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Der Fussball Thread

Go Ahead Eagle
Thema Flüchtlingsarbeit und der eigene positive Beitrag:
Ich weiß auf jeden Fall, dass einige Leute hier über die Adam Angst Single "Splitter von Granaten" sehr wohl ihren Beitrag in Form einer Spende an Pro Asyl geleistet haben.
LUNACHICK
Über die Fifa gibt's vermutlich ohnehin keine zwei Meinungen hier.LUNACHICK, 14.11.2017 16:13 #

Klaro. Kann auch Ofsi absolut nachvollziehen. Ich weiß allerdings für mich, dass ich Fußball schauen will und werde.

Wenn ihr eine sinnvolle Idee oder Aktion findest, die den Protest gegen FIFA/Russland/etc. sinnvoll zum Ausdruck bringt und über "Fernseher aus" hinausgeht, bitte immer her damit. Da haben wir glaube ich größtenteil fruchtbaren Boden hier!Go Ahead Eagle, 14.11.2017 16:21 #


Ich finde das auch okay, dass Du das für dich differenzierst, abwägst und sagst, ich schaue trotzdem. Und über Tipps zu sinnvollen Aktionen freue ich mich auch, das Thema wird ja sicher noch ein paar Mal aufkommen die nächsten Monate...
Mobbi
Ich werde die WM sicher auch schauen, obwohl mich Fußball seit geraumer Zeit längst nicht mehr so begeistert wie noch vor Jahren. Da saß ich dann als erwachsener Mensch zitternd vor der Mattscheibe und das, weil 22 Millionäre nem Ball nachrennen. Verrückt, aber so wars. Gänsehaut, wenn die Champions League Hymne ertönt? Lange vorbei. Ganzen Tag Vorfreude, weil abends ein geiles Spiel kommt? Pfff. Endorphine pur weil eine EM/WM ist? Tja, in Brasilien wars noch teilweise so, aber die letzte EM war die erste, die mich überwiegend angeräudet hat. Was aber auch am Modus gelegen haben mag und dem Umstand, dass es dort nur Paarungen gibt, die man in jeder EM/WM-Quali 1000-fach schon erlebt hat. Ist komischerweise ein Unterschied, ob Ungarn gegen Wales spielt oder Nigeria gegen Iran. Beides Kackspiele in der Regel, aber letzteres irgendwie mit anderem Flair. Deshalb glaube ich, dass mich die WM wieder mehr packen wird. Sicher auch durch die ganzen prestigträchtigen Tippspiele auf Arbeit oder mit Freunden. Und weil mein Mittlerer wohl das erste Mal selbst so richtig mitfiebern wird, der ist dann 6.

Ich kann aber natürlich jeden verstehen, der ein Zeichen setzen möchte und die WM boykottiert - und wenn es nur ein Zeichen für einen selbst und die Wahrung von Prinzipien ist. Nein, nicht nur verstehen, ich finde das sogar gut.

Im übrigen finde ich es trotz meiner Abneigung gegen den italienischen Fußball schade, dass sie nicht dabei sind. Ich finde Paarungen mit italienischer Beteiligung einfach sehr viel reizvoller als mit schwedischer. Aber gut, ist nun halt so.
schmirglie
Die letzte EM war ja auch spielerisch unter aller Kanone...

Bzgl Italien wäre ich vor acht oder vielleicht auch noch vor vier Jahren wohl recht schadenfroh gewesen, aber mittlerweile hab ich mich mit dem italienischen Fußball arrangiert und... bin nur noch ein bisschen schadenfroh :bigsmile: Die Mannschaft hatte ihren Zenit wohl auch überschritten. Es ist schade für Buffon, aber vielleicht wäre ne WM mit 40 halt auch eine zu viel gewesen. Dafür bringen andere Mannschaften jetzt bisschen frischen Wind, muss auch mal sein, und Italien kann sich jetzt mit Blick auf die nächste EM neu sortieren.

Ich werde die WM sicher auch schauen, auch, weil ich ein Stück weit noch ganz naiv glaube, dass sie nicht nur auf Kosten billiger Arbeiter der FIFA die Taschen voll machen und Putins Propaganda-Apparat ölen, sondern auch wieder die Welt ein Stück näher zusammen bringen wird. Ich freue mich auf Island bei ihrer ersten WM, ich freue mich auf Panama, denen ich seit meinem Urlaub dort im Frühjahr die Daumen für die Quali gedrückt hab, ebenfalls bei ihrer ersten WM. Ich fiebere grade (zumindest ein bisschen) mit meiner Freundin mit, die Peru die Daumen für die erste Quali seit 1982 drückt, weil sie da ein Jahr gewohnt hat. Man muss sich ja auch mal vor Augen halten, was es für solche Nationen bedeutet, bei so einem Ereignis teilnehmen zu dürfen und sich der ganzen Welt im sportlichen Wettkampf zeigen zu dürfen!
Natürlich dürfte die WM meinetwegen gerne woanders stattfinden, aber... siehe oben.

Und wenns schon angesprochen wurde (auch wenns mit dem Thema nix zu tun hat), kann ich ehrenamtliche Flüchtlingshilfe nur empfehlen! Da sieht man, dass seine Taten wirklich einen Effekt haben, und das hat mir ein besseres Gefühl gegeben als ein WM-Boykott es jemals könnte. Heißt natürlich nicht, dass man nicht trotzdem beides machen kann :smile:
Ich bin außerdem wohl im Juni wieder in Deutschland, arbeite aber noch nicht, vielleicht komme ich tatsächlich dazu mit einigen meiner favorisierten Mannschaften mitzufiebern :victory:
Go Ahead Eagle
Kimmich :bow:
OneFingerSalute
Kruse :bow:

Hallo Bundesliga, wir wären dann wieder da!
OneFingerSalute
Arnd Zeigler hat auf seiner Facebook-Seite einen sehr langen Text veröffentlicht, der sich vordergründig mit Werder Bremen und der Medienlandschaft hier in der Stadt beschäftigt, aber tatsächlich noch so viel mehr Themen aufgreift und sehr lesenswert ist. Zeigler sehe ich durchaus zwiespältig, aber hier kann ich einfach nur sagen: Das hat er sehr, sehr gut gemacht.

Liebe Freunde,

nach den Ereignissen der vergangenen Wochen rund um Bremen, Fußball, einige Medien, die Fans von Werder Bremen und ein bisschen auch mich selbst, möchte ich mich noch einmal zu Wort melden, um mir ein paar Dinge von der Seele zu schreiben. Danach geht es vielleicht nicht automatisch jedem von euch besser, aber bestimmt mir.

Vor vier Wochen habe ich an dieser Stelle erklärt, weshalb ich ab sofort keine Kolumnen mehr für den Weser-Kurier, bzw. für „Mein Werder“ schreiben will und werde. Ich habe dafür sehr viel Zuspruch und ein bisschen Kritik bekommen. Das ist alles gut, wenn man vielleicht von der kleinen Einschränkung absieht, dass manche kritischen Anmerkungen ganz offensichtlich von Fake Accounts kamen. Aber das ist wohl heute so, und ich bin ja auch nicht der einzige, der diese Erfahrung macht.

Nun ist dieses Thema bislang nicht zum Erliegen gekommen. Gestern gab es in der Sendung "Zapp" im NDR einen ausführlichen Beitrag dazu (Link unten). Ich möchte meinen erklärenden Worten von „damals“ deshalb noch ein paar weitere folgen lassen, denn in den letzten Tagen habe ich begriffen, dass es mir nicht nur um Entwicklungen in der Medienlandschaft geht, die mir das Gefühl geben, bitte nicht allzuviel damit zu tun haben zu wollen.

Es ist vielmehr, glaube ich zumindest, ein Phänomen unserer Zeit. Es hat vielfach mit der Abwesenheit von Empathie und Anstand zu tun, mit einer Krawallkultur, die mit Diskussionskultur verwechselt wird, mit einer Art von Austausch, die bei genauerer Betrachtung nichts mit einem Austausch zu tun hat, sondern lediglich mit einem, oft unkontrollierten Alleslaufenlassen.

Meine Beobachtungen haben mit Werder Bremen zu tun. Das ist aber komplett austauschbar, weil sie mittlerweile auf jeder nur erdenklichen Ebene deckungsgleich ablaufen. Es ist im Jahr 2017 egal geworden, ob über eine strauchelnde Fußballmannschaft geredet wird, über die Flüchtlingskrise, über den Klimawandel, die Deutsche Bahn oder über eine nicht ausreichende Zahl von Kita-Plätzen. Das Geschrei ist überall gleichklingend. Die Lautesten verwechseln ihren Tonfall mit Argumenten, obwohl er oft nur noch klingt wie eine Serie von Auffahrunfällen mit ein paar Kommata dazwischen.

Extrem aus der Mode geraten unterdessen scheinen Dinge wie Differenzieren, Nachfragen, Zuhören, Behutsamkeit, Geduld, Empathie, Zweifeln, Abwägen, Nachdenken. Es ist inzwischen egal, was über Werder Bremen gemeldet wird. Jeder hier auf Facebook gepostete Artikel über den Verein ist nach spätestens einer Viertelstunde mit Wut-Emojis in großer Zahl zubetoniert und mit Kommentaren garniert, für die irgendwann mal das Wort „Wutbürger“ erfunden worden sein könnte, wenn man das nicht schon anderswo dringender benötigt hätte.

Und da sind wir auch schon bei einem offenbar sehr populären Missverständnis: Wann immer ich das Bedürfnis verspürt habe, im Umfeld einer nur noch Millimeter von einer Hysterie entfernten Stimmungslage differenzierendes Zeug zu schreiben, werde ich gerne mal angegangen, Kritik müsse ja wohl erlaubt sein und ich hätte doch sowieso die Vereinsbrille auf.

Das stimmt. Beides. Meine schon recht verkratzte Vereinsbrille hindert mich aber nicht daran, Dinge kritisch zu sehen. Ich bin, wie allgemein bekannt sein dürfte, kein um Neutralität und Distanz bemühter Sportjournalist alter Schule, sondern Fan. Ich habe mir meine Jobs mein Leben lang so ausgesucht, dass ich meine Leidenschaft für Fußball im Allgemeinen und Werder Bremen im Speziellen nicht unterdrücken muss.

Wenn es Werder schlecht geht, geht es mir auch schlecht. Und absolut jeder, der die gelegentlich geäußerte Ansicht vertritt, mir ginge es darum, jede noch so verquere Vereinsentscheidung bis zum letzten Atemzug zu verteidigen, liegt dramatisch falsch. Ich habe oft das Gefühl, dass im Fußball Dinge schieflaufen, auch bei Werder.

Ehe ich auf die Idee zu kommen, mich öffentlich darüber zu echauffieren, ziehe ich es in der Regel vor, zu leiden. Echauffieren beherrsche ich prinzipiell auch ganz gut. Ich tue das aber nur, wenn ich berechtigte Hoffnung habe, dass ich mal etwas besser weiß. Das ist leider nicht ganz so häufig der Fall, wie ich es gerne hätte. Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Mittlerweile muss man in Kommentarspalten sozialer Netzwerke besonnen formulierte, inhaltsstarke, differenzierte Beiträge nicht mehr mit der Lupe suchen, sondern mit dem Rastermikroskop. Von den Kommentaren unter Online-Zeitungsartikeln möchte ich erst gar nicht reden. Dort wohnt das Böse und macht es sich Tag für Tag gemütlicher. Wenn ich mich da mal aus einem unklugen Reflex heraus kurz umschaue, fühle ich mich anschließend beschmutzt.

Leider ist das hier, auf Facebook, inzwischen nicht mehr sehr viel anders. Neben der schon erwähnten Wut-Emoji-Keuchhusterei ist es die Art der Kommentare unter Artikeln über so eine an sich schöne Sache wie Fußball, die etwas feingeistig veranlagte Menschen zwangsläufig in die Flucht treiben muss. Es wird nicht mehr nachgefragt. Man will auf die Kacke hauen. Es wird auch nicht in Frage gestellt. Man will vernichten. Vielleicht vorher noch diffamieren, wenn’s irgendwie geht.

Und, was mindestens genauso schlimm ist: Diverse Medien sehen einen wichtigen Auftrag offenbar inzwischen darin, derartige Stimmungen zu schüren, Klicks zu generieren, Überschriften betont zuspitzend zu wählen, um dann in den Kommentaren etwas weiter unten beeindruckend bigott auf die Nettikette hinzuweisen und allzu entgleisende Kommentierer halbherzig einzunorden. Sagen wir es ruhig offen: Man redet in vielen Redaktionen mittlerweile einer Empörungskultur das Wort. Inzwischen scheinen manchen Medien 100 empörte, sich echauffierende Leser wichtiger zu sein als 80 Leser, die sich einfach nur gut informiert fühlen. Entsprechend sinkt zusehends die Hemmschwelle, was die Wahl der Mittel betrifft.
OneFingerSalute
Die Berichterstattung über Werder Bremens neuen Trainer Florian Kohfeldt ist dafür an eigentlich allen Fronten ein Paradebeispiel. Mein Entschluss, mit alledem nichts mehr zu tun haben zu wollen entstand am 30. Oktober und in den Tagen danach, nach einem Artikel mit der Überschrift „Bode gibt den Ton an - Was wirklich hinter dem Nouri-Aus steckt“. Ich zitiere die Überschrift deshalb, weil sie inzwischen geändert wurde. Mehr noch: Der ganze Artikel, mit dem nach Aussage des Chefredakteurs bei mir scheinbar „ein Nerv getroffen wurde“, ist inzwischen gefühlt ein halbes Dutzend Mal geändert worden. Werder hatte diesen Artikel (was extrem ungewöhnlich ist und fast nie vorkommt) öffentlich kritisiert, als „Berichterstattung auf einem ganz tiefen Niveau“. Auf „MeinWerder“ wurde auf diese Kritik mit einem relativ lapidaren, interessanterweise anonymen Artikel reagiert, in dem man diese Kritik von sich wies. Und zwar recht weit. An dieser Selbstwahrnehmung hat sich inzwischen offenbar etwas geändert. Wer den mehrfach durch den Wolf gedrehten Artikel nun aufruft, liest darunter: „Anmerkung der Redaktion: Dieser Text wurde a 31. Oktober um 21.13 Uhr aktualisiert. Die vorherige Version enthielt Passagen, die so nicht haltbar waren.“ Da wurden also offenbar wirklich Nerven getroffen. Meine waren es nicht.

Ich will mich nun nicht auf jene Kollegen einschießen, die diesen Artikel zu verantworten hatten. Wenngleich, ein Hinweis wäre mir noch wichtig: Am Tag, als auf „MeinWerder“ in netten, sachlichen verkündet wurde, dass ich künftig keine Kolumnen mehr schreiben wolle, erschien auf derselben Seite eine Kolumne des geschätzten Kollegen Jörg Wontorra. Am selben Tag, an dem mein Rückzug verkündet wurde, erwähnte Wonti in seinem Text einen anonymen Werder-Spieler, der seinen Informationen nach beim Spiel in Köln den Gegner gebeten habe, möglichst viele Tore zu schießen, damit man endlich den ungeliebten Trainer Alexander Nouri los sei. Was wie eine launige Insider-Schnurre klingen sollte, war im Grunde der nur schlecht maskierte Vorwurf einer Spielmanipulation. Und das auf der Basis von „Ich habe gehört, dass … aber ich nenne natürlich keine Namen“. Sowas kann man für seriös und angemessen halten. Ich empfinde da irgendwie anders. Solch schwerwiegende Vorwürfe sollte man präzisieren (wenn man kann), oder für sich behalten, BIS man es kann. Alles andere wirkt höchst halbseiden. Jedenfalls auf mich.
OneFingerSalute
Und das ist auch ein zentraler Teil dessen, was ich kritisiere. Früher war die in vielen Fällen durchaus eklige, mutwillige Weiterverbreitung von Gerüchten auf der Basis von "Ich habe von einem Bekannten aus sehr sicherer Quelle gehört, dass…" ein reines Privileg von Privatpersonen und Internetusern. Ich erinnere mich mit Schaudern an die erbärmliche Kampagne gegen Miro Klose und die angeblichen delikaten Umstände seiner jüngsten Vaterschaft. Oder an die vielen Menschen, die extrem verlässliche Kenntnisse darüber besaßen, dass Mehmet Scholl sich in Bremen bereits mehrere Häuser gekauft und seine Kinder an acht Kindergärten gleichzeitig angemeldet habe, "…ehrlich, das weiß ich aus sehr guter Quelle!". Einige dieser Menschen wussten vor einigen Wochen auch, dass Bruno Labbadia sich bereits Häuser in Achim anschaut. Hat nämlich ein Bekannter des Maklers einem Taxifahrer erzählt.
Früher war so etwas einfach nur Tinnef. Manchmal lästig, manchmal putzig, immer sehr schnell als absolut zu vernachlässigen entlarvbar. Solcher Kram blieb früher gelangweilten Social Media-Usern vorbehalten.

Mittlerweile mischen die Medien mit bei solchen Spielen. Morgens um 9.30 Uhr schreibt einer ein Gerücht, bis 12 Uhr schreiben es drei andere ab und veröffentlichen es auf ihrer Plattform, und um 16 Uhr ist der Spuk vorbei, weil dann endlich der erste Journalist mal genauer nachgeschaut hat.
Mittlerweile werden eine Vielzahl von online erscheinenden Artikeln über den Verein nachträglich editiert bis zum Geht-Nicht-Mehr. Oft auch deshalb, weil das zuerst Rausgehauene nicht mehr aufrecht erhalten werden kann, wenn man danach ein paarmal kurz in eine Tüte geatmet hat. Manche Artikel verschwinden ganz, manche sind im Online-Archiv nicht mehr auffindbar. Seltsam. Und unschön.

Zurück zur öffentlichen Wahrnehmung der Situation bei Werder. Anfangs überschlugen sich die Stimmen derer, die die Installation Florian Kohfeldts für eine Art Skandal halten. Ein Smash-Hit ist der vielfach rezitierte Gassenhauer „Der Fisch stinkt vom Kopfe“. Sprich: Die bei Werder haben alle keine Ahnung, sind im Grunde Volltrottel, und mehr als das Wohl des Vereines sind sie daran interessiert, alten Kumpeln auf dem kurzen Dienstweg Pöstchen zuzuschustern.

Soll ich mal was sagen? Ich glaube das nicht. Ich glaube nicht, dass irgendjemandem bei Werder der Tabellenstand und damit das Schicksal des Vereines egal ist. Und ich bin mir sehr sicher, dass noch niemals jemand bei Werder einen Job bekommen hat, weil er so ein netter Kerl ist. Abgesehen von mir selbst vielleicht.

Wer jetzt die aktuelle Entwicklung wortgewaltig und mit mehreren Händen voller Wut-Emojis in irgendwelche Kommentarfenster rotzt, möge sich bitte ein paar Dinge vor Augen führen. Ich fasse mal kurz zusammen:

1.)
Es gibt im Verein vielfach die Auffassung, dass Florian Kohfeldt ein großes Trainertalent sei. Es gibt folglich diverse Hinweise dafür, dass er ein guter Trainer ist. Falls irgendjemand konkrete Hinweise darauf hat, dass Kohfeldt ein schlechter Trainer sei, möge er sich bitte melden. Mir sind keine bekannt.

2.)
Aber klar, doch! Die Bilanz der U23 hat er doch zu verantworten! Und die ist gerade nicht so gut! Das stimmt. Wer das allerdings als Argument gegen Kohfeldt heranziehen möchte, der sollte vielleicht auch berücksichtigen, dass er es dort mit einer Nachwuchsmannschaft zu tun hat, die sich bewusst in einem Umfeld abgezockterer Gegner behaupten zu lernen soll. Mit Betonung auf „lernen“.

3.)
Stallgeruch, Baby! Das Unwort dieser Tage und Wochen! Wenn ich offen reden darf: Wer Stallgeruch und Werders Umgang damit für ein aktuell wirklich großes Problem hält, denkt sehr, sehr kurz. Um einen Gedankengang von weiter oben etwas abzuwandeln: Niemand möge denken, dass Verantwortliche bei Werder wegen einer vorhandenen Werder-Vergangenheit lieber nette Typen einstellen als kompetentere Externe. Weshalb sollte das irgendjemand tun? Da wäre ich neugierig.

4.)
Es gibt aber auch Fakten. Man könnte z.B. mal schauen, wann zuletzt ein Trainer OHNE diesen berühmten Stallgeruch, also ohne eine Werder-Vergangenheit länger als eine Saison erfolgreich bei Werder gearbeitet hat. Soll ich es mal verraten? Die Antwort könnte allerdings Teile der Bevölkerung verunsichern. Es war nämlich 1967. Fritz Langner. Und jetzt alle so: „Wow!“

5.)
Die letzten Versuche externer Trainer auf der Bank hießen Dutt, Magath, Dörner und de Mos. Wenn mir dazu noch was Lustiges einfällt, trage ich es vielleicht nach. Ich glaube aber nicht.

6.)
Wer jetzt darauf hinweist, dass es in der aktuellen Situation unbedingt ein erfahrener Trainer hätte sein müssen, der hätte anderswo in selber Lage vermutlich vehement die Trainerkarrieren von Menschen wie Thomas Tuchel, Julian Nagelsmann, Niko Kovac oder Thomas Schaaf verhindert, die auch alle als Trainertalente anfingen und irgendwann ins Wasser geworfen wurden.

Es gäbe noch weiteres Zeug dazu zu schreiben, aber ich will noch zu ein paar anderen Punkten kommen. In Kurzform. Zunächst mal dazu, dass die Medien, die sich verbal an Kohfeldts kurzer Vertragsdauer rieben und dies als Beleg für mangelnde Wertschätzung des Vereines interpretiert haben einen längerfristigen Vertrag ebenso skandalisiert hätten, nach dem Motto: „Wie können die einem Azubi denn bloß einen so langen Vertrag geben?“ Auf Facebook wird dasselbe Thema aller Voraussicht nach komplettiert durch Worte wie „behämmert“ und eine filigrane Kombination on Wut- und Tränenlach-Emojis.

So ist es auch nach Frank Baumanns Äußerungen zum Thema Trainersuche geschehen, die zu einem Wutgeheul beachtlicher Dimension führten und den Kollegen Marcel Reif dazu brachten, die Geschehnisse bei Werder als „Realsatire“ zu bezeichnen. Das kann man so sehen, und vermutlich würde Frank Baumann seine Worte beim nächsten Mal sogar anders wählen. Man darf es allerdings auch fragwürdig finden, dass in den meisten Artikeln ein Satzteil weggelassen wurde, um Baumanns Worte besser gegen ihn verwenden zu können. Gesagt hat er nämlich vor allem, dass es „in dieser Situation“ bessere Trainer gegeben hätte. Meint: Erfahrenere Trainer. Das ist trotz allem nicht besonders übervorsichtig formuliert, aber es ist dennoch etwas ganz anderes als die bewusst heruntergebrochene Aussage „Werder wollte eigentlich einen besseren Trainer haben!“

Und so ist es momentan immer eine Frage, was man sehen möchte. Florian Kohfeldts Einstand beim 1:2 in Frankfurt endete unglücklich, aber die Mannschaft spielte so gut wie lange nicht mehr. Man konnte das, wie mancherorts geschehen, als „Verpatzten Auftakt“ für den Trainer bezeichnen. Man kann aber auch wahrnehmen, dass die Mannschaft phasenweise sehr gut gespielt hatte. Je nachdem, was man möchte. Dazu zählt auch das von einer Zeitung gewählte Attribut "Sechs-Wochen-Chefcoach Kohfeldt", das das Scheitern einfach schon mal voraussetzte. Wenige Tage vor der Überschrift "Kohfeldts Lösungen bringen die Wende" in derselben Zeitung.

Ich erlebe jede Woche hautnah mit, welche Blüten diese veränderte Medienlandschaft mittlerweile bleibt. Das vogelwilde Kreuz-und-quer-Kopieren von Artikeln der Konkurrenz in der eigenen Publikation. Zerrüttete kollegiale Beziehungen unter langjährigen Berufskollegen, die sich nicht mehr angucken und nicht mehr grüßen. Die interne Verwendung von Worten wie "Vernichtungsfeldzug", wenn es um den Umgang mit der Konkurrenz und dem Kampf um den Erfolg der eigenen App geht, mit der man sehr bald sehr viel Geld verdienen möchte (was natürlich legitim ist). Zynismus, Clickbaiting, in immer mehr Einzelfällen Journalismus auf einem Niveau knapp über der Grasnarbe.

Ich werde mich daran nicht mehr beteiligen. Es ist nicht mehr meine Welt. Und zwar weder die eine, noch die andere Seite. Ich habe keine Lust auf Stammtisch, auf Gepeste, auf Hass und Hetze, auf Lust am Echauffieren. Ich leide und bange mit Werder, aber ich tue das lieber für mich, mit meinen Freunden im und außerhalb des Stadions. Und bin möglichst weit weg. Mehr werde ich zu diesem Thema nicht schreiben, keine Bange.

Auf drei Punkte am Samstag!
Euer Arnd
Go Ahead Eagle
Wieso siehst du Zeigler zwiespältig?
OneFingerSalute
Habe gerade ehrlich gesagt keine Lust, das ausführlich aufzuschreiben. Die Rolle, die er sich meiner Meinung nach mal so, mal so sucht und einnimmt, wie es im gerade passt, nämlich mal Journalist, mal Fan, und wie er dann aus dieser Rolle heraus seine Kommentare abgibt, das stört mich hin und wieder. Zum Beispiel. Das nur als kurze Erklärung.
Go Ahead Eagle
Ok. Ich kenne ihn bloß aus Zeiglers Welt - wo ich ca. 3 x pro Jahr zufällig reinzappe und finde ihn recht sympathisch.
Der Text gefällt mir ziemlich gut, fasst er schließlich die (soziale) Medienlandschaft passend zusammen und kommt im Endeffekt zum logischen Ergebnis. Es ist zwar reichlich enttäuschend, wenn selbst Medienprofis, das Internet / Facebook / die Kommentarspalten den Schreihälsen überlassen, aber mittlerweile ists bloß noch Selbstschutz.
Geoffrey Peterson
Auftaktspiel Russland - Saudi Arabien. Ein Highlight für jeden Menschenrechtler :klugscheiss:

Deutschland mit einer schönen Gruppe. Interessante Gegner und trotzdem ein Weiterkommen natürlich Pflicht.
Mobbi
Geht's nur mir so, dass dieses Jahr die Gruppen extrem abgefahren wirken? Was ja an sich ziemlich cool ist. Freue mich schon auf die Tippspiele.
Woas Sois...
Kann man diesen Kack-Videobeweis bitte abschaffen?
Macht das ganze Spiel kaputt. Warum nicht gleich alles von Google in Echtzeit analysieren lassen? Oder virtuell austragen?

OneFingerSalute
Ja, superdämlich ist das manchmal. Aber mir heute egal. Wir haben in Dortmund gewonnen! Zum ersten Mal seit Ewigkeiten. Mehr als zehn Jahre lang nicht mal ein Pünktchen geholt im Westfalenstadion und jetzt das. Juhu!
Woas Sois...
Hat mich auch gefreut, der Bremer Sieg. :smile:
LarryRansomInferno
Was genau so schön wie die geholten Punkte ist, ist die Tatsache, dass Werder inzwischen wieder Fußball spielt und ein Plan erkennbar ist. Ich war äusserst skeptisch, als ich von Kohfeldts Einstellung hörte, aber bisher lassen er und die Mannschaft diese Zweifel lächerlich wirken. Hoffentlich bleibt das so und ich kann mich noch lange lächerlich fühlen.

Schade allerdings, dass es heute Fin und Juno erwischt hat. Gerade bei Fin sieht es ja übel aus. :sad:
Geoffrey Peterson
Bosz also weg. Hätte mir schon gewünscht, dass er im Pokal noch auf der Bank sitzt :floet:
Mobbi
Man kann die Dortmunder Verantwortlichen nur beglückwünschen. Vor einem halben Jahr den seinerzeit spannendsten Trainer auf dem Markt entlassen und nun den Trainer geholt, der vom abgeschlagenen Tabellenletzten wegen Erfolglosigkeit gekickt wurde. Hört sich nach einem tollen Geschäft an. Bin mal gespannt, wie der Stöger sich da macht. Ich mag ihn ja als Typ, aber ob er das Team in dieser Situation weiterbringt?