Für mich funktioniert das geraumer Zeit andersrum nicht mehr. Ich finde das Gekeife eines Nergal (Behemoth) z.B. so aufgesetzt. Ganz schlimm ist der Typ von Cannibal Corpse, der es in meinen Ohren nur noch übertreibt mit dem growlen.Taisumi, 17.02.2018 11:17 #
Das ist natürlich völlig in Ordnung. Wichtig ist mir in dem Zusammenhang aber, dass man die eigene Wertung nicht auf die Authentizität der Musik münzt. Das kann ich bei den Leuten beobachten. Ich habe mal eine ganz gute Doku über Ein-Mann-BM gesehen, also über Leviathan oder Xasthur. Gerade bei letzterem traf man auf einen zutiefst depressiven, introvertierten jungen Mann, mit gehörigen Neurosen. Als er dann mal einen Keifer loslassen sollte, sass er da an seinem Schlagzeug, ging in sich, atmete tief ein, und liess dann so ein lautes Kreischen los und hatte dabei Tränen in den Augen. Er sagt, er wüsste gar nicht wie er seiner zutiefst gepeinigten Seele anders Ausdruck verleihen könnte; das käme einfach so aus ihm raus. Habe in meinem Leben selten eine solche Authentizität gesehen.
Aufgesetzt wirkt im Prinzip nahezu jeder Gesang, der nicht der eigenen Normalstimme entspricht und sich in ein Genrekorsett zwingt. Im Shoegaze wird dahingehaucht, also hauchen die Meisten dahin. Im Death Metal wird gegrunzt, also grunzen die Meisten. Was natürlich passieren kann, ist, dass man zuerst die Kunstform als Ausdruck einstudiert und danach dann Emotionen damit verknüpft. Wie gesagt: Das wäre ebenso authentisch, wie die sicherlich ein oder andere New Metal Kapelle oder ein Schlagersternchen, dass das wirklich so fühlt.
Andersrum kann ich auch vermeintlich authentische Sounds wie z.B. Midwestern Emo oder Garagenpunk emulieren und reproduzieren, ohne wirklich emotional dahinter zu stehen.
Oh. Hab mich ein wenig verquatscht.