stanislav lem - fiasko
für lem ein sehr ungewöhnlicher science fiction roman; so viel ich weiß, auch sein letzter. hatte seine science sonst immer sehr viel fantastisch-groteskes und hintergründig-humoriges, wodurch er oftmals aktuelle problematiken politischer oder sozialer entwicklungen durch maximale überspitzung grandios zu entlarven verstand, ist dieser roman zum einen nicht verschleiert oder gar komisch, sondern sehr sachlich-nüchtern, zum anderen wird die science dermaßen groß geschrieben, dass man schon ziemlich elaborierte kenntnisse vieler physikalischer phänomene zum beispiel im zusammenhang mit gravitation, zeit/raum und quantentheorie haben muss, um alles zu verstehen. die teilweise gar seitenlangen abhandlungen solcher thematiken stören jedoch nicht die faszination für den roman, denn selbst diese weisen nicht nur lems einfach angenehm flüssigen literarischen stil auf, sondern sind derart logisch aufgebaut, dass selbst ein absoluter laie am ende eine ahnung hat, worum es geht. sprache und spannung sind es auch, die den rahmen geben für einen thematisch sehr interessanten roman mit vielen naturwissenschaftlichen und philosophischen anregungen zum weiteren nachdenken und persönlicher wissenserweiterung.
stan lem ist und bleibt einer der allerwichtigsten und besten science fiction autoren des vergangenen jahrhunderts.etienoir, 16.02.2018 19:32 #
Danke dafür, klingt sehr interessant. Hast du zufällig Solaris von ebendem gelesen und kannst ggf. Vergleiche ziehen? Ich fand das insgesamt nicht so ganz berauschend, vielleicht war ich aber auch einfach damals noch zu jung dafür. Ist bestimmt schon 5, 6 Jahre her, das ich das gelesen habe. Fiakso würde ich aber auf meine Liste schreiben
Was ist mit 1Q84?Geoffrey Peterson, 16.02.2018 20:46 #
hab ich letztens erst gelesen, und hat mich ebenfalls gefesselt. reicht aber trotzdem nur für vielleicht platz 3 hinter kafka und hardboiled wonderland. als erweiterten einstieg würd ich das nicht empfehlen.etienoir, 16.02.2018 20:58 #
1Q84 war mein erster Murakami und ich fand das als Einstieg ganz gut, besonders weil Buch1&2 noch relativ normal/realistisch sind. Das hat mir auf jeden Fall geholfen.
Bei mir waren es zuletzt unter anderem der, vor einiger Zeit, gepostete Eco, Die Wohlwollenden von Anthony Powell und die Geschichte der Bienen von Maja Lunde.
Beim Eco schließ ich mich größtenteils Olsens Meinung an und das wird mein letzter Eco für die nächste Zeit gewesen sein.
Die Wohlwollenden ist Teil 6 von 12 aus Ein Tanz zur Musik der Zeit. Die ganze Serie spielt im England in der erweiterten ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und es wird eigentlich "nur" das Leben der Hauptperson beschrieben.
Die Zeit hatte hierzu vor einiger Zeit einen ganz guten Artikel. Bis jetzt definitiv empfehlenswert!
Die Geschichte der Bienen war vor ca. einem Jahr in aller Munde und das Buch wusste durchaus zu gefallen, auch wenn ich den Hype nicht so ganz nachvollziehen kann. Es gibt drei einzelne Erzählstränge, einen im 19. Jahrhundert, und zwei im 21. Jahrhundert (2007 und 2098). Die älteren beiden handeln von der Bienenzucht/-nutzung und letzterer beschreibt das Leben in einer bienenlosen Welt, in der sämtliche Pflanzen per Hand bestäubt werden müssen. Mehr Handlung erwähne ich aus Spoilergründen besser nicht.
Warum es unbedingt die drei einzelnen Erzählstränge geben muss, die erst ganz zum Schluss zusammengeführt werden, ist mir nicht so ganz klar geworden. Meiner Meinung nach hätte die Autorin die Erzählung aus dem 19. Jahrhundert auch weglassen können, ohne das ernsthaft etwas gefehlt hätte. Der Nachfolger Die Geschichte des Wassers (?) wird trotzdem gelesen.
Momentan lese ich
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Ein super Buch: Angemessen irre, witzig und sehr gesellschaftskritisch.