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Platten

Alben des Jahres 2016

AERPELSCHLOT
Mit sehr sehr großem Abstand zum Rest nun die Top 3. Platz 3 wäre in vermutlich 80 Prozent der Jahre die Nummer 1 gewesen. In der Spitze eines der besten Jahre überhaupt. Drei 12/12 Alben für die Ewigkeit. Wann hat man das schon... Dafür war das dahinter nicht so gut wie im Jahr zuvor.

3 Kjartan Sveinsson - Der Klang der Offenbarung des Göttlichen
Eigentlich ist mit der Nennung des TItels bereits alles gesagt. Schöner kann man Musik nun echt nicht mehr machen. Das ist wirklich die Offenbarung des Göttlichen. Der Ex-Tastendrücker von Sigur Rós hat für das gleichnamige naturalistische Theaterstück an der Volksbühne Berlin von Ragnar Kjartansson ein klassisches Werk für großes Sinfonieorchester und Chor komponiert. Das Album ist die Aufnahme der Musik mit dem Filmorchester Babelsberg und der Filmchor Berlin. Das Theaterstück basiert auf der Romantetralogie Weltlicht des isländischen Nobelpreisträgers Halldór Laxness. Im Roman kämpft der Protagonist Anfang des vorigen Jahrhunderts in einem isländischen Dorf mit den ärmlichen und grausamen Verhältnissen. Trotz psychischer Misshandlungen, Hunger, Armut, Gefängnisaufenthalten und allgemeiner Lieblosigkeit verliert er nie den Blick für die Wunder der Natur, für das Schöne und sucht das Göttliche in der (Dicht-)Kunst. Das Theaterstück versucht mittels emotionaler Überwältigungstaktik, nur durch Musik und ein lebendes Bühnenbild, welches die Schönheiten der isländischen Natur abbilden soll, also gänzlich ohne Schauspieler und Text, also ohne Menschen, eben jenes Göttliche darzustellen, dem der Protagonist in Weltlicht auf der Spur ist. Gerne hätte ich so einer Aufführung beigewohnt. So versuche ich nun den gewaltigen Eindruck durch die Musik aus der Konserve plus Fotos und Videos der isländischen Natur irgendwie nachzuempfinden. Ich weiß nicht, was mich dabei mehr zu Tränen rührt, das Wildromantische der isländischen Natur oder die Erhabenheit Kjartans Musik, der es schafft, ein klassisches Werk zu komponieren, welches tatsächlich wie von selbst aus der Natur entsprungen wirkt. Die entrückte Cello-Melodie am Anfang, die wie ein Werk von Arvo Pärt die Stille vertont und so für die Weite und Einsamkeit steht. Die Melodiebögen, die stark denen von Henryk Gorecki ähneln und in ihrer Schönheit denen der isländischen Natur um nichts nachstehen. Die gewaltige Soundwand, die gewaltigen Chöre, die die Power eines Gustav Mahler haben und der Urgewalt der Gletscher, Vulkane, Erdbeben, Wasserfälle, Stürme, Flüsse und Meere, die Islands Natur prägen. All das zusammen plus der typisch isländischen Melancholie, die auch den stärksten Sigur Rós Stücken inne wohnt, machen dieses Werk zu einem der emotional überwältigendsten Stücke Musik, die ich jemals gehört habe.

Donnerjakob
Meine Top 20

21 Savage — Savage ModeDonnerjakob, 02.01.2017 19:40 #



Mein Album/Mixtape des Jahres! :cheers:
Hätte nicht gedacht, dass das Ding hier von jemanden gelistet wird.mahoney, 03.01.2017 17:08 #


Das Ding läuft bei mir schon seit Monaten rauf und runter. Banger! :cheers:
Mixtape des Jahres ist bei bir jedoch 419 von Babyfather (alias Dean Blunt). Solltest du dir mal Gelegenheit geben.
etienoir
echt schöner text, aerpel! freut mich, dass du so viel so gute musik im letzten jahr für dich entdeckt hast.
Donnerjakob
Ich weiß nicht, was mich dabei mehr zu Tränen rührt, das Wildromantische der isländischen Natur oder die Erhabenheit Kjartans Musik, der es schafft, ein klassisches Werk zu komponieren, welches tatsächlich wie von selbst aus der Natur entsprungen wirkt. Die entrückte Cello-Melodie am Anfang, die wie ein Werk von Arvo Pärt die Stille vertont und so für die Weite und Einsamkeit steht. Die Melodiebögen, die stark denen von Henryk Gorecki ähneln und in ihrer Schönheit denen der isländischen Natur um nichts nachstehen. Die gewaltige Soundwand, die gewaltigen Chöre, die die Power eines Gustav Mahler haben und der Urgewalt der Gletscher, Vulkane, Erdbeben, Wasserfälle, Stürme, Flüsse und Meere, die Islands Natur prägen. All das zusammen plus der typisch isländischen Melancholie, die auch den stärksten Sigur Rós Stücken inne wohnt, machen dieses Werk zu einem der emotional überwältigendsten Stücke Musik, die ich jemals gehört habe.AERPELSCHLOT, 03.01.2017 20:36 #


Ich finde deinen Text auch sehr schön und ich mag das Stück, doch was mich seit jeher an Sigur Rós stört, ist, dass sich die Musik der Künstler mit der isländischen Natur verbinden will, sie für mich aber immer mechanisch bleibt und ohne Assoziation.
AERPELSCHLOT
Versteh ich nicht so ganz.
Donnerjakob
Ich wollte damit nur sagen, dass wenn ich Sigur Rós höre, keine Bilder von Gletschern, Vulkane, Erdbeben, Wasserfälle, Stürme und Flüsse im Kopf habe.
Woas Sois...
Ja, aber Elfen, Regenbögen und Einhörner :klugscheiss:
mahoney
Meine Top 20

21 Savage — Savage ModeDonnerjakob, 02.01.2017 19:40 #



Mein Album/Mixtape des Jahres! :cheers:
Hätte nicht gedacht, dass das Ding hier von jemanden gelistet wird.mahoney, 03.01.2017 17:08 #


Das Ding läuft bei mir schon seit Monaten rauf und runter. Banger! :cheers:
Mixtape des Jahres ist bei bir jedoch 419 von Babyfather (alias Dean Blunt). Solltest du dir mal Gelegenheit geben.Donnerjakob, 03.01.2017 20:42 #



Was ignoranten Hip-Hop angeht, gab es letztes nichts Besseres, als 21 Savage.

Babyfather sagt mir erstmal überhaupt nichts, werde ich mir die Tage auf jeden Fall anhören.
Powder To The People
Gleich gibt's die Alternative-Top 20, muss nur grad noch verlinken. Moment.
P.S.: Und am besten auch rückwärts, ist tatsächlich sinnvoller.
Powder To The People
20. Garbage - Strange Little Birds
Nun gut, Shirley Manson hat natürlich nicht mehr ganz diesen verruchten Style der 90er, aber sich doch erstaunlich gehalten. Mich freut, dass die Band in Teilen wieder zu alten Stärken gefunden hat. Und solange solch düstere Popexperimente wie „Even Though Our Love Is Doomed“ dabei rauskommen, bleiben sie bei mir im Aufmerksamkeitsordner. Vieles hierauf ist wirklich nicht übel gemacht. Kann so weiter gehen.
Need to listen: Even Though Our Love Is Doomed / Empty

19. Blink-182 - California
Blink, du alte Halbliebe. Nein, ich vermisse den Tom nicht. Der Matt macht das schon. Und natürlich kann ich solche Sachen wie „Bored To Death“ und „Cynical“ freudig feiern, weil es die Blink darstellt, die ich seit der Selbstbetitelten vermisse. Auf Albumlänge hält „California“ aber dann doch nicht durch. Dazu wirken einige Songs zu standartisiert und irgendwie halbherzig geschrieben.
Need to listen: Bored To Death / Cynical

18. The Joy Formidable - Hitch
Eine der interessantesten Alternative Bands aus Wales zelebriert ihr drittes Album. Und es ist ok produziert! Das hatte mich beim Vorgänger schwer enttäuscht; schliesslich prügelte einem das irrsinnig gute Debüt diesbezüglich die Synapsen aus dem Cortex. „Hitch“ vereint wieder Ritzys charmantes Gesäusel mit griffigen Gitarren, kräftigen Drums, rumpelndem Bass und wieder etwas effizienteren Songs. Ich bleibe Fan.
Need to listen: Blowing Fire / Radio Of Lips

17. O’Brother - Endless Light
Der atmosphärisch dunkel gefärbte Rock der Band aus Atlanta verliert auch auf Album Nummer 3 nichts von seiner Wirkung. Warum die Musik raffinierter klingt als bei vielen Kollegen lässt sich nicht so leicht beschreiben. Es ist eine gewisse Fragilität gemischt mit wuchtiger Postrock Vergangenheit. Ein eigenartiger Druck, der da entsteht. Der in manchen Momenten Kohle zu Diamanten presst. Der die Songs souverän zwischen Muse, Thrice und Manchester Orchestra platziert. Nur irgendwie dunkler, dreckiger. Es bleibt faszinierend.
Need to listen: Slow Sin / Burn

16. The Hotelier - Goodness
Ich weiss wie sehr das Album von vielen gefeiert wird und es ist wahrlich nicht schlecht. Das Konzept ist interessant und mal wieder beängstigend clever ausgedacht. Es bleibt Unberechenbarkeits-Emo, nimmt sich Raum für die Erzählung. Aber es bringt mich einfach nicht in dieselben Höhen wie der himmelstürmende Vorgänger. Da geht mir zu viel Energie ab. Zu wenig Geschrei (ja, steinigt mich). Schade. Für mich. Ansonsten bleibt spannend, wohin es die Band musikalisch noch treibt.
Need to listen: You In This Light / Settle The Scar

15. Microwave - Much Love
Ja, das ist wirklich cool gemacht. Dieser Emo-Grunge-Mix geht angenehm ins Ohr und transportiert trotz der Midtempoorientierung eine eigenartige Dringlichkeit. Die Ausbrüche kommen heftig - es hätten nur für meinen Geschmack ein paar mehr sein können. Was bleibt macht Spass und „Vomit“ ist echt gross. So ganz steil geh ich darauf aber nicht.
Need to listen: Vomit / Lighterless

14. Sianvar - Stay Lost
Will Swan korrigiert seinen Output anzahltechnisch immer weiter nach oben. Unglaublich, was der Mann für den Post-HC neuerer Machart bedeutet. Sianvar als Supergroup von Blue Swan Records zelebrieren das, was man erwartet. Wenn Joe Arrington an den Drums sitzt, ist Qualität garantiert und Michael von A Lot Like Birds könnte auch auf seinen Bass kacken - es käme immer noch geniales bei raus. Gezimmert wird wieder progressiver Post-HC mit Mars Volta-versus-Saosin-Charakter, technisch hoch anspruchsvoll. Nicht immer effektiv und manchmal ein bisschen zu sehr um die Ecke gedacht. Aber nützt nichts: bleibt brillant.
Need to listen: BedRoots / Stay Scared

13. Taking Back Sunday - Tidal Wave
Wir befinden uns im Jahre 14 nach „Tell All Your Friends“. Taking Back Sunday haben entgegen vieler ihrer Emokollegen ein konstant Karriere hingelegt. 2-3 Alben hätten sie sich ob der Irrelevanz sparen können. Der Weg in den Rock hinein war aber immerhin konsequent. Das „Tidal Wave“ wieder reichlich Spass macht, hat in erster Linie mit guten Songs zu tun. Frischen Ideen. Die den Titeltrack zu knackigem Punkrock machen oder „I Felt It Too“ zur griffigsten Ballade der Band seit Jahren. Sie geben wieder Gas. Und auch wenn die wuchtigen Gesangsduelle schon lange Geschichte sind, hat man sich mit diesem Album wieder auf die Karte gesetzt.
Need to listen: All Excess / I Felt It Too

12. King 810 - La Petite Mort Or A Conversation With God
Jeder Vorwurf der bezüglich dem Auftreten und der Glorifizierung von Gewalt seitens der Band gemacht wird, kann durch und durch gemacht werden. Im Gegensatz zu den Erzählungen vieler Rapper sind die Geschichten über die Vororte von Flint zwar sehr wahrscheinlich nicht aus der Luft gegriffen, aber die undifferenzierte Darstellung bleibt debatabel. Nur: Das hat man damals auch Slipknot vorgeworfen. Kunst darf das. Das entschärft sich von selbst. Übrig bleibt beim zweiten Album nicht mehr nur New Metal, sondern reichlich interessante Ausschweifungen in anders assoziierte Gegenden. Tragisch aufgeladene Soundtracks wie „Black Swan“, Trip Hop Adaptionen mit Freejazz-Saxophon („Life’s Not Enough“), seltsamer Ami-Bar-Rock der auch bei Natural Born Killers hätte laufen können („Me & Maxine“) oder psychopathische Gruppenerotik-Ausflüge in schmalzigen 80er Gothpop wie in „Wolves Run Together“. Die Texte verpassen einem reichlich Facepalms; musikalisch gefällt mir das aber wieder überraschend gut. So reduziert und unterschwellig bedrohlich hätte ich das nicht erwartet. Funktioniert für mich wie ein gut gemachter Thriller, bei dem das Ende sowieso klar ist, aber der Weg dorthin interessant bleibt.
Need to listen: Black Swan / Life’s Not Enough

11. Thrice - To Be Everywhere Is To Be Nowhere
Nun gut. Das neue Thrice Album ist quasi nur noch Alternative Rock. Wenn sowas wie „Black Honey“ dabei rauskommt, lass ich mir das gern gefallen. Kommt’s halt nicht so oft. Hätte die Band keinen Kensrue, dessen Stimme man auch beim Verlesen von Todesurteilen geniessen kann, hätten wir ein Problem. Ich empfinde keine so grosse Enttäuschung wie manche Ultra-Fanboys, bin aber bekanntermassen auch kein grosser Anhänger des Vorgängers. Ein „Vheissu“ bringen sie eh nicht mehr. Und Kensrue Solo ist auch nicht dauerhaft gut. Also liess ich mich dieses Jahr entspannt von ein paar starken Rocksongs beschallen, ohne mir die einstigen Grosstaten madig gemacht zu fühlen. King of Differenzierung, man!
Need to listen: Hurricane / Black Honey
Powder To The People
10. Letlive. - If I’m The Devil…
Ja, dieses Album ist nicht so gut. Weder wie „The Blackest Beautiful“ und erst recht nicht wie „Fake History“. Butler erzählte etwas von einer Schreibblockade und wenn man ehrlich ist, hört man das dem Ding noch an. Eine vage Chorus-Idee wird schon mal mit aufgeblasenem Kinderchor eingeleitet und bleibt trotzdem luftleer („Good Mourning America“). Oder man zieht unschöne Parallelen zur letzten 30 Seconds To Mars-Grütze („Who You Are Not“). Trotzdem: Wenn Butler dann doch clevere Einfälle hat, wie im schleppenden Ende von „Nü Romantics“ oder dem Beinahe-Dubstep-Closer, horcht man auf. Und wenn er dann richtig gute Gesangsmelodien gebacken bekommt, siehe „Reluctantly Dead“ respektive Titeltrack, macht das den ursprünglichen Reiz dieser Band aus. Auffällig bleibt die deutlich heruntergefahrene Energie. Vermutlich haben die physisch höchst anspruchsvollen Livekonzerte ihren Tribut gezollt.
Need to listen: Reluctantly Dead / Nü Romantics

9. The Dirty Nil - Higher Power
Diese abstruse Mischung aus Weezer und Nirvana hat mich doch sehr unterhalten. Besonders angenehm finde ich den hohen Noiseanteil mit reichlich Feedback. Trotz der Melodieseligkeit wird auf Schönklang gern mal geschissen. Das bringt Druck rein. Das Album bleibt kurz und knackig und überhaupt: griffig. Im Gegensatz zur Visions sehe ich zwar keine durchgehend starken Songs, aber allein die ersten 3 machen das letzte Weezer Album komplett zunichte.
Need to listen: Zombie Eyed / Wrestle Yü To Hüsker Dü

8. Night Verses
- Into The Vanishing Light
Night Verses reichern ihren verqueren Posthardcore nun noch mehr mit düsteren Synthies an und stellen beeindruckende Fingerübungen der Marke „Blue Shades Of The Sun“ völlig selbstverständlich neben Depeche Mode Verneigungen wie „Drift“. Heraus kommt ein atmosphärisch dichtes Paket aus Zitaten von Tool bis Joy Division, immer angereichert durch das agile Drumming und druckvollen Elementen moderner, härterer Musik. Der einzige Grund warum das hier nicht höher gelistet ist, ist meine Abneigung gegenüber 80er Stimmklangfarben und der Tatsache, dass es nicht mehr Tracks wie den übergrossen Closer gibt.
Need to listen: Phoenix III: Into The Vanishing Light / Faceless Youth

7. Biffy Clyro - Ellipsis
Ach Biffy. Ihr traut euch nicht mehr aus eurer Haut. Dabei könnt ihr es doch noch! Ich habe ehrlich gesagt ein noch poppigeres Album erwartet. Vielleicht stören mich deswegen Songs der Marke „Small Wishes“ mit seinen irgendwie doch schrägen Harmonien gar nicht. Vielleicht komm ich deswegen mit „Re-Arrange“ klar. Mich stören eher austauschbare, dröge vor sich hin mäandernde Nummern wie „Flammable“ oder das völlig ziellos hingeklatschte „People“. Was ich eingehens meinte, sind zweisekündige Speedmetalausbrüche in „Herex“. Ein geil groovendes „On A Bang“ erst recht. Das sind die Biffy, die ich mag und brauch. Und deswegen gibt’s jetzt noch eine direkte Schelle: Wie könnt ihr es wagen, zwei der besten Songs der Aufnahmesession nur als Bonustracks auf die Deluxe-Version zu packen? Habt ihr sie noch alle? Traut euch mal wieder was!
Need to listen: On A Bang / In The Name Of The Wee Man

6. Deftones - Gore
„Koi No Yokan“ still not my cup of tea. Alle so im Postrock-Wahn das super gefunden und ich (und Woas) so stirnrunzelnd: „Was soll der Scheiss? Da bleibt ja gar nix hängen!“. Woas sagt selbiges auch zum aktuellen Album (soweit ich das verstanden habe), ich nicht. Lassen wir mal aussen vor, dass die Band eh schon so sehr in ihrem ureigenen Sound gefangen ist, dass man keine weissen Ponys mehr schreiben würde, selbst wenn man es könnte. Das beeinträchtigt mein Fanboytum schon seit längerem. Aber immerhin macht mir „Gore“ wieder Spass. Es rumpelt, es träumt, es hat Dynamik. Es versucht im Titeltrack seit langem mal wieder durchgängig böse zu sein. Es lässt sich Bassläufe wie in „(L)MIRL“ einfallen. Es lässt Jerry Cantrell ein Solo spielen. Es hat auch Filler. Die Killer überwiegen aber wieder. So soll’s sein.
Need to listen: Acid Hologram / (L)MIRL

5. Nevermen - s/t
Der Patton, der Adebimpe und der Doseone. Singsangrappen sich abstrus durch verqueren Pop, der immer wieder mit kleinen Tropfen der Hauptbands beträufelt wird. Abstecher in Dubstep oder Ambient inklusive. Wer Querverweise zu Mike’s „Peeping Tom“-Projekt ziehen will, darf das tun. Dennoch ist das Zusammenspiel der Stimmen hier so clever arrangiert, dass man durchaus eine Verschmelzung aller Beteiligten assoziieren kann. Angeblich ist das alles über Email-Verkehr entstanden. Dann tierischen Respekt an Patton, der daraus veritable, ungewöhnliche, teils hochmelodische Versatzstücke formte, die fast um die Vokalharmonien gewebt scheinen. Nicht alles haut einen im ersten Moment vom Hocker, aber vieles erschliesst sich beim dritten Hören. Irrsinnig gut gemacht.
Need to listen: Non Babylon / Mr. Mistake

4. Phantogram - Three
Ich war von „Voices“, dem direkten Vorgänger, enttäuscht. Also nicht komplett. Eher so von Sarah. Nerviges Attention-Tralala allerorten. Mir fehlte häufig das Zärtliche des Debüts und vor allem die guten Songideen. Alles vergessen. „Three“ bringt die eigentliche Essenz des Indie-Pop Duos zurück in den Traumstatus. Dabei sind es mal wieder nicht die lautmalerischen Banger, die das wahre Talent der beiden in den Vordergrund stellen. Es ist das verspulte Klavier mit Tapedeckatmosphäre in „Answer“, featuring Postrockausbruch. Es sind die letzten eineinhalb Minuten des zunächst unscheinbaren „Destroyer“, die das eigentliche Volumen von Sarah’s Stimme darlegen. Es ist die fragile Bridge im wuchtigen „You Don’t Get Me High Anymore“. Es ist der komplett gefährlich klingende Dreampop des Openers. Es ist einfach eine wahre Wonne, wie songorientiert Phantogram wieder arbeiten. Vielleicht hat der Big Grams-Ausflug die Bounce-Ambitionen etwas gedämpft und mehr Alternative zugelassen. Ist am Ende auch egal. Bestes Indiepopalbum des Jahres.
Need to listen: Answer / Destroyer

3. Jimmy Eat World - Integrity Blues
Mir ist noch nicht ganz klar, warum einige Fans der Band ein langweiliges Album attestieren wollen. Das JEW immer wieder mit dem Pop geliebäugelt haben, ist schon seit „Clarity“ offensichtlich. Man hole sich „Lucky Denver Mint“ ran und stelle dem „Sure And Certain“ gegenüber. Grosse Unterschiede zu erkennen? Nein. Also was wollt ihr? Das sie sich verändern? „Pass The Baby“ gehört? 3 Minuten lang eigenartiger Darkpop münden über ein Postrockintermezzo in einem Stoner-Mathrock-Finale, welches man von dieser Band noch nie so gehört hat. Zu doof? Der Titeltrack ist ein Geigeninterlude, zu dem Jim wie aus einem Nebenraum singend (interessant produziert) positiv beruhigt. Zu vage? „You Are Free“ ist einer der aufbauendsten Liebes-Abschiedssongs den ich je gehört habe. Klar - es gibt auch Standards hier drauf. Aber um auf die Ausgangsaussage zurück zu kommen: Ich verstehe einfach nicht, was ihr dieser Band ankreidet. Ich mag „Integrity Blues“ sehr.
Need to listen: You Are Free / Get Right

2. Kings Of Leon - Walls
Gerade in Bezug auf die Kings komme ich mir etwas isoliert im Forum vor. Die letzten Sachen kamen alle nicht gut weg, obwohl die leisen Bewertungen der Visions stets stark ausfielen. Ich mochte den Kram immer. Übrigens erst seit „Because Of The Times“, ihr Garagenopfer! Nun ist „Walls“ bei vielen doch wieder auf Listen erschienen. Der Grund ist ganz simpel: Sie schreiben gute Songs. „Find Me“ hat den Druck der alten Zylinder und „Waste A Moment“ ist so simpel wie effizient gestalteter Rock. Diesmal ist es aber vor allem der abschliessende Titeltrack, der mich fasziniert. Ihm wohnt eine von ihnen noch nie gehörte Intimität inne. Man hat den ironischen Abstand zu sich verringert, vermutlich eben wegen überstandenen Alkoholexzessen. Mit gehörigen 80er Synthieanleihen frischt die Band ihre Songs auf. Übertreibt manchmal repetitiv die Refrains, aber hantiert stets fokussiert. Bleiben sie auf diesem Niveau, meine Herren!
Need to listen: Find Me / WALLS
Powder To The People
1. Radiohead - A Moon Shaped Pool
Tja. Album des Jahres. Als Fanboy kann ich nicht anders. Warum? Weil diese Band brillante Songs schreiben kann. Wenn sie nicht grad Loops produziert und das Ganze dann Album nennt (KOL), bleibt da immer noch eine wahnwitzig talentierte Rockband. Die sich wieder traut Rock zu sein. Dafür greift sie auf Songs zurück, die stellenweise schon 20 Jahre im Repertoire sind, aber noch keine Studioaufnahme spendiert bekommen haben. Diese werden kombiniert mit neuen Tracks, denen in manchen Momenten eine selbst bei dieser Band noch nie wahrgenommene Fragilität innewohnt. Herrgott, „Present Tense“ wandert so wunderschön traumtänzerisch durch die Bandhistorie, dass es eine wahre Wonne ist. Noch nie klang Yorke’s Stimme so direkt schön. „Glass Eyes“ könnte von einem Greenwood Soundtrack stammen, so cineastisch wirken die Streicher. „Daydreaming“ erzeugt selbiges; nur um am Schluss dann doch mit Dämonenoutro zu verunsichern. Schliesslich kann man auch tagalbträumen. „Ful Stop“ basiert auf einer simplen Bassfigur und braucht gut 3 Minuten bis das Schlagzeug angejazzt nach vorne drückt. Dann kommen diese raffiniert eingeworfenen Vokalfragmente dazu, die alles plötzlich rhythmisch und atmosphärisch werden lassen. Meine Güte, ist das stark! „Decks Dark“ vereint OK Computer und Kid A wie es kein anderer Song vorher tat. Das verhallte Klavier der zweiten Strophe verpasst mir einen Instant-Boner. „Burn The Witch“ fackelt mit seinen Horrorfilmstreichern ganze Rassistenhorden ab und „Identikit“ ist so etwas wie eine Minimal-Indie-Tanzsong. Das abschliessende „True Love Waits“ schiesst dann aber den Vogel ab: Bisher nur als Liveversion von Thom mit Akustikgitarre bekannt, bleibt jetzt ein auf einem verqueren Takt sitzendes Piano über, welches sich zum Ende hin zellteilt und den Song zu einem diffusen Wunderwerk an Intimität werden lässt. Kaum eine Band lässt mich so konstant seit 20 Jahren vor jedem neuen Release wie ein kleines Kind zu Weihnachten sitzen. Danke euch.
Need to listen: Present Tense / Ful Stop
Baron von Quakenbrück
3. Jimmy Eat World - Integrity Blues
Mir ist noch nicht ganz klar, warum einige Fans der Band ein langweiliges Album attestieren wollen. Das JEW immer wieder mit dem Pop geliebäugelt haben, ist schon seit „Clarity“ offensichtlich. Man hole sich „Lucky Denver Mint“ ran und stelle dem „Sure And Certain“ gegenüber. Grosse Unterschiede zu erkennen? Nein. Also was wollt ihr? Das sie sich verändern? „Pass The Baby“ gehört? 3 Minuten lang eigenartiger Darkpop münden über ein Postrockintermezzo in einem Stoner-Mathrock-Finale, welches man von dieser Band noch nie so gehört hat. Zu doof? Der Titeltrack ist ein Geigeninterlude, zu dem Jim wie aus einem Nebenraum singend (interessant produziert) positiv beruhigt. Zu vage? „You Are Free“ ist einer der aufbauendsten Liebes-Abschiedssongs den ich je gehört habe. Klar - es gibt auch Standards hier drauf. Aber um auf die Ausgangsaussage zurück zu kommen: Ich verstehe einfach nicht, was ihr dieser Band ankreidet. Ich mag „Integrity Blues“ sehr.
Need to listen: You Are Free / Get RightPowder To The People, 04.01.2017 18:36 #

Pop geht auch in Ordnung, wenn denn was hängenbleibt. Für mich klingt der Großteil aber sehr beliebig und austauschbar. Gerade das von dir hervorgehobene "You Are Free" finde ich ganz schrecklich. Wenn ich etwas Poppiges von Jimmy Eat World hören will, dann greife ich zur "Chase This Light". Die war zwar auch weit von perfekt, aber hatte mit "Let It Happen" und "Chase This Light" wenigstens Songs, an die man sich auch nach zehn Jahren noch erinnern kann. (Zudem mag ich Jims "neue" Art zu singen nicht sonderlich. Das hat aber schon mit der ähnlich drögen "Invented" angefangen.)
Woas Sois...
Schöne Reviews, Powdi.
Bzgl. Deftones: Ich find die Gore schon besser als die Koi Karpfen Platte. Allerdings sind wir da immer noch in keinem Top 10 Bereich bei mir. Aber der Finger verweilt doch am CD-Regal und zuckt bei Kontakt nicht elektrisiert zurück.
-pmh-
phantogram´s "three" find ich auch besser als die letzte, die neue the joy formidable hab ich glatt übersehen bzw noch gar nicht gehört. radiohead ist auch bei mir vorne dabei, der "rest" von powders liste interessiert mich eher weniger... und garbage? erspar ich mir lieber.
forever
2. Kings Of Leon - Walls
Gerade in Bezug auf die Kings komme ich mir etwas isoliert im Forum vor. Die letzten Sachen kamen alle nicht gut weg, obwohl die leisen Bewertungen der Visions stets stark ausfielen. Ich mochte den Kram immer. Übrigens erst seit „Because Of The Times“, ihr Garagenopfer! Nun ist „Walls“ bei vielen doch wieder auf Listen erschienen. Der Grund ist ganz simpel: Sie schreiben gute Songs. „Find Me“ hat den Druck der alten Zylinder und „Waste A Moment“ ist so simpel wie effizient gestalteter Rock. Diesmal ist es aber vor allem der abschliessende Titeltrack, der mich fasziniert. Ihm wohnt eine von ihnen noch nie gehörte Intimität inne. Man hat den ironischen Abstand zu sich verringert, vermutlich eben wegen überstandenen Alkoholexzessen. Mit gehörigen 80er Synthieanleihen frischt die Band ihre Songs auf. Übertreibt manchmal repetitiv die Refrains, aber hantiert stets fokussiert. Bleiben sie auf diesem Niveau, meine Herren!
Need to listen: Find Me / WALLSPowder To The People, 04.01.2017 18:36 #


kann ich so unterschreiben!
und nein, du bist keinesfalls isoliert, wenn es hier um die kol geht. ich habe an einer anderen stelle meine zuneigung zum album bekundet und im speziellen zum song find me (einer meiner persönlichen songs des jahres und over + walls sind da auch nicht weit weg). generell bin ich bei jedem album der kings dabei, bis jetzt. ich mag sie alle und mit der b.o.t.t. haben sie mich damals sowas von abgeholt.
und hey, auch bei thrice, biffy (die schräge harmonie in small wishes ist super!:cool:) und deftones bin ich bei dir.
:cheers:

meiner jahresliste (recht früh eingestellt) bin ich noch einen nachtrag schuldig, der sich bereits damals angedeutet hat. here we are:
kings of leon - walls
descendents - hypercaffium spazzinate

bei microwave bin ich mir weiterhin unschlüssig. :hm:
trshtrshtrsh
Mit sehr sehr großem Abstand zum Rest nun die Top 3. Platz 3 wäre in vermutlich 80 Prozent der Jahre die Nummer 1 gewesen. In der Spitze eines der besten Jahre überhaupt. Drei 12/12 Alben für die Ewigkeit. Wann hat man das schon... Dafür war das dahinter nicht so gut wie im Jahr zuvor.

3 Kjartan Sveinsson - Der Klang der Offenbarung des Göttlichen
...AERPELSCHLOT, 03.01.2017 20:36 #

Ich habe mir die letzten beiden Tage immer wieder die vier Lieder dieses Albums angehört und mir bleibt nicht viel zu sagen außer: Danke für Dein Review, das mir diese Musik nahe gebracht hat. Es fühlt sich so an, als ob das hier schon lange auf mich gewartet hätte oder ich darauf.
Ich bin sehr gespannt auf die ersten beiden Plätze Deiner Jahresbestenliste!
Go Ahead Eagle
Der Powder findet die treffenden Zeilen zur Kings of Leon.
Und nur, dass du es noch mal bestätigt bekommst, alleine bist du hier mit denen nie.
Verschweigst allerdings den Skipkandidaten Muchacho.

Die Jew finde ich nicht viel besser oder schlechter als die Damage zuvor, deswegen war das keine Überraschung, dass sie ordentlich abliefern. Mir egal, wem das zu wenig ist. Ich mag das Album, aber für eine Top 10 Platzierung reichts bei mir nicht.

Ebenso wie bei der Biffy, wo ich mich echt schwer mit Re-Arrange und Small Wishes tue. Der Rest ist solides Handwerkszeug bis überragend (die ersten 3).
Powder To The People
Ich möchte nochmal kurz anmerken, dass das ja meine Genre-Top-20 sind. Ich habe jetzt schon Metal und Alternative abgearbeitet. Kommt noch HC und Hip Hop. Und danach dann meine eigentliche Gesamt-Top-Ten. Ja ich weiss, klingt überbordend viel und ist es wahrscheinlich auch. Aber hab dieses Jahr sehr intensiv Musik gehört und kann daher ein bisschen was erzählen. Freue mich auch über die Rückmeldungen und Anmerkungen. Es muss sich aber keiner dazu genötigt fühlen, da ich diese Abhandlung hauptsächlich als Revuepassierung für mich mache.
Trotzdem nochmal danke an alle Mitleser und natürlich auch an die anderen aktiven Schreiberlinge (Ärpel und Co.). Nicht jeder kann und will sich so viel über Musik äussern. Dennoch ist gerade in einem Musikforum sowas nicht unpassend, finde ich.

@eagle: Hattest ja schon in Werdohl angemerkt, dass die JEW & KOL gefallen, und der Olsen ja auch. Meinte auch eher so das restliche Forum, wobei ich mich, wie bei forever, da auch klar täuschen kann.
-pmh-
danke an alle Mitleser und natürlich auch an die anderen aktiven Schreiberlinge.
Nicht jeder kann und will sich so viel über Musik äussern.Powder To The People, 05.01.2017 11:03 #



ich könnte auch. aber für meine techno / electronic / female only - schiene fehlen mir hier einfach die interessenten / leser.
und für mich alleine schreib ich soviel text dann eher ungern....

mitlesen tu ich allerdings gerne. auch wenn ich vieles davon gar nicht kenne, macht dennoch spaß. :cheers: