Ihr führt die interessanten Diskussionen natürlich zu Zeiten, zu denen ich arbeiten muss.
Um Shittys Seitenhieb auf Systemkritik meinerseits ein wenig zu relativieren mal folgender Erklärungsversuch:
Ich bin mir über das in Deutschland zum Glück noch funktionierende Sozialsystem im Klaren. Derzeit gibt es deutlich schlechtere Ecken in der Welt zum Wohnen. Wenn ich das System kritisiere, dann mach ich das weltweit. Denn noch nie hat eine Gesellschaftsform (das nenne ich mit Absicht so) sich derart um den Globus geschwungen. Geld ist die Religion fast jeden Landes und keines kann sich mehr vom Vergleich mit anderen abschotten. Dafür ist alles zu vernetzt, zu systemrelevant, zu...fiktiv. Ja, genau das ist der Terminus den man in diesem Zusammenhang verwenden muss. Wir befinden uns in Marktsphären, die von keinem Menschen mehr zu begreifen sind. Die Börse ist ein fiktiver Markt. Klar, er ist beeinflusst von den Vorgängen in der Weltwirtschaft, aber mehr noch von Spekulation und Glaskugelgereibe. Das hat ein solches Ausmaß angenommen, dass eine Firma trotz hervorragender Führung und stetem Gewinnanstieg zugrunde gehen kann, wenn Aktionäre der Meinung sind, ihre Aktien abzustossen. Plötzlich "verliert" die Firma an Wert oder geht gar bankrott. Das ist so brachial hirnrissig, da fehlen einem die Worte.
Im kleinen Rahmen hat sich in der BWL das Minimum-Maximum-Prinzip zum König erhoben. Ursprünglich hiess es mal: Mit dem Minimum an Personalstand den normalen Umsatz fahren oder mit normalem Personalstand das Maximum erreichen. Mittlerweile sind wir bei minimalem Personalstand auf maximalen Profit ausgerichtet. Das ist natürlich effizient, das bringt natürlich Kohle rein, das ist nur leider nicht auf Dauer für Menschen (und im Übrigen auch Maschinen) umsetzbar. Wenn allerdings in die Spitze eines Unternehmens heutzutage im 2-Jahres-Rhythmus eine neue Heuschrecke gesetzt wird, die mit eingeimpftem narzisstischem Brechdurchfall bestehende, funktionierende Strukturen auf maximale Drehzahl bringt und nix als verbrannte Erde hinterlässt, wird in dessen Arbeitszeugnis nur stehen, wie dolle der Gute doch den Umsatz hochgebracht hat. Sehr schön. Dafür habt ihr ihm die Nille vergoldet. Wieviele Leute in dieser Amtszeit in den Burnout gegangen sind wird da nicht stehen. Weil das ist ja die Schuld der Leute. (Um Cracker nicht wieder zu verärgern
: Ich rede von grösseren Unternehmen) Zudem finden sich ab einer gewissen Grösse in vielen Führungsetagen Parasitärberufler, die auf Stellen sitzen, für die sie gar nicht kompetent genug sind oder die für sie erst geschaffen wurden. Controlling ist alles. Qualitätsmanagement to the max. Nicht falsch verstehen, das hat schon alles im richtigen Rahmen seine Bedeutung, aber wieviele (hauptsache akademisiert) Nutzniesser sich da mittlerweile einnisten, ist schon erstaunlich. Gespart wird aber stets nur an den untertesten Positionen (man könnte ja vielleicht auch einfach mal 'nen unnötigen Vorstand kicken und dafür 20 Arbeitern ihren Job lassen).
China ist nur aus einem Grund Chef im Ring: Weil sie den kapitalistischsten Kommunismus aller Zeiten führen. Nur da kannst du abseits aller Arbeitsrechte und vorbei an sämtlichen Schutzbestimmungen (die es freilich gar nicht erst gibt) fröhlich und billig daherproduzieren. Ihr braucht ein Teil aus China? Kein Ding. Die schmeissen 20 Chinesen auf den Prototyp und übermorgen sind die fertig. Da bildet sich doch grad ein Mittelstand aus? Klar, für etwa 15% der Bevölkerung. Der Rest macht mal schön weiter 14-Stunden-Schichten bei 6-Tage-Woche (Sonntag dürfen sie mal kacken).
Zu der Katze beisst sich in den Schwanz Sache, erzähl ich mal gleich was. Ich muss erstmal eine rauchen.