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Powder To The People
Ich habe mal die Doku zu dieser Island-Geschichte gesehen, meine mich aber zu erinnern, dass das ähnlich wie DIE PARTEI eine Sarkasmus-Partei war. Gegründet von Punks. Der Typ wurde zum Vorstand bestimmt. Aber hatten die nicht nach 4 Jahren oder so gesagt, dass der Witz jetzt erzählt wäre und sie sich nicht wieder zur Wahl stellen? Bleibt wieder die Frage ob so etwas über langen Zeitraum funktionieren würde.

Wie man die Demokratie richten kann weiss ich nicht. Der natürliche Opportunismuszwang des Menschen steht einer wirklichen Uneigennützigkeit im Wege. In der Geschichte spiegelt sich eigentlich immer wieder, dass es die barbarischen, aggressiven Zivilisationsformen waren, die sich bedingungslos durchsetzten. Liberale oder tolerante wurden quasi ständig überrannt. Mir fehlt da erneut ein erkennbares Entwicklungsstadium in der Psyche.
Woas Sois...
Na, aber die barbarisch-aggressiven waren auch immer schnell verschwunden. Sowas trägt nicht lange.

Das der Mensch an sich, sich nicht besonders entwickelt hat streite ich nicht ab. Aber von Menschen entwickeltes kann immer weiter wachsen. Siehe Wissenschaft: Der Mensch heute ist sicherlich nicht a priori intelligenter oder vernünftiger als einer aus der Antike. Trotzdem wächst das Wissen und das Verständnis der Zusammenhänge immer weiter. Weil das "System" Wissenschaft nicht auf einzelne Menschen ausgelegt ist.
AERPELSCHLOT
Erst einmal verstehe ich nicht, warum Hans-Peter nicht die Muße haben soll, sich zu informieren, nur weil er tagsüber am Bau arbeitet. Mein Papa hat sein Leben lang in der Metallindustrie geschuftet, teilweise 12 und mehr Stunden pro Tag. Der war früher informierter als heute, wo er in Rente ist.
Außerdem hat Hans-Peter die Möglichkeit, sich sozial zu engagieren. Dadurch könnte er auch Punkte sammeln, weil er dadurch ja ebenfalls Interesse am Gemeinwohl zeigt.
Hat einer kein Interesse an der Politik oder daran, für andere Leute einzustehen, warum soll der genau so viel zu melden haben, wie jemand anderes? Am Ende landen wir in einer Deppokratie, in der engagierte, informierte Menschen nix mehr zu melden haben. Ich habe tatsächlich weniger Probleme damit, bestimmte Eliten zu bevorzugen. Eliten kann ja auch bedeuten, daß es Leute sind, die tatsächlich mehr Ahnung von der Materie haben, eine Expertokratie. Ich kann daran nix Schlimmes finden, im Gegenteil. Eine selbsternannte Pseudoelite wie Scheuer, Dobrindt, Strobl usw. braucht kein Mensch. Solche ideologisierte Trottel würden es in meinem System auch schwer haben.

Mir ist bewusst, daß das zuerst neuen Verdruss schafft. Ich betrachte das auch eher als Übergangsszenario. Es könnte halt dazu dienen, wieder eine Kultur zu etablieren, in der Bildung und Gemeinwohl wieder was wert sind. Das ist im Übrigen auch die Grundlage für eine funktionierende Demokratie. Es nutzt nix, daß man theoretisch Zugang zu allen Infos hat, man muss sie auch einordnen können und entsprechend danach zum Wohle aller handeln. Angenommen es würde so funktionieren, daß man kluge Menschen in den Regierungen hat, die auch auf den Rat von Experten hören, also so eine Konstellation wie in Reykjavík, das würde doch sehr schnell die allgemeine Zufriedenheit erhöhen. Dem AfD-Stimmvieh ist doch wurscht, wieviel sie zu melden haben, wenn nur alles so gut läuft, daß sie ihren Vorteil davon haben. Warum gab es in der alten BRD denn hohe Wahlbeteiligungen und wenig Naziwähler? Weil da alles mehr oder weniger noch funktioniert hat. Es war wurscht, aus welcher Schicht du kamst, hast du dich reingehängt, könntest du alles werden. Das ist doch heute nur noch theoretisch möglich. Sowas schafft Unzufriedenheit. Eigentlich kann das jeder wissen. Aber es interessiert unsere neoliberalen Pappnasenregierungen der letzten 35 Jahre aus ideologischen Gründen nicht mehr. Und ließe man die Ideologie mal weg, packt die Dinge mal vernünftig an, dann läuft vielleicht alles wieder besser, Das würde doch die Unzufriedenheit bzgl. der Gewichtung schnell wettmachen.

Ich würde mich auch gar nicht so an meine Idee hängen wollen. Mir gehts halt weniger um die Art und Weise, wie eine Regierung bestimmt wird, mir gehts mehr um eine neue Kultur. Und vor allem darum, die Demokratie wieder zum funktionieren zu bringen. Wenn Teile der Bevölkerung bewusst blöd gehalten werden, ihrer Zukunft beraubt werden, wieso wundert man sich plötzlich, daß die Leute postfaktisch unterwegs sind? Wenn ich mich totbuckele und merke, daß ich mit denen da oben trotzdem nicht mithalten kann, wieso soll ich deren System noch am laufen halten? Einerseits versteh ich deren System nicht, andererseits funktioniert es für mich nicht mal. Warum soll ich dann noch mitmachen? Würde man ein System finden, das zuverlässig bessere Regierungen schafft, hält man doch erstmal die Füße still. Gibt es dann wieder insgesamt eine Kultur, daß Wissen mehr wert ist als Überzeugung und Kohle zusammen, also schon von den Mächtigen ausgehend, schafft man wieder ein anständiges Bildungssystem, was mehr als Kreuzworträtselwissen vermittelt, schafft man auch noch die Möglichkeiten, es auch unabhängig von der Herkunft weit bringen zu können, dann ist die Akzeptanz für das System wieder da und erst dann kann Demokratie wieder funktionieren. Die Losmethode ist gut dafür, Einzelne schlauer zu machen, Sie ist auch gut dafür, mehr Akzeptanz zu schaffen, weil nicht nur abgehobene Juristen und Berufspolitiker an der Macht sind, aber man gibt der Mehrheit trotzdem nicht die Chance, teilzuhaben. Und einen grundsätzlichen Kulturwechsel schaffst du so auch nicht. Du hast ja trotzdem nicht die Möglichkeit zu sagen, das, was ihr gemacht habt, war gut oder schlecht. Aber das wollen die Menschen doch. Das Wichtigste ist, daß man sie auch dazu in die Lage versetzt.
Woas Sois...
Expertokratie, nein Danke. Dass das nicht der Weisheit letzter Schluß ist, sieht man in der Wirtschaft. Die quillt über mit High-Potentials. Trotzdem können die nicht über den Tellerrand blicken.
"Die Besten einer ganzen Generation sind damit beschäftigt, Leute dazu zu bewegen auf Werbebanner zu klicken" (Gedächtniszitat eines Internetheinis)
Außerdem ist da das "AFD-Stimmvieh" wieder nicht beteiligt. Beseitigt also keinen Frust in den abgehängten Schichten.
AERPELSCHLOT
Die Geschichte in Reykjavík war tatsächlich zuerst ne Juxaktion. Allerdings ging das binnen weniger Wochen so durch die Decke, daß sie das dann doch sehr ernst genommen haben. Die haben zuerst eine Art Horst Schlämmer geschaffen, um das korrupte Politikerpack, die am beinahen Staatsbankrott schuld waren und davon sogar noch profitiert hatten, nachzuäffen und bloßzustellen. Dann haben sie gemerkt, daß die Bevölkerung das gut fand und ihre Umfrageergebnisse binnen weniger Wochen explodierten. Als den Konservativen klar wurde, daß hier ne ernste Bedrohung lauert, haben die natürlich versucht, das so darzustellen, daß das nur ahnungslose Irre sind. Letztendlich hat das Jón Gnarr aber nur genutzt. Der musste einfach nur sagen, daß das stimmt und schon waren die Gegner komplett wehrlos. Und diese Art der Ehrlichkeit hat dann auch weiter geholfen. Er hat einfach gesagt, ich weiß nix, lass mir aber alles erklären und das fanden die Leute deutlich besser als ein wir haben auf alles eine Antwort von Leuten, die es mal so richtig vergeigt hatten.
Das Projekt "die beste Partei" war tatsächlich nur auf 4 Jahre angelegt. Auch daran haben sie sich gehalten und sind nicht mehr angetreten. Allerdings haben sich parallel dazu einige der Leute plus ein paar unzufriedener Politiker aus anderen Parteien zusammen getan und die "strahlende Zukunft" gegründet. Auf Isländisch haben beide Parteien das gleiche Kürzel und das ist auch kein Zufall. Auf jeden Fall sind die jetzt bereits zum zweiten Mal ins isländische Parlament eingezogen und der Parteivorsitzende Óttar Proppé, Sänger in diversen Punk und Metalbands und guter Kumpel von Jón, ist mittlerweile Gesundheitsminister.
AERPELSCHLOT
Na, aber die barbarisch-aggressiven waren auch immer schnell verschwunden. Sowas trägt nicht lange.

Das der Mensch an sich, sich nicht besonders entwickelt hat streite ich nicht ab. Aber von Menschen entwickeltes kann immer weiter wachsen. Siehe Wissenschaft: Der Mensch heute ist sicherlich nicht a priori intelligenter oder vernünftiger als einer aus der Antike. Trotzdem wächst das Wissen und das Verständnis der Zusammenhänge immer weiter. Weil das "System" Wissenschaft nicht auf einzelne Menschen ausgelegt ist.Woas Sois..., 04.02.2017 22:43

Interessanterweise musste die Bewertung von Intelligenztests immer wieder justiert werden. Bis in die 90er wurden die Ergebnisse immer besser und seit Ende der 90er wieder schlechter. Bzw. wurden sie nicht, weil eben nachjustiert wurde.
AERPELSCHLOT
Expertokratie, nein Danke. Dass das nicht der Weisheit letzter Schluß ist, sieht man in der Wirtschaft. Die quillt über mit High-Potentials. Trotzdem können die nicht über den Tellerrand blicken.
"Die Besten einer ganzen Generation sind damit beschäftigt, Leute dazu zu bewegen auf Werbebanner zu klicken" (Gedächtniszitat eines Internetheinis)
Außerdem ist da das "AFD-Stimmvieh" wieder nicht beteiligt. Beseitigt also keinen Frust in den abgehängten Schichten.Woas Sois..., 05.02.2017 00:03
Letztendlich schon, wenn es auch für sie wieder besser läuft. Genau das ist ja der Sinn, daß die Experten nicht ideologisch rumwurschteln und hoffen, daß genug Leute was abkriegen, um wiedergewählt zu werden und der Rest kann gucken, wo er bleibt. Wenn zum Beispiel zum wiederholten Male Expertenberichte durch die Regierung zurückgehalten oder geschwärzt werden, weil die Ergebnisse nicht ins Konzept passen, dann wird doch klar, daß es Leute besser wissen und wahrscheinlich auch besser machen könnten. Was spricht dagegen? Der Unterschied zur Wirtschaft ist doch, daß die Experten nicht nur auf Gewinnmaximierung und notfalls auch nur die zweitbeste Lösung aus sein müssen, sondern große Konzepte entwickeln dürfen in Abstimmung mit möglichst allen tangierten Fachbereichen. Und letztendlich gucken ja auch noch mehrere Leute drüber.
Powder To The People
Thema Schule:
Woas Sois...
Was hat er denn für eine These? Ich kann hier in der Arbeit nichts hören.
Powder To The People
Mürbes, ineffektives Schulsystem - veränderungswürdig. Die Ansätze find ich klug und vor allem werden auch die Umsatzschwierigkeiten bedacht, die mit der Veränderung eines über lange Zeit notetablierten Systems einhergehen. Hör's dir mal heute abend an.
OneFingerSalute
Weiß nicht so recht, wohin damit. Aber da es im Grunde ein Journalisten-Ding ist, kommt es jetzt hier rein. Wird ja immer wieder gefragt, womit man am besten Mixe bastelt. Wer Interesse daran hat und mal eine neue Software ausprobieren will, findet vielleicht an dieser Stelle was zum Testen und möglicherweise sogar mehr. Ich zitiere aus einer Mail, die heute von einem Kollegen kam, weil sie im Grunde alles sagt:

Wer sich ein neues Schnittsystem für den privaten Rechner/ Notebook zulegen will: HEUTE gibt es ein unschlagbares Angebot. Der Eine oder Andere mag schon von der Software namens „Hindenburg“ (aus Kopenhagen) gehört haben, die bieten eine Reihe von Applikationen an. Deren „Hindenburg Journalist“ kann ich persönlich empfehlen, gut geeignet für den Einsatz zuhause wie mobil, also unterwegs. Was es kann? Hier isses

Die Lizenz kostet normalerweise um die 80€... Heute, und NUR HEUTE kostet sie 2€, in Worten: ZWEI. Zitat: “To celebrate World Radio Day 2017”, Hindenburg is teaming up with Cultural Survival to support their mission to advance Indigenous Peoples' rights & cultures worldwide
Fahrenheit
Besser Haben als Brauchen. Danke!
Woas Sois...
Dein Link geht ins Leere. Ich korrigiere mal: Hier

Merci für den Tipp, ich teste das mal. Audacity ist zwar sehr gut, aber warum nicht mal Profisoftware testen.
Olsen
Ist das eine Jahreslizenz oder etwas zeitlich Unbegrenztes?
Woas Sois...
Für die Version 1.xxx.
Olsen
Ach, ich kauf mir das einfach mal. Weiß nicht, ob ich jemals Verwendung dafür haben werde, aber wer weiß.

Danke für die Infos, euch beiden.
OneFingerSalute
US-Talkshow setzt Kellyanne Conway auf schwarze Liste

Die amerikanischen Juristen, die Anwälte und Richter haben den Kampf gegen einige seiner Dekrete bereits aufgenommen. Jetzt zeigen auch die Medien, dass sie das Spiel um die Grundwerte der Demokratie nicht in jeder Hinsicht mitspielen.
Drunken Third
Den Gedanken im vorangehenden Absatz finde ich auch interessant.
OneFingerSalute
Ritalin einschmeißen zur "Selbstoptimierung" - wie ist das, was passiert da? Ein Kollege hat's ausprobiert: