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Platten

Dekaden-Charts - die Nuller

OneFingerSalute
At The Drive-In – Relationship Of Command

Wovon singt dieser Mann da? Und was ist das überhaupt für Musik? Überforderung auf mehreren Ebenen, dieser Wahnsinn lässt sich nicht aufdröseln für mich. Aber scheiß doch drauf, wenn das so geil abgeht wie bei „One Armed Scissor“ oder so faszinierend gruselig ist wie bei „Invalid Litter Dept.“. Natürlich muss ich auch dieser Platte Respekt dafür zollen, wie sie meine Hörgewohnheiten und meinen Musikgeschmack geprägt hat. Meilenstein für das große Ganze und für mein persönliches Teilchen davon.
OneFingerSalute
Thursday – Full Collapse

Dieses Album taucht auf und ich habe bis dahin keine Ahnung, was Screamo und Post-Hardcore eigentlich sind. Die Genre-Vokabeln lerne ich erst Jahre später richtig kennen, aber musikalisch habe ich jetzt eine gute Ahnung davon. Eine sehr gute sogar. Aber bis jetzt ist dieser Text zu diesem Album viel zu bürokratisch, der muss emotionaler werden, passend zur Musik. Den Liebeskummer und anderen Gefühlswallungen, die die Songs damals perfekt untermalen und zu verarbeiten helfen, habe ich heute zum Glück nicht mehr, aber die Hits packen mich immer noch. Unterschied: Damals war „Understanding In A Car Crash“ für mich der Höhepunkt, heute ist es „Standing On The Edge Of Summer“. Traumhaftes Lied.
OneFingerSalute
Converge – Jane Doe

Eine neue, im ersten Moment äußerst lebensfeindliche akustische Welt tat sich auf, als dieses Monstrum zum ersten Mal über mein kleines Zimmer im Elternhaus in Schutt und Asche gelegt hat. Passend dazu war „Homewrecker“ anfangs das einzige „Lied“, mit dem ich halbwegs zurechtkam. Der Rest: zu krass. Würde ich heute weitermachen damit, mir solche Musik zu erschließen, wenn an jeder Ecke des Internets leichter Bekömmliches verfügbar wäre? Keine Ahnung. Damals wollte ich und musste ich, weil ich gar kein Geld gehabt hätte, mir einfach neue CDs zu kaufen. Und wisst ihr was? Es hat sich gelohnt, weiter Dates mit dieser mysteriösen Frau zu haben. Es ist tatsächlich große Liebe geworden.
OneFingerSalute
Isis - Panopticon

Bisschen was übrig von der letzten Bafög-Zahlung, ab in den Plattenladen, der damals noch zwei Umzüge von seinem aktuellen Standort entfernt war. Ich weiß nicht, was ich sonst noch mitgenommen habe, aber das schon etwas ältere Hardcore-Kid hinterm Tresen empfiehlt mir diese CD einer mir völlig unbekannten Band für den Fall, dass ich mal „was Anderes“ hören will. Eigentlich bin ich nicht anfällig für solche Tipps, aber an dem Tag habe ich zugeschlagen – nur um dann zuhause erschlagen zu werden. Es war anders, es war großartig – und auch so ein Schlüsselalbum. Viel Großartiges aus dem Post-Metal-Rock kam danach, hiermit fing es für mich an.
OneFingerSalute
Gaslight Anthem – Sink Or Swim

Ich hatte damals eine Phase, in der alles neue Punkrockige mir insgesamt so ein bisschen egal war. Dann packt mir ein guter Freund in seinem WG-Zimmer ein paar MP3-Dateien auf einen USB-Stick und meint, das ist `ne neue Band, die solltest du kennen, spielen übernächste Woche auch hier in Bremen – und nachdem ich zuhause eher unmotiviert reingehört habe, gibt’s bis zu diesem Konzert keine andere Musik für mich. Seit meiner Anfangszeit als ernsthafter Musikhörer hatte mich nichts mehr aus dem Stand so sehr gepackt wie dieses Album. Heute läuft es nur noch viel zu selten, aber wenn, dann weiß ich wieder, warum ich es damals im Sommer 2007 so sehr geliebt habe – und warum mir Punkrock dadurch wieder alles andere als egal war.
JustusMeinFreund
Leftöver Crack - Mediocre Generica (2001)

Hier tun sich die ersten Gedächtnislücken auf: Aufmerksam wurde ich auf dieses Album durch das Visionsreview, das logischerweise 2001 veröffentlicht worden sein muss. Meine früheste Erinnerung, es gehört zu haben, datiert aber auf Sommer 2003. Was in den 2 Jahren dazwischen passierte, weiß nur mehr Fox Mulder. Sicher ist nur, dass ich zu dieser Zeit eine Vorliebe für Skapunk und würzige Rauchwaren entwickelte und bei dem CD-Kauf blind zugriff. Diese bissige, dreckige Drogenglorifizierung gefiel mir sehr und hat mich dann noch lange begleitet.
Edit: Original-VÖ war 11.09.2001, wtf.


Hatebreed – Perseverance (2002)

Herbst 2002, ich sitze mit der neuen Visions am Bahnhof am Weg nach Hause von der Berufschule und blättere gierig durch und bleibe bei einem Winzartikel über Hatebreed hängen. Es wurde berichtet, dass man sich bei einem Konzert von ihnen lieber hinters Mischpult verkriechen sollte, denn die Konzertbesucher strecken sich liebend gerne gegenseitig mit Kickboxmoves nieder. Baaaam, ohne einen Ton gehört zu haben, wusste ich, dass es sich hier um meine neue potentielle Lieblingsband handelt.
Schnell bei EMP angerufen und geordert, angemacht um von dieser unbarmherzigen Wucht und Aggresivität komplett umgeblasen zu werden. Das war härter als meine geliebten NYHC-Bands, das war der pure Hass. Das passte mir zu diesem Zeitpunkt gut rein, denn da hatte ich schon wieder die Schnauze voll von Lohnarbeit und realisierte erstmals, wahrscheinlich für immer darin festzustecken. Über die Kickbox-Übungen vorm Spiegel zu dieser Platte hüllen wir lieber den Mantel des Schweigens.
Woas Sois...
Wenn der Profi liefert :cheers: Kann mich bei vielen der Geschichten selber drin finden, auch wenn's bei mir qua früherer Geburt andere Platten sind. Statt Bordsteinkanten waren das bei mir halt eher Geschichten des Göttlichen Imperators.
OneFingerSalute
:cheers:, auch gleich mit Justus. Ein Mann in Hochform, herrliche Texte!
SHITHEAD
Gute Listen von guten Menschen wieder :cheers:
Go Ahead Eagle
1. Coheed And Cambria - In Keeping Secrets Of Silent Earth: 3
Hat vom ersten Hören bis zum heutigen Tag keinen Tick an Reiz verloren.
Noch immer packt mich die Gänsehaut, wenn das Telefon klingelt.
Und dann rauscht da diese Lo-Fi-Eröffnungsmelodie vorbei und saugt mich ein.
Schon steht Wuschelkopf Claudio vor mir und präsentiert mir: Die Gitarre!
Mit der er eine neue Welt aufbaut um sie mit dem Jackhammer wieder zu pulverisieren.

Und es folgen 60 Minuten lang Euphorieschübe, Mitsingpart folgt auf Mitschreipart, Zeilen die ich mich seit Jahren begleiten und die mich kennen, auch wenn ich sie nicht kenne.
Ich hab keine Ahnung von der Geschichte - obwohl ich sogar den ersten Comic mein Eigen nenne.
Da sind so viele Textstellen, die mich sanft berühren und hart treffen.
Und Melodien. Auf Gitarre und auf Bass! Das ist ein Bassalbum! Echt jetzt. Und wie.

Insgesamt hab ich sie 4 mal live gesehen. Die Premiere gabs in der Bochumer Matrix.
Da war das Album frisch draußen und das gesamte Publikum sowas von textsicher, als wärs ein Helene Fischer Konzert mit tausendfach gehörten Songs.
Go Ahead Eagle
Der Ofsi überrascht mich wenig. Außer, dass Thursday bei ihm so hoch im Kurs stehen!
Das hatte ich irgendwie kaum auf dem Schirm.
Schöne Texte auch! Gleiches gilt für Justus, die alte Kräuterhexe.

Ja, es ist wohl die prägende Dekade für viele hier. Das liest man eindeutig heraus.
So persönlich wie das hier ist, so präsent wie diese Erweckungserlebnisse immer noch wirken.
Ich bezweifel (für mich), dass das bei der nächten Dekade noch mal so klappt, da ich mir doch vieles nicht live erarbeitet hab, sondern eher nachträglich drauf gestoßen bin.
OneFingerSalute
1. Coheed And Cambria - In Keeping Secrets Of Silent Earth: 3Go Ahead Eagle, 21.02.2020 14:15 #


Ganz knapp nicht drin in meiner Liste. War ein echter Härtefall. Ist ein Riesenalbum, ganz klar. Muss ich mir mal wieder in volle Länge geben.

Was Härtefälle angeht, will ich auch noch "Puzzle" von Biffy Clyro und "Catch Without Arms" von Dredg erwähnen, die ja anderswo in Liste auftauchen (zumindest bei CWA bin ich mir sicher, es bei Luna gesehen zu haben). Es ist schon schwierig mit dieser Beschränkung auf zehn.


Der Ofsi überrascht mich wenig.Go Ahead Eagle, 21.02.2020 14:25 #


Tja, was soll ich sagen? Ist halt, wie es ist. Bin der Musik von damals zu großen Teilen noch sehr treu und deshalb kommt da auch nichts ans Tageslicht, was ihr nicht vorher auch schon sehen konntet.

Zuletzt geändert von OneFingerSalute

cornello
krass, konsens für deftones und coheed and cambria.
hat denn niemand auch nur ernsthaft probleme mit den stimmen der sänger?
Woas Sois...
Bei Deftones eher nicht, bei den anderen: schwierig. doch, ja, ja.
Go Ahead Eagle
Der Ofsi überrascht mich wenig.Go Ahead Eagle, 21.02.2020 14:25 #


Tja, was soll ich sagen? Ist halt, wie es ist. Bin der Musik von damals zu großen Teilen noch sehr treu und deshalb kommt da auch nichts ans Tageslicht, was ihr nicht vorher auch schon sehen konntet.OneFingerSalute, 21.02.2020 14:25 #

Eh klar.
Wer so ne Liste ernsthaft und persönlich bastelt und zudem gefühlte 25 Jahre hier aktiv ist, dem hätten wir hier im Kollektiv die Top 10 recht gut zusammenraten können.
der herrscher
krass, konsens für deftones und coheed and cambria.
hat denn niemand auch nur ernsthaft probleme mit den stimmen der sänger?cornello, 21.02.2020 14:33 #


Meine Abneigung gegen Chinos Vocals kennst du doch, Bruder.
Go Ahead Eagle
hat denn niemand auch nur ernsthaft probleme mit den stimmen der sänger?cornello, 21.02.2020 14:33 #

Überhaupt gar nicht.
Chino ist sowieso unbestrittener Scream-King.
Und bei Claudio ists nicht die Helligkeit und Höhe, sondern die Variabilität in der Aussprache und Betonung.
Olsen hat das schon ähnlich gesagt. Er macht Gesichtsfaxen und Grimassen, man hört es förmlich, wenn er von Charakter zu Charakter springt. Und genauso sitze ich im Auto während ich den Scheiß mitbölke. Die weiteren Verkehrsteilnehmer haben mich heutemorgen sicher für irre gehalten. Mir egal. Ich hatte meinen Spaß.
SHITHEAD
Und bei Claudio ists nicht die Helligkeit und Höhe, sondern die Variabilität in der Aussprache und Betonung.
Olsen hat das schon ähnlich gesagt. Er macht Gesichtsfaxen und Grimassen, man hört es förmlich, wenn er von Charakter zu Charakter springt. Und genauso sitze ich im Auto während ich den Scheiß mitbölke. Die weiteren Verkehrsteilnehmer haben mich heutemorgen sicher für irre gehalten. Mir egal. Ich hatte meinen Spaß.Go Ahead Eagle, 21.02.2020 14:51 #


Keule, was freu ich mich auf nächstes Wochenende! :cheers::friends:
LUNACHICK
Lächerlich, wieviele Platten und Bands ich vergessen habe. Gaslight Anthem, Hatebreed, jetzt fällt mir noch Heaven Shall Burn ein, die ich alle gespielt habe bis zum Hörsturz. Ich hab sogar einen Hatebreed Text tätowiert! Da sieht man mal wieder, wie willkürlich und sackschwer es ist, Listen zu erstellen und sich selbst einzuschränken. Dennoch würde ich meine Top 10 vermutlich nicht ändern. Zum Glück werden diese Bands von anderen gewürdigt.

Wahnsinn übrigens wieviel Überschneidungen es gibt
OneFingerSalute
Keule, was freu ich mich auf nächstes Wochenende! :cheers::friends:SHITHEAD, 21.02.2020 14:55 #


Eagle singt laut mit und Shitty beleidigt rotzbesoffen durchs offene Autofenster Passanten. Eine Autofahrt wie ein Outtake aus einem Mashup von Wayne's World und Bang, Boom, Bang.