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Hinterher ist man immer schlauer: Alte Alben neu betrachtet

OneFingerSalute
Drunken hat im Hören-Thread sehr gut vorgemacht, wie das hier laufen könnte:



Nirvana - Nevermind

Fahren ziemlich die hippe Retro-Grunge-Welle, können aber durch gut kopierte Standards einigermaßen punkten. Und der Drummer könnte noch was aus sich machen!Drunken Third, 21.06.2017 13:00 #
KurdtKillsBoddah
:bigsmile:

Guter Einstieg. Ich will mehr.
Powder To The People
Gute Idee!

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The Smiths - s/t

Neue Band aus England mit merkwürdigen Texten von einem merkwürdigen Sänger. Versuchen einen auf 80er zu machen, unter anderem mit mieser Produktion. Ich wette, das sind auch noch Veganer. Die Frisen muten schwer hipstermässig an, während der Sound eher so post-punkig klingt. Ich glaube da auch ein paar Oasis-Einflüsse rauszuhören. Kann mir nicht vorstellen, dass die eine grössere Rolle für England's Musikszene spielen könnten.
OneFingerSalute
Genau so soll es sein :cheers:
Woas Sois...
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Björk - Medulla
Junge Künstlerin aus Island (tm), die wohl im drogeninduzierten Wahn der Meinung verfiel, Kichern, Kieksen und Krächzen ist eine Form des Ausdrucks. Dazu tanzen die Elfen aus Sauðárkrókur, Þorlákshöfn und Siglufjörður einen mysteriösen Ringelpiez, der Kontinentaleuropäer zuckt mit der Schulter.
Dazu passt als Getränk: Moosbeerentee mit Kandis.
Go Ahead Eagle
Led Zeppelin - I

"Das ist nicht Retro, das ist Vintage." Blablabla.
Wer will noch mal, wer hat noch nicht - Das Retrorockrevival dreht die nächte Runde.
Unhipper Rock'n'roll und heillos veralteter Blues.
Ziellose Gniedelgitarrensoli und penetranter Eierkneifgesang.
Und alles dreht sie wie immer nur um Sex.
Immer die selbe Leier.
Der Drummer scheint allerdings talentiert.
KurdtKillsBoddah
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Großbritannien zeigt mal wieder, dass sie noch immer guten Indie können. Aus Manchester,
der Heimatstadt der Gallagher-Brüder von Oasis, kommt nun die nächste große Indie-Hoffnung des Jahres.
Mit ihren an Interpol oder frühere Editors erinnernden Sound, dürften sie deren Fans problemlos abholen.
Die kühle Produktion lässt an die guten alten Zeiten der 80er zurückdenken in denen Bands wie The Cure
und Siouxsie and the Banshees das Maß der Dinge waren. Wenn Sänger Ian Curtis nun noch etwas mehr Farbe
in sein Klangbild einbringt, dürfte der noch jungen Band eine lange Karriere bevorstehen.

Zuletzt geändert von KurdtKillsBoddah

Drunken Third


Wu Tang Clan - "Enter The Wu Tang (36 Chambers)"

Die Verwässerung des originären Hip Hop schreitet weiter voran: Während Veteranan wie Flo Rida oder Moneyboy die alten Ideale weiter hochhalten, meint diese zusammengecastete Bande halbprolliger Möchtegerngangster, das Erbe von Pionieren wie Kriss Kross oder Coolio mit unsinspiriertem Vokalgeschlonze beschmutzen zu müssen. Neben "Raps" ohne jeglichen Flow geschweige denn Talent und Standardbeats vom Fließband hat ein findiger A&R-Manager der Truppe auch noch ein windiges "Crew"-Konzept aus dem Credebility-Baukasten zusammenfantasiert, um dem Mainstreampublikun wenigstens einen Hauch von "Street" und "Realness" unterzujubeln. Dieser Versuch scheitert natürlich kläglich, ähnlich wie die gekünstelte "Weirdness" eines gewissen "Old Dirt Bastards".
Die gewollt schmutzige (aber eigentlich nur dünne) Produktion gibt diesem von vornherein zum Scheitern verurteiltem Versuch, auf den abebbenden Rapzug aufzuspringen, den verdienten Rest. Ganz sicher: Von dieser Gurkentruppe spricht in einem Jahr niemand mehr. Sololarrieren der etwa 23 Mitglieder sind mangels Talent glücklicherweise auch nicht zu erwarten.
Fazit: Nicht fett, nicht real, nicht tight, nur billig. Wer heute echten Hip Hop erleben will, sollte lieber zu aktuellen Veröffentlichung von Kay-One oder Drake greifen. Hier wird man jedenfalls keinesfalls fündig.
LUNACHICK
Ich brech zusammen! :lol1::lol1::lol1::cheers:
Woas Sois...
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Slayer - Reign In Blood
Tja, was haben wir denn hier? Vier junge Wannabees vergreifen sich am Erbe der frühen Bon Jovi und Dokken, schnappen sich einen hippen Produzenten (Britney's Haus- und Hofproduzent Rick Rubin) und verpassen den recht eingängigen Songs einen amtlichen Sound. Getriggerte Drums, Autotune und Pro-tools galore. Es verwundert, dass die Chose nicht bei Nuclear Blast erschienen ist. Das gephotoshopte Cover erinnert an Peinlichkeiten des Eurodance der 90er, die Laufzeit wird mit einigen Füllern und Soundspielereien auf 29 Minuten ausgedehnt.
Die Jungs sollten ihre 1-2 Festivalsaisons, wo abgedrehte 17jährige Spackos den Shit feiern, genießen. Danach dürfte Ende sein.
OneFingerSalute

Green Day - Dookie

Musik, um dazu in der Schlange am Freibad-Pommesstand vorzudrängeln. Die Halbwertszeit dieses berufspubertären Sounds dürfte in etwa bei der Länge eines durchschnittlichen Songs liegen. Nächsten Sommer kräht da kein Hahn mehr nach. Wie das Musikbusiness so läuft, werden mit Sicherheit schon bald zwei, drei Epigonen in die Hitparaden gespült. Aber die Leute, die jetzt von einer neuen Punk-Welle fabulieren, haben mit anständiger Musik in etwa so viel am Hut wie diese linksgrünversiffte Truppe mit nachhaltigem Trendsetting.
DerBolzen
Led Zeppelin - I

"Das ist nicht Retro, das ist Vintage." Blablabla.
Wer will noch mal, wer hat noch nicht - Das Retrorockrevival dreht die nächte Runde.
Unhipper Rock'n'roll und heillos veralteter Blues.
Ziellose Gniedelgitarrensoli und penetranter Eierkneifgesang.
Und alles dreht sie wie immer nur um Sex.
Immer die selbe Leier.
Der Drummer scheint allerdings talentiert.Go Ahead Eagle, 22.06.2017 07:52 #


Anmerkung meiner Frau, als ich die Platte mal aufgelegt habe: Die hören sich ein bisschen an wie Blues Pills!
Dann wissen wir ja, wer die Vorbilder sind :wink:
LUNACHICK



Man sagt, eine Tür schließt sich, eine andere öffnet sich. Diese hätte meinetwegen verschlossen bleiben können.
Die 60er haben angerufen und wollen ihre Hammond-Orgel zurück!
Eine handvoll Jungspunde erzählen uns was von Sex und Drogen. Gähn. Allen voran Jim Morrison, der bartlose, dauerdruffe Frauenversteher, der ständig irgendwo sein Hühnerbrüstchen in eine Kamera hält.

Und um so zu tun, als hätte der eigene opulente Lebensstil tatsächlich noch was mit Kultur am Hut, nimmt man halt mit "Alabama Song (Whisky Bar)" einen Text von Bertolt Brecht und dichtet diesen auf die eigenen Bedürfnisse leicht um und lässt das ganze noch ironisch nach Zirkuskarawane klingen. Ich brecht zusammen.
Die Krone setzt dieser knapp 45-minütigen Crystal-Meth-Orgie der Abschluss auf. Originellerweise heißt der Song "The End". Welches Genie hat sich das nur ausgedacht! Mit seinen 12 Minuten macht er mehr als ein Drittel der bisherigen Gesamtlaufzeit aus. Mother, I want to fuck you, schreit Morisson. Wow. J-Mo, der Mutterficker der Neuzeit! Ja, wir haben verstanden: Vor Dir macht wirklich KEINE Frau halt...

Produziert wurde das ganze von jemandem, der weiß, wie man Hipster auf Züge aufspringen lässt: Rothchild hat nämlich auch solche musikalischen 5-Minuten-Terrinen wie Joni Mitchell, Neil Young oder Janis Joplin auf dem Gewissen. Na dann prost Mahlzeit bei dieser leichten Kost für zwischendurch.

Zuletzt geändert von LUNACHICK

Go Ahead Eagle
Autsch. Der brutale Doors Verriss trifft mich hart.
Go Ahead Eagle
Led Zeppelin - IGo Ahead Eagle, 22.06.2017 07:52 #

Anmerkung meiner Frau, als ich die Platte mal aufgelegt habe: Die hören sich ein bisschen an wie Blues Pills!
Dann wissen wir ja, wer die Vorbilder sind :wink:DerBolzen, 22.06.2017 09:20 #

:lol1: das ist ja herrlich.
housefrau1981
:bow: DAS ist mal ein Thread, der einem morgens beim Nachlesen mehr als nur ein Lächeln aufs Gesicht zaubert - weiter so!
SHITHEAD
J-Mo, der Mutterficker der Neuzeit!LUNACHICK, 22.06.2017 09:33 #

:bow:
LUNACHICK
Autsch. Der brutale Doors Verriss trifft mich hart.Go Ahead Eagle, 22.06.2017 09:55 #

Ich liebe die Doors, aber das hat irgendwie Spaß gemacht :bigsmile:

Großartiger Thread, bin nur am lachen! :cheers:
KurdtKillsBoddah
Wu Tang Clan - "Enter The Wu Tang (36 Chambers)"

Die Verwässerung des originären Hip Hop schreitet weiter voran: Während Veteranan wie Flo Rida oder Moneyboy die alten Ideale weiter hochhalten, meint diese zusammengecastete Bande halbprolliger Möchtegerngangster, das Erbe von Pionieren wie Kriss Kross oder Coolio mit unsinspiriertem Vokalgeschlonze beschmutzen zu müssen. Neben "Raps" ohne jeglichen Flow geschweige denn Talent und Standardbeats vom Fließband hat ein findiger A&R-Manager der Truppe auch noch ein windiges "Crew"-Konzept aus dem Credebility-Baukasten zusammenfantasiert, um dem Mainstreampublikun wenigstens einen Hauch von "Street" und "Realness" unterzujubeln. Dieser Versuch scheitert natürlich kläglich, ähnlich wie die gekünstelte "Weirdness" eines gewissen "Old Dirt Bastards".
Die gewollt schmutzige (aber eigentlich nur dünne) Produktion gibt diesem von vornherein zum Scheitern verurteiltem Versuch, auf den abebbenden Rapzug aufzuspringen, den verdienten Rest. Ganz sicher: Von dieser Gurkentruppe spricht in einem Jahr niemand mehr. Sololarrieren der etwa 23 Mitglieder sind mangels Talent glücklicherweise auch nicht zu erwarten.
Fazit: Nicht fett, nicht real, nicht tight, nur billig. Wer heute echten Hip Hop erleben will, sollte lieber zu aktuellen Veröffentlichung von Kay-One oder Drake greifen. Hier wird man jedenfalls keinesfalls fündig.Drunken Third, 22.06.2017 08:20 #


Das ist großartig!
Der Drunken kann sehr gut schreiben. :bigsmile:
OneFingerSalute
Finde ich auch, der Text hat mir sehr gut gefallen. Nur beim "abebbenden Rapzug" sind die Metaphern in der Euphorie des Verreißens ein bisschen durcheinandergepurzelt :bigsmile: