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Dekaden-Charts - die Neunziger

-pmh-
Wo kam denn die REM vor? Ich les eigentlich regelmäßig hier drin, aber die ging mir wohl unter. Der Text dazu würde mich interessieren.Amano, 05.05.2020 10:23 #


du brauchst eigentlich nur auf das (-pmh-, 05.05.2020 09:56 #) # in meinem zitierten beitrag klicken, dann bist du flugs beim originalbeitrag von woas - oder - um es für dich noch einfacher zu machen:



R.E.M. - Automatic for the People 1992, Warner Records

Man ist 18, hat seine Deutschpunkphase hinter sich, schnuppert am extreme Metal, tastet im Alternative rum und was erwischt einen kalt? Ein Poprock-Album, wertig produziert von damals schon älteren Herrschaften (Man war 18).
Aber schon der erste Song Drive verströmte ein Hallo? Gefällt dir doch eigentlich? Zier dich nicht, tut nur beim ersten Mal weh. Ich verstehe dich.

Tja, ich schätze jeder hier kennt einen Song von der Platte. Instant im Hirn präsent.

Anspieltipp: IgnorelandWoas Sois..., 04.05.2020 16:26 #
-pmh-
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autechre - "tri repetae" (1995)


dgs7r. we3q0wrgs1dg. v5sdfewq. cv dos8afwweqwe9. versteht ihr nicht? keine sorge, auch bei diesem album werden die meisten nur unzählige fragezeichen im kopf haben wenn sie es hören. vertonte mathematik, die zwischen den primzahlen slalom fährt - abstrakter wie gebrochener IDM der sich zum ziel setzt, niemals, dafür nie ohne groove oder dub ins ziel zu kommen.
mutige ohren dürfen jetzt zur kontrolle rotar konsumieren;
zur entspannung empfehle ich danach down under rsdio.
falls danach noch fragen offen sein sollten rate ich zum tieferen eintauchen in den umfangreichen autechre-kosmos!

Zuletzt geändert von -pmh-

-pmh-
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neurosis - "times of grace"(1999)

postmetal, eine spur luftiger und an den richtigen stellen mit stilfremden federn versetzt - das sechste album ToG markierte eine teilweise abkehr vom alles zermalmenden, undurchdringlichen sound der letzen werke - und das war wohl eine richtige wie notwendige maßnahme, weil, mehr abgrund ging nicht mehr....
keine sorge, whimpy klangen neurosis auch anno 99 nicht - wer sich bei martialischen brocken wie the last you´ll know noch wohl vor seinen boxen fühlt, isst vermutlich zum frühstück auch cornflakes aus dem schädel von dave grohl.
und wer danach immer noch nicht genug hat, sollte sich um eine zweite anlage bemühen & das in einem aufwisch veröffentlichte "grace" von tribes of neurot (quasi das alter ego von neurosis) mitsamt "times of grace" GLEICHZEITIG abspielen: man lausche dabei nur den wohligen klängen der endzeitballade end of the harvest & der weltuntergang kann kommen.

Zuletzt geändert von -pmh-

Donnerjakob

TindersticksThe First Tindersticks Album (1993)

#6

Mit neunundzwanzig und eine Woche vor der häuslichen Quarantäne dämmerte mir etwas, was noch nie zuvor war: Nur weil die Menge in der Bar jünger wird, heißt das nicht, dass ich es werde. Ich erhaschte einen Blick auf meinen zurückgehenden Haaransatz und für den Bruchteil einer Sekunde betete ich, dass ich nicht im selben Thekenspiegel sitze. Es ging noch weiter: Meine Kollegen und Verwandten sind alle bis zu einem bestimmten Grad aufwärtsstrebend, haben schon eigene Familien. Wenn man mal was von ihnen wollte, dann hatten sie nur selten eine Hand frei, da ihre Zeitpläne weniger offen sind als meine. Diejenigen, die hier oft herumhängen, werden wohl immer breiter. Ich muss betrunken gewesen sein - "Turn my whiskey into water", singt Stuart Staples und ich bemerke einen gewissen Frieden in der Stimme. Ich hab mich wohl zu stark mit den Tindersticks identifiziert, entschuldigt, aber sie lösen all diese Probleme, indem sie einfach aufgeben. Staples erzählt derweil von einem Dutzend gescheiterter Beziehungen: "Was there once something so pure that left me whole and precious? But now, broken, wondering. Everything I crave I become, everything I left forgotten, everything I love I become. Cos that’s what happens when you reach the bottom." Die blauen Flecken erheben sich und erinnern uns gleichermaßen an die fucks und kiss-offs. Die Dramaturgie erstreckt sich exzellent auf die Musik der Band. Als gescheiterte Musiker mieteten sich Tindersticks ein Haus im Stadtteil Kilburn und richteten sich in der Küche ein Studio ein. Das Unglück brachte sie wieder in Schwung, denn jeder Song war von Hand gefertigt und poliert. "Her" beginnt mit einer gespenstischen Gitarre bis es in in wirklich kathartischen Pop seinen Höhepunkt erreicht. Die alten Liebhaberinnen würden wohl spätestens jetzt nicht mehr zu Tür reinkommen. Staples leert sein Glas und wundert sich warum der Whiskey seine Stimme so laut hallen lässt: "Scared of my shadow, afraid of myself. Never thought I could be so shallow, resort to playing a man."

Vor zehn Jahren fand ich das Debütalbum der Tindersticks mit der tanzenden Frau im rotwallenden Kleid darauf zu schläfrig. Jetzt liebe ich die schrägen Töne, die ungestimmten und kreischenden Gitarren, die schrillen Trompeten, die leise und zarte Stimme von Stuart Staples; denn das alles trägt zum Grundgefühl von Triumph durch Trostlosigkeit bei, dem Gefühl, keinen wirklichen Platz in der Welt gefunden zu haben. Wie die meisten meiner Freunde werde ich mich wohl mit den Bedingungen des Lebens versöhnen müssen. Für den Rest von uns gibt es zum Glück das Debütalbum der Tindersticks, mit der tanzenden Frau im rotwallenden Kleid.

Prätentiöser Genießertipp: Wartet bis es dunkel wird und hört euch gerührt von einem Abend, in dem sowas wie Magie liegt, diese Platte zu einem Glas Whiskey oder Rotwein an.
fennegk
Peter feiert Neurosis... voll aus der Zeit gefallen.
Go Ahead Eagle
Was ein wunderbarer Text zu den Tindersticks.
Da ich bloß ein anderes Album von ihnen kenne, bedanke ich mich für den Hinweis.

Und wenn wir hier einen Literaturpreis vergeben: meine Stimme hast Du.
Harry Gant
Tindersticks :hm:
Noch so eine Band mit der ich mich schon lange beschäftigen wollte.
Also danke fürs erinnern.
Woas Sois...
MC 900 Ft. Jesus - One Step Ahead Of The Spider 1994, American

Wo kam das her? Ich glaube MTV. Was soll das? Ein studierter Musiker widmet sich allen Facetten zwischen Cool Jazz, HipHop, Spoken Word und Experimenten. Eine Hassplatte für jedes Aggro-gepolte Hirn. Das fließt dahin als hätten Steely Dan für Nas die Songs geschrieben, dargeboten von der Miles-Coltrane-Backcombo. Ich glaube, mir ging's gut damals.

Anspieltipp: New Moon
Woas Sois...
Schöne Texte in der 90er Ausgabe bis hierhin :smile:
(Obwohl ich beim Durchgang meiner Kandidaten ein Gefühl von Nostalgie aufkommen fühlte. Ist schon gefährlich lange her mittlerweile, die 90er.)
Flabes2000
Was ein wunderbarer Text zu den Tindersticks.
Und wenn wir hier einen Literaturpreis vergeben: meine Stimme hast Du.Go Ahead Eagle, 06.05.2020 16:15 #

Isso.

Dezember 1993. Das Luxor in Köln bietet für 100,- DM die Luxor-Gold-Card an. Quasi eine Dauerkarte für alle Konzerte welche im Luxor stattfinden. Für ein Jahr.
Ende Dezemer 1993. Der Musik-Express 01/1994 erscheint. Platte des Monats: Tindersticks
Die Platte hatte ich mir als CD zugelegt. Die Besprechnung sagte etwas von Sterne im Folk-Rock Himmel und davon, daß wenn REM und Michael Stipe schlau wären, müssten sie die Tindersticks für die nächste Tour als Support engagieren.
Klein Flabes ruft im Luxor an und lässt sich dank Gold-Card auf die Besucherliste des Tindersticks-Konzert setzen.
Und erlebt dann einen magischen Folk-Abend wie noch nie. Was Staples und Band an diesem Abend auf die Bühne zauberten hatte mit dem Folk den ich bis dahin kannte aber auch garnichts zu tun.

Leider war jedoch nach dem Reinhören in die zweite Platte der Band die Liebe schon wieder verblasst. Die Tindersticks und ich fanden dann auch nicht wieder zueinander. Lag sicherlich an mir.
-pmh-
Sentimental kann man auch bei/mit The Downward Spiral werden, aber das ist dann schon eine ganz spezielle Art ebendessen. Lange jedenfalls fiel mir die Entscheidung schwer, denn "The Fragile"/"We're In This Together" waren Initialritual, aber... das Werk als solches wiegt: Und hier also der Ritt hinunter mit einer Vehemenz, die bis heute ihresgleichen sucht.

Und weiteren Ersatzes bedarf es dann auch nach The Shape Of Punk To Come, dessen "New Noise" man vielleicht togenudelt überspringen will, aber auch dann noch einer chimerical bombination in 11 bursts sich gegenübersieht. Selten war ein (bescheuerter) Titelzusatz so trefflich wie hier.

Aber man war ja jung und hat dennoch eben erst viel, viel später von diesen Schotten erfahren, deren Come On Die Young einem formidabel-famosen Debüt noch ein paar mehr Zacken in die Krone setzen konnte.
Andere von der Insel (Muse) waren tatsächlich qua Debüt und damit Showbiz im Ohr, wobei mich erst "Uno" so recht kicken konnte und ich womöglich eher dem in mancherlei Hinsicht größeren Nachfolger gewogen bin... doch auf dem Erstling ist da überall der Esprit neuen Hungers.

Ein bisschen so, aber ganz in die andere Richtung: Die ungestüme Wucht von The Mosquito Control EP geht halt im Teenager-Alter mal so gar nicht. Damals. Kam viele Jahre später.
Und selbst da erst so einige Zeit nach dem Einstieg mit "Panopticon".
Doch wenn man sich einfach unvoreingenommen von "Poison Eggs" gefangen nehmen lässt...fennegk, 04.05.2020 03:36 #


ach da ist die (bereits für mich vorsortierte) gebrauchsliste von fennegk! dachte das wären :klugscheiss: -kommentare zu dem ganzen unternehmen oder so. bei manchen bands nehme ich dann doch das etwas andere album, danke.
Amano
Super Text zu den Tindersticks, Peter :bow:

Das war meine erste von denen, mal vom Grabeltisch mitgenommen, weil ich dachte diese Band muss man im Regal stehen haben.
War/ist allerdings n super Album!
fennegk
Sentimental kann man auch bei/mit The Downward Spiral werden, aber das ist dann schon eine ganz spezielle Art ebendessen. Lange jedenfalls fiel mir die Entscheidung schwer, denn "The Fragile"/"We're In This Together" waren Initialritual, aber... das Werk als solches wiegt: Und hier also der Ritt hinunter mit einer Vehemenz, die bis heute ihresgleichen sucht.

Und weiteren Ersatzes bedarf es dann auch nach The Shape Of Punk To Come, dessen "New Noise" man vielleicht togenudelt überspringen will, aber auch dann noch einer chimerical bombination in 11 bursts sich gegenübersieht. Selten war ein (bescheuerter) Titelzusatz so trefflich wie hier.

Aber man war ja jung und hat dennoch eben erst viel, viel später von diesen Schotten erfahren, deren Come On Die Young einem formidabel-famosen Debüt noch ein paar mehr Zacken in die Krone setzen konnte.
Andere von der Insel (Muse) waren tatsächlich qua Debüt und damit Showbiz im Ohr, wobei mich erst "Uno" so recht kicken konnte und ich womöglich eher dem in mancherlei Hinsicht größeren Nachfolger gewogen bin... doch auf dem Erstling ist da überall der Esprit neuen Hungers.

Ein bisschen so, aber ganz in die andere Richtung: Die ungestüme Wucht von The Mosquito Control EP geht halt im Teenager-Alter mal so gar nicht. Damals. Kam viele Jahre später.
Und selbst da erst so einige Zeit nach dem Einstieg mit "Panopticon".
Doch wenn man sich einfach unvoreingenommen von "Poison Eggs" gefangen nehmen lässt...fennegk, 04.05.2020 03:36 #
ach da ist die (bereits für mich vorsortierte) gebrauchsliste von fennegk! dachte das wären :klugscheiss: -kommentare zu dem ganzen unternehmen oder so. bei manchen bands nehme ich dann doch das etwas andere album, danke.-pmh-, 06.05.2020 20:22 #
Einen zweiten hysterischen Ausfall könnte ich vor mir selbst nicht verantworten. :wink:
Bleibt dennoch die Frage: Welches etwas andere Album bei manchen Bands denn?
Crackerman
The Cramps – Look Mom No Head



Genau. The Cramps. In Höchstform: Nur Hits und dazu noch Sahnehäubchen Iggy Pop als Gastsänger auf dem besten Stück. Warum gab’s diese Kombination nicht öfter? Wenn man Iggys Platten mit Sum 41 oder mit Josh Homme damit vergleicht ...DIRTY_PUNK, 04.05.2020 20:40 #


Mr. Dirty Punk, Sie sind fürwahr ein guter und weiser Mann.

Ansonsten freu ich mich das hier bereits einige Crypt Bands genannnt wurden und speziell die Destroy Oh Boy von den Turks. Der Polarstern meines Punk'n'Roll Firmamemnts :)lux_interior, 05.05.2020 10:13 #

Ein aussergewöhnlich schönes Bild :thumbsup:.
Ich kann zu praktisch keiner Liste groß feedbacken, aber die Schmuddelpunk-Liste überrascht und erfreut mich. Look mom no head ist definitiv meine Lieblings-Cramps und dann sehe ich völlig unerwartet Kyuss und Gun Club. Dinosaur Jr. und TJAMC sind auch vorbildlich, aber schon eher erwartbar. Ausserdem wird veröffentlicht, daß Motorpsycho einen Platz in den Top3 einnimmt. Das hätte ich wirklich niemals gedacht und zeigt mal wieder, wie offen hier alle sind :thumbsup:.
Crackerman
Meine Liste ist auch auf die Alben fokussiert, die mir damals quasi den Weg zu allem anderen geebnet haben. Daher auch keine Monster Magnet, Kyuss, Deftones, Fumanchu undundund in meiner Liste, da ich das alles erst etwas später entdeckt habe.dacla, 04.05.2020 12:26 #

Ja so in etwa wäre mir das (vom aktuellen Dacla (ich frag jetzt einfach mal:was bedeutet der Name?)) nachvollziehbarer erschienen :wink:.
Crackerman
R.E.M. - Automatic for the People 1992, Warner Records

Man ist 18, hat seine Deutschpunkphase hinter sich, schnuppert am extreme Metal, tastet im Alternative rum und was erwischt einen kalt? Ein Poprock-Album, wertig produziert von damals schon älteren Herrschaften (Man war 18).
Aber schon der erste Song Drive verströmte ein Hallo? Gefällt dir doch eigentlich? Zier dich nicht, tut nur beim ersten Mal weh. Ich verstehe dich.

Tja, ich schätze jeder hier kennt einen Song von der Platte. Instant im Hirn präsent.

Anspieltipp: IgnorelandWoas Sois..., 04.05.2020 16:26 #

Superalbum, keine Frage. Kommt bei mir allerdings knapp hinter Monster.
Crackerman
Harry, könnte sein, wir haben 2-3 Überschneidungen.
Bis sagt mir gar nichts, mal schauen ob es das online gibt.

Monster Magnet – Spine Of God 1991, Glitterhouse

Hier gilt immer noch der Satz vom Backcover: It's a satanic drug thing, you wouldn't understand

Hawkwind-Sabbath-Stooges Gitarren, Psychedelic wie ein Bogen Löscher, dazu eine Begleitung tight wie ein Rudelbums. Und einige der geilsten Riffs der Rockgeschichte. Wyndorf war hier der MC in seinem eigenen Drogen-, Comic- und Rockuniversum.

Anspieltipp: Nod SceneWoas Sois..., 03.05.2020 21:58 #

Auch: Weltspitzenalbum. Ob ich die oder Fennes Powertrip präferiere, ist Tagesform. Und Superjudge gäbe es auch noch :klugscheiss:
Crackerman
Und nochmal zu Metallica: das sind zwei verschiedene Bands. Die auf dem Schwarzen und die davor. Mit verschiedenen Fans, die sich unversöhnlich gegenüber stehen :wink:. Ich spiele im Team Schwarz und kann mit keiner der vorigen etwas anfangen. Zweitbeste ist für mich Load er hat Jehova gesagt :floet:.
Wenn ich alles richtig gelesen habe, verfügen wir mit Olsen über eines jener echt seltenen Unikümmer, die beide Bands super finden. Das wäre dann die benötigt Ausnahme, die meiner Theorie zur Allgemeingültigkeit verhilft :klugscheiss:.
Go Ahead Eagle
Ich bin überrascht, dass es Menschen gibt, die Metallica hören, aber mit der Master of Puppets nix anfangen können.
Crackerman
Und noch die Liste aller Alben aus der AuswahlHarry Gant, 03.05.2020 21:21 #

Da findet sich dann doch so einiges, zu dem wir mal ein :cheers: leeren könnten :smile:.