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Musik

Halleluja - Musik und Spiritualität

doomraupe
ich find inzwischen haben sie sich echt wieder gemausert. gab ja mal ne zeit, da gings gar nicht...lag aber vielleicht auch an der musik, die mir kaum mehr was gab...jetzt sind ab und an doch wieder sachen dabei, die ich abnicken kann...und dabei auch noch spass machen.
AERPELSCHLOT
in mancher musik schwingt noch etwas mit, etwas was die musik übersteigt
platten die für mich mehr als nur musik transportieren (eine kleine, fast-visions-kompatible ;), auswahl):
anathema - pentecost III / silent enigma
marillion - marbles / script for a jesters tear
sigur ros - takk / ()

...

so ziemlich alles von bach, ockeghem, bruckner, brahms und arvo pärt
stil und epoche sind dabei nicht von belang. manchmal sind es kurze augenblicke, manchmal ein song, manchmal eine ganze platte, welche die zeit anhalten und über sich hinausweisen.doomraupe, 12.10.2010 08:26


Dazu fällt mir ne Geschichte ein aus meiner alten Firma. Ein Arbeitskollege und guter Freund, der nen exzellenten Musikgeschmack hatte, wollte die ( ) unbedingt mal hören, weil die zu dem Zeitpunkt neu war und er sie noch nicht kannte. Ich hab sie mit ins Büro gebracht. In unserem Raum saß noch ein türkischer Kollege, Alter ca. 52. Ein Intelligenter und weltoffener Mann. Wir fragen ihn also, ob er was dagegen hätte, wenn wir die CD mal laut hören würden. Durften wir dann auch. Zwischendrin fragen wir noch mal nach, ob das okay ist: "ja, das ist schön."
Zu der Zeit standen dann auch schon die ersten Adventsgestecke auf den Tischen und es wurd dunkel und wir machten ne Kerze an. Das hatte ne richtige magische Stimmung und das in nem sonst eher ungemütlichen Büro. Die CD ist zuende und der ältere Kollege sagt: "Das war gut. Das klang wie in ner Kirche."

Ich fand das sehr bemerkenswert. Erstens ist der Kollege Muslim und war zu dem Zeitpunkt vielleicht 15 Jahre in Deutschland und ist somit komplett in nem völlig anderen Kulturkreis sozialisiert gewesen. Und trotzdem bemerkt er ein gewisses Momentum in der für ihn völlig fremden Musik.
Solche Episoden bestärken mich immer in meiner Meinung, daß Musik nicht nur Geschmackssache ist sondern, daß sie zu nem Teil auch sehr objektiv bewertbar ist. Sie trägt etwas in sich, was einfach da ist und was nicht davon abhängt, ob einem das gefällt oder nicht oder ob man sich mit sowas auskennt oder nicht.


EDIT:
Und noch was zu Arvo Pärt... Pärt ist Christ und das ist wohl auch seine Hauptmotivation für Musik. Er ist aber einer der wenigen Menschen, bei dem mich das absolut nicht stört. Die Musik hat eine ungeheure Spiritualität, aber ist dabei so "rein" und irgendwie unschuldig, daß man selbst als ausgesprochener Religionsverweigerer einfach gar nicht anders kann, als die Musik zu lieben.

Zuletzt geändert von AERPELSCHLOT

doomraupe
in mancher musik schwingt noch etwas mit, etwas was die musik übersteigt
platten die für mich mehr als nur musik transportieren (eine kleine, fast-visions-kompatible ;), auswahl):
anathema - pentecost III / silent enigma
marillion - marbles / script for a jesters tear
sigur ros - takk / ()

...

so ziemlich alles von bach, ockeghem, bruckner, brahms und arvo pärt
stil und epoche sind dabei nicht von belang. manchmal sind es kurze augenblicke, manchmal ein song, manchmal eine ganze platte, welche die zeit anhalten und über sich hinausweisen.doomraupe, 12.10.2010 08:26


Dazu fällt mir ne Geschichte ein aus meiner alten Firma. Ein Arbeitskollege und guter Freund, der nen exzellenten Musikgeschmack hatte, wollte die ( ) unbedingt mal hören, weil die zu dem Zeitpunkt neu war und er sie noch nicht kannte. Ich hab sie mit ins Büro gebracht. In unserem Raum saß noch ein türkischer Kollege, Alter ca. 52. Ein Intelligenter und weltoffener Mann. Wir fragen ihn also, ob er was dagegen hätte, wenn wir die CD mal laut hören würden. Durften wir dann auch. Zwischendrin fragen wir noch mal nach, ob das okay ist: "ja, das ist schön."
Zu der Zeit standen dann auch schon die ersten Adventsgestecke auf den Tischen und es wurd dunkel und wir machten ne Kerze an. Das hatte ne richtige magische Stimmung und das in nem sonst eher ungemütlichen Büro. Die CD ist zuende und der ältere Kollege sagt: "Das war gut. Das klang wie in ner Kirche."

Ich fand das sehr bemerkenswert. Erstens ist der Kollege Muslim und war zu dem Zeitpunkt vielleicht 15 Jahre in Deutschland und ist somit komplett in nem völlig anderen Kulturkreis sozialisiert gewesen. Und trotzdem bemerkt er ein gewisses Momentum in der für ihn völlig fremden Musik.
Solche Episoden bestärken mich immer in meiner Meinung, daß Musik nicht nur Geschmackssache ist sondern, daß sie zu nem Teil auch sehr objektiv bewertbar ist. Sie trägt etwas in sich, was einfach da ist und was nicht davon abhängt, ob einem das gefällt oder nicht oder ob man sich mit sowas auskennt oder nicht.AERPELSCHLOT, 29.11.2011 11:54


das ist echt eine schöne geschichte! und ich bin da ganz deiner meinung. auch wenns ziemlich platt klingt und der satz schon ziemlich abgedroschen ist, musik hat etwas verbindendes, etwas was den kern jedes menschen berührt. wenn beethoven den satz sagt: von herzen - möge es wieder zu herzen gehen, ist sicher was ganz tiefes gesagt. in der musik liegt eine wahrheit, fern jeder kultur, religion, alters, zeitgeistes....ich finde grad bei kindern merkt man das. wie spielerisch unbefangen sie auf musik reagieren...ganz egal ob mozart, metallica oder schnappi...die musik strömt noch schubladenfrei durch sie hindurch...und sie reagieren einfach...
roquai
Generell sind Texte in der Musik völlig überbewertet. Wenn ich gute Texte will, kauf ich mir nen Gedichtband und keine Tonträger.AERPELSCHLOT, 10.09.2010 14:38


:bigsmile:

Herrlich, datt Aerpelchen mal wieder - Du bist auch ganz klar überbewertet, allerdings nur von Dir.
AERPELSCHLOT
Generell sind Texte in der Musik völlig überbewertet. Wenn ich gute Texte will, kauf ich mir nen Gedichtband und keine Tonträger.AERPELSCHLOT, 10.09.2010 14:38


:bigsmile:

Herrlich, datt Aerpelchen mal wieder - Du bist auch ganz klar überbewertet, allerdings nur von Dir.roquai, 29.11.2011 12:07


Druck dir meinen Satz aus, trag ihn immer mit dir rum und denk täglich an ihn, damit du wenigstens einmal am Tag für ein paar Sekunden was Kluges denkst.
roquai
:bow:
doomraupe
EDIT:
Und noch was zu Arvo Pärt... Pärt ist Christ und das ist wohl auch seine Hauptmotivation für Musik. Er ist aber einer der wenigen Menschen, bei dem mich das absolut nicht stört. Die Musik hat eine ungeheure Spiritualität, aber ist dabei so "rein" und irgendwie unschuldig, daß man selbst als ausgesprochener Religionsverweigerer einfach gar nicht anders kann, als die Musik zu lieben.


ähnlich gehts mir mit der musik von alfred schnittke...

Olsen
muss ich fast mal meinen alten fred ausgraben, da mich, ich hoffe man verzeiht mir, das thema fast wortwörtlich vom neuen rock-hard, anzwinkerte.
wer mal ein paar musiker-meinungen zu dem thema lesen möchte, mit einer klasse, objektiven einleitung, sei die aktuelle ausgabe empfohlen. die interviews sind manchmal ähm...jenseits von gut und böse. aber es zeigt halt trotzdem mal wieder, dass musik mehr als die summe ihrer teile ist und tiefer gründet.doomraupe, 29.11.2011 11:29


Hab mir die Ausgabe zugelegt und finde den Haupttext (die Einleitung) wirklich sehr interessant und gut zu lesen. Ist aber auch von einem Wissenschaftler, da merkt man schon, dass das nicht so'n durchschnittlicher RockHard-Typ geschrieben hat. Die Interviews... wie du schon sagtest. Speziell das Geblubber von dem Celtic Frost-Dödel konnte ich mir nicht bis zu Ende reinziehen. Und Kiske bleibt halt Kiske.
doomraupe
ich glaub mitm kiske und tom g. warrior...habens gleich mal zwei extreme seiten ausgepackt...der eine ist in seiner position auch nicht besser als der andere...wen würde auch die meinung eines 08/15 kirchgängers interessieren...hauptsache schön schwarz und weiß...die machen sich die welt auch einfach...aber das buch von dem...wie hieß er noch? egal...der die einleitung geschrieben hat...würde mal nen blick lohnen...
Olsen
Den Namen hab ich gerade auch nicht parat, aber der Mann ist Kulturwissenschaftler und Musiker bei Atlantean Kodex (von denen ich immer noch nicht so recht weiß, was ich damit anfangen soll). Das Buch interessiert mich auch, könnte man sich ja mal selbst zu Weihnachten schenken.
LUNACHICK
Wie sieht es denn mit "Musik und sonstige Ideologien" aus?
Ich beziehe mich da jetzt auf eine Facebook"diskussion" auf dem Profil von Heaven Shall Burn. Ich hole kurz aus:

Die Band postet einen Zeitungsartikel in dem es darum geht, dass Hochsitze beschädigt oder völlig zerstört wurden. Vermutet werden dahinter militante Tierschützer. Klar, dass die Diskussion nicht ausbleibt, was ein "Jäger" ist, was er darf und was nicht, was nötig ist und was nicht und letztendlich der eine Depp den andern Depp als Deppen beschimpft.

Nun ist ja klar dass da keine gescheite Diskussion zustande kommt, was ich aber schlimm finde sind die abwertenden Kommentare einiger Fans über andere Fans, gemäß dem Motto "Was, Du stimmst der Band nicht zu und bist nicht mal vegan? Warum hörst du dann Heaven Shall Burn?".
Damals auf MySpace hatte ich die Band schon fast gelöscht weil fast täglich irgendwelche Bulletins rumgingen mit "Propganda" bezüglich Veganismus und Tierschutz.

Mit den religionskritischen Texten kann ich mich sehr gut abfinden, auch finde ich es gut, wenn eine Band sich engagiert. Wer mir aber so penetrant etwas aufschwatzen möchte kotzt mich einfach an. Seit Facebook hat die Band eigentlich sehr selten noch etwas zu dem Thema gepostet und das finde ich auch gut. Nur weil ich Ihre Musik mag kann, will und muss ich Ihren Lebensstil und ihre Meinungen zu einem Thema schließlich nicht teilen. Einige Fans finden das allerdings schon.

Was meint ihr?
hueeri
also was musik und ideologie etc. angeht, fand ich dieses zitat immer geil!

„Zu Beginn möchte ich euch sagen, was Punk nicht ist – er ist keine Mode, keine bestimmte Art sich anzuziehen, keine vorübergehende Phase vorhersehbarer Rebellion gegen die Eltern, nicht der neuste „coole“ Trend und auch nicht eine bestimmte Lebensform oder ein Lebensstil. In Wirklichkeit ist Punk eine Idee, die dir den Weg durchs Leben zeigt und dich motiviert. Die bestehende Punk-Gemeinschaft existiert, um diese Idee durch Musik, Kunst, Fanzines und andere Ausdrucksformen persönlicher Kreativität zu unterstützen und zu realisieren. Und was beinhaltet diese Idee? Denke selbstständig, sei du selbst, nimm nicht einfach das, was die Gesellschaft dir anbietet, schaffe deine eigenen Regeln, lebe dein eigenes Leben.“ (Mark Andersen, Flugblatt Positive Force, 1985)
LUNACHICK
Naja, ob die meisten Punks das auch so sehen? Denn auch wenn es kein Trend ist, keine Rebellion oder was weiss ich - letztendlich presst man sich mit egal welchem Label doch in eine Schublade und limitiert sich damit.
riotsk
Viel Durcheinander hier....
hmm, also generell bin ich ein spritueller Mensch, der an Energie glaubt, die aber vom Menschen selbst ausgeht. Gott, Engel, Satan haben in meiner welt keinen Platz weil nichts von diesen Begriffen das Elend beschreiben kann, das Menschen anderen Menschen und Tieren zufügen kann. Auschwitz übertrifft Satan bei weitem. Gott ist wie Aerpel schon sagte, ein Motiv für die Haltlosen und Legitimation für die Verbrecher dieser Welt. Egal ob christlich oder islamistisch motivierte verbrechen, Gott ist nur eine Hülle und wird nur von sehnsüchten und Ängsten, die der Mensch selbst schürt getragen. alle guten Dinge auf der Welt sind dem Mensch ebenso selbst zuzuschreiben. Ein retter in der Not, ein Lächeln am Morgen, eine gute Idee, ein fantastisches Buch, ein tolles Album, ein geiler Fick, ein guter Kaffee! DAS ist Gott. Somit ist Musik auch etwas spirituelles für mich und solange ich mir einreden kann, dass die Bands mit God das Tolle und Gute am Leben an sich meinen, ist´s okay für mich. Viel detaillierter will ich es dann aber auch nicht mehr wissen. Verherrlicht jemand wissentlich musikalisch ODER lyrisch die Widerwärtigkeit des Menschen, fliegt er raus. guter Thread btw!
riotsk
Generell sind Texte in der Musik völlig überbewertet. Wenn ich gute Texte will, kauf ich mir nen Gedichtband und keine Tonträger.AERPELSCHLOT, 10.09.2010 14:38


:bigsmile:

Herrlich, datt Aerpelchen mal wieder - Du bist auch ganz klar überbewertet, allerdings nur von Dir.roquai, 29.11.2011 12:07


Liest du dir etwa grohl´s Texte durch? Dieser postive vibe geht mir auf den Sack vor allem wenn alle wissen was für ein beschissener selbstverliebter Arsch er tatsächlich ist. Zu sehen in diesem "it´s MY show...." Video, über das wir hier ja schon zu Genüge gelästert haben. Oder Queens...pfff, besser du hörst nicht zu genau hin....von Kyuss ganz zu schweigen, also beruhig dich, denn ganz Unrecht hat Aerpel sicher nicht. Ist leider so, Rocky!
Olsen
@ Luna:

Die Frage ist halt die gleiche wie bei der Religionsdebatte: Beeinträchtigt das den Spaß an der Musik? Gehen einem die Aussagen so auf die Nerven, dass es darauf Einfluss hat? Ich hab hier etliche Künstler, die ich für dämliche Idioten halte, deren Musik ich aber großartig finde. Solange sie mir ihre Überzeugungen nicht über Texte massiv ins Gesicht schreien, geht das klar.

"Fans", die ihren Lieblingskünstlern in allem nacheifern, sind genau das, was das Wort ursprünglich mal hieß: Fanatiker. Diese Art von blinder Hörigkeit kotzt mich an. Auch einer der Gründe, warum ich nichts mit Religion anfangen kann, es hat immer mit Unterordnung unter herrschende Regeln zu tun. Grauenhaft! Andererseits, solche Leute sind ja kaum ernstzunehmen.
Woas Sois...
Nun ja, ich glaube nicht dass John Garcia je behauptet hat ein begnadeter Texter zu sein :tongue: Der würde wahrscheinlich auch ne Pizzeriakarte absingen, ihm egal.
Woas Sois...
Die Frage ist halt die gleiche wie bei der Religionsdebatte: Beeinträchtigt das den Spaß an der Musik? Gehen einem die Aussagen so auf die Nerven, dass es darauf Einfluss hat? Ich hab hier etliche Künstler, die ich für dämliche Idioten halte, deren Musik ich aber großartig finde. Solange sie mir ihre Überzeugungen nicht über Texte massiv ins Gesicht schreien, geht das klar.

"Fans", die ihren Lieblingskünstlern in allem nacheifern, sind genau das, was das Wort ursprünglich mal hieß: Fanatiker. Diese Art von blinder Hörigkeit kotzt mich an. Auch einer der Gründe, warum ich nichts mit Religion anfangen kann, es hat immer mit Unterordnung unter herrschende Regeln zu tun. Grauenhaft! Andererseits, solche Leute sind ja kaum ernstzunehmen.Olsen, 07.12.2011 17:12


Solche Leute sind auch nicht zu ersetzen. Das ist die Grundlage jeder anständigen menschlichen Zivilisation und Geschäftsidee!
LUNACHICK
ich wollte dafür nicht nen neuen thread aufmachen aber es hatte ja auch nicht primär was mit religion zu tun, aber irgendwie ja auch wieder schon...

ich denke mal durch seine eigenen überzeugungen kommt man von selbst auf die ein oder andre band und begegnet auf die art und weise mehr gleichgesinnten und auch gleichgesinnten bands. ich kann mir nicht vorstellen dass ein bibeltreuer christ von selbst auf die idee käme, heaven shall burn oder bad religion (hö hö) zu hören. also bis zu einem bestimmten grad teilt man ja oft die meinungen der bands die man mag.
ich gehöre dann auch zu den leuten, die texte wichtig finden, aber ganz genauso auch gern mal was sinnbefreites hören können. ich finde ein guter text gibt einem guten song auch den letzten schliff. das ist nicht zwingend notwendig für einen guten song, aber halt noch so das i-tüpfelchen. bei einigen bands gehörts halt einfach dazu!

und dann nochmal zu dem heaven shall burn thema: wie oben schon gesagt, zu einem bestimmten grad teilt man die auffassung, zB eben das kirchen- und glaubenskritische. aber ich muss doch bitte nicht erst vegan werden oder wieder der kirche beitreten um es mir zu "verdienen" (...) eine band hören zu dürfen (wie gnädig).
riotsk
Ach, Heaven shall burn....so ne tausendfach gehörte, halb aufgewärmte Suppe braucht eh keiner. Aber das Elitäre hasse ich generell an Hardcore und Co. Ganz widerlich!