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Threshold - Legends Of The Shires

Mobbi
Threshold war zeitweise eine der hoffnungsvollsten Bands für mich. Als 2007 Dead Reckoning erschien, hat's mich regelrecht geflashed. Progressive Metal ohne dieses technische Angeber-Gehabe sondern einfach tolle, erdige Riffs, mit sagenhaften Harmonieteppichen, einer fantastisch warmen Atmosphäre, einem tollen Sänger (Andrew McDermott) und großartige Melodien fern ab von banalem Tralala. Das war ein echter Meilenstein der Musikgeschichte und belegt in meiner Allzeit Hall of Fame Rang 28.
Ich würde dem Album 9,5 von 10 Punkten geben.

Leider verließ der 2011 verstorbene McDermott noch 2007 die Band und als Nachfolger kam der Sänger der Originalbesetzung der Band, Damian Wilson. Wenn man die Bandfotos richtig deutet, müsste das ein Riese von einem Mann sein. Umso erstaunlicher ist, dass er die Stimme einer Waldfee hat, wenn überhaupt, vielleicht eher einer Grasfee. Ums abzukürzen: Ich bin kein Fan seiner Stimme, das Timbre sagt mir einfach nicht zu. Dennoch kommt das 2012er Nachfolgewerk (March Of Progress) mit Wilson als Sänger fast an Dead Reckoning ran. Kompositorisch und musikalisch ist das im Grunde ein Level, mit Mac als Sänger wärs eben noch ein Stückchen geiler gewesen. Nichtsdestotrotz Rang 36 in meiner Hall of Fame (und ja, bei manchen Lieder funktioniert es auch mit Wilson ziemlich geil).
Ich würde dem Album ebenfalls 9,5 von 10 Punkten geben, aber eben um Nuancen schlechter.

2014 dann die Entäuschung. For The Journey hat so gar nicht bei mir gezündet. Klar, alles nicht schlecht, aber zumindest für mich ein deutlicher Leistungsabfall. Keine Ahnung warum, spielt auch keine Rolle.
Das Album erhält wohlwollende 7 von 10 Punkten, ach komm, ne, Scheiß drauf, ich geb 6,5!!!!!!!!!!!!

Nun wäre es übertrieben zu sagen, ich hätte der Veröffentlichung der neuen Threshold-Scheibe entgegengefiebert. Neugierig war ich aber durchaus, ob sie wieder an die Großtaten anknüpfen oder ob es sie weiter lediglich im gutem Mittelmaß rumdümpeln.

Hier also das Review zum aktuellen Album Legends Of The Shires:

Habs noch nicht gehört.
Mobbi
Ahahaha, da sieht man mal. Hab die Band einfach nicht weiterverfolgt. Nun höre ich das erste Mal in das Album rein und stelle fest, dass Damian Wilson gar nicht mehr ihr Sänger ist. Anscheinend hat man sich ziemlich spontan getrennt und den Sänger des 94er Albums zurück an Bord geholt. Das passt mir schon mal deutlich besser, sein Timbre ist gar nicht mal so unähnlich wie von McDermott.

Erster Eindruck: Das könnte was werden, teilweise bin ich sogar schwer beeindruckt. Große Melodien, tolle, tiefe Kompositionen, erdiger, klarer Sound. Naja, nicht zu früh euphorisch werden.

Ich melde mich wieder.
Mobbi
Ach ja, wen's interessiert:

Alphex
Ich müsste die March of Progress endlich mal in Ruhe hören, die liegt seit Ewigkeiten hier rum und lief noch nie bei voller Aufmerksamkeit durch. Mag die Band tendenziell, aber das ist halt schon sehr pompös stellenweise, auch wenn ich mir die Nightwish-Vergleiche verbitte.
Mobbi
Ja, Nightwish-Vergleiche sind nicht nachvollziehbar, absolut andere Baustelle.

Ich hab jetzt ein paar Durchläufe durch und bin richtig angefixt. Tolle Scheibe!

Olsen, ist das nix für Dich?
Olsen
Nicht so. Hab die vor zwanzig Jahren mal als Vorband von Dream Theater gesehen, in den Folgejahren immer mal wieder reingehört, aber konnten mich nie packen.
pixiesa
Geht mir genauso.
eigenwert
Ich sag's mal so: in Mobbis Top-100 gibt's nur eine Platte, die ich selber hab (die Icon).
Ansonsten kenn ich die meisten Sachen noch nicht mal vom Namen.
Mobbi
Da ist ja auch viel seltsames Zeugs dabei. Aber dass Du Dir die Liste überhaupt angeschaut hast, ist schon viel wert. :cheers:

@Olsen
Vor 20 Jahren? Hm, ist schon ne Weile her. Und ich kann nicht einschätzen, wie Threshold live sind. Aber ich hatte eh schon vermutet, dass es nicht so Dein Fall sein wird. :smile:
Powder To The People
Ich finde es seltsam, dass du sowas unter dem Banner "Progressive Metal" verortest. Ich denke bei dem Begriff eben sehr wohl an technisch ausgefuchsten, songwriterisch unkonventionellen Metal, mit dem Anspruch, nicht nach Metal im eigentlichen Sinne zu klingen. Deswegen ja die Betitelung "Progressive". Threshold klingen geradlinig und nicht zu knapp klischeehaft.
Mobbi
Ich könnte nun natürlich den Standpunkt vertreten, Threshold klingen eben gerade nicht nach klischeehaftem Progressive Metal sondern eher geradlinig. Mache ich aber nicht, ich verstehe ja Deinen Punkt, wobei klischeehaft in dem Zusammenhang ein seltsames Wort ist.

Vermutlich haben wir (und möglicherweise die meisten anderen auch) unterschiedliche Vorstellungen wenn wir von Musik-Richtungen sprechen. Zwei Leute sprechen von Metal, der eine denkt an Bon Jovi, der andere an Slayer.

Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass Threshold zumindest bestimmte Trademarks des Progressive Metal aufweisen, z.B. komplexer Songaufbau (zumindest in einigen Liedern zu erkennen), Songs mit Überlänge, Virtuosität der Musiker etc.
Die technische Komponente (ich nenns mal so und hoffe, Du verstehst was ich meine) hingegen wird insbesondere wegen der nahezu fehlenden Breaks und des meist einheitlichen Tempos sowie nur weniger langer Instrumental-Soli wenig abgebildet. Nahezu überall im Netz wird Threshold jedoch trotzdem als Progressive Metal Band verbucht, vielleicht auch, weil die Band Anfang der 90er noch deutlich "progressiver" zu Werke gegangen ist.

Wenn es Dir lieber ist kann ich auch einfach von Heavy Metal mit progressivem Einschlag sprechen, dann wecke ich vielleicht keine falschen Erwartungen. Mir persönlich ist die Bezeichnung völlig schnuppe, für mich zählt einzig und allein, ob es mir gefällt. :smile:
Olsen
Generell wird die Band aber schon unter Progressive Metal einsortiert, auch wenn der aktuelle Song da oben das nicht unbedingt hörbar macht.

Davon ab gibt es im Progressive Metal dieselben Klischees wie in jeder anderen Musikrichtung auch. Die Hälfte der Bands eifert Dream Theater nach, bedient also eher den klassischen Metalfan, die andere schart sich um Tool.
Powder To The People
Öhmmm...2 Hälften?

Also ich will jetzt nicht in Frage stellen, dass es auch hier dutzende Nachahmer gibt, aber Mastodon oder Meshuggah oder Opeth oder Voivod oder Primus haben dann doch ganz eigene Marken gesetzt (und zig Bands beeinflusst). Ich wollte jetzt auch nicht wirklich eine Genre-Debatte starten, aber für mein Verständnis hat das Wort progressiv eine schwerwiegende Bedeutung. Dream Theater waren eigentlich auch nur auf dem Debüt wirklich so zu bezeichnen. Das Erbe haben BTBAM nun deutlich innovativer fortgeführt.
Taisumi
Damit magst du auch recht haben. Aber ich bin da bei Olsen. Guck mal ins Rockhard oder den Hammer was da unter Progressive Metal firmiert. Dort wird der Begriff immer noch vor allem für Bands a la Fates Warning, Queensryche und Dream Theatre verwendet.
Nathanael_x
@Mobbi:

ist für dich persönlich Prog also eine Mischung aus dem was man unter dem Genre Progrock/-metal versteht und zur Entstehungszeit fortschrittlichen bzw. neuen Elementen? So verstehe ich das jetzt.

Bei Prog als Genre geht es ja nur um Stilmerkmale, da ist Retroprog^3 noch Prog.

Prog nur im Sinne von Fortschritt könnte man auf Metalalben anwenden, die gar nichts mehr mit klassichem Prog zu tun haben.
Olsen
aber für mein Verständnis hat das Wort progressiv eine schwerwiegende BedeutungPowder To The People, 18.09.2017 23:07 #


Das ist halt der Fluch dieses Begriffs, den sich die meisten Bands sowieos ungerne ans Revers heften.

Über die Bands zu diskutieren, finde ich müßig, Primus beispielsweise ist für mich nicht mal Metal. Es ist doch auch egal. Gerade heute in unseren genre-offenen Zeiten mit den fließenden Übergängen sind diese Bezeichnungen eh obsolet und dienen nur noch für eine erste, grobe Kategorisierung. Dennoch: Ich mit der klassischen Metalsozialisation, wenn ich an Prog-Metal denke, dann kommen da genau die Bands zusammen, die Taisumi genannt hat, plus ihre Epigonen. Sicherlich nicht Mastodon.
Powder To The People
Als was würdest du frühe Mastodon denn sonst bezeichnen?

Nun gut, da gibt es wohl ähnlichen Diskussionsbedarf wie bei Post-HC, der von Fugazi bis Asking Alexandria reicht.
Olsen
Ich hab keine Bezeichnung dafür, aber mir passen die da einfach nicht rein. Wahrscheinlich, weil die so Core-beeinflusst rumböllern und ich Prog einfach filigraner finde. Was weiß ich.
Baron von Quakenbrück
Hm ja, ich bin da irgendwie bei Olsen, zumindest den Song oben nach. Mir persönlich ist das zu "bollo", um unter Prog Metal zu fallen.
Mobbi
Es ist doch völlig Banane, ob das jetzt nur zu 24 % Progressive Metal ist oder doch vielleicht zu 31 %. Oder gar nicht oder doch schon. Offenbar hat jeder ein unterschiedliches Verständnis in dieser Frage. Die Angabe der Stilrichtung soll ja lediglich eine grobe Richtung vorgeben. Diejenigen, die weder Progressive noch Metal mögen, wissen ad-hoc, dass sie wohl eher die Finger davon lassen können. Die, die Progressive oder Metal oder beides mögen, können es checken. Und wenn dann der Proghead findet, dass es kein Prog nach seinen Vorstellungen ist, dann ignoriert es eben. :smile:

Auch folgendes würde ich unter Progmetal verbuchen, einfach weil ich es kann. Unabhängig davon ist es aber schlicht und ergreifend ein fantastischer Song: