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Platten

Alben des Jahres 2018

der_acki
08. Deafheaven - Ordinary Corrupt Human Love
Straight outta San Francisco/USA.
Was macht man mit einer Black Metal-Platte, die zur Hälfte gar keinen Black Metal enthält? Ich würde mal sagen: Trotzdem hören. Wenn wir ehrlich sind, war klar, dass "Sunbather" eine einmalige Sache bleibt. Die Blackgaze-Blaupause wurde von der Band mit den vorherigen Veröffentlichungen in Aussicht gestellt und...naja...besser kann man Marduk und Slowdive nicht verbinden. Das war der Band wohl selbst klar, weswegen "New Bermuda" anschliessend mit seinen Thrash-Einlagen andere Töne anschlug (das Album klappt für mich mittlerweile besser als zum Release). Und nun? Nun gesellen sich J. Mascis und die Pumpkins aus den 90ern mit auf den Friedhof. Wir haben nicht Mitternacht, sondern einen Spätsommerabend. Die Kids skaten draussen noch. Clarke kreischt wie immer, aber ständig bekommt er gesagt, er solle mal chillen. Bis, ja, bis er sogar selbst singt. Dafür steigt sogar mal kurz Chelsea Wolf aus der Gruft ("Night People"). Realistisch ist, dass die beiden Vorabsingles "Honeycomb" und "Canary Yellow" auch die besten Songs hier drauf sind. Noch realistischer ist, dass der Opener im eigenen Kitsch erstickt. Abseits dessen wollen wir uns mal nicht beschweren. Wer macht denn solche Kombinationen grossartig? Soll ich euch mal die konservativen BM-Veröffentlichungen von diesem Jahr um die Ohren hauen?
Powder To The People, 13.12.2018 13:59 #

Natürlich wird Sunbather hier nicht getoppt! Für mich ist das die logische Weiterentwicklung einer genialen Band! Album des Jahres-Kandidat Nr. 1!
Drunken Third
Powdi und Ofsi auf gewohntem Champions-League-Niveau, wenn es um qualitativ hochwertiges und ansteckendes Beschreiben von Musik samt der dazugehörigen Emotionen geht. Passiert hier leider viel zu wenig, auch von mir. Ich werde versuchen, das zu ändern.

Aus Powdis Listen hab ich schon ein wenig quergehört und großartiges entdeckt (MØL!), da bin ich schon gespannt wie der berühmte Flitzebogen auf die HC-Liste.
Und bei Ofsi einige Überschneidungen, die ich auch erst durch seine Anpreisungen entdeckt hatte, vorne weg The Penske File, Cult Leader (was für eine unfassbare Abreibung) und nicht zuletzt unsere gemeinsame Nummer 1, wenn es so etwas dieses Jahr bei mir gibt.
Drunken Third
Edit: Doppelt hält besser.
Und ergänzend: Vielen Dank sowie Respekt an alle, die sich hier die große Mühe machen, so ausführlich über ihre Lieblingsplatten zu schreiben. Ich lese das immer alles mit großer Begeisterung.
der_acki
Edit: Doppelt hält besser.Drunken Third, 14.12.2018 22:59 #

Gerne dreifach!
etienoir
aber ich weiß nicht ob du - oder sonstwer - in meiner liste was passendes findest, welches zu begeisterungsstürmen anregt.-pmh-, 14.12.2018 18:54 #

naja, die rival consoles ist ja schon ziemlich weit oben bei mir dabei.
ancient methods dagegen fand ich furchtbar.
mit der low muss ich mich noch mehr beschäftigen.
die son lux gibt mir bis auf drei okaye stücke wieder nix,
ähnlich die simian mobile disco.
jon hopkins ist auf dem sprung.
die avery steht noch aus.
boygenius ist dann wieder ziemlich fürchterlich :lipsrsealed2:.
ja, so weit erstmal.
etienoir
ich selbst bab jetzt 35 alben zur auswahl, dazu kommen ca 100 durchschnittliche und ca 130 schlechte. außerdem würde ich gerne mindestens weitere 200 noch(mal) testen.

die moderne welt überfordert meinen hang zu komplettismus einfach maßlos.
ThorFromBahnhof
ich bastele noch an einer Reihenfolge. Beim Lesen hier kam mir eben noch ein Kandidat quer, den ich dieses Jahr viel gehört habe, aber unter "Erst spät entdeckt, is ja schon vom letzten Jahr" verbucht habe.
Merke mal wieder wie stark ich dieses Jahr nur Musik aus einer Richtung gehört habe.

Liste samt Erklärungen warum folgt später. In der kommenden Woche. Wenn nicht dann, dann erst 2018.
Powder To The People
Hardcore, badabängbadabumm. Viele honorable Mentions, though.

Hardcore (Noise/Math/Post/Emo/Porn)

Honorable Mentions:

PlasticBag FaceMask - How To Kill A Dead Franchise
Garstiger, hässlicher Prog-/Mathcore, der mein Herz erfreut. Fies blechern produziert und die haben schon einigen Stuff veröffentlicht. Da habe ich nachzuarbeiten.

The Dawn - The World We Knew Is Gone
Beinahe in der Top Ten, aber final doch rausgerutscht, hat mir der Mathcore hier drauf doch mächtig Spass bereitet. Da werden schöne Erinnerungen an die frühen 2000er wach, als sich Bands wie Thumbscrew oder Found Dead Hanging (später Architect, ja, ohne "s" am Ende) ganz ganz dolle selbst weh taten. Song 2: "I Bet You Like Botch, Bitch". Aber Hallo!

Greyhaven - Empty Black
Extrem interessantes Metalcorealbum mit den Eckpunkten Norma Jean und Every Time I Die. Der Sänger switcht unablässig zwischen Cleangesang und Ausbrüchen. Es gibt zwar keine klaren Hits, aber dafür faszinierende Atmosphäre.

Cortez - No More Conqueror
Lange auf das Album der Schweizer gewartet und leider leicht enttäuscht worden. Das einstige Screamogekreische ist mittlerweile manischem Gebell gewichen, ansonsten bleibt es herrlich vertrackter Postmetal/Sludgecore mit mächtig Energie.

Candy - Good To Feel
Sehr beliebtes, relativ straight auf die Fresse gebendes Hardcore-Album dieses Jahr. Stark produziert und mit echter Power versehen, kann es mich zwar nicht auf voller Länge abholen, aber es pumpt zu verführerisch aus den Boxen.

Ken Mode - Loved
Machen sie sich keine Sorgen. Ken Mode zelebrieren ihren komplizierten Noisecore/-rock weiterhin absolut dreckig und mit der Zuverlässigkeit einer Lohnsteuer. "This album makes me wanna rob my own house", liest man. Geht klar.

Leeched - You Took The Sun When You Left
Pechschwarz wie das Cover. Böse bis auf die Knochen. Mehr Midtempo, weniger Grind, mehr Sludge, weniger Chaos. Wenn ich die höre, denk ich mir immer, dass sie Hatebreed kurz auf den Kopf tätscheln und sagen: "Süß, Kleiner. Jetzt lass Papa mal machen."

LLNN - Deads
Zweites Album der Dänen mit fiesem, atmosphärischem Sludgecore respektive Postmetal, der sich immer wieder einer Art Synthesizer-Filmmusik als Teppich bedient, auf den dann nach Herzenslust gekotzt wird. Eines der interessantesten Alben in diesem Sektor dieses Jahr.

Wayste - The Flesh And Bone
Hat bei mir nicht so eingeschlagen, aber ich erkenne den wütenden Hardcore der Leipziger als echt stark an.

Uniform - The Long Walk
Ein Eigi-Tip. Zweites Album und garstiger Noisecore, der Unsane nimmt und in Industrialkeyboards taucht. Dem Sänger wird währenddessen ohne Betäubung ein Nierenstein entfernt. Auf voller Länge echt anstrengend, aber origineller Sound.

Will Haven - Muerte
You know the deal since 1995. Wer den Noisecore der Deftones-Freunde bis heute verfolgt hat, weiss was er bekommt. Wer nicht, sollte sich da mal ransetzen.

Baptists - Beacon Of Faith
Es gab etwas Schimpfe, weil die Band nicht mehr ganz so rigoros crusted. Lächerlich. Als würde man einem Formel-1-Fahrer verbieten auf die Bremse zu treten.

Lace - Human Condition
Mein Nachbar mag den originellen wie aggressiven Hardcore-Punk von Lace dermassen, dass er letztens einen Ziegelstein durch mein Fenster warf um ihn besser hören zu können.

Harm's Way - Posthuman
Einmal Bollo im Jahr muss ja. Also krallen wir uns den veganen Bulldozer-Metalcore zwischen Sepultura und Godflesh, eingesungen von meiner Mutter.
Powder To The People
Hardcore Top Ten

10. The Nietzsche - The Parnassus
Und da waren sie auch schon wieder weg. Dieses Jahr den ungewöhnlichen, ukrainischen Metalcore zwischen Faith No More und Spitfire kennen und lieben gelernt. Dann diese Zusammenstellung ihrer 3 EP's gesuchtet und schon lösen die sich wieder auf. Das ist schade. Mal abgesehen von ihrem Hang die Songs nach geschichtlichen Poeten oder Schriftstellern (mit leichter Persiflierung) zu benennen, servieren sie ein herrliches Allerlei aus Botch-Riffs, variablem Hardcore-Shouting, ungewöhnlichen Gesangsideen und kurzen hymnischen Momenten. Das Ganze in normalen Spielzeithäppchen serviert klingt das eigen und originell. Falls die Herren also nochmal wiederkommen möchten: Mein Zimmer kriegen sie.

09. Birds In Row - We Already Lost The World
Ich brauche nicht mehr viel zu dieser Band sagen. Die Meisten hier kennen sie, viele mögen sie, ich auch. Ich bin kein Überfan, aber wer auch nur im Entferntesten etwas mit Hardcore anfangen kann, wird sich der Energie von "We Already Lost The World" nicht entziehen können. Und das obwohl die Band teilweise so überlegt und "entspannt" agiert, wie noch nie. "We Vs. Us" ist eben näher an authentischem Emocore als an Crustpunk. Wenn "Remember Us Better Than We Are" nach zweieinhalb Minuten in sich selbst zusammen fällt und nochmal dieselbe Spiellänge reduziert dahinspaziert, erzählen sie einem eine andere Geschichte als im anschliessenden Wutausbruch "I Don't Dance". Der Ausklang "Fossils" gönnt sich sogar Postpunk-Gesang mit nur kurzem Crescendo ganz zum Schluss. Eine eigenartige Reduktion, die das Album so wesentlich dynamischer erscheinen lässt. Man merkt, man hat es mit Herzprofis zu tun.

08. Cult Leader - A Patient Man
Siehe Ofsi.
Naja, was willste machen. Als alter Gaza-Fan hechel ich mittlerweile dem Chaos etwas hinterher, aber andererseits sind Cult Leader nun auch keine Abziehbilder nur weil sie vorher in einer Überband gespielt haben. Sie polieren einem die Fresse trotzdem formidabel, jetzt eben mehr mit Blastbeats und Groove. Einige Songs sind sogar wieder etwas chaotischer als auf dem Vorgänger, dafür macht man es sich jetzt zwischendrin am Kamin gemütlich. Wenn der Holzfäller dort gothisch über den Untergang der Welt croont, hat das schon fast was komisches. Zumindest wirken die drei Downer "To: Achlys", "A World Of Joy" und der Titeltrack etwas deplatziert. Aber um es mit den Worten von Jonny Freedom zu sagen:

Ich bin zufrieden.

07. Portrayal Of Guilt - Let Pain Be Your Guide
Da haben sie ja nun alle drauf gewartet. Die Grinder, die "The Wave"-Fans, die Skramz-Fanatiker, die BlackMetalfreaks, die Blackened-HC-Fraktion sowieso. Und was machen POG? Befriedigen alle mit dem Opener "Daymare". Hihi. Kluger Schachzug. Ansage wurde gemacht, ab jetzt haben sie freie Bahn. Und servieren bis zum gruseligen Abschluss "Until We're Dust" tatsächlich keinen Song mehr, der auch nur annähernd an diese Länge rankommt. Soll heissen, dazwischen spielt sich alles im Spannungsfeld eines Bierschisses ab. Und trotzdem kann sich keine der oben genannten Gruppierungen ernsthaft beschweren. Ein düsteres, schmerzhaftes, unbarmherzig polterndes Stück Aua mit Gastrülpsern von Full Of Hell und No Man. So wie wir es uns alle erhofft hatten. Shut up and take my money.

06. NoiSays - s/t
Jetzt alle: "Wir lieben Jazzcore!". Nochmal: "Wir lieben Jazzcore!". Ich hör euch nicht! Wer vermisst The Number Twelve Looks Like You ebenso schmerzhaft wie ich? Ihr, höre ich? Ok, ich bin besänftigt. Number Twelve kommen bald zurück und solange worshippe ich NoiSays. Und wenn die so weiter machen, dann noch weit darüber hinaus. Ihr Debüt ist jedenfalls eine durchgeknallte Spassgranate mit Taktskalen und Bassläufen, an denen Herbert Lesch noch forscht. Dazwischen wird's mal straight punkig oder ambientvernebelt. Oder postmetalinfiziert. Oder oder oder, ach komm, alles in einen Song. Mike Patton ist entzückt. Der macht bestimmt auch nochmal bei denen mit.
Powder To The People
05. Gatherers - We Are Alive Beyond Repair
Und zwischen all dem Chaos und Zerstörung steht hier plötzlich eine Platte, die HC von der anderen Seite beleuchtet. Nämlich vom Post- und Emo- aus. Eigentlich habe ich mich in letzter Zeit etwas aus diesem Genre entfernt, seit die Produktionen nahezu völlig gleich totsterilisiert klingen und jeder zweite Sänger bei The Voice offenbar kein Glück hatte. Aber der Typ hier drauf macht das sehr gut. Angenehmer, nicht überpathetischer Cleangesang, durch Mark und Bein gehendes Top-Of-The-Lung-Screaming. Fliessend ineinander übergehend, so wie es früher mal ein Bert McCracken konnte. Dazu spielt der Rest der Band komplex atmosphärisch, so wie Pianos Become The Teeth es nicht mehr möchten. Und am Ende stellt man fest, dass es hier kaum um Hits geht, so wie es viele Bands nicht mehr verstehen. Stattdessen klebt "We Are Alive Beyond Repair" als homogenes Gesamtwerk mit seiner guten halben Stunde gleichbleibend melancholisch zehrend im Innenohr. Man möchte weinen, weiss aber nicht warum. Ich steh' auf sowas.

04. Frontierer - Unloved / Sectioned - Annihilated
Jepp. 2 Alben von 2 Bands. Warum? Weil es quasi die gleiche Besetzung ist und quasi der gleiche Sound. Man frage mich bitte nicht, warum die Schottländer das brauchen. Wenn wir ganz ganz dolle ins Detail gehen wollen, haben Sectioned vielleicht nachvollziehbarere Breakdowns und klingen weniger steril bzw. per se dreckiger. Das war's dann aber auch schon. Ansonsten gibt's Mathcore in seiner unbarmherzigen Form, mit ganz viel Noise und unangenehmem Elektrogeballer. Mit Reminiszenzen an den Dillinger Escape Plan und Tony Danza Tapdance Extravaganza. Manchmal sogar mit Riffabartigkeiten á la Ulcerate und Konsorten. Dieses Jahr war eine Fundgrube für Freunde solchen Wahnsinns, aber nur selten wurde diese Qualität erreicht. Rein technisch vielleicht sogar überhaupt nicht. Synapsen wem Synapsen gebühren.

03. Vein - Errorzone
Siehe Ofsi.
Was haben die Bekloppten von Vein dieses Jahr aber auch Listen abgeräumt. Nahezu kein Rückblick auf härtere Musik von 2018 ohne "errorzone". Womit? Mit Recht. Dieses hochbrennbare Gemisch aus potentem, technischem Metalcore und einer vertrackten New Metal-Assoziation schiesst von Ton 1 an davon, ohne dass der Rest der Szene überhaupt einen Gang eingelegt hätte. Dabei zähmen sie sich eigentlich. Die vorherigen EP's und Splits boten Cybergrind (unter anderem zusammen mit den brillanten .gif from god). Und nun gibt es druckvollen Midtempo bei "Doomtech" und melancholischen, seltsam an Taproot erinnernden Ausklang im Titeltrack. Zuckerbrot und Peitsche, wenn auch im Rahmen einer offenen OP am Herzen. Der Aufwind, den die Band aktuell bekommt, ist mehr als verdient und ich freue mich wirklich sehr darauf, was da noch in Zukunft kommt. Diese jungen Wilden in letzter Zeit erfreuen mein zynisches Früher-war-alles-besser-Herz.

02. Rolo Tomassi - Time Will Die And Love Will Bury It
Es ist so schön eine Band wachsen zu sehen. Seit dem Debüt verfolge ich das Mädel und die Jungs. Anfangs noch als Dillinger Escape Plan-Version von Horse The Band verschrien, mauserte sich das Quintett von Album zu Album immer mehr zu einer handfesten Grösse im chaotischen Hardcore. Mit "Time Will Die And Love Will Bury It" setzen sie sich selbst eine Krone auf, die ihnen keiner aberkennen würde. Dabei sind es gar nicht unbedingt die rabiaten Ausraster, die Oathbreaker und Co. alt aussehen lassen. Es sind die leuchtend hellen, wundervoll strahlenden Momente, die für Gänsehaut sorgen. Wenn sich "Aftermath" entwirrt und in straighten Alternative Rock mündet. Wenn "Contretemps" die Klangfarbe von The Joy Formidable annimmt. Wenn einer der Übersongs des Jahres, "A Flood Of Light", seinem Namen mit wuchtigem, synthiedurchblutetem Postmetal alle Ehre macht. Wie engelhaft und dämonengleich Eva Spence je nach Notwendigkeit klingen kann, weiss man schon seit langem. Aber so griffig und bezaubernd auf voller Distanz wurde das noch nie umgesetzt. Ach so, wem die 4 Songs von Converge dieses Jahr zu wenig wahren, der darf sich vorstellen, die hätten "Alma Mater" im Repertoire. Passt wie Nagel ins Auge. Rolo Tomassi, the guy who gets away with it. Always.

01. The Armed - Only Love
Was für ein komisches Gefühl wenn man schon nach Ersthörung in der ersten Jahreshälfte weiss, welches Album an der Spitze mitspielt. Dabei hatten sie dieses Jahr heftig Konkurrenz. Ich möchte entgegen dem üblichen Vorgehen meine (einzige) Kritik an dem Album los werden: Warum, Herr Ballou, ist das so produziert? Über Laptopboxen kann man schon den Eindruck bekommen, dass sich drei Pornotabs gleichzeitig aufgehangen hätten. Das Perfide ist nur - man wird das Gefühl nicht los, dass die Band das Verwaschene genau so wollte. Um ein schwer differenzierbares Klangbild zwischen Gitarren und Elektronik zu erzeugen, oder sowas. Somit wusste ich, dass ich das grossartig finde, nur musste ich mich erstmal durch diesen Wust kämpfen. Dann, mit Kopfhörern und besserer Equalizereinstellung, fickte mich die Band beim zweiten Date. Natürlich war ich schon lange Fan, mochte ihr noch ziemlich ETID-iges Debüt und natürlich den Uppercut namens "Untitled". Aber das hier, Freunde - darauf war ich nicht vorbereitet. The Armed sind die wahren Punks. Alle reden von Idles und so, aber was hier passiert scheisst riesige Haufen auf alle Erwartungen. Wenn dich "Witness" mit seiner Deafheaven-meets-Cutting Pink With Knives-meets-Birds In Row-Klatsche Volley nimmt, is' halt vorbei. Dann bist du drin in der Nummer. Bist fasziniert vom NIN-Punk in "Nowhere To Be Found", vom zum Indierock konvertierenden "Fortune's Daughter" oder von "Middle Homes", das klingt als würden Depeche Mode mit den Sex Pistols jammen. Nach drei Tagen Durchsaufen, versteht sich. Auf geniale Weise völlig den Verstand verliert die Band aber im mittig platzierten "Luxury Themes". Ein vertrackter Industrialbeat wird durch's Telefon besungen und paart sich mit einer Postrockgitarre. Hüpft in einen Chorus aus Chaos und Gesang. Schiefes Solo. Danach ähnlicher Vorgang. Bis die Kerle das eh schon auf LSD Filme schiebende Opfer an eine Rakete binden und zum Sound von 100 sich überlappenden NES in den Kosmos schiessen. Wo bin ich? Ich krieg keine Luft! Ist das die Sonne? Komm, wir küssen uns.
Danke an die nur zu Teilen bekannten Mitglieder dieser Genossenschaft (man munkelt, Kurt Ballou sei inoffizielles Mitglied), deren Kollektiv auch live immer mal wechselt. Danke an Ben Koller, der das Album nach dem Genuss von Crank 1+2 eindrummte. Danke an Mutti, die sich beim Bau meiner Ohrmuscheln gut konzentrierte. Danke an The Armed. I have only love to give.

Zuletzt geändert von Powder To The People

eigenwert
Lace - Human Condition
Mein Nachbar mag den originellen wie aggressiven Hardcore-Punk von Lace dermassen, dass er letztens einen Ziegelstein durch mein Fenster warf um ihn besser hören zu können.Powder To The People, 16.12.2018 14:51 #

:lol1:
OneFingerSalute
Muss ich auch noch mal bei einige Sachen bei, die der Powder da gelistet hat. Keine Ahnung, wie es immer möglich ist, dermaßen viel Musik angemessen in sich aufzunehmen, aber wenn die Mutter schon anständige Ohren fabriziert hat, muss man sie natürlich auch nutzen :thumbsup:
Powder To The People
Muss ich auch noch mal bei einige Sachen bei, die der Powder da gelistet hat. Keine Ahnung, wie es immer möglich ist, dermaßen viel Musik angemessen in sich aufzunehmen, aber wenn die Mutter schon anständige Ohren fabriziert hat, muss man sie natürlich auch nutzen :thumbsup:OneFingerSalute, 16.12.2018 16:07 #

Ich war dezent überrascht, dass sich in deiner Top Ten weder Birds In Row noch Rolo Tomassi befanden. Haben die nicht so gklickt bei dir?
OneFingerSalute
Die RT hat mich nach anfänglicher Begeisterung tatsächlich nicht mehr so umgehauen. Keine schlechte Platte, klar, eine sehr gute sogar. Aber eben keine Gesamt-Top-10-Platte. Bei Birds In Row ist es ähnlich. Wobei die schon sehr nah dran war an der Liste. Aber ich dachte, das wäre dann bei mir auch sehr vorhersehbar, gönne ich doch einem etwas weniger bekannten und erwartbaren Album den Vortritt.
DIRTY_PUNK
06. NoiSays - s/tPowder To The People, 16.12.2018 14:59 #

Habe ich gerade bei Bandcamp nachgehört. Klingt sogar für mich interessant, wenn auch wohl nur in kleinen Dosen.
ThorFromBahnhof
so ich fang dann auch mal an mit meiner Top20---step by stück...
verzeiht das englische Geschreibsel, aber ich habe es für ein anderes Forum geschrieben, vielleicht interessiert's ja doch den einen oder die andere.

20. Red Apollo – The Laurels of Serenity (8 tracks / 47 minutes; Moment of Collapse)

Post-metal: A genre ladden with so many follow-ups of follow-ups it’s hard to see the diamonds within all the mediocrity. However, there are bands flying under the radar of so many interested. Just like Red Apollo who combine the usual lengthy songs with chopped-off riffs, floating singular dots and some very well-pointed drum break. The structures are to intriguing that even the most well-heard listener will find it hard not to be drawn into them. The vocals are very good and purvey a picture of a storm raging through an autumn forest shaking of all the leaves so that the narrator is able to walk on those fallen victims towards that little light amid the clearing in an unknown distance. In ancient Rome a wreath of laurel was used to symbolize the victor of an important war. This same applies here, we witness a band who champions all our expectations and our will. Some people might not want to give them a real chance, but once Deathwaters of Acheron kicks in and the gloomy guitar-motif is interspersed with harsh riffs and marching drums, everybody will join in the praise for this band who unfortunately disbanded and left us, their opus magnum.

19. Iskandr – Euprosopon (4 tracks / 45 minutes ; Eisenwald)

Real good albums have real good artwork. It can be simple, it can be complex, it can the colored, it can be black and white, hell it can even be just one color. This idea hit me a few months back when I first saw the cover to Iskandr’s album Euprosopon. The picture of an empty gothic church with only a hint of light coming in really struck me. Only at second glance did it became obvious that we see a few snippets from pictures that are so cleverly combined that one sees it as one single picture. However it doesn’t stop here, as the gothic element might even be seen in some of the music and the lyrics which form a multi-perspective story of a king, his rise and fall, the people’s victory and them living in a land without a ruler. A great story-line that really keeps me interested all the time. But even more impressed is the quality of the music, the use of layers and symbols b this two-piece hell-orchestra. We sometimes hear snippets of chorals, moments of void, whirring guitars, slowly fading guitar noises blending with classical guitar parts, songs interwoven with each other, small singular screams used to represent changes in the story. Truly, a masterpiece that can’t be stopped once put on.

18. Wang Wen – Invisible City (8 tracks / 54 minutes; Pelagic Records)

Great album, great artists, strange title. So many things on this release actually remind me of the sea. Those light, gurgling dots at the beginning of Stone Scissors with the little tinkling of the rain on the surface. The saxophone used to paint like spaces in bright colors. The soft sound of a fisher’s net dropping into the water in Lost in Train Station. Nonetheless, at the same time there are so many pictures connecting the record to city-life. The opening to Daybreak is the old-style roundabout in Coney Island with the theremin-like sounds resembling the wind chasing through it before it all slowly corrodes. The 80s drum patterns in Mail from the River are like a car speeding along a long avenue with the wave sounds like a reminiscence to futuristic movies from the time.

Interestingly all of these pictures never feature people and then at the end it’s clear. The story is told in reverse and the final track Silenced Dalian with all its heavy guitars and shredding riffs is the collapse of buildings and society so the city is finally invisible, because there is no one there to see this former beauty by the sea. No children on the roundabout, no people in the cars are there when the fog lightens up in the Outro. Just no eyes to see it all. Listen to preserve it.

17. Azusa – Heavy Yoke (11 tracks / 34minutes; Indie)

To describe the beauty behind math-core masterpieces is like trying to explain the attraction of a Jackson Pollock to someone who only knows naturalistic paintings. How can you explain that in all those whirlwinds of different drums patterns, beats and fills – many of them seemingly happening at the same time – there is some kind of structure? How to point out that Eleni’s siren-like clean parts are just as charming as her high screams even if they often rival the harshness of the instrumental changes? How to show that the straight forward guitars at the start of Heart of Stone simply contribute as much to the excellence of the song as the fast, chopped-off riffs in the middle and as much as the solo and clean guitar parts after two minutes? Well, you would find it very difficult to explain all of that to someone who prefers Turner over Pollock, but first off you wouldn’t meet him at an exhibit of the Manhattanite just like you wouldn’t meet him at a concert by Azusa. It’d be too much to take in at first glance. Nevertheless, you should invite him and tell him to be patient, after a while his eyes will see behind the chaos and see the beauty behind its feverish appearance.
Crackerman
Lace - Human Condition
Mein Nachbar mag den originellen wie aggressiven Hardcore-Punk von Lace dermassen, dass er letztens einen Ziegelstein durch mein Fenster warf um ihn besser hören zu können.Powder To The People, 16.12.2018 14:51 #

:lol1:eigenwert, 16.12.2018 15:08 #

Japp, ich auch direkt Ganz hervorragend!
Crackerman
Ich kenne erwartungsgemäss von Ofsi und Paudi nichts. Ausser Z&A. Aber ein tolles Stück Arbeit, auch von Eagle :bow:. Da gibt es möglicherweise doch noch eine Überschneidung. Bei der Vortex ist ja eine CD dabei, die lege ich mir nochmal ins Auto.
Und achja, Eagle, Schwarzkamp rezensiert sehr gut ein Coveralbum von Ty Segall. Die eine LP, die ich von ihm habe, hat mich kaum überzeugt, dieses Coveralbum hört sich aber absolut interessant an. Kannst du mir dazu mehr sagen?
OneFingerSalute
Oho, die Thor'sche Liste werde ich bei Gelegenheit genauer betrachten. Jetzt gerade nicht genug Zeit, aber demnächst.
HIRNTOT
Habe die Behemoth inzwischen gehört und mir nach dem zweiten Durchgang gleich geordert. Find ich wirklich fantastisch, sehr abwechslungsreich und vollgepackt mit geilen Stellen. Aber was die verschiedenen Versionen angeht, haben se echt den Vogel abgeschossen. :bekloppt: Zig unterschiedliche Vinyl- und CD-Ausgaben auf verschiedenen Labels, dazu noch mehrere Varianten von Box Sets UND natürlich eine Kassetten-Version.