Bei Überstunden und Arbeitszeiten geb ich Woas recht. Mein Eindruck ist aber auch, dass da ein gewisses Maß an (gewollter oder nicht erkannter) Selbstausbeutung mit reinspielt, nach dem Motto "Es gibt keine Regeln, voll cool, ich kann kommen und gehen wann ich will, Hauptsache die Arbeit wird gemacht." Da gibt es sicher nur wenige, die sagen "Hey, Arbeit ist schon in 7h getan, da geh ich heute mal schon um 3 heim." Dauerhaft sein Stundenkonto im Rahmen zu halten muss man auch wollen.SHITHEAD, 02.04.2015 14:36 #
Also da bin ich ja quasi Betroffener. Wir führen kein vom Arbeitgeber auferlegtes Arbeitszeitkonto (lediglich für Projektkosten, aber nicht zur Kontrolle der Arbeitszeiten). Und ich muss sagen - ich gehe durchaus auch mal mit weniger Zeit nach Hause. Umgekehrt bin ich aber auch bereit für die Privilegien, die man gegenüber vielen anderen Jobs hat, meinen persönlichen Einsatz zu erhöhen. Kommt mir mein Arbeitgeber entgegen, komme ich ihm entgegen.
Wenn es Arbeit am Wochenende oder Nachts gibt, bin ich der erste der "hier" schreit.
Ich schaue, dass ich tue, was ich kann. Warum sollte ich nicht alles geben in dem was ich tue?
Aber zum einen bin ich auch ausgesprochen mental und körperlich belastbar und familiär flexibel, das macht es einfacher. Niemals sollte das der Standard sein. Es kommt auf das Individuum an. Ich glaube ich könnte mich in so einem hippen Unternehmen durchaus wohlfühlen.
Andere Kollegen, darunter auch ältere an die 60/60+), arbeiten nach anderem Schema. Sie nutzen die Flexibilität aus um früh zu kommen und früh zu gehen und jeden Tag ähnliche Aufgaben zu machen. Wer keine Abwechslung oder neue Sachen will, bekommt auch keine. Wer jeden Tag unterschiedliche neue Dinge haben möchte (so wie ich), bekommt eher andere Kernaufgaben. Ich sehe das nicht als Selbstausbeutung. Ich brauche etwas, wo ich mich reinsteigern kann, wo ich mich auch mit beschäftigen kann.
In gewissem Maße ist das wohl die angesprochene Identifikation. Ich finde es gut. Ich fühle mich wohl dabei. Man darf allerdings sein Ego nicht aufgeben und muss sich gut dabei fühlen, was man tut. Das hatte ich zB letztes Jahr nicht mehr, aber mein Arbeitgeber hat reagiert, mir anspruchsvollere, besser zu mir passende Aufgaben gegeben. Ich glaube, zu oft spricht man auch einfach seine Empfindungen nicht aus, sei es aus Angst um den Job, oder weil man meint, dass es so sein muss / schlimmer kommen könnte.
Meine Arbeit mein Zen Garten, hier kann ich abschalten, mich fokussieren. Es kostet mich mehr Anstrengung mich morgens anzuziehen, als 24h am Stück meiner Arbeit nachzugehen. Darum ist es für mich auch kein Drama, wenn mich jemand mal anruft obwohl ich Feierabend oder Urlaub habe. Es ist eine Frage der Masse (Einzelfall oder grundlegendes, strukturelles Problem), aber versaut mir keine Erholung. Und natürlich hat man mal kein Bock, oder nervige Aufgaben... Darüber darf man dann aber nicht das große Ganze aus den Augen verlieren.
Und wenn die Leute dann jeden Tag 10, 11h im Büro sind (weil sie es eben selber wollen), widerspricht der Chef nicht. Obwohl er sollte.SHITHEAD, 02.04.2015 14:36 #
Ist durchaus vorgekommen. Ich wurde schon wegen vielen Dingen nach Hause (oder auch ins Bett :D ) geschickt. Es gibt solche und solche. Gute Chefs sollten die Last ihrer Arbeitnehmer im Auge behalten. Ich werde bei jeder Personalplanung für die nächste Zeit gefragt, ob das zeitlich mit meinen bisherigen Aufgaben passt. Wenn es nicht passt, muss umgeplant werden - oder im Extremfall über den Betriebsrat Überstunden beantragt werden (die dann aber auch entsprechend + Zulagen vergütet werden).
Mich interessiert mehr als das Hätte Sollte Könnte Müsste (da liegen wir glaub ich alle auf einer Wellenlänge) mal, wie ihr eure Arbeit so empfindet. Fühlt ihr euch wohl? Ist es das, was ihr tun wollt?