Dem Link bin ich (noch) nicht gefolgt.
Was Du schreibst, hört sich für mich sehr reflektiert (oder verkopft?) an. So viele Gedanken habe ich mir noch nie gemacht, wo und zu welchem Zweck mich Musik erreicht, bzw. ich will, dass sie mich erreichen wird. Will ich tatsächlich beim täglichen Musikhören (bzw. Musikkonsum) zu meinen tief verborgenen Emotionen gelangen mittels Musik? Hemmen Texte wirklich die Wirkung von Musik auf mich? Es gibt viele Songs, bei denen ich gerade durch die Verbindung von Text und Musik dieses ungeheuer intensive Gefühl bekomme von "it really cuts me deep inside". Und es gibt Songs, die mich gerade wegen der Lyrics lange beschäftigt haben; Songs, die mir viel sagen und geben, gerade wegen der Texte. Es gibt natürlich auch Musik, bei der es mir am allerwenigsten auf den Text ankommt. Z.B. was ich jetzt gerade höre (Howl): Ich verstehe so gut wie kein Wort, und es ist mir auch egal. Aber ich find's grad richtig geil.caffeine, 15.01.2011 16:02
Es ist sehr reflektiert. Entscheidend ist aber die Reihenfolge. Jetzt muss ich kurz ausholen.
Ich bin irgendwann vor knapp 10 Jahren komplett der Experimentalmusik/Drone verfallen, nachdem ich die der ganzen Schiene in den 15 Jahren zuvor immer wieder Strefschüsse verpasst ab (oder sie mir, wurscht). Ich bin da zufällig reingerutscht und ich wusste plötzlich - das war so ein ganz intensives Gefühl von zuhause sein - , daß das genau die Art von Musik ist, die ich schon immer gesucht habe. Ich hab immer mehr reingefunden, lernte immer mehr kennen und dann plötzlich bin ich an mein erstes Album von Troum geraten.
Das war auch nur ein ganz tiefes Gefühl, ich bekam Gänsehaut, mir wurde heiß und kalt gleichzeitig und ich konnte kaum glauben, was ich da gehört habe. Als ob da jemand Musik nur für mein ganz eigenes privates Seelenheil geschrieben hätte. Das war glaub ich so ziemlich das einzige Mal, daß ich beim ersten Hören einer Platte Tränen in den Augen hatte. Ist kein Scherz.
Kurz vorher hatte ich bei Stefan von Troum, der auch gleichzeitig das Label und Mailorder Drone Records betreibt, meine erste Bestellung aufgegeben. Kurze aber sehr freundlich Mails in nem einigermaßen witzigen Tonfall ausgetauscht, die Geschäfte abgewickelt, in die Zeit fiel oben beschriebenes Gänsehautmoment, und nach Geschäftsabwicklung wollte ER dann plötzlich wissen, wer da am anderen Ende die netten Emails schreibt. Irgendwie hat mein mehr oder weniger unverbindliches Geschreibsel seinen Nerv getroffen. Dann erst hab ich gesagt, daß ich seine Musik auch sehr toll finden würde. Wir haben immer mehr miteinander geschrieben und irgendwann sind wir Freunde geworden (auch real). Und irgendwie verbindet uns sowas wie ne Seelenverwandtschaft in ganz ganz vielen Bereichen.
Darüber hab ich dann immer mehr auch über den "ideologischen" Background der ganzen Bands mitbekommen, vor allem natürlich auch über seine Sicht der Dinge. Ich hab dann immer wieder gemerkt, daß er in der Lage ist, dank seines Psychologiestudiums genau das in Worte zu fassen, was ich schon immer bei Musik empfunden habe. Die Diplomarbeit fasst eigentlich das Wichtigste soweit zusammen und ist für mich einfach nur ne Hilfe gewesen, mein nicht in Worte zu fassendes Empfinden zu ordnen und in eigene Worte fassen zu können.
Ums kurz zu machen, ich hab meine Musik mit dem Herzen (oder dem Bauch) gefunden und später erst reflektiert, warum das überhaupt meine Musik ist, warum sie mich so unendlich tief berührt.
Ich nenne das nur ein nachträgliches Ordnen, ein sich seiner selbst und seiner Gefühle bewusst werden. Verkopft ist wohl was anderes. Das wäre dann mehr eine im eigenen Hirn entstandene Theorie gewesen, wozu man sich dann nachträglich die passende Musik gesucht oder selbst zurecht geschraubt hätte. So wars aber nicht und ich denke, daß alleine schon die Betonung auf das Konzept des Unterbewussten klarmachen sollte, daß es sich hier überhaupt nicht um eine verkopfte/ bewusst rationale Sache handeln kann. Aber es schadet ja nix, wenn man die Dinge in seiner Seele am Ende doch benennen kann. Und das ist etwas, was ich auch durch die Musik sehr gut gelernt habe.