@thurston
Fotografisches Gedächtnis. Extrem ausgeprägt, deswegen lerne ich auch so flink. Kennst du den Film "Temple Gradin"? So, wie diese junge Frau sich Sachen aneignete, so mache ich dies auch, sprich ich überfliege im Grunde alles, speichere es aber komplett dabei. Du fährst mit mir einmal eine Straße entlang, und ich zeichne dir danach alles detailtreu, habe dabei mein Auge eher auf die nicht so plakativen Dinge.
In meinem Job sind Daten das A und O. Während meine Kollegen sich immer wieder Akten schnappen müssen oder den PC zur Hilfe nehmen, so präge ich mir alles ein und kann es noch Jahre später abrufen, wenn ich einem Altbekannten gegenüber sitze, dessen Vorstrafenregister ich problemlos abrufen kann. Wir sprechen da im Jahr von bis zu 1200 Buchnummern, also Vorgänge. Von denen kenne ich jeweils das Gesicht, die Buchnummer, das gesamte Register, und so weiter. Ich erfülle also nicht die Behindertenquote, sondern bin qualifizierter als manch anderer bei uns, was sich aber die meisten zu eigen machen, wenn es mal schnell gehen muss.
Klischeehaft denken viele bei Autismus sofort an ein Leben in einer Art Glocke, Hollywood läßt grüßen, dabei kann es nun mal genau anders aussehen. Störend empfindet es meist nur das Umfeld, wenn man sich mit dem Thema nicht auskennt. Klugscheißer und Spasti sind dabei noch die nettesten Formulierungen. Neben bestimmten Fähigkeiten hat man auch so seine Eigenarten, die befremdlich wirken. Ich brauche, nur als Beispiel, bestimmte Essensregeln, sonst kann ich das nicht. Oder schenken und feiern, geht gar nicht. Mein Geburtstag wurde bis heute mein gesamtes Leben lang dezent übergangen, weil ich mir nichts schenken lassen kann, ohne den Reflex des Sofort-Zurückschenkens nicht zu verspüren. Strange, ich weiß, für mich aber normal. Die Betrachtung macht es aus
Was kommt als nächstes? "Psychologie heute"? "Besser wohnen" (da ich in einer JVA arbeite?) 
