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Presseschau

fennegk
Übrigens bringen uns selbstkrtische SUV-Fahrer weiter, als E-Auto-Fahrer, die allen Ernstes glauben, ökologisch sinnvolles zu tun und dies auch noch laut hinausposaunen.DIRTY_PUNK, 21.09.2019 18:19
Genau das! :cheers:
pixiesa
Eine meiner besten Freundinnen ist ziemlich radikal ökomäßig unterwegs. Kürzlich hatten wir eine Diskussion warum ein Pflegedienst mit Autos unterwegs ist. Sie meinte, man könne eine Tour mit zehn bis zwanzig Kunden auch mit dem Fahrrad anfahren. Dem Widersprach ich, da ich mir das nach meiner Erfahrung, nicht vorstellen konnte. Als ich sie fragte, warum sie denn einen SUV fährt, war die Antwort: weil ich da höher sitze und alles besser im Überblick habe. Soll sie doch an ihrer kognitiven Dissonanz ersticken (falls sie jene überhaupt entwickelt) Das hat mich echt wütend gemacht.
fennegk
Das ist ein oft vorgetragenes Argument von SUV-People und so sehr mir das eher egal ist - gleichwohl nicht unpraktisch -, hat doch aber auch das seine Berechtigung. Wie auch ältere Zeitgenossen, die eben des Ein- und Aussteigens wegen die erhöhte Bauart vorziehen.
Allerdings muss man auch sagen, dass es ja auf den SUV ankommt: In diesem Genre finden sich ein Dacia Duster ebenso wie ein Mercedes GLE oder ein Audi Q7.

Ob jemand 'nen hochmotorisierten A8 quattro mit dickem Turbodiedel fährt oder 'nen Skoda Octavia ist im Limousinensegment bezogen auf die Umwelt und fahrerische Notwendigkeit ebenfalls argumentativ nicht völlig egal.
Allerdings gebe ich zu, dass man so dann auch eher Korinthen kackt - mea culpa!
:wink:

Fragwürdiger ist eher Wein zu trinken und Wasser zu predigen; auch weil die meisten Pflegekarren ja Polo- bis maximal Golf-Klasse sind.
etienoir
um mal ein paar zahlen ins spiel zu bringen:

1. es wird ja immer wieder argumentiert, dass der deutsche anteil an emissionen ein fliegenschiss an den weltweiten emissionen, und insbesondere zb im vergleich zu china sei. absolut mag das stimmen (d/jahr 8-900 mio t vs ch/j 11 mrd t), in relation zum bevölkerungsanteil wendet sich das blatt und zeigt ein deutliches potenzial für einsparungen bei uns:
- d pro kopf und jahr 9,6 t
- ch 7,6 t
- weltweit 4,8 t
- nötig zur einhaltung des 2°-ziels wären 2 t

2. co2-äquivalente emissionen in deutschland nach sektoren
- energiewirtschaft 38%
- industrie 21%
- verkehr 18%
- private haushalte 10%
- landwirtschaft 8%
- handel/gewerbe 4%
- abfall 1%

daraus ergeben sich anregungen zum einsparen für den einzelnen:
- wechsel des energieanbieters
- punkt 2 ist für den einzelnen schwer greifbar, es handelt sich va um metallproduktion, chemieindustrie und mineralische produkte
- sehr großes einsparpotenzal: 96% der rein innerdeutschen emissionen in diesem sektor entfallen auf straßenverkehr (individual und güter). grenzüberschreitend kommen dann vor allem flugreisen und kreuzschifffahrten hinzu.
- heizung und warmes wasser. auch einiges an potenzial für den einzelnen - 1° geringere raumtemperatur, dafür vielleicht pulli statt t-shirt bringt schon ne menge
- hier ist letztlich der fleischkonsum ausschlaggebend (methan und lachgas bei "produktion", kohlendioxid bei transport und kühlung)

mir persönlich ist der punkt verkehr auch aus anderen gründen besonders wichtig: neben weiteren emissionen (feinstaub, durch abrieb mit abstand größte quelle von nanoplastik! und weiteres ...) und der lärmbelästigung kommt da besonders der flächenverbrauch zum tragen. wenn man in städten mal die augen öffnet, fällt einem erst auf, wie sehr das gesamte bild von autos dominiert wird. es gibt kaum einen zentimeter, wo die straßenränder nicht dicht gepflastert mit parkenden autos sind. auf den straßen selbst sind kaum noch stoßzeiten auszumachen - außer vielleicht nachts herrscht zumindest auf den etwas größeren straßen immer ein overkill. und selbst nebenstraßen werden immer häufiger als vermeintlich schnellere nebenrouten benutzt. kein wunder, dass das öffentliche leben sich mehr und mehr zurückzieht oder auf shoppingmalls und künstliche parks begrenzt. wie viel angenehmer wäre das stadtleben, wenn städte weitgehend autofrei wären?! natürlich ist das auch eine frage der infrastruktur (sinnvoller, günstiger und komfortabler öpnv sowie mehr raum für fahrräder und fußgänger (und skater! tretroller in dieser form bitte nicht), liegt zu einem mindestens ebenso großen anteil aber auch an jedem einzelnen!

aus diesen gründen graut mir auch ein wenig vor dem austausch von verbrennungs- durch elektromotoren - dann werden diese massen und noch viel mehr auch noch ein nicht gerechtfertigtes reines gewissen haben.
Alphex
Pro Kopf juckt. Grüße.
fennegk
Wir verbrauchen pro Kopf zwar nicht wenig, sind aber weltweit betrachtet nicht allzu viele; gleichwohl: Steter Tropfen hölt den Stein - das gilt für Verschmutzung im negativen, wie ökologischeren Lebenswandel im positiven.
Irgendwo dazwischen liegt die goldene Mitte und wie toll wäre es, wenn jeder einfach a bisserl schaut, was er tun kann und das dann auch tut. Leider illusorisch.

Hinsichtlich des Verkehrsproblems: Eti, da bin ich ganz bei dir.
Selbst eine Maximalforderung wie "Sperrung der Innenstädte für den Individualverkehr (ausgenommen Anlieger und Lieferverkehr*)" würde ich da voll und ganz mittragen, zumal die ein oder andere Stadt historisch gewachsen gute Ansätze bereits baulich für so etwas vorweist.
Bestenfalls sehe ich aber tatsächlich, dass der Verbrennungsmotor verbrannt und die E-Ladesäulen dann den Ton angeben werden - wundern würde es beim E-Mobilitätshype nicht.

Wie so oft: Es bräuchte halt ein wirklich großes und strukturiertes Gesamtkonzept, das dann auch umgesetzt und nicht von Einwänden und Meckereien durchkastriert wird. Dazu aber leider reicht der politische Wille nicht und - machen wir uns nichts vor - das Volk will doch letztlich auch nicht...
...klar gibt's die FFF-Massen, dann vielleicht noch ein paar mehr, die halt nicht auf die Straße gehen; darauf folgen dann die Nichtverzichtler, die Ablasshandel betreiben und 'nen Pfänzling pro geflogener Meile mit fünf Cent sponsern; dann die egalen und die, die wegen der Überberichterstattung einfach keinen Bock mehr auf die Nummer haben; abschließend die Leugner und Verweigerer.

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*gerne auch den Online-Lieferverkehr vor die jeweilige Haustür... sollen die zeitarmen Powershopper doch zur heillos überlasteten Postfiliale.
Woas Sois...
Wenn man jetzt in Deutschland alle Kohlekraftwerke herunter- und dafür die AKWs wieder rauffährt, dann hätten wir doch unser Ziel bis 2030 jetzt schon geschafft?

Hmm, Klimakollaps können wir uns gar nicht leisten, Nuklearexplosionen hatten wir schon hunderte :hm:
Gibt's überhaupt noch schöne Optionen?
DIRTY_PUNK
Sind in den Zahlen die Emissionswerte von Gütern, insbesondere Konsumgütern, enthalten, die nach Deutschland importiert und hier verbraucht werden?
Woas Sois...
Vorsicht, wir sind Exportweltmeister. bei der Berücksichtigung würden wir uns schönrechnen :klugscheiss:
Harry Gant
Eine gute und die meiste Zeit auch gut geführte Diskussion.
Ich könnte so viel hinzufügen, aber aktuell geht es mir wie Ofsi.
Weder Zeit + Nerv
Drunken Third
Nochmal kurz zu Etis Zahlenspielerei: Zählt nicht letztlich doch hauptsächlich die absolut ausgestoßene Schadstoffmenge? Ich verstehe die Intention hinter dem Beispiel, aber letztlich hilft ja nur das gemeinschaftliche Ziehen der Reißleine.
Aber nochmal: Natürlich, und so weiter.
Alphex
Nochmal kurz zu Etis Zahlenspielerei: Zählt nicht letztlich doch hauptsächlich die absolut ausgestoßene Schadstoffmenge? Ich verstehe die Intention hinter dem Beispiel, aber letztlich hilft ja nur das gemeinschaftliche Ziehen der Reißleine.Drunken Third, 21.09.2019 22:22 #


Eti, versteh das nicht als Psychologisierung. Aber es wirkt ein bisschen so, als ob du gerne das "richtige Leben im Falschen" haben würdest. Also du gerne davon ausgehen würdest, dass jedes Individuum was tun kann. Und dass man im Alltag schon Gutes und Richtiges tun kann, und nicht nur Fliegenschisse.

Ich sehe außer wirklich radikalen Änderungen im Gesamtprozess aber keine ausreichende Möglichkeit, dass sich ausreichend viel ändert. Und da radikal, wird die wohl notfalls revolutionär kommen müssen. Denn "one world" Gefasel hin oder her: Die Reichen wohnen nicht an der Küste. Die Reichen haben Bunker und Pläne für den Kollaps. Die Reichen wohnen schon jetzt nicht in den Straßen, wo es laut und dreckig ist. Das betrifft bei weitem nicht alle gleichermaßen, was hier kommen wird.
Woas Sois...
Ich verstehe mittlerweile immer mehr Couplands Generation X Buch.
Wie der Protagonist, selbst befremdet aber angetan von den modernen Möglichkeiten, meint: Er könnte wie ein Mad Max Survivor leben, Lagerfeuer und flirrende Natur, aber verzweifeln, wenn er dabei ein Flugzeug am Himmel sähe.
Alphex
Ich verstehe mittlerweile immer mehr Couplands Generation X Buch.
Wie der Protagonist, selbst befremdet aber angetan von den modernen Möglichkeiten, meint: Er könnte wie ein Mad Max Survivor leben, Lagerfeuer und flirrende Natur, aber verzweifeln, wenn er dabei ein Flugzeug am Himmel sähe.Woas Sois..., 21.09.2019 23:28 #


Den musste nun erklären bitte.
etienoir
natürlich zählen letztlich die absoluten emissionen, aber auch da stehen wir keinesfalls gut da, schaut man sich den internationalen vergleich an (alle meine zahlen sind übrigens selbstverständlich ohne gewähr, je nach quelle schwanken die auch etwas, tendenzen sind aber belastbar):

01 china 29.3%
02 usa 15.4%
03 indien 6.3%
04 russland 4.9%
05 japan 3.5%
06 deutschland 2.3%

nächstes europäisches land in der liste ist uk auf platz 15 mit 1.2% und etwa der hälfte an emissionen im vergleich zu unseren.

ebenso klar ist aber auch, dass china und usa zusammen bereits für fast die hälfte der emissionen verantwortlich zeichnen.

ich werde aber niemals verstehen können, wie man angesichts solcher zahlen resignieren kann. es hat doch überhaupt keinen sinn, auf etwas zu verweisen, was man selbst nur schwer ändern kann. und dann gleichzeitig die eigenen möglichkeiten – mögen sie im vergeich auch noch so gering wirken – mit dieser begründung nicht nutzen? so eine einstellung ist für mich völlig absurd und nur schwer nachzuvollziehen.

zudem ist der klimawandel ja keine frage des entweder/oder – er ist ja bereits in vollem gange und wird auch aufgrund der trägheit des systems für jahrhunderte nicht mehr aufzuhalten sein. die frage ist, wie stark wird er ausfallen? wenn wir das 2°-ziel nicht erreichen (was schlimm wäre, aber sehr wahrscheinlich ist), setzen wir uns ein 3°-ziel oder so. mit jeder zusätzlichen erwärmung steigt die wahrscheinlichkeit von für uns katastrophalen zuständen in exponentiellem maße! daher ist tatsächlich auch jeder beitrag – und sei er noch so klein – absolut notwendig!

im übrigen unterschätzt man die eigenen möglichkeiten auch leicht. greenpeace hat zb eine liste von 10 privaten, sehr einfachen maßnahmen aufgestellt (unten auf der seite). folgt man diesen, reduziert man seine durchschnittliche emission gleich mal um die hälfte. (und rettet damit ein affenbaby – ja, ich weiß – aber hey: es ist ein affenbaby!)
Drunken Third
ich werde aber niemals verstehen können, wie man angesichts solcher zahlen resignieren kann. es hat doch überhaupt keinen sinn, auf etwas zu verweisen, was man selbst nur schwer ändern kann. und dann gleichzeitig die eigenen möglichkeiten – mögen sie im vergeich auch noch so gering wirken – mit dieser begründung nicht nutzen? so eine einstellung ist für mich völlig absurd und nur schwer nachzuvollziehen.etienoir, 22.09.2019 06:49


Wer sagt denn hier sowas?
Woas Sois...
Ich verstehe mittlerweile immer mehr Couplands Generation X Buch.
Wie der Protagonist, selbst befremdet aber angetan von den modernen Möglichkeiten, meint: Er könnte wie ein Mad Max Survivor leben, Lagerfeuer und flirrende Natur, aber verzweifeln, wenn er dabei ein Flugzeug am Himmel sähe.Woas Sois..., 21.09.2019 23:28 #


Den musste nun erklären bitte.Alphex, 22.09.2019 01:39 #


Nun, so ungefähr: Ich wäre bereit und fähig mit wesentlich weniger an Materiellen auszukommen. Würde mich aber ziemlich veräppelt fühlen, wenn hoch oben bei den Herrschaften alles normal weiter ginge. Der Pöbel nimmt Bus & Bahn, während Mr & Mrs Above ihren Außenpool im Winter auf 26°C heizen.
Candymaterie
wie sind denn die Emmissionen pro Kopf der Bevölkerung? China hat schließlich ne Milliarde Menschen, Deutschland nur 88 Millionen!
Candymaterie
oder besser die absoluten Zahlen pro Land?
Candymaterie
und auch die der Autofahrer und Flugzeuge etc...