die Verwendung eines solchen Fotos durch den Kunstbegriff geschützt sein sollte. Die Band hatte sich versucht zu erklären, sehr dürftig wie ich finde:Baron von Quakenbrück, 26.10.2016 20:23 #

Wenn Kunst nicht alles dürfte, bräuchten wir keine Kunst. Wenn ein Baron von Quakenbrück bestimmen dürfte, was Kunst ist, bräuchten wir keine Kunst. Wenn man ein Kunstwerk vernünftig erklären könnte, bräuchten wir keine Kunst.AERPELSCHLOT, 26.10.2016 21:08 #

Was ist das denn für eine Argumentation? Kunst darf alles und irgendwie kann auch alles als Kunst verstanden werden? Vor ein paar Tagen noch mit der Menschenwürde argumentiert und jetzt einen Scheiß drauf geben. Echt kuhl.Baron von Quakenbrück, 26.10.2016 21:27 #

Der Künstler hat auch ne Menschenwürde und die äußert sich vor allem auch dadurch, daß er seine Kunst ungehindert ausüben darf, ohne daß ihm das irgendwelche Naserümpfer verbieten wollen.
Baron von Quakenbrück
Was du meinst ist das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit und das hat erstmal nichts mit der Menschenwürde zu tun. Für dich zum Nachlesen:

Art 2
(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.


Das Foto ist ein Angriff auf die Würde des Kindes, ebenso wie die der Familie und Freunde. Wer das gutheißt und den Kunstbegriff missbraucht, um Fehlverhalten zu rechtfertigen, der tritt das Grundgesetz mit Füßen.
AERPELSCHLOT
Vermutlich ist es doch so, daß diejenigen, die das Bild ablehnen, einfach nur nicht ertragen können, daß das da auf dem Foto wirklich ein totes Kind ist und daß der Tod auch vor Kindern nicht halt macht. Ja, ist ne nahezu unerträgliche Vorstellung, aber so ist es nun mal. Wäre auf dem Foto die getötete Mutter zu sehen, würde das keine Sau stören.
Baron von Quakenbrück
Nö, fände ich nicht minder ekelhaft. Wenn eine Person eines natürlichen Todes stirbt und vorher seine Einwilligung gibt, würde ich mich auch weniger daran stoßen. So aber wird das Foto eines Opfers für kommerzielle Zwecke ausgeschlachtet und das ist einfach nur widerlich.
HIRNTOT
Ich glaube, selbst das Hammerhead-Cover mit Degowski und Silke Bischoff war zeitweise verboten, und das zeigt ja das Opfer noch vor der Tötung. Es ist doch selbstverständlich, dass gewisse Sachen die Angehörigen extrem kränken. Ob man das dann machen muss, weil man sich künstlerisch frei entfalten will? Ich glaub, die Antwort ist klar. Aber dir ist sicher auch klar, mit wem du hier diskutierst... :sarcastic_hand:
Amano
irgendwie werd ich in der Forums-Rubrik immer dann abgedruckt, wenn ich was zum Meckern habe :hm:

letztens mein Schrei nach einer digitalen Ausgabe, jetzt mein Hinweis auf ihr neues Lieblingswort "eklektisch".

Dann muss ich jetzt mal anders:
diese Ausgabe ist großartig!

sehr sehr viele Berichte über Bands die ich spannend finde und dann noch das Mega-Special zur Aenima :bow:

Dabei zeigt sich auch mal wieder, dass die VISIONS anders ist, denn sie macht halt bei Bedarf (und Lust und Laune) eben so eine große Story. Wie ein Rapper, der die 16-Bars Struktur ignoriert und mal `nen Song mit 64 Bars macht. Oder auch eine krumme Anzahl.

an dieser Ausgabe werd ich jedenfalls länger sitzen, als an so vielen zuvor - und das find ich gut :thumbsup:

(theguilts Ansicht zur Antwort auf den Leserbrief teile ich)
Drunken Third
die 16-Bars Struktur ignoriert und mal `nen Song mit 64 Bars machtAmano, 27.10.2016 11:20


:confused: