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Und sonst...

ich denk grad...

Alphex
Es ist völlig okay, Mitleid zu haben. Frage ist halt, mit wem. Wenn Künstler/innen primär die Miete zahlen wollen, verstehe ich es aber nur bedingt. Man wird IMO Künstler/in, weil man die Kunst an den Mann bringen will. Wenn dem NICHT so ist, sollte man eher die Beamtenlaufbahn einschlagen. Vielleicht bin sogar in dem Fall ich zu sehr liberal, da ich halt schon der Meinung bin, für individuell getroffene Entscheidungen kann man auch individuell gerade stehen. Der Obdachlose leidet ja eher unter einem strukturellen denn individuellen Problem. Es ist natürlich ein Luxus, zu sagen "ich will aber Kunst machen und nicht Excel-Tabellen". Ob es das sein sollte ist eine andere Debatte. Der Obdachlose hingegen hat kein Luxus-, sondern ein Existenzproblem.

Jetzt klarer?
Amano
Ich lese hier nur schwarz-weiß. Entweder Künstler oder Beamter. Ist doch Mist.

Ja, Künstler treffen die Entscheidung Musik zu ihrem Beruf zu machen. Das entbindet sie aber nicht davon, Miete, Nahrung usw zahlen zu müssen.

Und damit Musik weiterhin ihr Beruf bleiben kann, suchen sie eben Wege, um das Geld für den Rest zusammen zu bekommen. Mit Musik allein geht das halt bei den wenigsten.

Und da sehe ich absolut kein Problem mit Patreon. M.I.A. Ist da zum Beispiel auch. Hat sie‘s nötig - nö, deshalb spendet sie die kompletten Patreon-Einnahmen.

Ich habe auch nie geschrieben, dass diese Künstler primär wegen der Kohle bei Patreon sind. Es geht ihnen sicher um die Musik, aber wenn du sie eben fragst: „ich hör deine Musik eigentlich gar nicht, würde dir sber trotzdem jeden Monat was zahlen“ - soll er dann tatsächlich sagen: äh, lass mal Digga, ich will nur Hardcore-Fans in meiner Patreon-Gefolgschaft“
Alphex
Ja, Künstler treffen die Entscheidung Musik zu ihrem Beruf zu machen. Das entbindet sie aber nicht davon, Miete, Nahrung usw zahlen zu müssen.Amano, 29.06.2021 16:54 #


Natürlich müssen sie Miete zahlen. Das war nie der Punkt. Der Punkt war: Haben sie ein Anrecht darauf, dass das so oder so gegeben ist, weil sie nun mal Kunst machen anstatt "normal" zu arbeiten? Oder ist es ihre Verantwortung - von der sie nicht entbunden sind - das dann neben der Kunst aufzutreiben?

Und da sehe ich absolut kein Problem mit Patreon.


Die Frage war nicht, ob Patreon ein Problem ist. Die Frage war, ob deine Verwendung zielführend ist.

soll er dann tatsächlich sagen: äh, lass mal Digga


Jan Delay hat denke ich sowieso genug Geld.
Amano
Deinen ersten Abschnitt versteh ich nicht.

Und was kann denn noch zielführender als das sein:
Musiker will vom Musikmachen leben können und braucht Geld
Ich habe Geld und will dass der Musiker von seiner Musik leben kann
Und unter anderem auf Patreon finden wir uns

Das letzte ist ein ganz toller Kommentar
against pollution
Bin da voll bei Amano.
Einzige Ausnahme: Künstler die ich im Grunde gar nicht richtig kenne finanziell zu unterstützen, nur weil die mir einen netten Newsletter schicken...nun ja. Aber hab leider auch die Beamtenlaufbahn eingeschlagen (was mich leider von jeglicher Emotionalität disqualifiziert), da wird man nicht reich. :wink:

Ansonsten ist es halt ausgemachter Blödsinn, das als bösen Kapitalismus zu strafen.
Alphex, im Ernst, raubkopierst du deine Musik grundsätzlich, weil das einfach trve ist? Hauptsache keiner bekommt irgendwas?
Patreon (ohne selbst ganz große Bezugspunkte dazu zu haben) scheint eine Plattform zu sein, auf der ich den Künstler meiner Wahl noch am direktesten unterstützen kann (nicht muss!).

Und daher nein, die Kunstschaffenden haben selbstredend kein Anrecht darauf, dass ihre Miete gegeben wird. Daher müssen sie Mittel und Wege finden, diese sicherzustellen, weil sonst auf lange Sicht auch die Kultur versiegt.
Da gibt es heutzutage Mittel und Wege, die in den Jahren 20/21 aber doch durchaus ohne eigenes Verschulden beschnitten wurden.

Und jemandem vorzuwerfen, einem Lieblingskünstler zu sagen, dass einem dessen Musik etwas gibt entbehrt jeglichem Kommentar. Am besten immer schreiben, wie kacke alles ist, weil nur dann macht der Austausch Fan - Künstler doch Sinn. :rolleyes:
(Mal abgesehen davon, dass ich selbst viel zu schüchtern wäre, einem von mir geliebten Künstler überhaupt irgendwas zu schreiben, da hab ich riesen Respekt vor zB Cracker, der die Leute direkt in super Unterhaltungen verwickelt, aber das ist eine andere Sache.)

Zuletzt geändert von against pollution

Woas Sois...
Bleibt euch natürlich unbenommen was ihr mit eurem Geld macht.
Aber ich sehe dieses "private" Ausbügeln von Systemfehlern auch ein bisschen kritisch. Wie die Tafeln in Deutschland. Eigentlich ne Schande, dass es das braucht.
Davon ab, früher hielten sich Fürsten und Bischöfe Künstler fürs Prestige, da ist doch der Ottonormal-Beamte heutzutage ein demokratischer Fortschritt :wink:
Crackerman
Ich denk grad, alles richtig gemacht, Amano :friends:. Ich mach's genauso, nur ganz sicher nicht in dem Ausmaß. Ich möchte, daß es nach diesem Scheiß noch tourende Bands gibt und nicht, daß sie ihre Instrumente für die Miete verkaufen mussten. Ich möchte, daß es noch Auftrittsmöglichkeiten gibt und nicht, daß sich alle einen anderen Job suchen mussten. Dazu leistest du einen herausragenden Beitrag :bow:. Finde ich aller Ehren wert :bow:. Und natürlich haben die Musiker darüber hinaus jede Hilfe verdient. Können nämlich weder was für das Virus noch für so kapitalistisches Zeuch wie Spotify.
@ Woas: ganz klar, es wäre richtig, wenn man Tafeln u.ä. nicht bräuchte. Aber so ist es leider nicht. Wer soll denen helfen, die sich nicht selber helfen können? Und die durch's Sieb des Sozialstaates fielen? Das geht verdammt schnell, glaub mir....da reicht z.B. eine Krankheit, mit der man weiterarbeiten muß, weil sonst das Geld nicht reicht. Nur ein Beispiel von vielen, das ich selber so erlebt habe. Man sollte nicht denken, in D ist für alle gesorgt, man wird ganz schnell vom Staat oder vom System im Stich gelassen. Wer, wenn nicht die Mitmenschen soll diese "Systemfehler" ausbügeln? Den "Systemopfern" zu sagen, ich würde ja gern helfen, aber mach' ich nicht, weil das Sache des Systems ist, das kann ja nicht die Lösung sein, oder?
Woas Sois...
Nö, man ist ja kein Unmensch. Aber ich bin mittlerweile zynisch genug zu denken, dass die private Notreparatur am Sozialsystem von oben mit eingerechnet ist. Vor allem seitens der C-Parteien. Gut, das ist die gute alte katholische Soziallehre in Reinform.
Crackerman
Nö, man ist ja kein Unmensch. Aber ich bin mittlerweile zynisch genug zu denken, dass die private Notreparatur am Sozialsystem von oben mit eingerechnet ist. Vor allem seitens der C-Parteien. Gut, das ist die gute alte katholische Soziallehre in Reinform.Woas Sois..., 29.06.2021 23:46 #

Ist sie, ganz sicher. Macht es nur mieser, weil berechnend wehr- und hilflose Menschen der Solidarität der Anderen überlassen werden. Ich weiß auch nicht, wie man das ändern kann. Keiner weiß es offensichtlich. Und so funktioniert's immer weiter.
Alphex
Für mich ist Klassenkampf halt nichts wo man sich strahlend am Rand vom Fußballmatch vom Sohn erzählt, wo man aktuell wieder Geld gibt und die Welt ein Stück besser macht. Die Nummer ist KAMPF, nicht der Glaube an die gerechte Welt wenn alle nur genug wollen. Von daher empfinde ich den Zugang halt einigermaßen als lähmend, wenn es zu sehr ins Grünenwähler-Portfolio abdriftet. Denn die leben besser als die meisten in dem System, dass sie lediglich nachkorrigieren, nie jedoch umwerfen würden.

Geht aber bisschen zu weit an der Stelle. Auch: Dass "Spenden sind von Oben mit eingeplant" nur ein Problem der C-Parteien ist, bezweifle ich, wenn ich bedenke was z.B. in den USA abgeht...
KurdtKillsBoddah


Was wohl Shun dazu sagen? :hm:
Woas Sois...
Für mich ist Klassenkampf halt nichts wo man sich strahlend am Rand vom Fußballmatch vom Sohn erzählt, wo man aktuell wieder Geld gibt und die Welt ein Stück besser macht. Die Nummer ist KAMPF, nicht der Glaube an die gerechte Welt wenn alle nur genug wollen. Von daher empfinde ich den Zugang halt einigermaßen als lähmend, wenn es zu sehr ins Grünenwähler-Portfolio abdriftet. Denn die leben besser als die meisten in dem System, dass sie lediglich nachkorrigieren, nie jedoch umwerfen würden.

Geht aber bisschen zu weit an der Stelle. Auch: Dass "Spenden sind von Oben mit eingeplant" nur ein Problem der C-Parteien ist, bezweifle ich, wenn ich bedenke was z.B. in den USA abgeht...Alphex, 30.06.2021 16:23 #


Nu, viele glauben ja gar nicht mehr an die Existenz von Klassen. Wenn man dann aber schaut, wie die Entwicklungschancen von Arbeiterkindern gegenüber Akademikerkindern ist...

Bei den Spenden: Ich schrob nicht "nur die C-Parteien". Das geht weit bis in die SPD hinein.
Und die Parteienlandschaft in USA ist auch sehr religiös geprägt.
Aber es ist eh ein Kennzeichen westlicher Demokratien, wenn es ums Geld geht gibt es keine Demokratie. Setz mal demokratisch den Bundesbankchef ab. Oder ein Volksbegehren bzgl. Abgaben/Steuern. Nicht vorgesehen im System.
etienoir
na, das ist ja sehr schlau.

das system ist verantwortlich für soziale missstände bis hin zu exisstenzbedrohungen.
vertreter des systems ändern daran bewusst nichts, da sie mit philanthropischem ausgleich rechnen.
philanthropie trägt also nur zur aufrechterhaltung des systems bei.
daher: jegliche philanthropie sofort einstellen!

--- seid ihr noch zu retten?!
Woas Sois...
Ich habe nirgends geschrieben, dass man deshalb "philanthropie" einstellen sollte. :klugscheiss:
Geht ja aus offensichtlichen Gründen nicht, das wäre Ideologie für wichtiger als Menschen zu halten.
Alphex
Für mich ist Klassenkampf halt nichts wo man sich strahlend am Rand vom Fußballmatch vom Sohn erzählt, wo man aktuell wieder Geld gibt und die Welt ein Stück besser macht. Die Nummer ist KAMPF, nicht der Glaube an die gerechte Welt wenn alle nur genug wollen. Von daher empfinde ich den Zugang halt einigermaßen als lähmend, wenn es zu sehr ins Grünenwähler-Portfolio abdriftet. Denn die leben besser als die meisten in dem System, dass sie lediglich nachkorrigieren, nie jedoch umwerfen würden.

Geht aber bisschen zu weit an der Stelle. Auch: Dass "Spenden sind von Oben mit eingeplant" nur ein Problem der C-Parteien ist, bezweifle ich, wenn ich bedenke was z.B. in den USA abgeht...Alphex, 30.06.2021 16:23 #


Nu, viele glauben ja gar nicht mehr an die Existenz von Klassen. Wenn man dann aber schaut, wie die Entwicklungschancen von Arbeiterkindern gegenüber Akademikerkindern ist...Woas Sois..., 02.07.2021 00:35 #


Ich habe damals nach dem Studium mal geschaut, wer so den Doktor macht. Ergebnis: Bei ALLEN, die ins Doktorat kamen, hatten bzw. haben die Eltern ein Haus. Ist zwar ein schwacher Klassenindikator, aber die Unis sind so oder so voll mit Oberschichtsbälgern. Wer Spaß will, sollte mal an einem Tisch voller Lehrstuhlmitarbeiter/innen unterstellen, sie würden aus guten Verhältnissen kommen. Da werden sofort die abenteuerlichsten "aber wir hatten ja gar nichts"-Geschichten ausgepackt, die sich meist wie "und unser Gepäck war dann 2 Tage lang verschollen"-Horrorgeschichten von Luxusreisenden anhören.

Nunja.

Eti: Wusstest du, dass Marx für Freihandel war, damit die Widersprüche des Kapitalismus noch schneller unerträglich werden und die Menschen rebellieren? Hat ja nicht so ganz geklappt.
etienoir
ist mir bekannt, ebenso wie die diskussion um vor- und nachteile von philanthropie an sich und besonders der in größerem maßstab. nur wäre eine derart radikale bekämpfung des kapitalismus auf kosten der schwächeren und besonders der schwächsten nicht nur menschenverachtend (wie woas ja auch ganz richtig andeutet), sondern auch wenig zielführend, insbesondere, wenn sich kein alternatives gesamtkonzept bietet. dann doch lieber noch ne weile das kleinere übel und die schlimmen auswüchse zu lindern versuchen, wo man kann.

nebenbei bin ich mir sicher, dass karl marx sich heute mit dem wissen um über 100 jahre entwicklung und dem daraus resultierenden zustand auch ganz anders positionieren würde.

Zuletzt geändert von etienoir

eigenwert
Professor ist ja auch kein Titel, sondern ne Berufsbezeichnung. Ich sage ja auch nicht "Guten Morgen, Herr Metzgermeister Gramlbauer. 2 warme Lebakassemmen, bittschee"Woas Sois..., 21.05.2015 16:41 #

Naja, beides halt.

Jedenfalls bezeichnen sich manche als Prof. Dr. Dr. hc mult anstatt als Diplom-Wichtigtuer.

Äh, ja: :klugscheiss: .
roquai
Ich habe eben den besten Kaffee ever getrunken:



25 Ören das Pfund,aber damit unterstützt man mit dem vollen Kaufpreis die Veranstaltungsindustrie.

Danke, Herr Sträter. :heart:
Powder To The People
Soderle.

Wie schmirglie schon im anderen Thread erwähnte, bin ich direkt betroffen von der Flutkatastrophe (und als nichts weniger kann ich das bezeichnen). Wir wohn(t)en im schönen Ahrtal, genauer dem winzigen Dörfchen Marienthal, einem Ortsteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Für die, die es interessiert, schildere ich mal den persönlichen Ablauf am Mittwochabend letzter Woche:

Wir kamen von der Arbeit heim und wurden schon umgeleitet, weil ein Teil der Strasse (auf dem Berg!) überflutet war. Kein Problem soweit, gut daheim angekommen. Die Ahr war verhältnismässig stromstark, aber nicht übermässig hoch. Bei Regen kennt man das. Unsere Vermieterin hatte das Weinhaus aufgrund des Regens bereits geschlossen (keine Gäste). Auffällig war nur, dass eine Menge Baumstämme und später Treibgut (Waschmaschinen, Tische) mitkamen. Gut, dachten wir, hat es wohl einen der unzähligen Campingplätze erwischt. Wie sich später herausstellte, war Zeuch aus Schuld, dem mittlerweile berühmten Ort, der mit am Schlimmsten betroffen war. Die Ahr stieg und stieg, mittlerweile war auch unsere Vermieterin wieder da und der Eigentümer wollte mit Sandsäcken kommen, damit wir das Wasser vielleicht vom Hof abhalten konnten. Der stand allerdings schon seit einiger Zeit im Baumarkt an, weil auffällig viele Leute Sandsäcke wollten.
Wir also paar Bierbänke in die Einfahrt geschoben, später die Sandsäcke davor, erstmal sicher gefühlt. Gegen 21:00 Uhr fuhr die Feuerwehr vor und teilte über Lautsprecher mit, dass in unserem Ortsteil der Strom abgestellt wird und sich aller erstmal in höherem Geschoss aufhalten sollen. Klang aber eher nach Vorsichtsmaßnahme als nach ernsthafter Anweisung. Eine halbe Stunde später trat das Wasser auf die Strasse. Die Vermieterin bat uns noch, die Stühle von der Terrasse zu holen, was wir noch halbherzig machten, als die Bierbänke samt Sandsäcken unter lautem Krachen in den Hof gespült wurden.
Dann war guter Rat teuer. Unsere Autos standen leicht erhöht auf dem Wanderweg und wenn wir die noch retten wollten, mussten wir los. Meine Freundin hat schnell zwei Trolleys vollgemacht, wir haben kurz Hosen angezogen, Portemonnaise etc. in Rucksäcke und ab dafür. Als wir runterkamen war das Wasser bereits hüfthoch und wir haben uns zu den Autos gekämpft. Irgendein Spacko hatte dann noch den Wanderweg zugeparkt, wir kamen aber mit Hängen und Würgen gerade so dran vorbei. Also hoch auf den Weinberg und das Chaos angeschaut. Mehr blieb ja nicht mehr übrig. Im Halbdunkel Schreie, Bäume die in Häuserwände krachten, Rauchmelder die loslegten (wahrscheinlich von Kurzschlüssen in batteriebetriebenen Geräten) und ein unsäglicher Gestank von Heizöl lag in der Luft. Autos schwimmten fröhlich leuchtend durch die Gegend, ein paar Leute standen auf den Dächern. Auf der Kreuzung auf dem Berg kamen ständig Autos gefahren (normalerweise sind dort nur Traktoren unterwegs), fragten wie sie in den Nachbarort kommen. Woher sollten wir das wissen? Da war nur noch ein Stausee.
Powder To The People
Also noch etwas höher in den Wald gefahren, um irgendwie Schlaf zu kriegen. Ging logischerweise nicht. Halb 4 nochmal runter an dieselbe Stelle zu einem noch gruseligeren Bild.
Der Gestank brannte in den Augen, eine riesige Dampfwolke verhinderte die Sicht, zwischendrin Lichter von der auf Booten umherfahrenden Feuerwehr die nach Leuten auf den Dächern suchten. Wieder hoch und im Kofferraum meines Kombis zumindest ein Stündchen Schlaf geholt.
Am nächsten Morgen auf Arbeit angerufen, zu den Eltern in die Pension gefahren (die waren auf Urlaub noch in der Nähe), geduscht und eine Nacht gepennt. Dann gingen die Aufräumarbeiten los.
Fazit:
Das Wasser stand bis zur Hälfte bei uns im ersten Stock. Materialschaden für uns ca. 20000 Euro. Der Nachbar rechts war pflegebedürftig und seine Frau hatte es nicht mehr zu ihm geschafft. Ist jämmerlich in seinem Zimmer ersoffen. In Ahrbrück flüchtete eine Familie (2 Erwachsene, 3 Kinder) auf das Dach und die Leute daneben mussten mit Anschauen wie das Haus einbrach und alle mitriss. Heute erst wurde vor unserem Fenster ein Auto aus der Ahr geholt, mit Hilfe von Räumpanzern. Mit Leichen. Eine Zweijährige wurde in der Nähe tot in einem Baum gefunden. Und das werden bei Weitem nicht die Letzten sein.
Organisation von öffentlicher Seite: Eine ähnliche Katastrophe. Journalisten, Katastrophentouristen, Plünderer verstopfen die Zufahrtswege - Solidarität kommt von den ganzen Privatleuten, die wirklich toll helfen. Aber auch wieder schnell von der Polizei wieder weggeschickt werden. Feuerwehren aus allen Umkreisen versuchen zu helfen, werden von den Leitstellen aber kaum dirigiert bzw. haben sie teils völlig falsche Informationen. Sie helfen dann einfach auf eigene Faust. Die gross Versprochenen Hilfen von staatlicher Seite was den monetären Schaden angeht, haben auch schon Haken. So wird gecheckt ob persönliche Spenden (so deklariert) auf Konten eingehen, und das wird von der offiziellen Soforthilfe abgezogen (wtf). Eine Elementarversicherung hat kaum einer, weil entweder schweineteuer oder gar nicht erst abschliessbar.

Wir sind insgesamt gut aus der Sache rausgekommen, entsprechend demütig. Dennoch haben wir unser Zuhause verloren, in das wir viel Arbeit und Geld gesteckt haben. Sollen uns jetzt in Bonn eine Wohnung suchen (HAHA!) und uns dann einfach da daheim fühlen. Wir haben viel Scheisse gesehen und viel geholfen und spielen offenbar trotzdem in der Opferolympiade mit, im Sinne von "Na ihr hattet aber Glück!". Nein. Hatten wir nicht. Wir haben geistesgegenwärtig reagiert (und anderen noch geholfen). Die armen Schweine, die im Schlaf überrascht wurden, konnten das nicht. Ist uns klar. Aber verarbeiten dürfen wir auch, oder?

Danke natürlich an alle die sich ausserhalb des Forums bei mir erkundigt und auch Hilfe angeboten haben. Das war echt das Beste an der Nummer, zu sehen wie viele da reges Interesse haben. Some people are the shit.