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Und sonst...

Hilfe, Ich hab da mal ne Frage.

Alphex
Ich würde mal gerne Meinungen dazu hören:

1. Ist es ein Ausdruck von White Supremacy und Rassimus , dass z.b. ein Teil meiner Familie in Polen in einem Dorf mit einer rein weißen Nachbarschaft lebt? Ist es ein Rassimusproblem wenn irgendwo auf der Welte nur (oder fast nur) weiße Bevölkerung lebt?Nathanael_x, 20.01.2021 17:37 #


Wieso sollte es sein? Polen ist wirtschaftlich eher schwach, also wird es wenig Zuzug anlocken, und in ganz Europa leben ohnehin weniger als 2% Schwarze. Übrigens empfinde ich es als maximal US-zentrisch, Rassismusdiskurse nur um "Schwarz oder nicht?" zu drehen. Einen Albaner als überprivilegierten weißen Mann abzutun, hingegen den Saudiprinzen als gebeutelte Minderheit zu lesen, ist nicht sehr klug. Siehe auch:

2. Geht eine Rassimusforscherin (DiAngelo) die hautsächlich in den USA geforscht hat und von allen Weißen weltweit fordert, dass sie ihre Kindheit in einer weißen Nachbarschaft und ähnliches als Rassimus reflektieren (hatten Sie nur weiße Lehrerinnen etc.) deutlich zu weit? Sie wird sogar in einem Interview gefragt ob das so hauptsächlich für die USA gilt und antwortet, dass das genauso für alle weißen Geselschaften weltweit gilt. Anscheinend ist so eine weiße Nachbarschaft immer ein Ausdruck von weißer Machterhaltung usw.Nathanael_x, 20.01.2021 17:37 #


lolusa

3. Muss ich jetzt meine Verwandten in Polen anrufen und ihnen erklären, dass sie White Supermacists sind?Nathanael_x, 20.01.2021 17:37 #


Nein.
Amano
Das sind mir zu wenig Informationen, worauf diese Meinung gründet.

Klingt weit hergeholt, aber wie geschrieben, ohne nähere Infos kann ich nix zu sagen
Nathanael_x
Link zum Interview

Das mit dem expliziten Rassimus und Alltagsrassimus mag so gar nicht falsch sein, nur sagt sie auch, dass sie weiße Nachbarschaften, die Tatsache, dass man nur weiße Lehrerinnen hatte etc. als ein Ausdruck von Rassismus und White Privilige ansieht und findet Weiße sollen es auch als das reflektieren. Auf die Nachfrage ob ihre Thesen so hauptsächlich für die USA gelten antwortet sie ganz deutlich, dass das für alle weißen Geselschaften weltweit gilt. Damit erklärt sie es zu Rassimusproblem wenn irgendwo auf der Welt einfach eine weiße Bevölkerung lebt und Begründungen liefern sie imo nicht.
Alphex
Link zum Interview

Das mit dem expliziten Rassimus und Alltagsrassimus mag so gar nicht falsch sein, nur sagt sie auch, dass sie weiße Nachbarschaften, die Tatsache, dass man nur weiße Lehrerinnen hatte etc. als ein Ausdruck von Rassismus und White Privilige ansieht und findet Weiße sollen es auch als das reflektieren. Auf die Nachfrage ob ihre Thesen so hauptsächlich für die USA gelten antwortet sie ganz deutlich, dass das für alle weißen Geselschaften weltweit gilt. Damit erklärt sie es zu Rassimusproblem wenn irgendwo auf der Welt einfach eine weiße Bevölkerung lebt und Begründungen liefern sie imo nicht.Nathanael_x, 21.01.2021 23:08 #


Sie ist bekannt für ihre Arbeit über weiße Privilegien und insbesondere über den Begriff der "weißen Zerbrechlichkeit", den sie 2011 erfunden hat.


Wie gesagt, "lolusa" ist denke ich die vernünftigste Analyse da. Zeit mit postmodernem falschen Bewusstsein zu vergeuden ist irgendwie nicht mein Interessensbereich.
Quicksand227
Ich halte es für bemerkenswert, auf welche Weise dieses Thema hier besprochen wurde.

Bei aller berechtigter Kritik am oft eingeschränkten, weil zu sehr auf die eigene Lebensrealität fokussierten Blickwinkel vieler Wissenschaftler*innen in den USA und Europa: Ein "lolusa" klingt nicht nach einer ernsthaften Auseinandersetzung mit DiAngelos Arbeit oder wissenschaftlicher Forschung zu Rassismus generell, sondern eher wie eine Flucht vor einer selbstkritischen Reflexion dessen, wie sich Rassismus in unserer Gesellschaft auswirkt. Es ist ein Privileg, sich nicht mit Rassismus auseinandersetzen zu müssen und die Beschäftigung mit White Supremacy einfach normativ als "postmodern falsches Bewusstsein" wegzuwischen.

Ich gehe nicht mit allen Positionen radikaler antirassistischer Wissenschaft mit und kann mich nicht zu Robin DiAngelos Arbeit im Vergleich zu anderen Autor*innen wie bell hooks, Stuart Hall, Kimberlé Crenshaw oder W.E.B. Du Bois äußern, halte es aber für wichtig, auf einige der hier geäußerten Annahmen und Urteile einzugehen und vielleicht einen anderen Blickwinkel einzubringen. Zumal ich die ursprüngliche Frage von Nathanael_x als aufrichtig verstehe.

“Einen Albaner als überprivilegierten weißen Mann abzutun, hingegen den Saudiprinzen als gebeutelte Minderheit zu lesen, ist nicht sehr klug."
Das ist auch überhaupt nicht der Punkt. Grundsätzlich ist für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dieser Thematik wichtig, “weiß” und “Schwarz” nicht als Hautfarben zu verstehen, sondern als gesellschaftlich konstruierte Kategorien, die mit Machtstrukturen verflochten sind. Hier ein einführender Artikel zu Begrifflichkeiten, der hoffentlich weiterhilft (im ZEIT-Artikel wird das allerdings auch schon erklärt).

“Nur darum, dass es sehr Scheiße ist wenn es zum "Rassimusproblem" erhoben wird wenn irgendwo einfach eine weiße Bevölkerung lebt.”
Die Frage ist: Warum sind viele Bevölkerungen so strukturiert? Ist das in Stein gemeißelt oder Ausdruck von historischen Ausgrenzungen und strukturellem Rassismus? Inwiefern wirken sich diese Aspekte auf vielfältigste Weise auf das Leben aus (z.B. Wohnort, Schulbildung, Gesundheitsversorgung und Berufschancen)?

“Muss ich jetzt meine Verwandten in Polen anrufen und ihnen erklären, dass sie White Supermacists sind?”
"Wenn Rassisten Rassisten töten, dann kann's wahrscheinlich keine Opfer geben.”
Auch das verstehe ich völlig anders. Die Frage ist: Was versteht man unter den Begriffen “Rassist” und “rassistisch”? Es geht nicht darum alle Weißen zu Rassisten zu erklären und beispielsweise auf eine Stufe mit Menschen wie Björn Höcke zu stellen, sondern darum aufzuzeigen, wie rassistische Stereotpye und Strukturen in unseren Gesellschaften etabliert wurden und wie diese wirken. Ich muss kein Rassist sein, um situativ rassistisch denken oder handeln zu können bzw. im Leben von rassistischen Einstellungen geprägt worden zu sein. Auch wenn ich mich aktiv gegen Rassismus engagiere, habe ich als Weißer innerhalb einer rassistischen Gesellschaft bestimmte Privilegien.
Es geht also absolut nicht um eine Brandmarkung, sondern um eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Positionierung innerhalb eines rassistischen Systems.

Ganz egal, ob man sich alleine darauf einlässt, das Thema innerhalb der eigenen Familie behandelt oder in der Öffentlichkeit darüber diskutiert: Was spricht gegen diese Auseinandersetzung?
Alphex
Ein "lolusa" klingt nicht nach einer ernsthaften Auseinandersetzung mit DiAngelos Arbeit oder wissenschaftlicher Forschung zu Rassismus generell, sondern eher wie eine Flucht vor einer selbstkritischen Reflexion dessen, wie sich Rassismus in unserer Gesellschaft auswirkt. Es ist ein Privileg, sich nicht mit Rassismus auseinandersetzen zu müssen und die Beschäftigung mit White Supremacy einfach normativ als "postmodern falsches Bewusstsein" wegzuwischen.Quicksand227, 28.01.2021 00:46 #


Aus sechs Zeichen einen dermaßenen Nachttopf an Vorwürfen rauslesen zu können, ist nicht mal mehr Kaffeesatzleserei, sondern schon Sternzeichenshit. Man kann es auch "wohlfeil" oder "unseriös" nennen - es ist jedenfalls kaum durch die Schrift gedeckt. Ganz ehrlich: Du hast, salopp gesagt, keine Ahnung, womit ich mich beschäftige und womit nicht, und eine "Analyse" anhand von sechs Zeichen (Eat your heart out, Twitter!) dazu ist anmaßend - und kommt inhaltlich zum falschen Schluss.

Das ist auch überhaupt nicht der Punkt. Grundsätzlich ist für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dieser Thematik wichtig, “weiß” und “Schwarz” nicht als Hautfarben zu verstehen, sondern als gesellschaftlich konstruierte Kategorien, die mit Machtstrukturen verflochten sind. Hier ein einführender Artikel zu Begrifflichkeiten, der hoffentlich weiterhilft (im ZEIT-Artikel wird das allerdings auch schon erklärt).


Mir ist das bekannt, Danke. Mein Punkt war, dass Polen nicht "weiß" im Sinne von überprivilegiert sind. Europa ist aber quasi durchweg "weiß" im melanintechnischen Sinne, wodurch DiAngelos Statement (das hier bemüht wurde) aber ziemlich dumm wird. Oder sind "weiße Nachbarschaften" dann etwas, was es in Polen nicht gibt? Man kann Wörter halt auch so verwenden, dass sie bedeuten, was sie bedeuten, dann hat man solche Probleme nicht.

Die Frage ist: Warum sind viele Bevölkerungen so strukturiert? Ist das in Stein gemeißelt oder Ausdruck von historischen Ausgrenzungen und strukturellem Rassismus? Inwiefern wirken sich diese Aspekte auf vielfältigste Weise auf das Leben aus (z.B. Wohnort, Schulbildung, Gesundheitsversorgung und Berufschancen)?


Es ist Wasser zwischen Polen und Afrika, falls du das mit "historische Ausgrenzung" meinst. Und als recht armes Land ist Polen eher kein Land mit hoher Migrationsquote. Anders als die USA hatten wir in Europa auch nicht in den letzten 400 Jahren importierte Sklaven für diversity-Quote. Und ja, katholisch, ex-Soviet, dies das - Polen ist jetzt natürlich auch nicht der einladendste Ort für Minderheiten. Aber selbst eine Minderheit, beziehungsweise nicht Hort von Privilegierten. Zur Frage "warum so viele Weiße" aber: In Asien leben übrigens auch viele Asiat/innen - und in Europa halt circa 3% Dunkelhäutige. Oder meint "schwarz" jetzt nicht mehr die Hautfarbe, sondern die Privilegiertheit? Der Balkan ist ja an sich auch People of Color, aber sind in Polen dann nicht auch nur People of Color? Merkst du, warum ich diese Verwendung des Begriffes für absolut erkenntniszerstörend halte? Und warum ich vielleicht auch gesäuert wirke, wenn es in die Richtung geht?

Hier übrigens auch etwas aus der Zeit: https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-01/patrick-deneen-autor-interview-amerika-usa-liberalismus-rassismus/komplettansicht

EDIT: Moment mal, das sind ja garkeine 7 Zeichen.

Zuletzt geändert von Alphex

Nathanael_x
Lieber Quicksand,

du findest also, dass es tatsächlich ein Rassismusproblem darstellen muss (historische Ausgrenzung, struktureller Rassismus) wenn irgendwo eine ethnisch (weitesgehend) homogene weiße Bevölkerung lebt? Das gilt dann auch ausschliesslich für Weiße?

Polen hat keine jahrhundertelange Geschichte mit Import von Sklaven, es haben sich in der Menschheitsgeschichte halt verschiedene Bevölkerungsgruppen in verschiedenen Teilen der Welt herausgebildet (nein, ich habe keine Problem damit wenn sie sich vermischen etc.) Ich verstehe nicht warum es ein Problem darstellen soll wenn irgendwo dann halt eine weiße Bevölkerung lebt. Sehr auffällig finde ich es, dass so eine weiße Bevölkerung (z.b. von dir) automatisch mit Ausgrenzung und strukturellem Rassismus verbunden wird. Das sich einfach halt durch die Menschheitsgeschichte so ein Land mit so einer Bevölkerung herausgebildet hat genauo wie z.b. Japan mit weitesgehend nur Japanern und daran nichts schlimmes ist nicht möglich. Wenn die weiß sind muss da ein Rassismusproblem vorliegen, anders kann man die Tatsache, dass eine Gesellschaft weitesgehend weiß ist nicht bewerten. Das finde ich sehr fragwürdig und das ist der eigentlich Kern meiner Kritik. Versuch doch auf jede weiße Geselschaft in dieser Welt diese Unterstellungen von Ausgrenzung, Sklaverei, strukturellem Rassimus, im schlimmstten Fall sogar ethnischen Säuberungen anzuwenden und zu beweisen, dass das die Gründe dafür sind, dass diese Geselschaften so weiß sind. Ich glaube im vielen Fällen kommst du nicht weit.

Das weiß=priviligiert auch nicht so einfach ist, dazu hat Alphex ja was geschrieben.

Meinen letzten Absatz habe ich etwas irreführend und zu radikal formuliert. Anstatt "white supermacists" hätte ich einfach Rassismusproblem schreiben sollen.

Es soll also in Tat ein Rassismusproblem sein, dass in diesem polnischen Dorf nur weiße leben (und sie dort nur weiße Lehrerinnen haben) und es wäre gut wenn ich mit meiner Familie darüber sprechen würde (ohne sie gleich als Hardcore Rassisten) darzustellen? Meine Kritik hat sich nicht nicht auf alle Aussagen von DiAngelo bezogen, sondern hauptsächlich auf dem Teil, der besagt, dass es grundsätzlich immer und weltweit ein Rassismusproblem darstellt wenn die Nachbarschaften weiß sind, die Lehrerinnen alle weiß sind etc.

Ich bin immer noch geschockt darüber was für Ihnalte da als "Antirassismus" verkauft werden...
schmirglie
Ich glaube du hast Quicksands Post nicht verstanden, ihr redet aber auch ein bisschen aneinander vorbei. Ich fand den Beitrag von Quicksand übrigens ziemlich gut.
Nathanael_x
hm.. mag sein

Auch das verstehe ich völlig anders. Die Frage ist: Was versteht man unter den Begriffen “Rassist” und “rassistisch”? Es geht nicht darum alle Weißen zu Rassisten zu erklären und beispielsweise auf eine Stufe mit Menschen wie Björn Höcke zu stellen, sondern darum aufzuzeigen, wie rassistische Stereotpye und Strukturen in unseren Gesellschaften etabliert wurden und wie diese wirken. Ich muss kein Rassist sein, um situativ rassistisch denken oder handeln zu können bzw. im Leben von rassistischen Einstellungen geprägt worden zu sein.


dem wiederspreche ich auch nicht

Die Frage ist: Warum sind viele Bevölkerungen so strukturiert? Ist das in Stein gemeißelt oder Ausdruck von historischen Ausgrenzungen und strukturellem Rassismus? Inwiefern wirken sich diese Aspekte auf vielfältigste Weise auf das Leben aus (z.B. Wohnort, Schulbildung, Gesundheitsversorgung und Berufschancen)?


Gut, ich habe das wohl auch überinterpretiert, dass er irgendwie auch meinte (was ja in dem Interview um das geht steht), dass es sich immer um "historische Ausgrenzung und strukturellem Rassismus" gehen muss. Quicksand schreibt ja auch oder und gibt das differenzierter da. Nur stört es mich wenn in solch einem Interveiw wie das verlinkte steht, dass es sich bei solchen Bevölkerungsstrukturen um rassistische Problematik handeln muss. Gegen den Großteil von Quicksands Post habe ich auch nichts einzuwenden, nur geht das anscheindend doch ein bisschen vorbei an dem was ich eigentlich kritisiert habe. Gegen dieses Punkt, dass man kein Hardcorerassist sein muss um sich rassistisch zu verhalten, dem wiederspreche ich nicht.
Alphex
Meine Frage ist übrigens zweigeteilt:

1. Warum haben wir vor 25 Jahrem aufgehört, "Farbige" zu sagen, die englische Übersetzung davon ist aber nun auf einmal state of wokeness?

2. Wie zur Hölle soll die Debatte NICHT US-zentrisch sein, wenn man ausschließlich den englischen Begriff benutzt? Die Muttersprache von "allen, die nicht weiß sind" (weil so ist POC ja definiert) ist nicht englisch.

Anmerkung btw.: Wenn man sagt, "POC ist alles, was nicht weiß ist", dann ist das nur deshalb nicht selbst verbohrt, weil man es mit "weil so tickt unsere Gesellschaft halt" begründet. Das verbietet aber jegliche Anwendung auf andere Gesellschaften. Sind in Afrika auf einmal weiße Leute "people of color"?
Woas Sois...
Gibt's auch innerhalb der Weißen eine Hierarchie? :hm: Oder läuft das alles doch wieder nur auf Have and Have Nots raus?
Alphex
Gibt's auch innerhalb der Weißen eine Hierarchie? :hm: Oder läuft das alles doch wieder nur auf Have and Have Nots raus?Woas Sois..., 28.01.2021 15:15 #


Na Männer/Frauen, Hetero/Bi/Homo, Cis/nicht-Cis, bigender/nonbinary...
_Sammy_
Ich halte es für bemerkenswert, auf welche Weise dieses Thema hier besprochen wurde.

Bei aller berechtigter Kritik am oft eingeschränkten, weil zu sehr auf die eigene Lebensrealität fokussierten Blickwinkel vieler Wissenschaftler*innen in den USA und Europa: Ein "lolusa" klingt nicht nach einer ernsthaften Auseinandersetzung mit DiAngelos Arbeit oder wissenschaftlicher Forschung zu Rassismus generell, sondern eher wie eine Flucht vor einer selbstkritischen Reflexion dessen, wie sich Rassismus in unserer Gesellschaft auswirkt. Es ist ein Privileg, sich nicht mit Rassismus auseinandersetzen zu müssen und die Beschäftigung mit White Supremacy einfach normativ als "postmodern falsches Bewusstsein" wegzuwischen.

Ich gehe nicht mit allen Positionen radikaler antirassistischer Wissenschaft mit und kann mich nicht zu Robin DiAngelos Arbeit im Vergleich zu anderen Autor*innen wie bell hooks, Stuart Hall, Kimberlé Crenshaw oder W.E.B. Du Bois äußern, halte es aber für wichtig, auf einige der hier geäußerten Annahmen und Urteile einzugehen und vielleicht einen anderen Blickwinkel einzubringen. Zumal ich die ursprüngliche Frage von Nathanael_x als aufrichtig verstehe.

“Einen Albaner als überprivilegierten weißen Mann abzutun, hingegen den Saudiprinzen als gebeutelte Minderheit zu lesen, ist nicht sehr klug."
Das ist auch überhaupt nicht der Punkt. Grundsätzlich ist für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dieser Thematik wichtig, “weiß” und “Schwarz” nicht als Hautfarben zu verstehen, sondern als gesellschaftlich konstruierte Kategorien, die mit Machtstrukturen verflochten sind. Hier ein einführender Artikel zu Begrifflichkeiten, der hoffentlich weiterhilft (im ZEIT-Artikel wird das allerdings auch schon erklärt).

“Nur darum, dass es sehr Scheiße ist wenn es zum "Rassimusproblem" erhoben wird wenn irgendwo einfach eine weiße Bevölkerung lebt.”
Die Frage ist: Warum sind viele Bevölkerungen so strukturiert? Ist das in Stein gemeißelt oder Ausdruck von historischen Ausgrenzungen und strukturellem Rassismus? Inwiefern wirken sich diese Aspekte auf vielfältigste Weise auf das Leben aus (z.B. Wohnort, Schulbildung, Gesundheitsversorgung und Berufschancen)?

“Muss ich jetzt meine Verwandten in Polen anrufen und ihnen erklären, dass sie White Supermacists sind?”
"Wenn Rassisten Rassisten töten, dann kann's wahrscheinlich keine Opfer geben.”
Auch das verstehe ich völlig anders. Die Frage ist: Was versteht man unter den Begriffen “Rassist” und “rassistisch”? Es geht nicht darum alle Weißen zu Rassisten zu erklären und beispielsweise auf eine Stufe mit Menschen wie Björn Höcke zu stellen, sondern darum aufzuzeigen, wie rassistische Stereotpye und Strukturen in unseren Gesellschaften etabliert wurden und wie diese wirken. Ich muss kein Rassist sein, um situativ rassistisch denken oder handeln zu können bzw. im Leben von rassistischen Einstellungen geprägt worden zu sein. Auch wenn ich mich aktiv gegen Rassismus engagiere, habe ich als Weißer innerhalb einer rassistischen Gesellschaft bestimmte Privilegien.
Es geht also absolut nicht um eine Brandmarkung, sondern um eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Positionierung innerhalb eines rassistischen Systems.

Ganz egal, ob man sich alleine darauf einlässt, das Thema innerhalb der eigenen Familie behandelt oder in der Öffentlichkeit darüber diskutiert: Was spricht gegen diese Auseinandersetzung?Quicksand227, 28.01.2021 00:46 #


Danke!

Für alle anderen:

Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen
Nathanael_x
Leute! Es mag ja sein, dass es viele rassistische Probleme gibt und viele Menschen sich dagegen wehren es zugeben, dass es auch heute, auch in Europa Rassismus gibt. Dem wiederspreche ich nicht.

Meine Frage hat sich aber gezielt auf die Aussage bezogen, dass weiße Gesellschaften (z.b. mit weißen Nachbarschaften, nur weißen Lehrerinnen, weißen Schasuspielern und Schulbüchern die von weißen geschrieben wurden) grundsätzlich immer und weltweit ein Rassimusproblem darstellen. An dieser These habe ich sehr große Zweifel.

Bisher argumentiert ein Teil von euch daran vorbei und bezieht sich darauf, dass es auch heute und auch bei uns Rassimus gibt und viele sich weigern damit auseinanderzusetzen. Auch ist klar, dass man nicht gleich ein Rassist wie Höcke sein muss um zuzugeben zu können, dass man selbst durchaus auch rassistisch agiert und es rassistische Klischees in der eigenen Gesellschaft gibt. Es wird auch sehr sinnvoll sein sich mit Rassimus und seiner eigenen Position in der Gesellschaft kritisch auseinanderzusetzen. Nochmal: dem wiederspreche ich nicht. (Ich habe das zu radikal fomuliert mit "meiner Familie erklären müssen, dass sie White Supermacist sind", ich hätte schreiben sollten: "Ihnen erklären müssen, dass sie ein Rassimusproblem haben, weil sie in ihrem Dorf eine weiße Nachbarschaft haben")

Aber eine Bitte: es wäre auch toll wenn ihr euch mit eurer Argumentation auf die von mir gestellte Frage, Beispiele und Argumente beziehen würdet. Ich habe das hier gepostet weil ich speziell zum dem Thema Meinungen hören wollte und gerne auch bereit bin zu diskutieren.

“Nur darum, dass es sehr Scheiße ist wenn es zum "Rassimusproblem" erhoben wird wenn irgendwo einfach eine weiße Bevölkerung lebt.”
Die Frage ist: Warum sind viele Bevölkerungen so strukturiert? Ist das in Stein gemeißelt oder Ausdruck von historischen Ausgrenzungen und strukturellem Rassismus? Inwiefern wirken sich diese Aspekte auf vielfältigste Weise auf das Leben aus (z.B. Wohnort, Schulbildung, Gesundheitsversorgung und Berufschancen)?

Sich unter dem Gesichtspunkt damit auseinanderzusetzen mag sinnvoll sein und liefert sicher unterschiedliche Ergbenisse für unterschiedliche Gesellschaften. Nur an der Aussage, dass es immer ein Ausrudck von Rassimus ist und immer und weltweit struktureller Rassimus, Ausgrenzung, Sklaverei, Kolonialismus und/oder im schlimmsten Fall ethnische Säuberungen dahinter stehen, dass diese Gesellschaften weiß sind störe ich mich sehr. Bei vielen weißen Gesellschaften bin ich der Meinung, dass es nicht der Fall ist.


Trotzdem danke an alle die hier was gepostet haben, da waren durchaus im allgemeinen Sinne interessante Sachen mitdabei. :cheers:

Zuletzt geändert von Nathanael_x

Alphex
es wäre auch toll wenn ihr euch mit eurer Argumentation auf die von mir gestellte Frage, Beispiele und Argumente beziehen würdet. Ich habe das hier gepostet weil ich speziell zum dem Thema Meinungen hören wollte und gerne auch bereit bin zu diskutieren.Nathanael_x, 30.01.2021 17:39 #


Es wäre absoluter Mindeststandard, ja. Stattdessen wird nur astardig "hier, drei Stunden Podcast, hier ein Artikel" reingeballert; so als ob die Gegenseite, da sie zu anderen Schlüssen kommt als man selbst, zwangsläufig von dem Thema nichts wissen kann. Vor dem Hintergrund und angesichts der selbstherrlich moralinsauren Nummer hier sehe ich sowieso keine Diskussion. Ich sehe Leute an einem Pult, die sich wundern, warum sich der Saal lichtet.
Woas Sois...
"Das ist auch überhaupt nicht der Punkt. Grundsätzlich ist für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dieser Thematik wichtig, “weiß” und “Schwarz” nicht als Hautfarben zu verstehen, sondern als gesellschaftlich konstruierte Kategorien, die mit Machtstrukturen verflochten sind."
Das heißt, in 50 Jahren hat der Chinese den schwarzen Peter?
Nathanael_x
Grundsätzlich ist für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dieser Thematik wichtig, “weiß” und “Schwarz” nicht als Hautfarben zu verstehen, sondern als gesellschaftlich konstruierte Kategorien, die mit Machtstrukturen verflochten sind. Hier ein einführender Artikel zu Begrifflichkeiten, der hoffentlich weiterhilft (im ZEIT-Artikel wird das allerdings auch schon erklärt).

Hm... ist es dann nicht sinnvoller komplett neue Begriffe zu erfinden die ganz unabhängig von Hautfarbezeichnungen sind? "Weiß" und "Schwarz" so weiter zu verwenden und darauf zu beharren, es das ja gar nichts mit Hautfarbe zu tun hat ist bescheuert. Am sonsten empfinde ich es als rassistisch gegenüber Weißen "weiß" so zu verwenden und negativ zu konnotieren.

Im Rahmen von Antirassimus, der ja sich gegen alle Formen von Diskriminierung, u.a. wegen der Hautfarbe wenden soll wird ein Begriff der im diesen Kontext eigentlich für eine Hautfarbe steht umgedeutet (die Verbidung zur Hautfarbe über das Wort selbst und die Entstehungsgeschichte (reiche Weiße, arme Schwarze) bleibt) negativ besetzt. Eine meiner Meinung nach sehr fragwürdige Vorgehensweise.

Zuletzt geändert von Nathanael_x

Alphex
Hm... ist dann nicht sinnvoller komplett neue Begriffe zu erfinden die ganz unabhängig von Hautfarbezeichnungen sind? "Weiß" und "Schwarz" so weiter zu verwenden und darauf zu beharren, es das ja gar nichts mit Hautfarbe zu tun hat ist bescheuert.Nathanael_x, 30.01.2021 20:09 #


Es ist halt auch irreführend, und geht am Ende um gar nichts mehr. Weil was sind denn dann bitte "weiße Nachbarschaften"? Gibt es die in Osteuropa überhaupt? Ist ja im Kontext der EU alles minderprivilegiert.
eigenwert
Das heißt, in 50 Jahren hat der Chinese den schwarzen Peter?Woas Sois..., 30.01.2021 19:44 #

:bigsmile:
Was die Machtstruktur betrifft, wohl eher früher.
Aber ob Der Chinese (™ spendiert) sich dann auch noch auf denselben Diskurs einlässt :hm: ?
Alphex
Das heißt, in 50 Jahren hat der Chinese den schwarzen Peter?Woas Sois..., 30.01.2021 19:44 #

:bigsmile:
Was die Machtstruktur betrifft, wohl eher früher.
Aber ob Der Chinese (™ spendiert) sich dann auch noch auf denselben Diskurs einlässt :hm: ?eigenwert, 30.01.2021 20:21 #


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