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kleine Albenkritiken für Zwischendurch

cornello
ich finde, dass gerade die guidance im vergleich zu ihren vorgängern mehr schönklang bietet und sich jetzt auch öfter an dur-tonarten ranwagt. mota klingt, als würde ein caspian-song beginnen. ich werde langsam warm mit der platte. aktuell ist sie aber die schwächste rc-platte.

meine reihenfolge:

1. memorial
2. station
3. enter
4. geneva
5. empros
6. guidance
eigenwert
aktuell ist sie aber die schwächste rc-platte.cornello, 15.08.2016 11:05 #

Ist auch mein Befürchten.
Bestellt isse aber, und nach dem Eintrudeln wird sie genauer unter die Lupe genommen.
Go Ahead Eagle
Das ist mir zu wichtig. Deshalb hier noch mal:

Wilco - Schmilco.

Aha. So, ich glaub ich habs verstanden.
Bei Zimmerlautsärke "nebenbei" hörte ich bloß Jeffs Stimme, Akustikitarrengeschrammel, abundzu fluffiges Getrommel und das wars.
So funktioniert das Album. Nicht besonders gut, aber ok als Hintergrundbeschallung.

Kopfhörer allerdings entfalten hier den vollen Sound.
Ganz hinten links: Nels Cline gniedelt eigentlich in jedem Song bunt und wild rum.
Ganz hinten rechts: mal ne Orgel, lockerer Bass, Slide-Guitar, geklimper, was auch immer.
Immer leicht schräg, mal gegen den Takt, mal windschief zum Rhytmus.

Jaja, Wilco. Ihr seid schon welche.
Aufdrängen muss sich hier keiner mehr. Wer hinhört wird belohnt.
Und es hat Klick gemacht.
mcpete
Neurosis - Fire Within Fires
einfach mal reinhören, kost ja nix!der_acki, 23.09.2016 13:42 #

Oh: ich hab jetzt einfach mal reingehört.
Bin aber nicht so abwertend eingestellt, wie manch andere. Ja, der Vorgänger war zwar nicht direkt schlecht, aber im Vergleich mit den bisherigen Leistungen etwas enttäuschend ernüchternd. Sie ist halt eine etwas leichtere Kost.
Und nun das:
Es groovet wieder, auch härter, es gibt richtig tolle Riffs mit Melodien, es groovet dazwischen auch mal ruhiger.
Ambiente ruhige Soundlandschaften gibt es auch zwischendurch mal, es groovet dann wieder.
Es gibt sogar im Abschluss "Reach" so eine Art zweistimmiges Duett zw. Scott Kelly und Steve von Till, eine Art Halbballade zur Hölle, die am Ende doch wieder anfängt, nach einer Ruhephase auszubrechen und, ja zu grooven. Gesanglich reizen die beiden die volle Bandbreite ihrer Möglichkeiten aus.
Mit den eigentlich bereits lang bekannten Mitteln haben Neurosis es doch wieder geschafft, mir ein Album anzubieten, welches seine eigene Wirkung und eigenen Sog entwickelt.
Und es grooved auf Neurosis-Art, falls ich es noch nicht erwähnt habe (für mich in etwas vergleichbar mit z.B. Stones From The Sky auf Albumlänge).
Also ich bin schon etwas begeistert, nach 1-2 Durchläufen.

Und es ist sicherlich nichts für Ärpel, da es keine durchgehend brutale Dampfwalze ist. :tongue:
Drunken Third
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Apologies, I Have None - "Pharmacie"

Ich möchte lösen: Was ist deine Platte des Jahres?
So großartig „Stage Four“ von Touché Amoré (eine Platte mit ähnlich düsterem Grundmotiv) auch geworden ist, die kaputten Wahllondoner ziehen mir hier jedes Mal aufs Neue die Schuhe aus. Dabei ist das beim ersten Drüberhören vielleicht noch recht ordinärer Emo neuerer Schule, beim genauen hinhören merkt man aber, dass das uralte Laut-/Leise-Spiel hier nahe an der Perfektion betrieben wird. Musikalisch gibt es in etwa so viel Licht wie Schatten, vielleicht mit leichten Vorteilen Richtung Licht. Textlich aber ist das schon ziemlich harter Tobak. Auch, wenn Josch McKenzie selten wirklich explizit wird, bekommt man eine Ahnung, wie hart es sein muss, psychisch wirklich krank zu sein.
Nach der Veröffentlichung des noch einigermaßen fröhlichen Debüts ("London") wechselten sich Aus- und Wiedereinstieg des Sängers ab, die Band brachte mit "Black Everything" eine EP raus, die mit "Raging Through The Thick And Heavy Darkness Of A Bloodlust" inerhalb von fünf Minuten schonmal erkennen ließ, dass mit dem Sänger irgendwas nicht stimmt. Von eben dieser EP sowie von der Split mit Luca Brasi finden sich zwei schon bekannte Songs auf dem neuen Album, die sich aber wunderbar einfügen. "Wraith", von der eben genannten Split beispielsweise, gibt an zweiter Stelle nach dem recht konventionellen "Love & Medication" schonmal den düsteren Ton an. Schleppend und monoton wird über über Geister lamentiert, die endlich verschwinden sollen, bis bei 2:24 plötzlich mit einem astreinen JEW-Gedächtnis-Moment die Sonne aufgeht. Musikalisch. Denn die Zeilen „Every single morning / I fight through the same fog / of painkillers and sleeping pills / what the fuck did I wake up for” wirken im krassen Kontrast zum Schönklang doppelt heftig. Ja, das ist irgendwo noch Punk, Emo, Post-Hardcore, was auch immer. Aber irgendwie auch so viel mehr.
Mein persönliches Highlight, “Goodbye, Peace Of Mind” findet sich in der Mitte des Albums und beginnt mit leisen Zeilen und Akkorden, bis dieser so geil verschleppte Beat einsetzt und sich spektakulär unspektakulär zum Höhepunkt hinarbeitet. „Crooked Teeth“ im Anschluss kommt ganz ohne Drums aus, ist aber nicht minder intensiv. Das letzte Drittel mit „Everybody Wants To Talk About Mental Health“ (auch hier: leiser Einstieg, heftiger Ausbruch mit den Zeilen „I know it’s fucked / I know it’s a cold, cold world“), „It’s Never The Words You Say“, dem 8-minütigen Brecher „Killers“ und dem versöhnlichen Abschluss „A Pharmacy In Paris“ krönen eines der intensivsten und im wahrsten Sinne emotionalen Alben der letzten Jahre. Ja, das ist irgendwo noch Punk, Emo, Post-Hardcore, was auch immer.



Apologies, I Have None - "Goodbye, Peace Of Mind (live @ Kaputtmacher Sessions)"
Olli_rockt80
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Apologies, I Have None - "Pharmacie"

Ich möchte lösen: Was ist deine Platte des Jahres?
So großartig „Stage Four“ von Touché Amoré (eine Platte mit ähnlich düsterem Grundmotiv) auch geworden ist, die kaputten Wahllondoner ziehen mir hier jedes Mal aufs Neue die Schuhe aus. Dabei ist das beim ersten Drüberhören vielleicht noch recht ordinärer Emo neuerer Schule, beim genauen hinhören merkt man aber, dass das uralte Laut-/Leise-Spiel hier nahe an der Perfektion betrieben wird. Musikalisch gibt es in etwa so viel Licht wie Schatten, vielleicht mit leichten Vorteilen Richtung Licht. Textlich aber ist das schon ziemlich harter Tobak. Auch, wenn Josch McKenzie selten wirklich explizit wird, bekommt man eine Ahnung, wie hart es sein muss, psychisch wirklich krank zu sein.
Nach der Veröffentlichung des noch einigermaßen fröhlichen Debüts ("London") wechselten sich Aus- und Wiedereinstieg des Sängers ab, die Band brachte mit "Black Everything" eine EP raus, die mit "Raging Through The Thick And Heavy Darkness Of A Bloodlust" inerhalb von fünf Minuten schonmal erkennen ließ, dass mit dem Sänger irgendwas nicht stimmt. Von eben dieser EP sowie von der Split mit Luca Brasi finden sich zwei schon bekannte Songs auf dem neuen Album, die sich aber wunderbar einfügen. "Wraith", von der eben genannten Split beispielsweise, gibt an zweiter Stelle nach dem recht konventionellen "Love & Medication" schonmal den düsteren Ton an. Schleppend und monoton wird über über Geister lamentiert, die endlich verschwinden sollen, bis bei 2:24 plötzlich mit einem astreinen JEW-Gedächtnis-Moment die Sonne aufgeht. Musikalisch. Denn die Zeilen „Every single morning / I fight through the same fog / of painkillers and sleeping pills / what the fuck did I wake up for” wirken im krassen Kontrast zum Schönklang doppelt heftig. Ja, das ist irgendwo noch Punk, Emo, Post-Hardcore, was auch immer. Aber irgendwie auch so viel mehr.
Mein persönliches Highlight, “Goodbye, Peace Of Mind” findet sich in der Mitte des Albums und beginnt mit leisen Zeilen und Akkorden, bis dieser so geil verschleppte Beat einsetzt und sich spektakulär unspektakulär zum Höhepunkt hinarbeitet. „Crooked Teeth“ im Anschluss kommt ganz ohne Drums aus, ist aber nicht minder intensiv. Das letzte Drittel mit „Everybody Wants To Talk About Mental Health“ (auch hier: leiser Einstieg, heftiger Ausbruch mit den Zeilen „I know it’s fucked / I know it’s a cold, cold world“), „It’s Never The Words You Say“, dem 8-minütigen Brecher „Killers“ und dem versöhnlichen Abschluss „A Pharmacy In Paris“ krönen eines der intensivsten und im wahrsten Sinne emotionalen Alben der letzten Jahre. Ja, das ist irgendwo noch Punk, Emo, Post-Hardcore, was auch immer.


Danke dafür! Ich hätte es nicht besser formulieren können! Großartige Platte und extrem intensiv. :bow::cheers:Drunken Third, 08.10.2016 14:08 #
der_acki
Boghandle - Worth Dying For

Dänische Grunge-Band, angeblich die erste. Und ich denke noch: oh, schon lange nicht mehr gehört, wird mal wieder Zeit! Dann der erste Song. Hm, ist das wirklich so geil, wie abgespeichert? Aber dann eine Granate nach der anderen! Da kann man eigentlich nix herausheben, da ist ein Song geiler als der andere. Vielleicht noch Blow it All oder Oh She Said.

Wer sind eigentlich Nirvana und Mudhoney?
AERPELSCHLOT
Es kann nur eine Grungeband geben:

MartinwillVinyl
cool, Fudge Tunnel kannte ich noch nicht :cheers:
AERPELSCHLOT
Waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaas? Heiliger Strohsack. Das muss der Fluch der späten Geburt sein. Wurden im Visions damals ziemlich abgefeiert. Wenn auch überwiegend das zweite Album Creep Diets, wo doch Hate Songs In E Minor noch viel viel besser ist). Und dann gabs da noch die legendäre Kollaboration namens Nailbomb vom Sänger/Gitarristen mit Sepulturas Max zusammen. Hatte zwar einen derben Industrial Metal Touch, aber rockte ebenfalls wie Hulle.

Fudge Tunnel - Hate Songs In E Minor


Nailbomb live beim Dynamo 1995
MartinwillVinyl
danke fürs Verlinken! Wird bald angehört. Ich liege ja geburtstagsmäßig tatsächlich noch hinter dem Release der "Hate Songs..." :floet:
housefrau1981
For A Moment, I Was Lost... - Amber Run

Kurz zum Zweitwerk meiner Songcontest-Band... kennengelernt hab ich die Band ja mit dem 2015er Song I Found, bei dessen Hören ich jetzt nicht unbedingt auf die Idee gekommen wäre, dass die auch Gitarren haben und Schlagzeug und das auch jenseits von Kitsch einsetzen können. Der Rest des Erstlings hat mich dann aber auch gut aufgeklärt.

For A Moment... bietet dann wieder eine Mischung aus Indierock mit Hang zu Pathos und schrammt durchaus immerwieder nur knapp an der Bezeichnung "radiotauglich" vorbei, was für mich besonders Sänger Joe Keogh immer schnell wieder vergessen macht. (Man muss teils schon ziemlich rumjammernde Männerstimmen natürlich - so wie ich :floet: - mögen.)
Klingt der Opener Insomniac schon noch sehr nach Keane, entfernt sich das folgende No Answers mit seinem Ausbruch im Finish vom Radiopop - für mich nach wie vor der beste Song der Platte, wobei auch das kurz danach folgende Stranger durchaus zu den Highlights gehört, gemeinsam mit dem ebenfalls etwas gitarrenlastigeren Perfect.
Die restlichen Songs wie Island oder White Lie gehen ins Ohr, allerdings ist das alles doch wieder nah dran am Pop, ohne das negativ zu meinen, ich mag das ja.
Mittendrin dann mit Haze noch ein kurzer Song der sich auch stilistisch einfach mittenreinsetzt - nichts anderes als vielstimmige Vocals, die teils bis zu Unkenntlichkeit durch den Vocoder gejagt wurden. Hat aber was, keine Frage, und zählt mit zu den Highlights, schade dass die Jungs nicht noch 1 Strophe draufgepackt haben.

Alles das gab's und gibt's natürlich schon und auch ein bisschen der Mut mag der Platte fehlen, sieht man von kurzen Brüchen mit Erwartungshaltungen innerhalb von Songs (No Answers, White Lie) oder eben auch Haze ab. Dennoch eine schöne, solide, gut am Stück hörbare Platte, deren Songs durch Sänger Keogh noch ein bisschen besser werden.
-pmh-
ich weiß nicht... mich hat die schwache 4/12 - bewertung in der letzten ausgabe vom reinhören erstmal abgehalten. :hm:
ist der songcontesttitel auch mit drauf?
housefrau1981
Ja, der ist auch mitdrauf. Aber ich glaube auch nicht, dass das deinen Geschmack trifft, da sind wir meistens zu weit auseinander. Zur Wertung 4/12 kann ich nix sagen, hab die letzte Ausgabe nicht mehr bekommen.
AERPELSCHLOT
Die restlichen Songs wie Isl. .. oder White Lie gehen ins Ohr,housefrau1981, 15.02.2017 13:46


Da, schon wieder ein Treffer, für den ich nix kann.
LarryRansomInferno
Mal so richtig klein:

The Menzingers - After The Party

Wieder so ein halbgares Machwerk wie Rented World. Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht gut. Schlussendlich nichtssagende Nebenbeimusik. Schade.

Japandroids - Near The Wild Heart Of Life
Die ersten drei Lieder machen richtig Laune, danach lässt es doch deutlich nach (mit Ausnahme von No Known Drink Or Drug, das ähnlich gut ins Ohr geht). Insgesamt gehobener Durchschnitt.

Cloud Nothings - Life Without Sound
Die Jungs zeigen den Kollegen von Japandroids, wie man das Niveau über Albumlänge hält. Also das gute.
Wie ich schonmal schrieb, ist kein absolutes Monster wie Wasted Days am Start, aber Lieder wie Things Are Right With You, Enter Entirely oder Sight Unseen sind Ohrwürmer, die sich auf lange Zeit halten werden. Hat das Potential auch noch am Jahresende in der Verlosung zu sein.

Brutus - Burst
Was ganz zu Beginn des Albums auch noch in 80er-Arena-Rock abgleiten könnte, entwickelt sich schnell zum groovenden und stellenweise auch mal leicht frickelnden Monster, das einen ab Song No. 1 gefangen nimmt. Man ahnt schon, dass die Wurzeln/Vorbilder der ganzen Geschichte eher im Metalbereich zu finden sind, schlussendlich ist es aber die Salami der Gitarrenmusik. Von fast allem ist ein bißchen drin. Atmosphäre und Gongschlag gehen Hand in Hand.
Die singende Drummerin (!) konnte mich mit ihrer Stimme vollends begeistern und erinnert mich je nach Situation an RVIVR, The Gathering oder Krezip. Momentan würde es mich schwer überraschen, wenn das Album nicht in meiner Jahres-Top-10 auftauchen würde. Dafür sind Songs wie Drive einfach zu verdammt gut und einprägsam.
Geoffrey Peterson
Brutus - BurstLarryRansomInferno, 18.02.2017 03:36 #

Das hört sich wirklich super an :cheers:
housefrau1981
MEW - Visuals

Wie erwartet und erhofft "massiert" sich auch Visuals angenehm und hartnäckig in meine Gehörgänge.
Wer mit der Band immerschon NICHT warm wurde, braucht hier aber kein Ohr riskieren. Das wird dann auch nichts mehr.
Wer die Band schon in der Vergangenheit immer weicher, kitschiger und popiger fand, ebenso.
Für alle anderen kann ich die Platte durchaus empfehlen. Den Vorwurf, wieder ein bisschen eingängiger geworden zu sein, müssen die Dänen sich meiner Meinung nach zwar gefallen lassen, aber es steckt noch genug Entrücktes in den Songs, um zu begeistern. Und ein Stück weit zu verzaubern, denn Mew klingen nach wie vor auch immer ein bisschen nach Feenstaub und Traumwelten, zumindest für mich.
etienoir
hm. finden die platte doch einige positiv. mir war's dann bei weitem zu kitschig. vielleicht falscher zeitpunkt? mew brauchen ja auch immer etwas, bis es zündet. muss ich wohl nochmal ran.
Powder To The People
Kurze Abhandlungen aktueller Beschäftigungen:

At The Drive-In - Interalia (oder wie auch immer das nun genau geschrieben wird)
Anfangs war ich ein wenig gelangweilt von einer gewissen Ideenlosigkeit. Dann hab ich aber schnell gemerkt, dass ich "Relationships..." völlig automatisch als Standard gesetzt hab. Das kann das Album nicht berühren, selbst wenn es das wollte. Etwas getrannt davon fiel mir auf, dass es eigentlich nur der weniger drückende respektive inspirierende Gesang von Cedric ist, der mich stört. Und die recht gleichförmigen Songs. An sich ist "Interalia" aber stellenweise sehr cool, ziemlich punkig, manchmal angenehm noisig und "Holtzclaw" könnte direkt mit auf eine Best Of.

A Lot Like Birds - DIVISI
Erwartungsgemäß blieb der WOW-Effekt aus. Das 99%-ige Kappen des Geschreis und das geradlinigere Songwriting auf Kosten der von mir so geliebten Technikeskapaden lassen die alten Grosstaten noch übermächtiger erscheinen. Hinzu kommt, dass Cory und seine Stimme im modernen Post-HC zu gleichförmig klingen. Sein Screaming gilt mit als das Beste und Intensivste des ganzen Genres. Sein Gesang ist hingegen absolut austauschbar. Damit klingt die Band nicht mehr nach ihrer eigenen Definition und könnte so im Prinzip auch für Stolas oder Sianvar gehalten werden. Bei all dem Meckern darf man aber nicht vergessen, dass das immer noch grossartige Musiker sind, die jetzt nicht einfach nur auf Nickelback machen. Die zweite Albumhälfte ist sehr sehr gut, instrumental (vor allem mal wieder der beste Drummer des Genres namens Joe Arrington) strahlt so einiges. Auch Corys Melodieideen sind z.B. in "Atoms In Evening" oder "Further Below" respektabel und überhaupt spielt diese Band nach wie vor in der ersten Liga. Textlich gibt es wieder sehr kluge, berührende Passagen. Nur der Kick und Kiefer-Boden-Momente sind abhanden gekommen.

He Is Legend - Few
Was macht mir diese Platte Spass. Aber das macht mir diese Band sowieso. Der Vorgänger namens "Heavy Fruit" war vielleicht eine kleine Enttäuschung, aber am Ende findet man kaum etwas besseres im Southern Rock infizierten Post-HC. Das Schuylar quasi nicht mehr schreit (oder schreien kann) tut der Sache keinen Abbruch. Dafür groovt und schmatzt es instrumental an allen Ecken und Enden. Die Abrisse an tonnenschweren Riffs prügeln einem die Knochen zu brei. Da stinken so einige Sludge-Bands gegen ab. Zwischendrin immer mal wieder kleine, kluge Taktverschiebungen wie in "Sand" oder "Fritz The Dog", die die Songs frisch halten. Und immer wieder dieser oben schon genannte Groove, der mich dancen lässt wie es Schuylar live tut:

Apropos! Der Mann hat echt clevere Chorusideen. Höchstwahrscheinlich in den Top Ten dieses Jahr.

Kendrick Lamar - Damn.
Auch hier wusste ich anfangs nicht wirklich was ich von diesem Album halten soll. Der Mann hat eine Diskografie an Relevanz, Variantenreichtum und fast schon gesamthiphoplicher (neues Lieblingswort) Abdeckung, dass die eher gewöhnlichen Beats und Samples von "Damn." beinahe bieder wirken. Und wieder gilt der Satz: Damit hat nun keiner gerechnet. Das ändert aber nichts an diesem wahnsinnigen Talent. Wenn der Typ am Ende von "DNA." einfach nur alles pulverisiert, fragt man sich, wie es andere auch nur wagen können, belanglosen Rap zu produzieren. Der switcht zwischen sämtlichen Stilen als wären es Unterhosen. Bleibt dabei trotzdem unverkennbar. Irre. Die Abkehr vom mir etwas zu angejazzten Westcoast-Style des ansonsten makellosen Vorgängers begrüsse ich teilweise, das Fehlen von richtigen Bangern nicht so. Dafür flasht vieles auf den Zweiten um so mehr. "Lust." find ich brachial super, "Element." hat Vibe, den die Bitch nicht killen kann. "XXX" geht ab (obwohl es das U2 Feature nicht gebraucht hätte). Und obendrauf bringt er mal wieder ein allumfassendes Konzept, welches diesmal so clever und unauffällig verpackt ist, dass man ihn einfach nur drücken möchte. Hört man das Album in umgekehrter Reihenfolge entsteht eine Spiegelgeschichte, die den deprimierenden Grundgedanken invertiert und eine ganz andere Message bringt. An mein Herz, du Sauhund!:heart: