Wenn man an Jimmy Eat World denkt, denken die meisten wohl zuerst an das Wort "Emo". Und dann an den Meilenstein "Clarity" (1999) oder die zuckersüße Powerpop-Offenbarung "Bleed American" (2001). Oder an das erwachsenere und etwas dunklere "Futures" (2004). Oder aber an alles, was sich daran anschließt und der Band zwar nicht ihre Größe oder Ausnahmestellung nimmt, aber doch zeigt, dass es zur Belanglosigkeit doch kein allzu weiter Weg ist.
Vielleicht denkt der ein oder andere aber auch an dieses Album. Ich zum Beispiel. Mein Erstkontakt war das selbstredend nicht, das müsste entweder "Lucky Denver Mint" (Clarity) oder "The Middle" (Bleed American) gewesen sein. Auf jeden Fall war es mal wieder ein Video auf VIVA Zwei.
Nein, der Erstkontakt mit diesem Album war irgendwann um 2007 rum, wie und warum, weiß ich nicht mehr. Nun spielt das aber auch gar keine Rolle, man muss dieses Album nämlich auch richtig einzuordnen wissen, ist es doch ein typisches Übergangsalbum, das oft kurz vor vermeintlichen Meilenstein im Zeitstrahl steht.
Also, was ist hier nun so anders als auf den Folgealben? Zum einen, dass Gitarrist Tom Linton neben Jim Adkins noch einen nennenswerten Teil des Gesangs abbekommt (was später nur noch ein einziges mal in "Blister" auf Clariry der Fall ist). Zum anderen, dass sich die Band hier noch traut, zwischen all dem Schönklang noch ordentlich zu Lärmen und somit einen schönen Kontrast schafft. Damit wären wir auch beim Hauptpunkt: "Static Prevails" ist für mich so ziemlich die musikalische Definition von "90s Midwestern Emo" (paradox, kommt die Band doch aus Arizona): etwas sperrig („Thinking, That’s All“), hmynisch („Rockstar“), oder leise und melancholisch im Wechsel mit Ausbrüchen(„Claire“). Alle Trademarks, die das Genre für mich ausmachen. Und alle schon in den ersten drei Songs abgefrühstückt. Eine weitere Uptempohymne folgt mit „Call It In The Air“: zweistimmiger Gesang, Riesenmelodie. Hit der Platte.
Also notable: „Digits“ (größtenteils verträumtes Picking mit rockigen Ausbrüchen), „Caveman“ (schönster Einstieg in einen Song) und „Anderson Mesa“, der Rausschmeißer mit ebenfalls ruhigem Einsteig, schönem Spannungsbogen und dem Finale Grande.
Objektiv betrachtet ist da natürlich etwas Redundanz auszumachen, auch das stellenweise unausgegorene Songrwriting könnte man zum Vorwurf erheben. Und selbstredend wird es viele Leute geben, die mich für bekloppt halten, ausgerechnet dieses Album als die große Emo-Blaupause anzupreisen. Für mich persönlich (und in Anbetracht der Tatsache, dass dieses Album verglichen mit dem Nachfolger eigentlich noch als Fingerübung gewertet werden muss) läuft es aber völlig außer Wertung.
Große Liebe, für immer.